Freitag, 22. Januar 2021

Hallo Samuel....

Aleteia hat einen Text von Fr. Jean-Thomas de Beauregard OP zur Frage, wie sich Gott an die Menschen wendet, die er berufen will, veröffentlicht.
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"HALLO SAMUEL? WIE GOTT UNS NOCH UND IMMER BERUFT" 

Gott beruft immer noch aus seinem himmlischen Call-Center. Wie Samuel ruft er uns, ihm zu folgen. Wie Samuel können wir diesen Appell nicht immer hören, der auch ein Appell unserer Berufung ist. Und oft widerstehen wir ihm....

Es klingelt. Eine metallische Stimme vom Band erklärt "Die Nummer, die Sie gewählt haben ist nicht vergeben - oder der Teilnehmer ist nicht erreichbar. " Es klingelt erneut  und am anderen Ende entschuldigt sich jetzt- deutlich beschämt- eine echte Stimme: "Tut mir leid, ich bin nicht interessiert". Seit dem Garten Eden bis heute lebt Gott als Verkäufer eines Call-Centers, der eine neue Telefon-Flatrate oder eine neue Versicherung anbietet. Aber Gott gibt nicht auf. Gott ruft Tag um Tag Herz nach Herz.

Bei Samuel mußte Gott es dreimal versuchen . Samuel hatte allerdings seine Kindheit im Tempel verbracht - in der familiären Nähe zum Priester Eli. Aber er hatte sich nie träumen lassen, daß Gott sich direkt an ihn wenden könnte. Für ihn blieb Gott eine etwas vage Figur, zu finden zwischen den Torah-Rollen, zu spüren im Rauch des Weihrauchs, durch die Priester gelehrt. Gott war etwas Großes, aber er war noch kein Jemand." 

Gott ruft einmal, zweimal, dreimal, aber Samuel Zwillinge durch die Zeitalter erkennen ihn nicht. 

Der kleine Samuel hat durch die Zeitalter hindurch viele Zwillinge. Heute- groß geworden in einer katholischen Familie -haben sie die Rudimente des Glaubens im Katechismus gelernt, sie sind vielleicht sogar Priestern oder Mönchen begegnet- beim Almosensammeln oder in einer Pfadfindergruppe. Aber Gott hat sich noch nicht als ein Jemand offenbart. Gott ruft einmal, zweimal, dreimal, aber sie erkennen ihn nicht. Werden sie einen Eli finden, einen im Glauben Fortgeschrittenen, der sie lehrt, wirklich auf das Wort Gottes zu hören und ihr Leben in seine Hände zu legen?

Im Himmel fährt Gott fort- umgeben von den Legionen der Engel und der Heiligen, die bereits in die Seligkeit eingetreten sind, zu rufen. Er könnte via mailing-list einen Sammel-Appell schicken, eine Plakataktion in der U-Bahn starten oder ein Video bei Tic-Toc, aber Gott weiß, daß nichts ein persönliches Gespräch ersetzen kann, von Herz zu Herz. Also nimmt Gott wieder das Buch des Lebens und wählt erneut eine Nummer. Er kommt. jeden von uns zu holen, einen nach dem anderen. 


Mit Johannes dem Täufer hat Gott eine wirkungsvolle Verbindung gefunden. Eine charismatische Persönlichkeit, die die Massen anzieht, die aber weiß, wie man zur Seite tritt, um das wahre Licht zu zeigen: "Seht das Lamm Gottes" (Joh. I, 35-42) Die Verführung durch Johannes den Täufer ist real und er ist sich dessen bewußt, aber er nutzt das nicht aus. Es gibt keine Anzeichen von spirituellem oder sexuellem Mißbrauch, die ihn betreffen. Er versucht nicht, sich einen kleinen Kreis von Anhängern zu schaffen. Im Gegenteil, er ermutigt seine Jünger, sich von ihm zu lösen, um Christus zu folgen- nur Christus. Und selbst macht er dabei nur Vorschläge und zwingt seine Vision nicht auf. 

Nichts ersetzt eine reale Begegnung 

Und Jesus? Wie beruft er - Sohn Gottes? Man muß damit beginnen, zu sagen, daß er die Vorschriften des Vaters anwendet. Um eine Umkehr der Herzen zu erreichen, bewegt er sich selbst. Vom Himmel auf die Erde und von einem Ufer des Sees zum anderen, Jesus geht denen entgegen, die er ruft. Nichts ersetzt einen reale Begegnung. Jesus weiß, daß die Jünger Johannes´ des Täufers schon eine solide Ausbildung erhalten haben. deshalb lädt er sie einfach nur ein: "Kommt und seht". 

Die Berufung von Andreas und Johannes illustriert- wie die Samuels -den fundamentalen Ruf, den Gott an alle Christen richtet: die Berufung durch die Taufe, deren Endziel die Heiligkeit ist.

Das ist eine Lektion für die heutigen Evangelisten: weil es einige gute Bekehrungen, einige gute Antworten  auf die Fragen, viel Zuhören gegeben hat, kommt der Moment , wo nichts das Erlebte ersetzt. Für den, den Gott durch die Stimme eines Christen ruft, hat die erleuchtete Vernunft vielleicht schon den wichtigsten Teil des Wege zurückgelegt und fühlt, daß am Ende des Weges die Wahrheit ist. Aber um den letzten Schritt zu machen, muß der Mensch diese Wahrheit als wünschenswert und gut erfahren. Demjenigen, der vom Glauben angezogen zu werden scheint, muß man deshalb vorschlagen,  zu kommen  und selbst zu sehen: eine Gebetsgruppe, die Messe, ein Rückzug in ein Kloster, eine caritative Tätigkeit oder ein christliches Leben-auf authentische und freudige Weise gelebt. Jesus begegnet man nur im Herzen einer Gemeinde von Jüngern. 


