A. Gagliarducci berichtet für acistampa über die 14. Sitzung des Vatican-Prozesses und die ausführliche Aussage von Kardinal Becciu zum Erwerb der Londoner Immobilie und zu den gegen ihn erhobenen Anklagepunkten.
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"PROZESS UM DIE LONDONER IMMOBILIE, BECCIUS VERHÖR"
Bei der 14. Anhörung im Prozess um den Umgang mit den Geldern des Staatssekretariates fand der erste Teil eines Verhörs von Kardinal Becciu statt, das sehr lange dauern wird. Perlasca macht sich zum Nebenkläger.
Eine spontane Erklärung dauert zweieinhalb Stunden, ein langes Verhör, das noch nicht beendet ist und eine etwas überraschende zivile Gründung: die 14, Sitzung des Prozesses um die Handhabung der Fonds des Staatssekretariates konzentrierte sich völlig auf die Anhörung von Kardinal Becciu, der der Unterschlagung beschuldigt wird, die während der Zeit passiert sein soll. in der er Substitut des Staatssekretariates war, aber es war Msgr. Alberto Perlasca, der schon Leiter der Verwaltung des vaticanischen Staatssekretariates, der die Bühne und die Leitung übernahm und sich zum Nebenkläger erklärte.
Eine überraschende Entscheidung, weil zuvor gegen Msgr. Perlasca ermittelt wurde, er dann an den Ermittlungen mitarbeitete, und schließlich die Reihe der Angeklagten verließ. Welchen Schaden hatte er also?
Rechtsanwalt Sammarcos, zuvor schon Verteidiger von Francesca I. Chaouqui im Vatileaks 2 Prozess, erklärte, daß es zwei Motive gibt, aus denen Msgr. Perlasca sich zum Nebenkläger erklärt: wegen der Bestechung, durch die Kardinal Becciu seinen Bischof von Como, Cantoni vernanlaßt zu haben, gegen die Angeklagten Tirabassi, Crasso und Torzi zu arbeiten und ihn zur Unterschrift unter das sog. Rahmenwerk des Vertrages bewegt zu haben, der dem Broker Torzi die 1000 Aktien mit Stimmrecht zusprach, die ihm die totale Kontrolle der Investition in den Londoner Palazzo gaben.
Es lohnt sich, daran zu erinnern, daß der Prozess sich um die Investition des Staatssekretariats in eine Luxusimmobilie in London dreht. Zuerst wurde die Affäre vom Broker Raffaele Mincione gemanagt , dann vom Broker Gianluigi Torzi und schließlich hat der Hl. Stuhl die Kontrolle der Immobilie übernommen und dann versucht, eine unvorteilhafte Investition , die Torzi die Kontrolle über das Eigentum verschafft hatte, in eine günstige umzuwandeln. Kardinal Becciu wird zudem die Veruntreuung von Geldern vorgeworfen, die er stattdessen der Caritas seiner Heimatdiözese Ozieri und der Cooperative SPES zuführte.
Kardinal Becciu hat eine lange spontane Erklärung abgegeben, die ungefähr zweieinhalb Stunden dauerte und hat auf alle Anklagepunkte geantwortet und auch die Arbeitsweise eines Substituten des Staatssekretariates erklärt. eine komplexe Tätigkeit, bei der alle laufenden Angelegenheiten verwaltet werden und mindestens einmal wöchentlich dem Papst Bericht erstattet werden muss. Der Substitut besitzt Autonomie, hat die Befugnisse vom Staatssekretär und ist in der Tat der eigentliche Motor aller Aktivitäten des Heiligen Stuhls.
In dieser Situation, erklärte Kardinal Becciu, ist es nötig, sich Mitarbeiter zu sichern, besonders wenn es sich um Themen wie die Administration handelt. Und dabei- erinnert Kardinal Becciu, daß Msgr. Alberto Perlasca bereits Leiter der Verwaltung des Staatssekretariates war, bevor er 2011 zum Substituten ernannt wurde, der sicher sehr kompetent war und ihm vertraute, aber der auch eine aufbrausende und komplizierte Persönlichkeit war.
Und so- bemerkte der Kardinal- verfiel Msgr. Perlasca in eine Depression, nachdem er aus dem Staatssekretariat entlassen worden war- bis dahin, Selbstmord begehen zu wollen und daß deshalb Kardinal Becciu versucht habe, ihm zu helfen. Außerdem beklagte Becciu das Verhalten einer Freundin von Msgr. Perlasca, Genevieve Ciferri, die den Kardinal auf unverschämte Weise beschrieben hatte, damit Perlasca im Staatsekretariat wieder eingestellt werde, bis dahin dem Kardinal damit zu drohen, er werde seinen Purpur bis Ende September 2020 verlieren, wenn er Perlasca nicht helfe.
Kardinal Becciu bemerkte dann, daß Perlasca im ersten Verhör die Arbeit des Staatssekretariats verteidigt hatte, während er später seine Version radikal änderte.
