Rorate Caeli veröffentlicht einen Artikel, in dem Nico Spuntoni sich mit den Aussichten von Kardinal-Staatssekretär im kommenden Konklave zum Papst gewählt zu werden, und welchen möglichen Einfluss seine Stellung zur TLM und sein diesbezügliches Handeln darauf haben können.
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"DIE TRADITIONELLE MESSE ALS THEMA DES KONKLAVES: EIN HINDERNIS FÜR KARDINAL PAROLIN"
[Paix Liturgique hat folgende Überlegungen über den Artikel von Nico Spuntoni am 14.Juli 2024 in Il Giornale veröffentlicht.]
Nimmt man das Wesen des II. Vaticanischen Konzils als eine Art Neubeginn der Kirche in allen Belangen, der Opposition - besonders Opposition gegen die Neue Liturgie - so bringt das in die folgenden Konklaves eine schwere psychologische Bürde mit sich.
Indiskretionen von Kardinälen haben enthüllt, dass Jorge Bergoglio während des Konklaves von 2013 den konservativen Kardinälen einen Hinweis gab, dass er Gesten zugunsten der SSPX machen werden. Das Interesse dass Kardinäle wie Jean-Marc Avelin und Matteo Zuppi Interesse für den Freiraum bekunden, die diese Liturgie anbieten kann geht in die selbe Richtung. Für alle konservativen Kardinäle wird das Wohlwollen gegenüber dem usus antiquior ein Kriterium sein wird- eines der Kriterien, aber ein besonders wichtiges- für die Einstellung der Person, für die sie stimmen können.
Und nicht nur für konservative Kardinäle. Das geht klar aus dem Artikel von Nico Spuntoni in IlGiornale vom 14. Juli hervor, den wir unten wiedergeben, mit der Bemerkung, dass Kardinäle, die nie in der TLM zelebriert haben, den Krieg gegen sie als sinnlos betrachten
Nico Spuntoni stellt fest, dass dieses Frage nach der Freiheit der TLM an Wichtigkeit zugenommen hat, seit der Verfolgung, die durch Traditionis Custodes und folgende Dokumente ausgelöst wurde und wegen der Rolle, die Staatssekretär Pietro Parolin bei dieser Verfolgung gespielt hat. Spuntoni versucht eine Botschaft rüberzubringen, wie Vaticanisten es zu tun pflegen: Parolin ist als Diplomat zu gut, um das neue restriktive Dokument, über das seit etlichen Monaten gesprochen wird, nicht zu begraben.
Es muss darauf hingewiesen werden, dass diese Anschuldigung gegen Pietro Parolin auf einer Reihe von Faktoren beruht, insbesondere auf zwei: der erwiesenen Rolle des Staatssekretärs bei den Treffen der Glaubenskongregation zur Ausarbeitung von Traditionis custodes zugunsten einer drastischen Einschränkung der alten Liturgie; und der Feindseligkeit, die ein führender apostolischer Nuntius, Mgr. Celestino Migliore, der heute Kardinal Parolin völlig ergeben ist, in einem besonders sensiblen Land, nämlich Frankreich, an den Tag legte.
In jedem Fall ist es völlig normal, dass die vorkonziliare lex credendi einer nachkonziliaren Kirche, die vollständig auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil aufbaut, ein Dorn im Auge ist. Daher ist es ganz natürlich, dass bei jedem Konklave seit dem Ende des Konzils - beim Konklave von 1978, bei dem Johannes Paul I. und Johannes Paul II. nacheinander gewählt wurden, beim Konklave von 2005 zur Wahl von Benedikt XVI., beim Konklave von 2013 zur Wahl von Franziskus und beim Konklave, das dann eröffnet wird, um einen Nachfolger für Franziskus zu wählen - in der einen oder anderen Form immer die Frage der Infragestellung der Grundlagen der Konzilskirche aufkommt, symbolisiert durch die Feier der Liturgie vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil.
Das Sandkorn der lateinischen Messe in der Papst-Kampagne Parolins
Der Staatssekretär ist Favorit für die zukünftige Nachfolge von Franziskus. Er überzeugt mit seinem gemäßigten Profil, aber das Verbot des alten Ritus könnte sich als Bumerang erweisen.
Wenn nach dem nächsten Konklave Kardinal Pietro Parolin in Weiß gekleidet aus der zentralen Loggia des Petersdoms hervortreten sollte, würde das niemanden überraschen. Obwohl Franziskus‘ Gesundheitszustand keine besonderen Sorgen bereitet wie im letzten Jahr, ist es im Vatikan unmöglich, die Totonomi für denjenigen zu stoppen, der eines Tages nach ihm kommen wird. Und der Staatssekretär ist der große Favorit, aufgrund des gemäßigten Profils, das er sich in diesen elf Jahren im Apostolischen Palast mühsam gegeben hat.
