Francis X. Maier berichtet bei First Things über seine Erfahrungen bei mehreren Bischofs-Synoden in Rom. Hier geht´s zum Original: klicken
"SYNODEN - DAMALS UND HEUTE"
Am 29. Juli hat La Civiltà Cattolica ein Interview mit Papst Franziskus veröffentlicht, das eine sorgfältige Lektüre verdient. Die Worte des Hl. Vaters, die ich mit besonderem Interesse zur Kenntnis genommen habe. betreffen Synodalität und Dialog:
2001 war ich einer der Relatoren bei der Bischofs-Synode... ich erinnere, daß die Meinungen gesammelt und ans Generalsekretariat geschickt wurden. Dann habe ich das Material gesammelt und zur Abstimmung vorbereitet. Der Generalsekretär der Synode kam zu mir, las das Material und ließ mich dieses oder jene Detail entfernen. Es gab Dinge, die für unpassend hielt und zensierte sie. Kurz gesagt - es gab eine Vorauswahl. Es gab wenig Verständnis für das, was eine Synode ist...
Fundamental scheint mir zu sen, zu wiederholen- wie ich es oft tue- daß die Synode weder ein politisches Treffen noch ein Komitee für parlamentarische Entscheidungen ist. Sie ist der Ausdruck der Kirche, deren Protagonist der Hl. Geist ist. Wenn der Hl. Geist nicht da ist- gibt es keine Synode. Es mag Demokratie, ein Parlament, eine Debatte geben, aber da ist keine "Synode". Wenn Sie das beste Buch über die Theologie des Synode lesen wollen, lesen Sie die Apostel-Geschichte. Da können Sie klar sehen. daß der Protagonist der Hl. Geist ist...."
Es ist vor allem wichtig, daß der Dialog ausgeweitet wird. Dialog ist bei den Medien-Mitarbeitern nie überflüssig aber sicher auch mit den Bischöfen. Austausch, Konfrontation und Dialog sind für die Kommunikation fundamental.
Nun fügt es sich, daß ich in Rom bei drei unterschiedlichen Synoden zu einer Bischofs-Delegation gehörte. 2015 und 2018 habe ich auch dazu beigetragen fast einem Dutzend delegierten englisch-sprachigen Bischöfen von drei Kontinenten zu helfen. Ihre Erfahrungen passen nicht ganz zu den hoffnungsvollen obigen Bemerkungen des Hl Vaters. Bedenken Sie die Worte des damaligen Erzbischofs von Philadelphia, Charles Chaput, der selbst im Permanenten Rat der Bischofs-Synode :
-" Die erste Synode, an der ich 1997 teilnahm, konzentrierte sich auf Amerika. Ich war einer der direkt von Papst Johannes Paul II. ernannten Delegierten. Es war eine großartige Erfahrung, meine erste wirkliche internationale Teilnahme im Dienst an der Weltkirche. Dort traf ich den damaligen Erzbischof Jorge Bergoglio aus Buenos Aires. Er war ein beeindruckender Mann und leistete gute Diskussionsbeiträge. Wir saßen nebeneinander, weil wir ungefähr zur gleichen Zeit zu Erzbischöfen ernannt worden waren. Die Synode veranlasste mich, eine viel engere Beziehung zu den Kirchen in Mexiko und Lateinamerika und den katholischen Latinos in den Vereinigten Staaten zu suchen.
Die anderen beiden Synoden – 2015 zur Familie und 2018 für Jugend und Glaube – waren ganz anders. Ich war Delegierter der katholischen Bischofskonferenz der USA und viel erfahrener, daher habe ich die politische Dynamik einer Synode wahrscheinlich deutlicher gespürt.
Ich war sehr enttäuscht von dem, was ich als Manipulation der Synoden und ihrer Tagesordnungen durch Elemente innerhalb und außerhalb der Kirche ansah. Anstatt Gelegenheiten für einen ehrlichen Meinungsaustausch zu bieten, waren beide Synoden von Bemühungen um eine Neuausrichtung der Kirchenführung geprägt. Synoden sollten Orte sein, an denen Menschen frei sprechen und anderen gerne zuhören. Aber beide waren Machtausübung und keine Bemühung, durch Zuhören und die Inspiration des Heiligen Geistes ehrlich zu einer gemeinsamen Position zu gelangen. Keine dieser Synoden ermutigte oder befriedigte mich. Tatsächlich war ich zutiefst empört über die politischen Manöver, die bei beiden stattfanden. Die über die Familie war eine sehr wichtige Synode mit einigen sehr scharfen Spannungen. Dem Thema Jugend fehlten einige wichtige Stimmen und anscheinend wurden viele Gelegenheiten verpasst, etwas Bedeutendes zu sagen oder sich mit den wirklichen Problemen der Kirche in unserer Zeit zu befassen.
