In seiner heutigen Kolumne in Monday at the Vatican analysiert A.Gagliarducci die derzeitige Situation im Pontifikat von Papst Franziskus und die Auswirkungen seines Regierens auf Kirche, Kurie, Kardinalkollegium. Hier geht´s zum Original: klicken
"PAPST FRANZISKUS, EIN EPOCHENWECHSEL"
Heute beginnt der erste Beratung der Kardinäle in der neuen Ära des Pontifikates von Papst Franziskus, Natürlich ist es nicht die erste Beratung nach der Promulgierung der Apostolischen Konstitution Praedicate Evangelium, der Kurienreform, dier der Hauptzweck war, für den der Papst beschloss, eine Gruppe von 8 Kardinälen um sich zu sammeln, aus denen- mit Kardinal Parolin - neun wurden. Aber es ist die erste Zusammenkunft seit dem Generationswechsel des Pontifikates.
Anfang März hat Papst Franziskus den Rat erneuert. Kardinal Pietro Parolin , vaticanischer Staatssekretär, der ursprünglich nicht einmal zum Rat gehörte und dann vom Papst ohne irgendeine offizielle Ernennung aufgenommen wurde- ist geblieben. Außerdem blieben auch die Kardinäle Fridolin Ambongo Besungu, Erzbischof von Kinshasa, Oswald Gracias, Erzbischof von Bombay und Sean Patrick O´Malley, Erzbischof von Boston.
Neu dazugekommen sind die Kardinäle Fernando Vérges Alzaga, Präsident des Governoratorates von Vatican-Stadt, Juan José Omella Omella, Erzbischof von Barcelona, Gerald Lacroix, Erzbischof von Quebec, Jean-Claude Hollerich, Erzbischof von Luxemburg und Sérgio da Rocha, Erzbischof von Sao Salvador de Bahia (Brasilien).
Es wurden also fünf von neun Mitgliedern ausgewechselt. Der wahrscheinlich einzige Fall des Wechsels der Aufgabe ist der von Kardinal Vérges, der im Rat die Stelle des Gouverneurs von Vatica-Stadt einnehmen wird, den zuvor Kardinal Giuseppe Bertello inne hatte.
Was den Rest betrifft, besitzen die ausgewählten Kardinäle unterschiedliche Profile. Kardinal Omella wurde 2017 von Papst Franziskus kreiert, gerade zwei Tage nach dem Treffen mit der neuen Präsidentschaft der spanischen Bischofkonferenz, die damals Kardinal Ricardo Blaquez Perez zu ihrem Präsidenten und Kardinal Canizares zum Vizepräsidenten gewählt hatte. Die Wahl Omellas stand nicht im Konflikt mit der Tradition, er war der Erzbischof von Barcelona und sein Vorgänger hatte gerade das Alter von 80 Jahren überschritten. Aber in einem Konsistorium mit nur fünf Kardinälen, mit besonderer Aufmerksamkeit für die Vororte, war Papst Franziskus´ Auswahl ein klares Signal, daß er einen Generationswechsel und einen Wendepunkt in der Mentalität der Bischofskonferenz wollte.
Kardinal Lacroix hat zu vielen Überlegungen geführt und einige stellen ihn sogar auf die Liste der "papabili" für die Nachfolge von Papst Franziskus. Lacroix besitzt auch neun Jahre Erfahrung in den Kriegsgebieten Kolumbiens, er mag den Papst sehr und hat erfolgreich die kürzliche Reise nach Kanada organisiert.
Kardinal Hollerich erfreut sich einer großen Medienpräsenz und hat etliche Interviews gegeben, sogar mit gewagten Äußerungen zu Themen der Lehre. Wie z.B. als er feststellte, daß "der Papst kein weibliches Priestertum will und ich gehorche ihm völlig, aber die Leute hören nicht auf, darüber zu diskutieren." Der Papst ernannte ihn zum Generalrelator für die Synode zur Synodalität und ihn jetzt in den Kardinalsrat berufen und eine gewisse Sympathie für ihn bekundet.
Schließlich fügt Papst Franziskus mit Kardinal Sergio da Rocha einen Brasilianer in den Kardinalsrat ein, nach dem Rückzug von Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga aus Altersgründen und also erstes Opfer des Generationswechsels. Kardinal Rodriguez Maradiaga war Protagonist einer Welle von Reformen zu Beginn des Pontifikates, mit starker Medienpräsenz, die erst nachließ, als er seinen Posten verließ.
