Dienstag, 6. Dezember 2022

EIn neues Buch über die St. Gallen-Mafia

Marco Tosatti bespricht bei Stilum Curiae das Buch "Eine geheime Gruppe von Reformern im Inneren der Kirche" von Julia Meloni, das die Rolle der St. Gallen-Mafia bei der Wahl Jorge Mario Bergoglios zum Papst und ihren Einfluss auf dessen Pontifikat untersucht.
Hier geht´s zum Original: klicken

"MELONI: DIE ST. GALLEN MAFIA. DAS SCHEINT EIN KRIMI ZU SEIN (SO LIEST ES SICH), ABER ALLES IST WAHR" 

Es liest sich wie ein Krimi und zwar ein fesselnder, in dem der Autor, eingedenk der Lektion dieser unvergleichlichen Lehrerin, die Agatha Christie Mallowan war, vor der endgültigen Auflösung des Rätsels eine genaue Analyse aller Charaktere anzubieten.

Liebe Freunde und Feinde von Stilum Curiae, wir sprechen von der "St. Gallen-Mafia". " Un gruppo riformista segreto all'interno della Chiesa", von Julia Meloni, ( Eine geheime Gruppe von Reformern im Inneren der Kirche), erschienen in Italien bei Fede e Cultura 

Der Begriff "Mafia" für jene Gruppe von Bischöfen und Kardinälen, die sich im Herbst des Pontifikats von Johannes Paul II. in der Stadt St. Gallen in der Schweiz trafen, wurde nicht von einem Feind erfunden; Es ist die Definition, die einer ihrer Hauptvertreter, der– aus Gründen der von einem der Opfer aufgezeichneten Berichterstattung über Pädophilie – sehr umstrittene Kardinal Danneels in einem Fernsehinterview mit großer Ernsthaftigkeit ihr gegeben hat.

Julia Meloni  beschreibt mit einem beeindruckenden Literaturverzeichnis, das allein schon von der Tiefe und Akribie zeugt, mit der sie ihre Arbeit ausführte- die grundlegenden Themen die die "Mafia" für wichtig hielt und parallel dazu die Entwicklung ihrer Charaktere. Insbesondere den von Kardinal Martini, der in gewissem Sinne der Ideologe der Gruppe war, und dann von allen anderen: Kardinal Kasper, Kardinal Silvestrini, Kardinal Murphy O'Connor etc.

Das zentrale Thema, die These der Arbeit, ist von Anfang an klar: zu zeigen, wie diese Gruppe, die zuerst Johannes Paul II. und dann Benedikt XVI. feindlich gesinnt war, im Konklave von 2005 offen unterstützt wurde, und zwar mit größerer Effektivität, aber auf verdeckte Weise, weil die Gruppe offiziell um 2006 aufgehört hätte zu operieren (oder so wollte sie glauben machen):  die Kandidatur für  des Erzbischofs von Buenos Aires, Jorge Mario Bergoglio für das Papstamt.

Schließlich gelang es , ihn 2013 auf den Stuhl Petri zu wählen und damit zu erreichen, daß der Papst die Strategie der "Erneuerung" (oder, nach Meinung einiger, Selbstzerstörung) der katholischen Kirche durchführte. Julia Meloni identifiziert mit äußerster Präzision die Genese, ideologisch und / oder theologisch der meisten Schritte von Franziskus und schreibt sie jetzt einigen seiner Mitinspiratoren und Verschwörer zu. Insbesondere, wie bereits erwähnt, Martini und Kasper.´


Das Buch ist nicht lang, 172 Seiten Text; aber es bietet ein dramatisches und verstörendes Fresko aus der Zeit vom Tod des heiligen Johannes Paul II. bis zum Rücktritt von Benedikt XVI. Der immer noch ein großes Fragezeichen für alle bleibt - aber besonders für den Autor dieser Zeilen.

Auf eine sehr persönliche Art und Weiser stellt Melonis Buch einige Ideen zur Rolle von Kardinal Martini und die mysteriöse Beziehung, die ihn in gewisser Weise an Ratzinger band, vor -sowie einen Hinweis auf die Schwierigkeiten Ratzinger/Benedikts, die vielleicht eher psychologisch als physisch waren, als er erkannte, daß er die Kirche nicht mehr regierte. 

Und insofern hätten wir uns gewünscht – aber vielleicht kann das das Thema eines anderen Buches sein? – daß die Autorin einige der Figuren, die Benedikt am nächsten stehen, ins Rampenlicht gerückt hätte: insbesondere seinen persönlichen Sekretär Mons. Gänswein und vor allem seinen Staatssekretär Kardinal Tarcisio Bertone, den Benedikt – leider – mehr als einmal verteidigt hat, auch wenn Menschen, die ihm wohlwollten, ihm zu Recht rieten, ihn zu entlassen, und der ihm im Konklave damit dankte, daß er seinen Männern Bergoglio empfahl. Schon aus dem Buch können wir erahnen, daß Benedikt hoffte, an seiner Stelle Kardinal Scola gewählt werden würde, um das Reformwerk der Kurie und der Kirche durchzuführen. Wenn dies wahr wäre, wäre es ein Zeichen großer Naivität und wenig Intuition seitens des emeritierten Papstes; Scola wurde geschätzt, vor allem aber von seinen Mitbrüdern gefürchtet.

Aber das große Rätsel des Rücktritts wegen Müdigkeit und Alter eines Mannes, der – Gott sei Dank – neun Jahre später immer noch unter uns ist und einen Kopf von beneidenswerter Klarheit hat, bleibt ungelöst. Allerdings können wir nur empfehlen, ein Buch zu lesen, das sicherlich als Bezugspunkt für diejenigen bleiben wird, die die Geschichte dieser gequälten Jahre in der Zukunft studieren wollen."

Quelle: M.Tosatti, Stilum Curiae

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