Freitag, 21. Juni 2024

Dom Alcuin zerlegt Professor Grillos Argumentation...

Dom Alcuin Reids, Gründungs-Prior des Klosters des Hl. Benedikts in Brignoles, Provence, widerlegt und zerpflückt in einem bei Rorate Caeli veröffentlichten Kommentar die Behauptungen, die Professor Grillo in einem Interview  zur Traditionellen Messe und ihren  Anhängern aufgestellt hat. 
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"EXKLUSIV: DOM ALCUIN REIDS ANTWORT AUF PROFESSOR GRILLOS INTERVIEW"

Falsch, Professor Grillo—Denken Sie noch mal nach!

Dom Alcuin Reid

Mitten während der Liturgie-Kriege seit mehr als einem Jahrzehnt, hat Fr, John Baldovin SJ einen Artikel veröffentlicht: "Idole und Ikonen: Überlegungen zum aktuellen Zustand der Liturgie-Reform"  (Worship 2010, n. 5) Er argumentierte, daß einige bestimmte rituelle Formen idolisieren und beklagt sich, daß er "eine paradoxe Art von Narzissmus in bestimmten Haltungen gegenüber der Liturgie, in der Leute denken, daß sie zugunsten von mehr Transzendenz argumentieren, während sie zur gleichen Zeit eine idolatrische Haltung gegenüber der Liturgie selbst  fördern." Baldovin leiht vom Französischen Phänomenologen Jean-Luc Marion und argumentiert, daß die Liturgie stattdessen ikonisch sein sollte (in Marions Worten) wodurch "die Ikone nicht aus einer Vision resultiert, sondern eine hervorruft... das Sehen heraufbeschwört, indem sie das Sichtbare nach und nach mit dem Unsichtbaren sättigt.“ Baldovin zitiert weiter: "Beim Idol erstarrt der Blick des Menschen in seinem Spiegel; in der Ikone verliert sich der Blick des Menschen im unsichtbaren Blick, der ihn sichtbar macht.“ (S. 389)

Pater Baldovin betont ausdrücklich, daß er den "traditionellen römischen Ritus selbst nicht für götzendienerisch“ hält, aber daß er "die Haltung, darauf zu beharren oder zu vielen seiner Merkmale zurückzukehren, à la ‚Reform der Reform‘, für götzendienerisch“ hält, und zwar in der oben beschriebenen Weise. Er bringt es auf den Punkt: Die Heilige Liturgie ist kein totes Idol, das angebetet werden muss. Sie ist vielmehr eine lebendige Ikone, in deren Blick wir selbst hineingezogen werden, die uns verwandelt und uns zu dem formt, was die "Quelle und der Höhepunkt“ allen christlichen Lebens ist.

Seine wichtige Unterscheidung fiel mir beim Lesen von Andrea Grillos jüngstem Interview mit Messa in Latino ein. Denn wenn es jemals ein Beispiel für die Vergötterung bestimmter Ritualformen und "eine paradoxe Art von Narzissmus in bestimmten Einstellungen zur Liturgie gab, bei denen die Leute meinen, sie würden für mehr Transzendenz eintreten, während sie gleichzeitig eine götzendienerische Haltung gegenüber der Liturgie selbst fördern“, dann ist es hier. Professor Grillo bringt es auf den Punkt!

Denn wenn es etwas gibt, das wir mit Sicherheit wissen – dank einiger sehr gewissenhafter investigativer Berichterstattung https://insidethevatican.com/magazine/the-hidden-story-behind-traditionis-custodes/ –, dann ist es, daß die derzeitige autoritäre Schreckensherrschaft gegen den usus antiquior des römischen Ritus (die vorkonziliaren liturgischen Formen der Messe, Sakramente, Sakramentalien usw.), für die man fast den guten Professor Grillo als Pressesprecher bezeichnen könnte, genau aus einer solchen narzisstischen Vergötterung der nach dem Konzil verkündeten liturgischen Reformen geboren ist. Sie sind in Stein gemeißelt. Von ihrer Reform darf nicht gesprochen werden, und die Rede davon, sie zugunsten der lebendigen und zunehmenden Verwendung des usus antiquior beiseite zu lassen, ist einfach eine Abscheulichkeit, die nicht länger toleriert werden kann – sie suggeriert das Undenkbare: daß all das Blut, der Schweiß und die Tränen, die für die Änderung der Liturgie vergossen wurden, letztlich nicht notwendig waren. Und niemand darf das sagen.



