Mittwoch, 27. September 2023

Alle Macht dem Volk oder absolute Monarchie? Die Widersprüche von Papst Franziskus

Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo den widersprüchlichen Regierungsstil des amtierenden Papstes.Hier geht´s zum Original:  klicken

"MACHT FÜR DAS VOLK ODER ABSOLUTE MONARCHIE?  FRANZISKUS´ WIDERSPRÜCHE"

In der Katholischen Kirche passiert vieles Widersprüchliche. Einerseits ist da die Feier einer Synode zur Synodalität, die die Teilnahme an der Leitung der Kirche weit über den Papst und die Bischöfe auf Priester, Ordensleute und Laien, Männer und Frauen ausdehnt. Andererseits  gibt es Zeugnisse für eine Ausübung der päpstlichen Macht durch Franziskus, die so autoritär und monokratisch ist wie nie zuvor.

Mit einer zusätzlichen spontanen Neuerung, die am 11. September vom neuen Präfekten des Dikasteriums für die Glaubenslehre, dem Argentinier Victor Manuel Fernández, angekündigt wurde, der schriftlich auf die Fragen von Edward Pentin für den National Catholic Register”antwortete, in der er Franziskus ein "spezielles Charisma" für das Bewahren hat, das der Herr nur Petrus und seinen Nachfolgern gegeben hat“, von dem aber bisher noch niemand gehört hatte.

Das ist eine "lebendige und aktive Gabe" erklärte Fernández, "das in der Person des Hl. Vaters wirkt. Weder Sie noch ich haben dieses Charisma, auch nicht Kardinal Burke. Heute hat es nur Papst Franziskus. Wenn Sie mir jetzt erzählen, daß irgendwelche Bischöfe eine spezielle Gabe des Hl. Geistes haben, die Lehre des Hl. Vaters zu beurteilen, betreten wir einen Circulus Vitiosus (in dem jeder behaupten kann, die wahre Lehre zu besitzen) und das wäre Häresie und Schisma. Erinnern Sie sich, daß Häretiker immer denken. daß sie die wahre Lehre der Kirche kennen. Unglücklicherweise verfallen heute nicht nur einige Progressive diesem Irrtum sondern paradoxerweise auch einige traditionelle Gruppen."

Es ist schwer an eine weitergehende Ausdehnung der päpstlichen Unfehlbarkeit in Gaubensdingen, die vom I. Vaticanischen Konzil innerhalb sehr enger Grenzen bestätigt wurde. Und tatsächlich geriet das neue, von Fernández verkündete Dogma sofort in ein Sperrfeuer der Kritik.

Die am meisten in die Tiefe gehende und bissigste kam aus dem konservativen Lager, auf dem blog Caminante Wanderer,” von einem anonymen und gebildeten argentinischen Gelehrten.


Aber auch von der entgegengesetzten Seite, der progressiven, wurde das außerordentlich einzigartige "Charisma" das laut Fernández nur Franziskus anvertraut ist, wurde ohne jede Ausnahme zurückgewiesen, besonders weil es mit den Grenzen der päpstlichen Unfehlbarkeit, die vom II.Vaticanischen Konuzil in der dogmatischen Konsitution "Lumen gentium" unvereinbar ist. Massino Faggioli, Theologie-Professor an der Villanova-Universität hat darüber in Commonweal.” geschrieben. 

Noch unverständlicher bleibt deshalb der Widerspruch zwischen der grenzenlosen. monokratischen Macht, mit der sich Franziskus mehr und mehr von oben bekleidet fühlt- mit dem Stempel seines Hoftheologen und der zeitgenössischen "Demokratisierung" der Kirche, die er mit der neuen Synodalität anstrebt. 

Auch bei dieser neuen Form der Synode hat mit Franziskus im Lauf seines Pontifikates eine Richtungsänderung stattgefunden. 

Zurück zum II. Vaticanischen Konzil - in der dogmatischen Konstitution Lumen gentium,” des II.Vaticanischen Konzils, die ausdrücklich der Kirche gewidmet ist, erscheint das Wort "Synode" nur einmal und wird synonym mit dem Wort "Konzil" benutzt, was ausschließlich den Papst und die Bischöfe zusammen bringt. 