Die Rache der Diplomatie
Parolins Ankunft an der Spitze des Staatssekretariats im Jahr 2013 wurde von den Felukken des Heiligen Stuhls begrüßt, die sich nach einer "Rache“ für das Pontifikat von Benedikt XVI. sehnten, der, eine etablierte Tradition brechend, den Salesianer Tarcisio Bertone in diese Rolle berufen hatte. Der Prälat aus Schiavon war übrigens – zusammen mit Msgr. Gabriele Caccia – eines der "Opfer“ dieses Wachwechsels im Apostolischen Palast, der 2009 mit der klassischsten Form des "Promoveatur ut amoveatur“ aus der Kurie entfernt wurde: zum Bischof geweiht und als apostolischer Nuntius nach Venezuela geschickt.
Das Pontifikat der Ratzinger-Ära war aufgrund der Feindseligkeit Bertones keine glückliche Zeit für Parolin, der bis dahin ein Wunderkind der vatikanischen Diplomatie und junger Unterstaatssekretär des Vatikans für die Beziehungen zu den Staaten war. In dieser Funktion wurde der aktuelle Staatssekretär mit so heiklen Aufgaben betraut wie der Gesprächsführung über den Irak-Krieg mit dem russischen Unterstaatssekretär für Außenfragen, Aleksej Meskov, der Leitung der Delegation des Heiligen Stuhls bei der Wiederaufnahme der bilateralen Kommission mit Israel und einer Mission nach China. Aufgaben und Beziehungen, die ihm in den letzten elf Jahren sehr zugute kamen.
Bei der Pressekonferenz zur langwierigen Übergabe zwischen Sodano und Bertone im Jahr 2006 war es Parolin selbst, der in kurialer Sprache die Ungeduld der vatikanischen Diplomatie über das Scheitern der Ernennung eines Diplomaten zur Führung der Dritten Loggia zum Ausdruck brachte. "Obwohl es eine Neuheit ist, dass weder der Heilige Vater noch der neue Kardinalstaatssekretär Bertone direkt aus der Diplomatie kommen, sollte dies keine Änderungen nach sich ziehen“, bemerkte der junge Prälat, der sich während der Amtszeit von Angelo Sodano in der Kurie einen Namen gemacht hatte.
Seine Rückkehr nach Rom, ausgerechnet an Bertones Stelle, war ein Zeichen dafür, dass Franziskus der diplomatischen Schule des Heiligen Stuhls Aufmerksamkeit schenkte. Obwohl er für seine charakteristische Undiplomatie bekannt ist, hat der argentinische Papst gezeigt, dass er diesen wichtigen Bestandteil der Kirche schätzt, und mehrere Nuntien mit dem Kardinalat belohnt. Entscheidungen, die Parolin bei einem bevorstehenden Konklave von Nutzen sein könnten.
Moderat, aber nicht zu sehr
Es gibt nicht viele, die sich rühmen können, die elf Jahre des Pontifikats von Bergoglio in Spitzenpositionen "überlebt“ zu haben. Parolin ist jedoch die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Obwohl er nicht zum magischen Zirkel von Santa Marta zählt, ist der venezianische Prälat fest an seinem Platz geblieben. Der Staatssekretär war einst das Bindeglied zweier so unterschiedlicher Pontifikate wie des aktuellen und des von Johannes Paul II. und wurde oft zum Ziel der Ausbrüche der alten Kurienwelt, die in den Jahren von Franziskus immer mehr missverstanden wurde.
Dabei war der venezianische Kardinal einerseits gut darin, enttäuschten Gesprächspartnern Verständnis entgegenzubringen, und andererseits darin, keinem notorisch wütenden Papst ein halbes zweideutiges Wort entschlüpfen zu lassen. Die Beziehung zu Franziskus war von Höhen und Tiefen geprägt: Vor der Pandemie kursierten im Vatikan beispielsweise Gerüchte, Bergoglio habe sich privat darüber beschwert, dass sein Staatssekretär lieber an die Spitze einer sehr wichtigen Erzdiözese in der Nähe seiner Heimat geschickt werden würde, um die pastorale Erfahrung hinzuzufügen, die in seinem Lebenslauf für das Papstamt fehlt.