Das wird tatsächlich als solch eine Abscheulichkeit angesehen, daß eine Gruppe alternder Kardinäle in Rom, die größtenteils nicht im pastoralen Dienst tätig sind, die Strategie entwickelte, im Jahr 2020 eine Umfrage unter den Bischöfen der Welt zu organisieren. Es schien, als würde man Politiker fragen, ob sie eine Gehaltserhöhung möchten, nur dass, soweit wir wissen, viele von ihnen sagten, sie würden dies nicht tun! Das heißt, die uns vorliegenden Leaks der unveröffentlichten Umfrageergebnisse deuten darauf hin, daß die Bischöfe der Welt den usus antiquior nicht als Problem betrachten. Er wurde nicht wie ein Götzenbild verehrt, sondern diente in der Tat zunehmend als Ikone dessen, den wir alle anbeten sollen.

Die Eminenzen ließen sich jedoch nicht abschrecken. Auf Biegen und Brechen wurde der Heilige Vater davon überzeugt, Kardinal Sarah in der Gottesdienstkongregation durch die Erzbischöfe Roche und Viola zu ersetzen und im Juli 2021 das berüchtigte Motu Proprio Traditionis custodes zu unterzeichnen – wobei die Handlanger bereits vor Ort waren, um seine gnadenlose Umsetzung sicherzustellen. Die Liturgiereform nach dem Konzil, die der Papst 2017 seltsamerweise "mit Gewissheit und mit lehramtlicher Autorität“ als "unumkehrbar“ bestätigen musste, wurde als "einzigartiger Ausdruck der lex orandi des römischen Ritus“ (d. h. der einzig wirklich legitimen Art der Anbetung) etabliert, zu der widerspenstige Rückgriffe auf den usus antiquior notfalls durch Zwang bekehrt werden sollten – "auf der ständigen Suche nach kirchlicher Gemeinschaft“, wie Traditionis custodes betont. Einige haben den seltsamen Ausdruck "der einzigartige Ausdruck …“ dem Einfluss von Professor Grillo zugeschrieben. Meines Wissens hat er dies nie bestätigt, aber wenn der Hut passt …

Erzbischof Roche verlor keine Zeit, Traditionis custodes mit solchen stalinistischen Klarstellungen im Namen des Heiligen Vaters zu verschärfen, die darauf bestehen, daß Messdiener beim usus antiquior die Erlaubnis des Diözesanbischofs haben und daß solche Messen nicht in Pfarrnachrichten usw. angekündigt werden dürfen, mit der erklärten Absicht, alle zum "einzigen Ausdruck der lex orandi des römischen Ritus“ zu bringen. Die Kampagne zu diesem Zweck wird seitdem ununterbrochen geführt, und es wird derzeit über die Aussicht auf ein weiteres Gesetz berichtet, das sich ein für alle Mal mit dem usus antiquior befassen würde.

Inmitten all dessen ist Professor Grillo selbstgefällig davon überzeugt, daß diejenigen, von denen Papst Benedikt XVI. anmerkte, daß sie "diese liturgische Form [den usus antiquior] entdeckt, sich davon angezogen gefühlt und in ihr eine für sie besonders geeignete Form der Begegnung mit dem Mysterium der heiligsten Eucharistie gefunden haben“, in Wirklichkeit, wie er in seinem Interview behauptet, rückwärtsgewandte Menschen sind, die die Bedeutung der Tradition nicht verstehen und "kaum mehr als eine Sekte bilden, die Untreue als Erlösung erfährt und oft mit moralischen und politischen Positionen [vermutlich meint er schlechte] und sehr besorgniserregenden Bräuchen verbunden ist“ und die "Nostalgie für die Vergangenheit pflegen“.

In diese vernichtende Beleidigung eingeschlossen sind die über 18.000 Pilger aus Chartres ("die Zukunft der Kirche in Frankreich“ laut einem französischen Diözesanbischof), die treuen und heldenhaften katholischen Familien, die es wagen, Kinder zu bekommen und sie nach den traditionellen liturgischen Formen großzuziehen, die Seminare, Klöster und Ordenshäuser, wo der usus antiquior das lebendige, schlagende Herz ist, und natürlich jeder Akademiker, der es wagt, seinen fortwährenden Wert zu verteidigen. Sie alle sind Mitglieder "eines High-Society-Clubs oder einer Vereinigung, deren Ziel es ist, eine fremde Sprache zu sprechen oder sich mit der Vergangenheit zu identifizieren und reaktionäre Ideale zu kultivieren“. Die Verwendung der "toten Sprache“ Latein wird missbilligt (obwohl das Zweite Vatikanische Konzil darauf bestand, sie beizubehalten) und sogar die arme Cappa Magna (der zeremonielle Umhang für Bischöfe und Kardinäle, der in den reformierten liturgischen Büchern immer noch eine Option ist) wird verurteilt – und das alles, weil "Tradition nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft ist“