Während in den wenigen päpstlichen Dokumenten der fovom lgenden Jahrzehnte, in denen das Wort "Synodalität" erscheint, es sich darauf bezieht, wie sie in den Orthodoxen Kirchen praktiziert wird, d.h.auf das mit ihrem Patriarchen oder Groß-Erzbischof versammelte Bischofskollegium - zur Ausübung der hierarchischen Autorität über  die jeweilige Kirche. 

Peter Anderson, ein Gelehrter aus Seattle, der ein aufmerksamer Beobachter der Vorgänge in den Ost-Kirchen ist und in dieser Hinsicht due detailliertesten und gut dokumentierten  Berichte schickt, hat bestätigt, daß vom Konzil bis Ende 2013 das Wort "Synodalität" 12 mal vorkam, sechs mal bei Johannes Paul II, zweimal bei Benedikt XVI und viermal bei Franziskus. 

Aus dieser Liste kann man schließen, daß noch während des ersten Jahres nach seiner Wahl zum Papst, zumindest in seinen öffentlichen Äußerungen- keineswegs einer  Demokratisierung der Synoden zugeneigt war. 

Das erste mal- hat er an 28. Juni 2013 zur Delegstion des ökumneischen Patriarchen von Konstantinopel  gesprochen. Und er bezog sich dabei auf die "Überlegung der Katholischen Kirche zur bischöflichen Kollegialität " nach der es eine gute Idee war, "von der Tradition  der Sy<notdalität , die so typisch für die Orthodoxen Kirchen ist, zu lernen."

Das zweite mal war in der Predigt am folgenden Tag, dem Fest Peter und Paul, in der er die Hoffnung auf "Harmonie zwischen der Synode der Bischofe und dem Primat des Papstes" ausdrückte. 

Das dritte mal war im September 2013 im Interview mit dem Direktor von "La Civiltá Cattolica" Antonio Spadaro. Da tauchte zum erstenmal die Idee auf, es sei "vielleicht Zeit, die Methodik der Synode zu ändern. weil die aktuelle mit ststisch zu sein scheint." Aber um dann sofort zu wiederholen, daß wir "von unseren Orthodoxen Brüdern die Bedeutung von bischöflicher Kollegialität  und der Tradition der Synodalität lernen können."

Das  vierte mal war in der Apostolischen Exhortation "Evangelii Gaudium"  vom 24. Noember 2013, dem Regierungsprogramm des Pontifikates, in dem er sich jedoch selbst darauf beschränkte. zu sagen, daß "wir Katholiken im Dialog mit unseren Orthodoxen Brüdern  und Schwestern die Gelegenheit haben, mehr über die Bedeutung bischöflicher Kollegialität und ihre Erfahrung mit Synodalität zu lernen."

Aber das war nur der Anfang. In den folgenden Jahren gab es für Franziskus ein ganzes Crescendo von Ankündigungen und Entscheidungen, die zur aktuellen Mutation der Form der Synode führten, die jetzt so weit von dem jahrhundertalten Modell entfernt ist, das in den Ostkirchen noch in Gebrauch ist, daß es den Protest von ihrer Seite hervorrief, über den wir im vorigen Settimo-Cielo-post berichtet haben.

> Franziskus´ Synode hat nichts von der Synode der Ost-Kirchen gelernt. Der Einspruch eines griechisch-katholischen Bischofs."

Indem er dem "Volk Gottes" Macht gegeben hat, d.h. die Teilnahme an den Synoden mit Stimmrecht, auch den einfachen Getauften, hat Franziskus sicher eine umfassende Neuerung eingeführt.

Aber noch einmal-in einem völligen Widerspruch. Weil es keine Synode war, die die Änderung beschlossen hat, wie es der neue "populäre" Weg es gewollt hätte, sondern er ganz allein, der Papst."

Quelle: S.Magister, Settimo Cielo 

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