Der Ruf der Berufung

Aus seinem himmlischen Call-Center fuft Gott immer noch. Die Berufung von Andreas und Johannes - wie die des Samuel- illustriert den fundamentalen Appell, den Gott an alle Christen richtet: die Taufberufung, deren Endziel die Heiligkeit ist. Sie werden sofort Missionare, weil Andreas Jesus seinen Bruder Petrus präsentiert. Für Petrus scheint Jesus einen spezifischeren Ruf zu haben. Die Berufung bleibt in ihrem Ziel gleich: Jesus zu folgen und ein Heiliger zu werden. Der Unterschied findet sich nicht im Ziel - das immer gleich bleibt (Heirat, Priestertum, religiöse Weihe) sondern durch die Mittel, die gewählt wurden, um es zu erreichen. 

Ich bin nicht würdig. nicht kompetent, ich bin ein Sünder. Na und? Der Ruf Gottes ist nicht durch frühere Verdienste bedingt. 

Gott ruft, die Glocke klingelt. Einmal. zweimal, dreimal. Gontran ist unruhig, Cunegonde erblasst. Sie sind schon getauft, sind praktizierende Katholiken, in ihrer Gemeinde engagiert....Was könnte Gott noch wollen? Es fehlt nur noch, daß er uns zu einer Berufung als Priester, Mönch oder Nonne ruft" Nein, sicher nicht! Gontran und Cunegonde haben schon eine Liste mit Widersprüchen gegen diesen Ruf. Zuerst fängt Gontran an- weil man dem Wort Gottes gehorchen muß-mit dem Einwand des Propheten Jeremias gegen den Ruf: "ich kann nicht sprechen, weil ich noch ein Kind bin" Das ist der Einspruch des guten Christen auf eine spezifische Berufung: ich bin nicht würdig, nicht kompetent, ich bin ein Sünder. Na und?  Der Ruf Gottes wird nicht durch vorhergegangene Verdienste bedingt. Gott beruft keine bereits Heiligen, er beruft sie, damit sie Heilige werden. Einsprüche sind unzulässig und werden deshalb zurückgewiesen." 

Cunegonde kehrt zum Auftrag zurück: "Ja, aber Herr, ich habe Angst!" Geduldig aber ein bißchen genervt antwortet Jesus mit gleicher Münze. "Und ich auf dem Ölberg, glaubst du daß ich da keine Angst hatte? Wenn es möglich ist, laß diesen Kelch an mir vorübergehen, erinnert dich das nicht an etwas? Aber dein Wille geschehe, nicht der meine, das folgt dann, falls du es vergessen haben solltest." Ja, die Berufung macht Angst. Aber wenn diese Berufung wirklich die meine ist, dann wird sie mir zuteil, weil Gott mich besser kennt als ich sslbst. Sie ist nicht etwas Außergwöhnliches, das jemanden willkürlich trifft. Berufung ist das Beste, was Gott aus dem machen will, was ich schon zentimeterweise erreicht habe. Das schließt Kämpfe, Kreuze nicht aus, aber wenn es wirklich meine Berufung ist, habe ich nichts zu befürchten. 

Der Ruf des Begehrens 

Gertrude, die große Gefährtin von Gontran und Cunegonde mischt sich in das Gespräch ein: "Aber ich, ich habe nie einen Ruf von Gott gehört"  Jesus macht sich lustig "Das glaubst du..." Das liegt daran, daß Gott manchmal auf außerordentliche Weise ruft, sensibel, durch die Manifestation spektakulärer Gnaden (der Hl. Paulus, Claudel etc.) meistens lehnt er spektakuläre Hollywood-Effekte ab und arbeitet in der Unsichtbarkeit des Herzens. Jesus fährt fort: "Ich rufe dich durch deine Wünsche"  Im Herzen, diesem weiten Feld widersprüchlicher Wünsche, das die mescnhlcihe Seele ist, tauchen bestimmte Wünsche auf, andere verschwinden, wieder andere nehmen an Intensität zu, während andere weniger werden- aber Schritt für Schritt scheint ein Begehren stabil zu bleiben und wächst sogar noch an, nicht ohne Hindernisse -aber es widersteht den Prüfungen der Zeit. Dieses Begehren kann sehr gut die Berufung werden, zu der Gott mich ruft! 

Den Blick auf alle diese Jungen und jungen Mönche richtend, die er mehr als alles liebt, schließt Jesus: "mit der Zeit, mit Geduld und mit dem Gebet. mit der Hilfe durch Rat von außen - indem ihr die  Berufungen, die ihr erwartet, erprobt, werden ihr sehen! Ich berufe euch und warte auf euch." Dann haben Samuel, Andreas, Johannes, Petrus, Gontran, Cunegonde und Gertrud geantwortet- wie alle Heiligen in der Kirchengeschichte, Laien und Religiöse, Ingenierue und Hausfrauen, Männer, Frauen und Kinder: "Sprich Herr, dein Diener hört!" 

Quelle; Fr. J.Th. de Beauregard, OP, Aleteia 

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