Wäre dieses Interview nicht mit einem Professor einer römischen päpstlichen Universität und einer bedeutenden italienischen liturgischen Fakultät, dessen Ideen einen gewissen Einfluss auf die gegenwärtige Politik des Heiligen Stuhls zu haben scheinen, wäre es vollkommen zu vernachlässigen.. Aber weil Professor Grillo tatsächlich in dieser Position ist, sind seine lächerlichen Tiraden sehr wichtig – wegen des schieren Mangels an theologischer Tiefe und pastoralem Feingefühl und Erfahrung, den sie demonstrieren, und auch wegen ihrer Darstellung der schieren Angst, die die Anhänger des usus recentior vor dem usus antiquior haben.

Ironischerweise beschwert sich Professor Grillo lautstark über schlechte Argumentation. Betrachten wir seine grundlegende Behauptung, dass „Tradition nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft ist.“

Unser Herr hat gelehrt: "Jeder Schriftgelehrte, der für das Himmelreich ausgebildet wurde, gleicht einem Hausherrn, der aus seinem Schatz Neues und Altes hervorholt.“ (Matthäus 13,52) Papst Benedikt XVI. handelte entsprechend, indem er klarstellte, daß der usus antiquior nie abgeschafft worden sei und daher grundsätzlich immer erlaubt gewesen sei, und indem er seinen pastoralen Wert im 21. Jahrhundert anerkannte und ihn von allen Beschränkungen befreite – in meinen Augen gute Theologie und gute Pastoralpraxis:

Tradition ist weder Vergangenheit noch Zukunft – und zwar ausschließlich. Tradition ist die lebendige Gegenwart in der Kirche von heute, von allem, was von den Aposteln überliefert und im Laufe der Jahrhunderte im Leben der Kirche in ihrer Anbetung, Lehre und ihren Bräuchen entwickelt wurde. In erster Linie umfasst sie offensichtlich das, was direkt von Gott offenbart wurde, wofür die Heilige Schrift ein einzigartig privilegiertes und inspiriertes Testament ist. Aber die Heilige Liturgie ist der Ort, an dem diese Tradition lebt, wo die Schrift im Kontext gelesen wird, wo wir unsere Erstlingsfrüchte dem allmächtigen Gott in der Anbetung so gut wie möglich darbieten (wie die großartigen, aber vielfältigen Formen der Kirchenarchitektur, der liturgischen Musik, der Gewänder und anderer Formen der liturgischen Kunst zeigen):

Aus diesem Grund sind Päpste und Bischöfe, wie uns ein kürzlich erschienenes päpstliches Dokument in Erinnerung ruft, "Hüter der Tradition“, was alles beinhaltet, was ein früherer Papst in Bezug auf das päpstliche Amt (und mutatis mutandis die Heilige Liturgie) lehrte:

"Die Macht, die Christus Petrus und seinen Nachfolgern verliehen hat, ist im absoluten Sinne ein Auftrag zum Dienen. Die Macht, in der Kirche zu lehren, beinhaltet eine Verpflichtung zum Dienst des Glaubensgehorsams. Der Papst ist kein absoluter Monarch, dessen Gedanken und Wünsche Gesetz sind. Im Gegenteil: Das Amt des Papstes ist eine Garantie des Gehorsams gegenüber Christus und seinem Wort. Er darf nicht seine eigenen Ideen verkünden, sondern muss sich und die Kirche ständig zum Gehorsam gegenüber Gottes Wort verpflichten, trotz aller Versuche, es anzupassen oder zu verwässern, und jeder Form von Opportunismus.“ (7. Mai 2005)

Daher ist es schwierig, den reinen Positivismus zu akzeptieren, der Professor Grillos Idolisierung der nachkonziliaren Reformen zugrunde liegt. Die früheren liturgischen Formen waren "heilig und großartig“ und können mit Sicherheit auch heute "heilig und großartig“ sein. Die Tatsache, dass dies diejenigen erschreckt, die ihren Ruf und ihre Karriere auf einen fragwürdigen Akt des päpstlichen Positivismus gesetzt haben (die Auferlegung neuer Riten, die nicht das sind, wozu das Konzil aufgerufen hat, und die nicht in organischer Kontinuität mit der im Laufe der Jahrhunderte entwickelten liturgischen Tradition stehen) und daß sie die opportunistische Auferlegung ihrer Ideologie befeuern, während sie die politische Macht dazu haben, ändert nichts an der Wahrheit, daß sich die Tradition zwar tatsächlich entwickelt, dies aber organisch geschieht, durch Bereicherung, nicht durch grundlegende Reform oder Ersetzung.

