Dienstag, 27. April 2021

Europa, Krieg in der Sahel-Zone, Islam & Christentum

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo die derzeitige Lage in den Kampfgebieten in der Sahel-Zone- wo zwischen verschiedenen islamistischen Gruppierungen um die Vorherrschaft gerungen wird. Hier geht´s zum Original:  klicken

"KORAN UND KALASCHNIKOW. KRIEGSBERICHT VON DER SAHELFRONT" 

Idriss Deby, ein Muslim aus Zaghawa, ist 1990 an die Macht gekommen; im selben Jahr als es einen stillen Besuch von Johannes Paul II in seinem Land Tschad, gab, als noch kein Kriegskorrespondent daran dachte, dorthin oder in die Nachbarländer zu fahren. Aber drei Jahrzehnte später, am 21. April 2021 - starb der gerade zum sechsten mal wiedergewählte Gendarmerie-Präsident im Kampf an der Front zwischen Lake Tschad und der Haupstadt N´Djamena während eines Feuergefechts mit den Guerillas der Front für Wechsel und Frieden im Tschad-die aus der ethnischen Gruppe der Daza, auch Muslimen entstanden ist-, einer der vielen djihadistischen Gruppierungen, die heute die Region des großen Sees verseuchen, wo Nigeria, Kamerun, Niger und Tschad aufeinander treffen. 

Nach dreißig Jahren hat sich in der riesigen Sahelzone zwischen dem Wald und der Sahara alles verändert. Dennoch hat 2004 das Wall Street Journal Mali, mit 90% muslimischer Bevölkerung, als Modell für Demokratie und friedliche Koexistenz mit anderen Religionen beworben, als Ziel für kultivierten Tourismus, "Tee in der Wüste" in Timbuktu und Umgebung. Aber der verblüffende neue Bericht über die religiöse Freiheit in der Welt- gerade von der Internationalen katholischen Organisation "Hilfe für Kirche in Not" veröffentlicht- stellt gerade die Region zwischen dem Tschad-See, Mali,Niger und Burkina Faso in der Sahel-Zone als die beängstigendsten Zentren islamistischer Gewalt heraus. 

Zwei Epizentren, die laut der Berichte ihrerseits in ein islamistisches Netzwerk eingebunden sind, das sich von Mali bis Mozambique, den Komoren im Indischen Ozean bis zu den Philippinen im Südchinesischen Meer erstreckt, dessen Ziel es ist, ein selbternantes transkontinentales Kalifat zu errichten. 

Tatsächlich geschieht es oft, daß die eine oder andere bewaffnete Muslim-Gruppierung ein besser bekanntes transnationales Labe annimmt, wie Boko Haram, Al Shahab, Al Qaeda oder ISIS, Islamischer Staat. Aber es ist zu bezweifeln, daß das alles der hierarchischen Pyramide und dem koordinierten Eroberungsplan entspricht. 

Die Realität auf diesem Gebiet ist viel komplizierter und wird detailliert in einem Buch beschrieben, das in den vergangenen Tagen veröffentlicht wurde: "Schwarze Kriege. Führung durch die Konflikte im gegenwärtigen Afrika", dessen Autor Mario Giro ist, Professor für Internationale Beziehungen an der Universität Perugia, internationaler Koordinator der Gemeinschaft von Sant´Egidio und zwischen 2013 und 2018 stellvertretender Italienischer Minister für Auswärtiges.


Das Kapitel über Boko Haram und seine geographische Ausdehnung von Nordost-Nigeria zur Tschad-See-Region ist lesenswert. Aber hier ist genug, um die Aufmerksamkeit auf diese "Sahel-Afghanistan" -Definition des Autors-  zu konzentrieren, das sich von Mali bis in die Nachbarländer Niger und Burkina Faso erstreckt. 

Zuerst ist das eine Geschichte der Abspaltung. Die halbnomadischen Tuareg-Clans. die in Mali nördlich von Timbuktu leben,.wollten sich von der Kontrolle durch die Hauptstadt Barmako lösen, die sich nicht sehr bemühte, sie zurückzuhalten, teilweise wegen der Verachtung ihrer Vorfahren für diese Stämme.

2007 jedoch, änderte die wichtigste Abspaltungs-Gruppe ihren Namen in Al Qaeda des Islamischen Maghreb, AQMI; und wurde Teil des weltweit am gmeisten efürchteten dihadistischen Netzwerkes dieser Zeit- unter der Führung ihres eigenen obersten Führers, Osama Bin Laden. 

