..."Einige halten immer noch an einer Diagnose fest, die schon in der nachkonziliaren Periode weit verbreitet war- daß es eine wachsende Anzahl von denjenigen gibt, die- um ihrem Glauben Form zu geben- sich selbst -wenn nicht nach außerhalb- so doch an die Ränder der Kirche begeben müssen"; oder daß die Kirche noch kein Ort für wahre Gläubige ist, allerhöchstens "für die, die religioöse Praktiken lieben". Aber die breite Realität ist eine völlig andere: die "Liebhaber der Praktiken" sind die seit Jahren von den durchschnittlichen Gemeindepfarrern, pastoraler Ideologie und Gemeindepraktiken, die jene verfolgen, die dem Glauben "Form geben wollen", am meisten verfolgte Minderheit.
Das sollte -so der berühmte Theologe und Essayist Giuliano Zanchi- den Papst dazu bewegen, sich um den "Glauben aller" zu sorgen, so daß- unabhängig von der Form, die der Glaube bei jedem hat- "alle glauben können."
Eine schlaue Überlegung und eine, die vielleicht vom Pontifex geteilt wird, die aber durch eine langer Reihe von "universalistischen " Reduzierungen des Glaubens - oder eher der Glauben auf den kleinsten gemeinsamen Nenner -dazu gedacht, der Glaube aller zu werden: Christlich-soziale Utopie, Experimente liberaler Religiosität nach der Art von Lammenais, Weltkongresse der Religionen in prämoderner Zeit, der reale Katholische Modernismus, die wahre "Religion" des revolutionären Proletariates und nach einer Pause- die Wiederaufnahme der ökumenischen Visionen der Religionen oder der ""Ethiken" à la Hans Küng- die alle diesem Plan vorangingen- oder dieser instinktiven Praxis von Papst Franziskus. Aber nach mehr als 2 Jahrhunderten illusorischer Szenarien hat keine "Religion"als eine, an die alle glauben können, Form angenommen- weder auf der Seite des Mystizismus noch auf der entgegengesetzten der zivilen Ethik. Eine "wahre Religion" ist tatsächlich fordernd, stärkt und bindet, verlangt Liebe zu Gott, Formung, Opfer- verlangt das ganze Leben; sie ist nicht irgendeine Leichtfertigkeit über ein Schlagwort, daß auf dem Balkon flattert. Der derzeitigen Chor zu Bergoglios Erneuerungen, der sich mit den zigsten Beschuldigungen der Unzulänglichkeit gegen die Kirche bewaffnet, - ist es immer noch eine Kirche des "Nein" trotz der pontifikalen Produktion der "Ja-s"- scheint das Ausmaß zu ignorieren, in dem die christliche Tradition die Heiligen Schriften angepaßt hat, um Antworten auf die fortdauernde Finsternis der menschlichen Geschichte zu finden: die entweder eine erlöste Geschichte ist -oder tatsächlich ohne Antworten- wie es die antike Tragödie attestiert. Die Seelsorge hat immer zur Liebe zum Evangelium zurückgeführt- während sie vom Zauber der "leidenschafltichen Liebe" "amor concuspiscentiae", die jedes menschliche Wesen erlebt hat- die aber nicht mit der Liebe zu Gott und dem Nächsten verglichen werden kann, die die Evangelien in Christus verkörpert sehen. U.a. ist etwas Paradoxes daran, eine Christliche Legitimierung der "leidenschafltichen Liebe" zu verlangen, die "Tatsachen der Liebe" romantisch als absolut gesetzt und von Gott durchdrungen. Kann man ihre Freiheit angesichts des Gesetzes verteidigen, die Kategorie der letzten Enzyklika der Brüderlichkeit sogar auf sexuelle Beziehungen ausdehnen- wie es der Theologe Andrea Grillo möchte? Eine Liebe- Philadelphia also, oder (wahrscheinlicher) eine verbale Metapher ohne Bezug zu den Dingen?
Kommen wir zum Papst zurück. Jeder, der auch nur im geringsten mit dem vertraut ist, was innerhalb und außerhalb der katholischen Kultur passiert, versteht, daß die Überzeugung vom letzten Menschen- mit der wortreichen Zurschaustellung der Selbstzufriedenheit- etwas ist, das in Kulturen, die für das Jenseitige, das Heilige offen sind, nie vorgekommen ist und das Gegenteil der christlichen Botschaft und der Pflicht zur Wahrheit ist, die sie immer begleitet haben. Angesichts der Halbkultur der Endlichkeit ohne Transzendenz, mit dem Predigen der eigenen glücklichen Unmoral, eines ebenso lächerlichen wie überempfindlichen Nichts kann der Ruf nach Brüderlichkeit und Sozialität von sich aus die Seelen nicht zu einer Wiederherstellung von Bedeutung und Tiefe führen. Es ist eine Ermahnung, die keinen Einfluss auf die traurige Arroganz des letzten Menschen hat und nicht über Emotion hinaus geht.
