Mittwoch, 30. September 2020

Socci / Badilla zur causa Becciu: Ein Fall von medialem Kannibalismus"

Auf seinem blog "Lo Straniero" kommentiert auch  Antonio Socci die Causa Becciu und zitiert dabei Luis Badilla, Direktor von Il Sismografo, Riccardo Cascioli von La Nuova Bussola Quotidiana und Matteo Matzuzzi, Vaticanist von Il Foglio. Alle untersuchen auch die Situation des Pontifikates und welche Perspektiven bleiben.
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"DIE CAUSA BECCIU UND PAPST FRANZISKUS -IM NIEDERGANG EINES PONTIFIKATES. ÜBERRASCHENDE SIGNALEN KATHOLISCHER ORTHODOXIE"

"Schon Benedikt XVI hat versucht, in den komplizierten und dunklen finanziellen Fragen des Vaticans Ordnung zu schaffen und es entstand das Gefühl eines sehr harten Unterfangens, das ans Unmögliche grenzte, sogar bis zu dem Punkt, daß bei einigen Zweifel geweckt wurden, ob das den "Verzicht" auf das Pontifikat beeinflußt hat.

Jorge Mario Bergoglio wurde 2013 auch gewählt, "um die Finanzen des Vatikans aufzuräumen", wie Kardinal George Pell erinnerte. Tatsächlich hat er das von Anfang versucht, aber diese sieben Jahre waren eine Folge von Versuchen und Misserfolgen. Auch hier, mit einer Reihe von Ernennungen, Entlassungen, Widersprüchen, Fehlern und Fällen, die nie richtig aufgeklärt wurden, bis zu dem Punkt, an dem das Drama dieser Stunden ausgelöst wurde, in das einer der Hauptmitarbeiter von Papst Franziskus verwickelt ist:  Kardinal Angelo Becciu, der an Ort und Stelle vom Pontifex "gefeuert" wurde, wegen der Verwaltung der vatikanischen Gelder. Er war - wie Matteo Matzuzzi schreibt - "der mächtigste Kardinal, der dem Papst im Vertrauen am nächsten stand".

Das ist ein so eklatanter Fall- auch wegen seiner möglichen Entwicklungen- wie gestern eine Zeitung titelte: "Die Kirche ist im Chaos. Wir sind beim "alle gegen alle".Es gibt diejenigen, die sich freuen, wie Kardinal Pell- weil er denkt, es sei diesmal der richtige Weg gewählt worden  (außerdem wird Pell für konservativ gehalten) und die, die glauben, einen unverständlichen Zusammenbruch zu erleben. Tatsächlich wissen die Medien, die Papst Bergoglio immer unterstützt haben, nicht mehr, nach welcher Partitur sie spielen sollen, denn der sogenannte "Bandenkrieg", der mit dem "Becciu-Fall" explodierte, findet völlig innerhalb des Bergoglio-Establishments statt. Und es ist ein bedeutendes Paradoxon, daß dieser Krieg jenseits des Tibers ausbrach, als der Papst seine neue Enzyklika mit dem Titel "Fratelli Tutti" unterzeichnen wollte. Wenn man sich seine Kurie ansieht, muss man sagen: Brüder -Messer." (Fratelli-cotelli) 


Was heute an diesem Geschehen beunruhigt, ist zuerst die Schwere der Beschuldigungen gegen einen der engsten Mitarbeiter des Papstes, der von ihm immer unterstützt und zum Kardinal befördert wurde, dann die Art der Entlassung (Torpedierung) ohne Erklärung ohne Verurteilung, was Luis Badilla, den Direktor der ultrabergoglianischen - im Vatican gut eingeführten-website "Il Sismografo", dazu veranlaßt hat, einen feurigen Leitartikel mit dem Titel "Die causa Becciu: ein typischer Fall von Medienkannibalismus, der im Inneren des Vaticans erdacht wurde" zu unterschreiben. Nachdem er daran erinnert hat, daß Becciu "weder vor Gericht steht, noch angeklagt worden ist", schreibt Badilla: "die gestrige Geste des Papstes kommt einer Exekution gleich: du wirst beschuldigt...aber du hast nicht das Recht, dich zu verteidigen (außer in der Presse)" 

Badilla: "Becciu soll vor Gerucht gestellt werden wie Pell und alle müssen das endgültige Urteil abwarten. Der Papst ist- trotz seiner Macht- weder Richter noch Gericht. Trotz allem gibt es die Rechte des Angeklagten und Garantien, wie die Unschuldsvermutung, die Franziskus so lieb ist...Man muß daran erinnern" fügt Badilla hinzu, "daß es zig Personen gibt, einige enge Mitarbeiter des Papstes, deren Auftrag schlagartig beendet wurde - ohne Erklärung, Beweise oder Dank....So kann es nicht weitergehen, auch wegen eines riesigen Schadens im Herzen der einfachen, demütigen und gläubigen Christen" 

