Montag, 10. August 2020

Fr. Hunwicke spricht...

bei liturgicalnotes über Päpste und Gegenpäpste in der Kirchengeschichte und darüber, ob die Urteile über ihren Status endgültig sein können.
Hier geht´s zum Original: klicken

"HEILIGE GEGENPÄPSTE BETET FÜR UNS" 
"Gregor Dipippo hat uns vor kurzen auf seinem wunderbaren blog einen schönen Krimi präsentiert: eine ausführliche Darstellung der geheimnisvollen Affäre von Papst Felix II. Wenn Sie die versäumt haben, lesen sie sie!

Mich interessiert hier nur ein Aspekt des Falles.

Neulich, am Fest der Hl. Martha hat unser Vor-Bugnini-Missale uns die Erinnerung an den Hl. Felix II, Papst und Märtyrer angeboten (praktischerweise kombiniert mit einigen anderen Heiligen....das erlaubte der alte Römische Ritus, sogar dann, wenn die Heiligen keine Verbindung zueinander hatten). Aber 1947 versetzte ihn das Annuario Pontificio in den Status eines Gegenpapstes. (In meinem Altar-Missale von 1950 wird er noch Papst genannt, wurde aber kurz danach "demontiert".)

Gehen wir schnell vorwärts, ins Jahr 1998, zum Kommentar der Glaubenskongregation "Ad tuendam fidem" (§ 11) Dieses Dokument enthält Beispiele für "Wahrheiten, die aus Gründen der historischen Notwendigkeit definitiv bestätigt werden müssen." Einer der Gründe dafür war die "Legitimität der Wahl des Souveränen Pontifex".

Also im Fall von Papst Felix II scheint es einige Zweifel an der Legitimität zu geben....oder nicht.. an dem, was das Pontifikat von Papst Felix II angeht. Zweifel auf der höchsten Ebene des Vaticans!

Und er ist nicht der Einzige.

"Nahe an meinem Schreibtisch habe ich ein nützliche kleines Pamphlet der Glaubenskongregation (1958) (Es hat mich 6 D (Doubles?) gekostet, als ich ein schlaues junges Bürschlein von 17 war...gut angelegtes Geld):
"Die Päpste vom Hl. Petrus bis Pius XII "! Sehr gut was die Daten betrifft, mit einfachen Zusammenfassungen. Basierend auf dem Annuario Pontificio von 1904 und 1905.
Jeder Papst hat seine eigene Nummer. Die Nummern 112, 114, 116 : Papst Formosus wurde posthum von seinem Nachfolger Stephan VII abgesetzt, aber von dessen Nachfolger Theodor II rehabilitiert. 119 Leo V: als wahrscheinlicher Gegenpapst angesehen, Leo VIII: die Gültigkeit seiner Wahl ist umstritten", 133 Benedikt V : die Gültigkeit seiner Wahl ist umstritten, 146A Sylvester III "Die Gültigkeit seiner Wahl ist umstritten"; 147 Gregor VI "Seine Wahl ist deshalb zweifelhaft" , 200 Urban VI "Seine Wahl ist von eingeschränkter Gültigkeit".

Ganz schön viele Päpste, an deren Legitimität (oder Illegimität) Zweifel mehr oder weniger offen ausgesprochen werden. Wenn die Ersteller der Liste schon so daran zweifeln, wie kann der einfache Katholik dann den Anforderungen folgen ("die definitiv befolgt werden müssen")- die der Kommentar anordnet?
Urban VI , Nr. 200, ist ziemlich wichtig. Von seinem Status hängt die Frage ab, ob die Römischen Päpste von 1378 an die gültige Linie bilden. Das Schisma dauerte bis 1417 und so viel ich weiß, hat es nie eine endgültige Entscheidung über die Ungewißheiten vor dieser Zeit gegeben.
Zu sagen, daß "diese Wahl von verminderter Gültigkeit war"scheint meinem uninformierten und unkanonischen Auge viel schwächer zu sein, als zu sagen "die Legitimität dieser Wahl muß endgültig bestätigt werden".
Und um zur Verwirrung beizutragen -respektable Autoren haben dazu das Axion formuliert: Papa dubius Papa nulla.  (Ich kann nicht herausfinden, wer es zuerst benutzt hat)
Man kann argumentieren, daß es während des großen Schismas während 4 Jahrzehnten gar keinen Papst gab. Sie können erkennen, warum das nicht unwichtig ist: nach dem Konzil von Pisa (1409) hatte der römische Papst Gregor XII, der allgemein als der "wirkliche Papst" angesehen wird, über Italien hinaus keine Jurisdiktion. Der Gegenpapst  Benedikt XIII in Avignon wurde von niemandem außerhalb der kleinen spanischen Stadt Peniscola anerkannt. und der Gegenpapst in Pisa, AlexanderV  herrschte über den Rest der Welt.