Die großen Ideale von den Armen, der Welt-Brüderschaft, von Gott als Liebe wird im zeitgenössischen Ego, das sich nach einer Belohnung gemäß seinem eigenen bescheidenen Maß sehnt, Ort und Zeit besetzen und für Worte zur Seite legen: die Hobby-Stunde.
Bewertet man gleichzeitig den "Glauben aller", um der Verwirrung über ein weltweites Streben nach Brüderlichkeit ein Ende zu setzen, wird man- wenn einmal die Emotion abgeklungen ist- den Glauben jedes stark Gläubigen entwertet haben. Religiöser Glaube ist etwas anderes. Ihn als anthropozentrischen gemeinsamen Nenner- de facto humanistisch- zu denken, hat bei denen, die nicht glauben, noch nie einen neuen Grund zu glauben, erzeugt und wird es nie tun. Der christliche Westen war durch viele Jahrhunderte hindurch vom auferstandenen und ruhmreichen Christus durchdrungen- in der Weltgeschichte, in der vollen und übernatürlichen Bedeutung von Sein, abgesehen von einer Minderheit -nie von einem "intimen" und gleichzeitig abwesenden Gott. Dieser scheint aber der Gott zu sein, den der Papst in "Fratelli Tutti" (Nr. 277-280) propagiert: einen nützlichen menschlichen Glauben an einen trägen Gesetzgeber für alle, wie in einer deistischen Kultur. Welchen Sinn hätte das?
Wahr ist, wir können sicher dem "zum Tode sein" des polemogenen Menschen nicht zustimmen, der den bürgerlichen Menschen oder alle anderen verachtet, bereit, den Überfluß an Menschen zu beseitigen oder ihn- mit dem selben Ergebnis- zu einem anderen Wesen oder neuen Volk zu machen. Aber wir können auch das "zum Tode sein" des Menschen nicht barmherzig dazu autorisieren -an unserer Seite -Unsinniges zu kultivieren, um uns auf einen guten chemischen Tod vorzubereiten. Ich glaube, daß das Predigen von Papst Franziskus am Ende die nach-christliche Welt in dem Unsinn bestätigen wird, zu dem sie sich selbst verurteilen. Und wegen Unsinns zu beruhigen, ist nicht einmal Teil beim Aufbau des allzuberühmten "Feldlazaretts", es läßt die Ideologie der Massenflucht vor einem mit Bedeutung erfüllten Leben, vor der Wahrheit und dem Schmerz des Kampfes in jedermanns täglichem Leben zu.
Es ist absolut ein Zufall, und gehört eher zur Struktur, daß in den nachchristlichen Welten Brüderlichkeit- als Wort geschätzt- angesichts ungewollter Mutterschaft, terminal Kranker, dementer Alter -und morgen des behinderten Teenagers- aufhört. Ein Monstrum, das widerspruchslos die Gefühlsbrüderlichkeit und gegenteilige mörderische Handlungen und Gesetze kombiniert, denen diese "brüderlichen" Menschen als Wähler zustimmen.
Jetzt wird diese Menschheit auf der schiefen Ebene des "Guten Lebens" als Maßstab der Würde oder Legitimität des Lebens, nur durch die Praxis des "als ob Christrus nicht existiert" von Fratelli Tutti beschwichtigt. Im "guten Samariter" des Papstes ist keine Erlösung, sondern existentielle, persönliche und politische Bemäntelung, die nicht zur Kirche paßt: die "Braut Christi" soll die Seelen nicht zu ihrem Tod begleiten, sondern muß die Wahrheit Christi bekräftigen, damit sie leben. Beweis dafür, wie falsch der komfortable Säkularismus der Trennung zwischen "religiöser" Wahrheit und der rechtlichen und politischen Sichtweise ist, wie sie seit Jahrzehnten vom demokratischen und liberalen Katholizismus akzeptiert wird. Díe Kirche hatte immer Verantwortung und das Sagen über die letzte anthropologische Wirklichkeiten- Geburt, Mann und Frau, Ehe, Tod- weil sie eine ganzheitliche Vision von ihnen hat - biblische Anthropologie. Es gibt nichts über den Menschen- diese erschaffene Realität par excellence- was mit dem Vergessen dieser Ecksteine christlicher Wahrnehmung nicht dazu neigt, pervertiert zu werden.
Man sollte das im Gedächtnis behalten: wenn Katholiken und Teile der reformierten Welt gegen den vom verlangenden Ego produzierten Sieg über die ordnenden und normativen Neruerungen kämpfen , dann kämpfen sie für Menschen nicht "für Religion". In Italien gab es vor Zeiten auch einen Kampf gegen die Aufwertung der "de facto-Verbindungen", weil es unsere Pflicht war. Und der abweichende Standpunkt von Jorge Mario Bergoglio kann nicht mehr wert sein als eine Meinung. Sicher würde man den Menschen nicht dienen, wenn die Kirche die Wahrheit Christi fälschlicherweise vermenschlicht.
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