Das Urteil des Bergoglianers Badilla ist dem von Riccardo Cascioli, Direktor der Katholischen website "La nuova Bussola quotidiana" ähnlich: "Die Entlassung von Kardinal Becciu ist die zigste Säuberung in den Rängen des Hl. Stuhls in diesem Pontifikat. Säuberungen die einer südamerikanischen Militärjunta würdig sind, die versucht die Wahrheit zu ermitteln" 

Doch trotz der Härte des Vorgehens und der kontroversen Form scheint Papst Bergoglio eine Art Bestürzung, Verwirrung, Enttäuschung zu empfinden- wie bei jemandem, der mit einer Menge unerwarteter Probleme konfrontiert wird, durch die er sich überrollt fühlt, so daß er hastig und krampfhaft reagiert". Becciu selbst erklärte in seiner Pressekonferenz: "Ich habe ihn in Schwierigkeiten gefunden, ich habe gesehen, daß er litt." 

Matteo Matzuzzi, Vaticanist von "Il Foglio" malt ein dramatische Bild: "das im Abstieg befindliche Pontifikat Bergoglios nimmt die Züge der dunkelsten Shakespeare-Tragödie an...wir sind die Nemesis des Pontifikats. Nachdem wir ohne viel Federlesen die doktrinalen Gegner, vielleicht loyal, aber nicht genug  "im Einklang mit seiner Revolution" eliminiert haben und nachdem er sie durch vertraute Männer des Apparates - mit wenig Geruch von Schafen und einer langen Karriere in den Ämtern der Kurie ersetzt hat, wendet sich das Hackbeil jetzt gegen diese Letzteren."

Das Drama hat gerade erst begonnen, weil nicht daran gedacht werden kann, derartig eklatante Aktionen im Stillen durchführen zu können, ohne jede Verantwortung zu klären. Aber jetzt kommt die Enormität des wirtschaftlichen Problems auch von einer anderen Seite auf den Papst zu. 

Am 30. September - genau wenn der US-Außenminister Mike Pompeo wegen des brennenden Problems der Beziehungen zwischen dem Vatikan und China in Rom ist - beginnt auch die Inspektion durch das Moneyval-Komitee des Europarates, der über das Verbleiben des Vatikans auf der Liste der Länder entscheidet, die wegen ihres Managements ihrer Verwaltung, Haushalte, der Bekämpfung von Korruption und Geldwäsche als vorbildlich gelten,

 

Außerdem gibt es einen weiteren Felsbrocken: den Zusammenbruch der Spenden der Gläubigen. Der Vatican befürchtet, daß finanzielle Fälle wie der aktuelle das starke Mißtrauen der Gläubigen verstärken, die in den vergangenen Jahren bereits die Abgabe der 0,8%, des Peterspfennigs und anderer Spenden gekürzt haben. Es genügt zu sagen, daß der Peterspfenning von 101 Millionen im Jahr 2006 auf 70 Millionen im Jahr 2015 schrumpfte. Inzwischen beschwören die Medien ganz offen die Gefahr einer vaticanischen Zahlungsunfähigkeit herauf, was angesichts der Tatsache, daß Papst Bergoglio von Anfang an behauptet hat, von einer armen Kirche zu träumen, wirklich eine einzigartige Tragödie wäre.


Nun versteht man vielleicht, daß das Ideal der Armut, des sparsamen Lebens eher für die Menschen gelten sollte (von einfachen Christen bis zu hohen Prälaten) aber die Kirche als solche braucht große wirtschaftliche Mittel für ihre Aufgaben, für die Bildungs-, Wohltätigkeits- und Wohlfahrtsarbeit ihrer Priester und Ordensleute, für ihre Präsenz an allen vier Enden der Welt. 


Ist es möglich, daß der Papst viele seiner "revolutionären" Parolen dieser sieben Jahre überdenkt? Wir werden sehen. Die Kirche befindet sich in einem Sturm und es gibt diejenigen, die bemerkt haben, daß es in letzter Zeit Anzeichen gab, daß Papst Bergoglio sich Sorgen über die Verwirrung macht, in der sich die Gläubigen nach diesen "revolutionären" Jahren befinden.

Z.B. sein "Halt" bei der Ordination von verheirateten Männern oder bestimmten Äußerungen zum Lebensende, zur Abtreibung oder das kürzliche Nein zur Interkommunion mit Protestanten. 

Das sind Signale, die an eine  Kurskorrektur im Verlauf des Pontifikates denken lassen könnten (der amerikanischen Kirche sehr willkommen). Aber auch Signale, die die Irritation (bereits in den vergangenen Monaten erkennbar) bei den kathoprogressistischen Kreisen (besonders den deutschen) gesteigert haben.  Der Papst weiß, daß er bei diesen Stellungnahmen die Unterstützung - auch unsere - jener treuen Kirche hat, die Johannes Paul II und Benedikt XVI nicht vergessen hat und die in diesen Jahren an den Rand gedrängt wurde. Das ist das christliche Volk, das immer treu bleibt." 


Antonio Socci


Quelle: A. Socci, LoStraniero

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