Aber- oh je....ich habe gerade entdeckt, daß meine Schuljungen-Liste überholt ist. Sie unterscheidet sich ziemlich stark vom aktuellen Annuario Pontificio. Offensichtlich geht meine Liste auf die Jahre 1904/ 5 zurück, aber es gab dann diese Revision von 1947. Wirklich?
Dann haben die Gelehrten, die diese Revision vorgenommen haben, hat die für diese Revision verantwortliche Person die Liste, die zu revidieren ausgesucht wurde, als für immer gültig angesehen. Warum dann also?

Tja... ich weiß... ich strapaziere Ihre Geduld. Der Kommentar hat einfach nur moderne Sedisvacantisten verprügelt..und das sollte er auch...alle Macht seinem Ellbogen.
Da gab es keine Absicht, irrelevante Anathemata über Geschichtspedanten auszustreuen, die abweichende Ansichten über den Status längst verstorbener Päpste haben- auch nicht, Burschen zu exkommunizieren, die in jeder Generation die Liste des Annuario Pontificio überarbeiten oder so. Ein bißchen gesunder Menschenverstand...

Aber ... und das ist mein Punkt ... ich denke, der Methodik des Kommentars fehlt es an logischer Genauigkeit. Er kann nicht wirklich genau bedeuten, was er sagt. (Er wurde weder vom damaligen Papst... noch in forma specifica gebilligt.) Und es besteht die Gefahr, daß das gesamte Konzept von "für endgültig betrachtet werden" in Verruf gerät. In streng logischen Begriffen, warum sollte es "was-zur-Hölle-wen" interessieren, die Gültigkeit der Wahl von Gregor VI. zu bestreiten, aber gleichzeitig völlig schrecklich sein, diejenige von Franziskus I in Frage zu stellen?
Im Laufe der Jahre verdunstet offenbar das defintive tenendum allmählich und anmutig. Wie die Zauberer sagen:" Jetzt siehst du es, jetzt nicht mehr."

Meine vorläufige Schlußfolgerung (ich bin wirklich offen für gut argumentierte Erklärungen, aber nicht für gereizte Beschimpfungen) ist, daß dieser Absatz im Kommentar pastoral und zuverlässig darauf hinweisen soll, wo authentisches Kirchenleben hier und jetzt zu finden und zu leben ist.
Es ist in Gemeinschaft mit Franziskus zu finden, der wirklich Papst ist (nicht in sedisvacantistischen Gruppen). Sichere Hinweise auf sichere Realitäten; zuverlässige Warntafeln vor echten Minenfeldern, in denen der Tod wirklich lauert. Deshalb schützt es Sie hier und jetzt, wenn Sie das als endgültiges tenendum betrachten, und das ist wichtig. Aber trotz ihres ziemlich grimmigen Erscheinungsbildes beabsichtigt diese Sprache nicht, kann sie nicht beabsichtigen, als unerbittliche eiserne Regel jeden Zweifel an der vergangenen Geschichte zu lösen - das funktioniert einfach nicht - und sie kann auch kein ewiger Mühlstein um den Hals der Kirche sein.

Es kann nicht falsch sein, darüber zu spekulieren, welche zukünftigen Generationen von Herausgebern des Annuario Pontificio vielleicht über den Status von Franziskus I entscheiden könnten. Nach seinem Tod (oder vielleicht davor ... erinnern Sie sich an jene Hilfsmittel für die Andacht, die vor ein paar Jahren in Umlauf waren - mit "Papst Franziskus, bitte für uns"?). Er wird natürlich heilig gesprochen werden.
Aber wer weiß, ob nicht im nächsten Jahrtausend ein kleiner Federfuchser in Rom ihn einfach ... streichen könnte?"

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J. Hunwicke

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