Ansonsten ist nichts wahr, nichts hat einen Wert – alles ist einfach eine Frage der politischen Zweckmäßigkeit. Deshalb lag Papst Benedikt auch richtig, als er lehrte: "Was früheren Generationen heilig war, bleibt auch uns heilig und groß und kann nicht plötzlich gänzlich verboten oder gar als schädlich angesehen werden“, und: "Es ist unser aller Pflicht, die Reichtümer, die im Glauben und Gebet der Kirche gewachsen sind, zu bewahren und ihnen den gebührenden Platz einzuräumen.“

Um es klar zu sagen: Das bedeutet nicht, daß ein Papst nicht legitimerweise eine neue liturgische Entwicklung oder einen neuen Ritus vorschlagen kann, wie es Paul VI. tat. Aber dieser muss sich seinen Platz in der Tradition sozusagen durch seine Verdienste verdienen und nicht durch positivistische Auferlegung durch Autorität. Ebenso wenig kann er durch unehrliche Subventionen aufrechterhalten werden. Wenn er Teil der Tradition wird, dann soll es so sein. Wenn er das Schicksal des innovativen Breviers von Kardinal Quignonez aus dem 16. Jahrhundert erleidet – das jahrzehntelang durch päpstliche Unterstützung gestützt wurde, bevor es langsam starb – dann soll es auch so sein. Umgekehrt muss man sagen, daß, wenn ein Ritus weiterlebt und atmet und gute Früchte hervorbringt, selbst angesichts päpstlicher Opposition, es sehr schwer ist zu leugnen, daß er einen legitimen Platz in der lebendigen Tradition der Kirche heute und in der Zukunft hat.

Professor Grillos Mangel an pastoralem Scharfsinn ist erstaunlich. Er scheint den usus antiquior nur über das Internet erlebt und (vielleicht zu Recht) auf einige extravagante und manchmal seltsam antiquarische Feiern reagiert zu haben. Wenn er und Kardinal Roche und Erzbischof Viola doch nur das Pfingstwochenende damit verbringen würden, von Paris nach Chartres zu laufen, wie die Tausenden, die das jedes Jahr tun. Sie würden gewöhnlichen, heldenhaft gläubigen Katholiken jeden Alters (aber meist jungen) begegnen, für die die Schätze der älteren Riten heute immer neu sind und die sie in ihren vielfältigen christlichen Berufungen nähren. Sicher, es würde einige seltsame Leute und Kleriker geben, aber der usus antiquior hat keinen alleinigen Anspruch auf sie – und auch sie haben Seelen, die gerettet werden müssen.

Der Professor, Seine Eminenz und Seine Exzellenz würden auch reichhaltige Feiern der Heiligen Liturgie erleben, an denen diese Tausenden voll, bewusst, aktiv und fruchtbar mit großer Hingabe teilnehmen – wie die tiefe Ehrfurcht zeigt, mit der sie die Heilige Kommunion empfangen (bei jedem Wetter). Dies ist natürlich Ketzerei für unsere Götzendiener, die glauben, daß die reformierten liturgischen Riten eine unabdingbare Voraussetzung für eine solche Teilnahme sind. Aber hier sind sie pastoral naiv. Die große Mehrheit der Feiern des usus antiquior heute zeigt alles, was die klassische liturgische Bewegung und tatsächlich die Väter des Zweiten Vatikanischen Konzils wünschten. Letztere forderten sicherlich einige gemäßigte und organische Reformen des Ritus, um dies zu ermöglichen, aber sie waren nicht so dumm zu glauben, dass dies Selbstzweck sei oder tatsächlich vergötzt werden sollte.

Das Konzil strebte eine vollständige, bewusste, aktive und fruchtbare Teilnahme an der Heiligen Liturgie an, und wer nicht anerkennen will, daß dies heute häufig bei der Feier der nicht reformierten Riten zu finden ist, verleugnet schlicht die Wahrheit. Es ist eine Realität in Pfarreien, Klöstern, Ordenshäusern und Seminaren auf der ganzen Welt, die jeder sehen kann, auch der Professor und seine Freunde. Wenn sie doch nur ihre Augen für das Gute öffnen würden, das es ist und das es bringt, und es ermutigen und fördern würden!