Wo wir gerade beim Thema sind, lohnt es sich, noch einmal auf die "Affäre der dreizehn Kardinäle“ einzugehen. Für diejenigen mit eingerosteter Erinnerung: 13 Kardinäle verfassten während der Synode 2015 einen privaten Brief an Papst Franziskus, in dem sie ihre Besorgnis über den manipulativen Ton des Verfahrens zum Ausdruck brachten. Der Brief war brüderlich, respektvoll und ganz im Sinne ihrer Stellenbeschreibung als enge Berater des Heiligen Vaters. Er war nie für die Öffentlichkeit bestimmt, wurde aber von unbekannten Quellen durchgesickert, um die Kardinäle zu diskreditieren und ihre Bedenken zu untergraben.
Aber die Kardinäle waren nicht allein. Bei derselben Synode im Jahr 2015 verfasste der damalige Erzbischof von Glasgow, Philip Tartaglia, einen ähnlichen Privatbrief, in einem kindlichen und respektvollen Ton – und das weiß ich aus erster Hand, weil er mir den endgültigen Text kurz vor seiner Übergabe gezeigt hat – mit denselben ernsthaften Bedenken. Tartaglia überreichte ihn persönlich dem Heiligen Vater, der ihn gereizt entgegennahm, ihn für das Schreiben grob abkanzelte und dann wegging. Tartaglia, ein umgänglicher, treuer Mann, kehrte bekümmert und tief erschüttert zurück. In der Praxis erwies sich der "Dialog“ als sehr kurz.
Die Atmosphäre bei der Synode 2018 war nicht wesentlich anders, >Das Thema "Synodalität" erschien am Ende des Geschehens aus dem Nichts auf der Agenda; eine Überraschung, die nichts mit dem Thema der Synode Glaube und junge Menschen zu tun hatte.
Hagiographen des gegenwärtigen Pontifikats finden meine Kommentare hier vielleicht unfair oder schlimmer. Wenn dem so ist, nützt ihr Geschwafel dem Heiligen Vater nichts. Die Tugenden der gegenseitigen Treue und des gegenseitigen Gehorsams in einer Ehe – Eigenschaften, mit denen ich nach 52 Jahren mit einem Ehering bestens vertraut bin – schließen Offenheit und, wenn nötig, einige sehr ernüchternde Kritik nie aus. Genauso verhält es sich im kirchlichen Leben. Zusammen mit der weisen Empfehlung des Heiligen Vaters, die Apostelgeschichte zu lesen, könnten wir uns auch Galater 2,11-14 gewinnbringend ansehen. Liebe ist nicht immer süß. Franziskus hat wiederholt zu Ehrlichkeit, Offenheit und Dialog in der Kirche aufgerufen. Ich bewundere seine Worte und vertraue darauf, daß er sie ernst meint. Diese Kolumne ist ein Beispiel dafür, was diese Wörter beinhalten und tatsächlich bedeuten. Ich bete jeden Tag für Papst Franziskus und auch, wenn auch etwas zögerlicher, für sein Gefolge. Aber Liebe, echte Liebe, erfordert Wahrheit. Ihr nützen Unterwürfigkeit oder ungerechtfertigtes Lob wenig.
Wenn es gut und ehrlich gemacht wird und ohne die "Hermeneutik des Bruchs“, die das katholische Leben seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil verfolgt, kann das zu einer Erneuerung des christlichen Glaubens führen. Die wird angesichts der jüngsten Geschichte nicht einfach sein. Aber wir brauchen diese Erneuerung dringend.
Möge Gott dem Heiligen Vater die Weisheit und die Fähigkeiten verleihen, dabei zu helfen."
Quelle: Francis X. Maier
Senior Fellow für Catholic studies am Ethics and Public Policy Center.
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