Interessant ist die Tatsache, daß das Staatssekretariat sich mit 5 Millionen an den Ausgaben der Kurie beteiligen mußte, die nach der Reform durch Kardinal Pell auf 8 Millionen anstiegen. Am Ende handelte es sich um 95 Millionen pro Jahr, die nicht durch die Einnahmen des Peterspfennigs gedeckt werden konnten.
Der Petesrpfennig - das erklärte der Kardinal- wurde eingeführt, um den Hl. Stuhl zu unterstützen, als der den Kirchenstaat verlor- nicht für caritative Zwecke, wie es aber gemacht wird. Der Peterspfennig garantierte im allgemeinen 45-50 Millionen in Jahr, nicht genug um die Ausgaben zu decken, was es nötig machte, "das Geld zu investieren".
Die Investition in London wurde getätigt, nachdem eine andere Investition in eine Ölförderfirma in Angola abgelehnt worden war, die dem Kardinal von einem seiner damaligen Freunde, Nuntius in diesem afrikanischen Land, vorgeschlagen wurde und den- behauptet Becciu- er nicht gesponsert habe- weil er die Tatsache anerkannte, daß eben dieser Perlasca ihn als wenig sicher beurteilt habe.
Aber- und das ist der Schlüssel um Zeugnis von Kardinal Becciu- er habe vollkommenes Vertrauen in seine Mitarbeiter gehabt und- so wie er fortwährend informiert wurde- völliges Vertrauen in die haben mußte, die er als größere Experten als sich selbst betrachtete.
Eine weitere interessante Notiz: die Beziehung zu Cecilia Marogna, der der Kardinal die gleiche Wertschätzung entgegenbrachte wie dann der Kommandant der Gendarmeire Domenico Giani, und die dann geholfen haben soll, Suor Gloria Narvaaez zu befreien und auch zugab, ein Lösegeld bezahlt zu haben.
Was die Frage nach Kardinal Pell betrifft, der vermutet hatte, daß Becciu 2,2 Millionen Australische Dollar gezahlt habe, um eine Falschaussage gegen ihn in seinem Prozess zu bezahlen, erinnert Becciu daran, daß es einen Brief von Kardinal Pietro Parolin, dem vatikanischen Staatssekretär, gibt, der als Wortnachricht an die Australische Botschaft beim Hl. Stuhl gesandt wurde und klarstellt, daß dieses Geld die Bezahlung für die web. catholic.domain war, eine Bezahlung, die u.a. von Kardinal Pell persönlich autorisiert worden war.
Bei der Befragung stellte Kardinal Becciu auch fest, daß das Büro des Generalrevisors, dessen Bericht den Prozess auslöste, keine völlige Kenntnis der Investitionen des Staatssekretärs haben konnte, das völlige Autonomie besaß und auch nicht vom Wirtschaftssekretariat kontrolliert wurde. Und so wurden die Versuche des Sekretariates unterbunden, Kontrolle über das Staatssekretariat zu erlangen, weil das unabhängig blieb.
Im Endeffekt hat Becciu bestritten, daß für die Investition in die Londoner Immobilie jemals Gelder aus dem Peterspfennig benutzt wurden, wie es der Bericht des Generalrevisors behauptet, der "unsere Büros niemals betreten hat, weil es die Souveränität der Fonds gab"
Auf die Frage, ob der Papst über die Investitionen informiert wurde, hat Kardinal Becciu betont, daß er dem Papst in den Semestrales und in besonderen Fällen zusätzlich berichtete, es aber keine besondern Bevollmächtigungen gab. "Ich gehöre zur alten Schule"- sagte der Kardinal- in odiosis nenne ich nicht den Namen des Papstes. Man versucht, die moralische Autorität des Papstes zu bewahren, ohne ihn in irdische Angelegenheiten hinein zu ziehen. Was nicht bedeutet, ihn nicht zu informieren, sondern ihm keine Verantwortung zuzuschieben“.
Becciu wurde dann auch aufgefordert, zu erklären, warum das Staatssekretariat alle Investitionen bei der Credit Suisse konzentriert habe, und er sagte, daß das schon so war, bevor er Substitut wurde. Auch der Broker Enrico Crasso sei schon vorher Berater des Staatssekretariates gewesen.
Das Verhör, das besonders angespannt war und manchmal Randfragen oder Fragen außerhalb der Anklage zur Sprache brachte, muss bei der nächsten Anhörung wieder aufgenommen werden, auch weil der Vorsitzende des Gerichts, Giuseppe Pignatone, mehrmals viele der Fragen des Promotore di Giustizia, Alessandro Diddi nicht zugelassen hat und sogar so weit ging, die Anhörung für fünf Minuten zu unterbrechen, damit sich die Gemüter beruhigen konnten."
Quelle: A. Gagliarducci, acistampa
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