In den Jahren danach hat der Papst jedoch nicht versäumt, öffentlich seine Wertschätzung für die Arbeit seiner Nummer zwei zum Ausdruck zu bringen. Darüber hinaus ist ihm als Papst, der den Gesprächen über seine Nachfolge so aufmerksam zuhört, dass er sogar darüber scherzt und die Wahl eines Johannes XXIV. vorhersagt, sicherlich nicht entgangen, dass Parolins Name sicher einer der am häufigsten vorkommenden ist. Trotz des gemäßigten und im Vergleich zu den vielen Brüchen dieses Pontifikats beruhigenderen Profils ist die Kandidatur des italienischen Kardinals keineswegs bei allen beliebt. Nicht nur seine zentrale Rolle bei der Einigung mit Peking über die Ernennung von Bischöfen wiegt schwer, weshalb er den scharfen Angriff des 92-jährigen Kardinals Joseph Zen Ze-kiun, eines lebenden Symbols des Freiheitskampfes, einstecken musste. Tatsächlich gilt Parolin seit langem als Gegner der sogenannten lateinischen Messe.
Die Lateinische Messe und das Konklave
In jüngster Zeit sind die Gemeinschaften der Gläubigen, die der außerordentlichen Form des römischen Ritus verbunden sind, die Benedikt XVI. 2007 liberalisiert hat, "nervös“ geworden, weil sich Gerüchte über die bevorstehende Veröffentlichung eines neuen Dokuments vermehren, das die Feier der alten Messe gänzlich verbieten würde. Das Dikasterium für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung hat die Feier im sogenannten tridentinischen Ritus auf der Wallfahrtskirche Covadonga und in der Kathedrale von Melbourne verboten. Die Anzeichen für eine weitere Verschärfung nach Traditionis custodes und den anderen darauf folgenden Dokumenten sind vorhanden und haben zu einer Mobilisierung geführt, die von der angelsächsischen Welt angeführt wird und auch Nichtkatholiken einbezieht.
Das wurde in dem in "The Times“ veröffentlichten Brief deutlich, in dem der Papst aufgefordert wird, die lateinische Messe nicht verbieten, und der von Persönlichkeiten wie dem ehemaligen Pfarrer Michael Gove, dem ehemaligen Model und Ex-Frau des Rolling Stones-Führers Bianca Jagger, der Pianistin Mitsuko Uchida, dem Unternehmer Rocco Forte, verschiedenen Lords und Prinzessinnen und anderen unterzeichnet wurde. Seit wenigen Stunden gibt es, ebenfalls aus England, eine weitere Initiative des Komponisten James MacMillan, der eine Petition ins Leben rief, in der er den Papst auffordert, die lateinische Messe nicht zu verbieten. In kurzer Zeit hat die Petition, die auf Change.org zu finden ist und weltweit unterzeichnet werden kann, über 5.000 Unterschriften gesammelt.
Das heiße Dossier über die alte Messe dürfte Parolins Kandidatur ins Wanken bringen: Der Staatssekretär wird nämlich in mehreren kursierenden Rekonstruktionen als Hauptunterstützer dieser neuen Verschärfung in der Kurie bezeichnet. Der englische Kolumnist des Spectators, Damian Thompson, fragte sich in einem Tweet, ob die wahlberechtigten Kardinäle über die "Wunden nachdenken, die sich durch die Wahl eines weiteren Anti-TLM-Ideologen noch vertiefen werden.“
Im Kardinalskollegium gibt es keine Mehrheit der Sympathisanten für die Feier in vetus ordo, im Gegenteil. Doch selbst einige Kardinäle, die nie im alten Ritus zelebriert haben, halten den Krieg, den Rom gegen Priester und Gläubige mit traditionellem Empfinden führt, für sinnlos. Zum ersten Mal wird die Schuld jedoch nicht Franziskus und seiner "Allergie“ gegen die von ihm so genannten "Indietristen“ zugeschrieben: Neben dem ungeliebten Kardinal Arthur Roche, Präfekt des Gottesdienstes, steht der Staatssekretär selbst im Fadenkreuz.
Sollte ein gänzliches Verbot der Feier nach Papst Roncallis Messbuch von 1962 ausgesprochen werden, ist nicht auszuschließen, dass die Auswirkung einer wahrscheinlichen weiteren Polarisierung der Kirche im nächsten Konklave landet und dem Favoriten den Weg zum Johannes XXIV. erschwert.
Es besteht weithin die Meinung, dass gesunder Menschenverstand und Diplomatie - Eigenschaften, an denen es Parolin nicht mangelt - erforderlich sein werden, um einen Zwischenfall zu entschärfen, den viele für vermeidbar halten. Gleichzeitig wird alles getan, um sicherzustellen, dass das angeblich umstrittene Dokument in der Schublade bleibt."
Quelle: N. Spuntoni, La Paix Liturgique, Rorate Caeli
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