Die klugen Urteile eines Papstes nach dem Konzil in Frage zu stellen (und genau das ist die Liturgiereform von Paul VI. – eine Reihe seiner eigenen klugen Urteile) bedeutet nicht, das Konzil selbst abzulehnen, wie Professor Grillo meint. Beides unterscheidet sich. Das grundlegende Prinzip seiner liturgischen Verfassung (zur Teilnahme) bei der Feier der reicheren, unveränderten liturgischen Riten anzuwenden, bedeutet jedoch, den am meisten gehegten Wünschen des Konzils nachzukommen (ein Wunsch, der von so vielen seit Dom Guéranger im 19. Jahrhundert zum Ausdruck gebracht wurde). Tut mir leid, Professor, aber das ist in der Tat weit davon entfernt, das Zweite Vatikanische Konzil zu leugnen.

Auch die heutige Feier der Riten der Karwoche ist nicht unbedingt aus einer Zeit vor den Reformen von Pius XII. Für Professor Grillo stellen sich diejenigen, die das tun, "objektiv außerhalb der katholischen Tradition“. Unser kleines Kloster erhielt die Erlaubnis des Heiligen Stuhls, sie zu verwenden, und entdeckte dabei ihren Reichtum und ihre Schönheit – einen Schatz, den wir jetzt einfach nicht erneut begraben können. Ich stimme dem Professor zu, daß die Wahl eines bevorzugten Datums auf der Zeitachse der Liturgiereform willkürlich und uninformiert sein kann und es an kirchlichem Geist mangeln kann. Wenn jedoch die Autorität der Kirche heute etwas als gut genehmigt (und dies geschah), ist es sehr schwer zu verstehen, wie dieselbe Autorität es plötzlich völlig verbieten oder als schädlich erachten kann.

Man kann nur schwer zu einem Schluss kommen, ohne Professor Grillos Behauptung, "traditionelle“ Seminare erzeugen kein Leben im Glauben, sondern oft großen Groll und persönliche Verhärtung“, ernsthaft zu widersprechen. Man kann durchaus zustimmen, daß man in Seminaren – in praktisch allen – seltsame Professoren und Kandidaten findet. In vielen Fakultätszimmern, Büros der Vorgesetzten und Kanzleien lauern unsichere Narzissten, aber sie sind keineswegs das ausschließliche Eigentum von "Traditionalisten“. Und es gibt Seminaristen, die Seminare und manchmal auch den katholischen Glauben mit großem Groll und tatsächlich mit wenig Glaubensleben verlassen. Aber auch hier handelt es sich nicht um "Copyright-Traditionalisten“. Wo diese Missbräuche und Probleme existieren, müssen sie entschieden und auf ganzer Linie angegangen werden.

Was aber auch angesprochen und als wahr und respektiert werden muss, ist die Tatsache, daß es in sogenannten traditionellen Seminaren, Klöstern und Ordenshäusern Dutzende von Ausbildern und Hunderte von Kandidaten gibt, die täglich nach Heiligkeit streben, nach einer Umkehr ihres Lebens, einer Steigerung ihrer Tugenden und der Erweiterung ihrer Fähigkeit, die Mission der Kirche in der heutigen und zukünftigen Welt treu auszuführen, pastoral und intellektuell usw. Diese guten Männer und Frauen versuchen nicht, die Asche einer vergangenen Zeit zu bewahren, sondern (mit Verlaub, Gustav Mahler) pflanzen in sich das Feuer jener lebendigen Tradition ein, die das Evangelium Jesu Christi ist. Sie sind nicht Teil der Probleme der Kirche; vielmehr bilden sie einen wesentlichen Teil der Lösung ihrer bislang katastrophalen Konfrontation mit einer postchristlichen Welt.

In diesem Moment der Kirchengeschichte ist es schwer zu glauben, daß ihre Hierarchen so blühende und wachsende junge Kongregationen und Gemeinschaften narzisstisch schließen oder sie in kanonische Irregularität oder sogar außerhalb der Kirche zwingen, im Namen einer gewünschten Einheit, die in Wirklichkeit nichts anderes ist als ein politisch motiviertes Beharren auf Uniformität, um das Idol ihrer Wahl zu besänftigen: die (veraltete und nicht so gut) reformierte Liturgie. Und es ist ein Skandal, dass Professoren an renommierten päpstlichen Instituten ihre Bemühungen unterstützen. Sie alle täten gut daran, dem Rat Gamaliels zu folgen: "Haltet euch von diesen Menschen fern und lasst sie in Ruhe. Denn wenn dieser Plan oder dieses Vorhaben von Menschen ist, wird es scheitern; wenn es aber von Gott ist, werdet ihr es nicht zerstören können. Ihr könntet sogar als Widersacher Gottes dastehen!“ (Apostelgeschichte 5: 38-39).

Quelle: Dom Alcuin Reids, Rosate Caeli

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