Man wird sehen müssen, welches Gewicht der Kardinalsrat jetzt haben wird und ob die Vorschläge der Kardinäle bei Papst Franziskus Gehör finden oder ob er andererseits weiterhin allein regieren wird. Tatsächlich ist die Neuzusammensetzung des Rates Teil eines allgemeineren Epochenwechsels, der nicht nur die Menschen beschäftigen, die dem Papst am nächsten stehen sondern die gesamte Römische Kurie.
Bischof Robert Prevost wurde letzte Woche als neuer Präfekt des Dicasteriums für die Bischöfe vereidigt und ersetzt Kardinal Marc Ouellet, der in Rom bleiben wird und sich der Theologie der Synodalität widmen wird.
Jetzt bleibt noch das größte Dicasterium der Kurie, für das ein neuer Präfekt ernannt werden muß- das Dicasterium für die Glaubenslehre. Die Möglichkeit, daß der deutsche Bischof Heiner Wilmer für das Sant´ Uffizio ernannt wird, ist noch nicht ganz ausgeschlossen. Das Gerücht von seiner Ernennung hatte, als es aufkam, wegen einiger Einstellungen Wilmers bei den Traditionalisten Sorgen hervorgerufen, aber dann fand seine Ernennung nicht statt. Es muß gesagt werden, daß die Möglichkeit der Ernennung von Prevost für die Bischöfe auch um Januar 2022 zu zirkukieren begann, mehr als eineinhalb Jahre vor der Entscheidung von Papst Franziskus.
Aber der Epochenwechsel betrifft nicht nur die Kurie.
Caritas Internationalis wird sich in zwei Wochen treffen, um einen neuen Generalsekretär zu ernennen, nach Monaten der Konkursverwaltung und der plötzlichen und fast unerklärlichen Absetzung des vorherigen Managements, die einer apostolischen Visitation folgte, bei der weder Mißbräuche oder finanzielle Probleme gefunden wurden. Es gab fünf Kandidaten für den Posten des Präsidenten der Vereinigung nach dem Ausscheiden von Kardinal Tagle und einer möglichen Rolle für Kardinal Mafi von Tonga oder den Erzbischof von Tokio Kibuchi, und einen schwierigen Weg, um einen neuen Generalsekretär zu finden, der Druck aushalten kann. Wer würde de facto eine Rolle bei der Caritas annehmen , nach der letzten plötzlichen Enthauptung und dem entschiedenen Übergang ins Management des Dicasteriums für die Förderung der integralen menschlichen Entwicklung
Am Ende des Jahres wird das Kardinalskollegium aus nur 114 Kardinälen, die im Konklave das Wahlrecht haben und deshalb könnte Papst Franziskus ein weiteres Konsistorium einberufen und so die Zahl der anwesenden, von ihm kreierten Rothüte im Kardinals-Kollegium verstärken. Der Papst hat bisher bis auf ein Jahr, jedes Jahr ein Konsistorium einberufen.
Das müssen wir auch berücksichtigen, wenn wir den Epochenwechsel analysieren. Am Ende kommt es zu diesem Wechsel der Epochen, während der Papst die Realität aus einer Perspektive der Überfälligkeit und als Bischof aus der Peripherie durch eine antirömische Linse liest.
Es ist nicht klar, ob der Papst in der Lage sein wird, ein Gleichgewicht beim Voranbringen dieses Generationswechsels zu finden, oder ob seine Entscheidungen zu anderen Ungleichgewichten und Rückwärtsschritten führen werden. In 10 Jahren des Pontifikates sind Gesetze erlassen und widerrufen worden, Bischöfen wurde freies Rederecht eingeräumt, die dann wegen des Gesagten, marginalisiert wurden. Es ist sogar vorgekommen, daß der Papst zwei Leute, denen er zutraute in der Kurie zu arbeiten, Hindernisse überwand, nur um sie später gehen zu lassen, aus verschiedenen Gründen aber auf ähnliche Weise, wie Erzbischof Zanchetta und den Theologen Luigi M. Epicoco.
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