Mit dem Sturz von Gaddafis Regime in Libyen 2011 kehrten die Tuareg- Söldner, die ihn unterstützt hatten, nach Mali zurück und änderten ihre Abspaltungspläne in offene Kriegpläne um, und verbündeten sich mit den radikalen Islamisten der AQMI und anderen neuen djihadistischen Gruppen, den Ansar Dine, oder "Verteidiger des Glaubens". Die Islamisten, besser bewaffnet und organisiert- gewannen schnell die Kontrolle -einschließlich der ideologischen- der Offensive und eroberten 2017 den gesamten Norden des Landes - mit den Städten Timbuktu.,Gao und Kidal. 

Ihre Herrschaft ist nicht nur territorial. Nachrichten und Bilder von amputierten Händen von Dieben, gesteinigten Ehebrechern, öffentlichen Enthauptungen, Frauen, die zur Vollverschleierung gezwungen werden, verwüsteten Bibliotheken , zerstörten Gräbern islamischer Heiliger gehen um die Welt.

Eine Gegenoffensive mit maßgeblicher Beteiligung Frakreichs und Tschads hat Timbuktu und andere Städte 2013 zurückerobert, während die sezessionistischen Tuareg-Stämme sich gegenseitig bekämpfen und sich Teile von Territorien streitig machen. Aber das betrifft die djihadistischen Kräfte nicht im geringsten. 

Die GSIM. Unerstützungsgrupope für Islam und Muslime, die immer noch von den exklusiven Lyad al Ghali, einer adeligen Tuareg-Linie, geführt wird, dem seinerzeitigen Gründer von Ansar Dine, begabt mit Charisma und sowohl politischem Talen als auch Guerilla-Kenntnissen- konvertierte zum radikalen Islam arabischer und pakistanischer Prediger. 

Weiter im Süden jedoch, auf beiden Seiten der durchlässigen Grenzen zwischen Mali, Niger und Burkina Faso, operiert die ISWAP (Islamic Statte´s West African Province).

Erstere sind Teil der Al-Qaeda-Galaxie, während letztere zum von Al Baghdadi gegründeten Neo-Kalifat gehören. Und die Unterschiede sind nicht klein, bis zu dem Punkt, zu bewaffneten Zusammenstößen zwischen beiden Gruppierungen zu führen- mit hunderten von Opfern - trotz der geographischen Trennung. 

Mario Giro unterscheidet ihre jeweiligen Profile so:

"Die früheren salafistischen Djihadisten verurteilen nur die Führer der Muslim-Staaten als Apostaten, die zwar ihrer Vision von Islam folgen aber nicht der der Menschen. Letztere -andererseits- sind Takfiris, d.h. sie behaupten, daß auch die Leute Apostaten sind und verurteilt werden müssen. Deshlab können auch Zivilisten getötet werden. Sie sind streng Anti-Shia, während Al Qaeda das nicht ist. "Takfir" bedeutet in arabisch Exkommunizierung. Salafi kommt vom arabischen "Salaf" alt, was Religion der Väter im Goldenen Zeitalter bedeutet. Salafisten ind Takfiris repräsentieren die beiden Flügel des zeitgenössischen Djihadismus.-vom arabischen Wort "jihad" Heiliger Krieg.

Im Februar 2017 wurde eine columbianische Nonne. Sr.Gloria Argoli entführt. Ihr Schicksal - seitdem ein Video sie 2019 lebendig zeigte- ist immer noch unbekannt. 

Ein neuer, 2019 geführter Gegenangriff -sogar mit französischen Truppen.- hatte keine Wirkung. Im Gegenteil. Im Barmako kommt es zu einer Serie von Militärputschen, wobei der letzte -2020- vom Imam Dicko, dem früheren Präsidenten des Rates der Ulema und Repräsentanten einer rigorosen Anwendung des Islamischen Gesetzes, angeführt wurde, wie in einem Wettbewerb der Radikalste zu sein. 

Kurz gesagt- schließt Giro-" Die ganze Sahel-Zone ist mit endemischer djihadistischer Gegenwart durchdrungen, die in der Lage war, ideologische Forderungen- islamische Reinheit und jene der örtlichen Stämme zusammen zu löten". Das umso mehr. als die Stämme des Nordens ihre Anerkennung der djihadistischen Führungs-Qualitäten und Immunität gegenüber Korruption gezeigt haben : im Gegensatz zur falschen Herrschaft des verhaßten Kapitals."

Aber da ist mehr. Der Autor von "Schwarze Kriege" fährt mit der Beobachtung fort: 

"Die Mali-Krise ist eine Gefahr für Europa geworden: eine Art viel näheres Afghanistan. Der Konflikt zeigt uns, daß die neue Grenze Italiens und Europas von der Mittelmeerküste weiter nach Süden verschoben wurde- ins Herz der Sahelzone und in die Sahara, wo ein Krieg tobt und wo die Wege der Menschen-und Waffenhändler verlaufen." 

Auch das ist Islam. Es wäre gut, wenn der Vatican das zur Kenntnis nehmen würde." 

Quelle. S. Magister, Settimo Cielo 

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