So lautet die knappe Zusammenfassung des McCarrick-Berichts von P. Stravinskas im Catholicworldreports.
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"DER McCARRICK-BERICHT: 4 SCHURKEN, EIN HEILIGER UND VIELE UNBEWANTWORTETE FRAGEN"
Auf gewisse Weise ist der Bericht hilfreich, aber sündigt auf andere Art durch Auslassung. Seine allgemeine Richtung und sein Hauptziel aber sind klar und das ist, Papst Franziskus für vollkommen untadelig zu erklären.
Vor einigen Monaten wiesen unbestätigte Gerüchte darauf hin, daß der lange erwartete McCarrick-Bericht 600 Seiten stark sein würde. Wie sich jetzt herausstellt, umfaßt der englische Text 449 Seiten. Eine sehr nachdenklicher Person im Vatican hat die Medien mit einer 14-seitigen Zusammenfassung versorgt. Ich möchte noch gütiger sein und unseren Lesern ein Zusammenfassung in zwei Sätzen präsentieren. Es gibt 4 Schurken und einen Heiligen. Die Schurken sind Karol,Wojtyla, Stanislaw Dziwicz, Jodeph Ratzinger und Carlo Maria Viganò, der Heilige ist Jorge Mario Bergoglio.
Das Dokument liest sich trotz seiner legalistischen Struktur wie ein Roman, tatsächlich wäre ich überrascht, wenn nicht schon jemand einen Film plante. Die Gesamtlänge und die 1410 Fußnoten würden einen schließen lassen, daß er umfassend und völlig transparent ist. Näheres Hinschauen spricht gegen eine solche Interpretation. Schauen wir etwas näher hin .
Jedem fair Denkenden ist klar, daß Theodore McCarrick - ob schuldig oder unschuldig- von Papst Franziskus als persönliche "Trophäe" benutzt wurde, mit der er vor den Bischöfen, die am Vatican-Gipfeltreffen 2018 über sexuellen Mißrauch teilgenommen haben, herumwedelte. "Die Laisierung McCarricks ist ein Beweis, daß ich (Franziskus) dieses Thema ernst nehme." Aber ist es das, was der McCarrick-Report enhüllt?
Die Zeugnisse- von mindestens einer der Mütter und eines der Priesters sind seltsam und nach keinem Standard glaubwürdig. Hat man ihnen deshalb so viel Platz im Bericht eingeräumt? Um (subtil) anzudeuten, daß die meisten möglichen Zeugen für McCarricks Mißbrauch nicht die überzeugendsten sind und deshalb die Autoritäten wegen ihres Nichthandelns zu diskreditieren? Ich würde einem solchen Gedanken nicht widersprechen. Nachdem das alles gesagt ist- mit Spielraum für die Zeugnisse, -warum sind wir nicht mt der Zeugenaussage McCarricks vor demTribunal der Erzdiözese New York vertraut gemacht worden?
Die angenommene Grundlage für die Versetzung McCarricks in den Laienstand war der Mißbrauch Minderjähriger (und Angebote während des Bußsakramentes). Warum sind diese Aussagen nicht enthalten, wo doch die beiden Beschuldigungen so öffentlich vorgebracht wurden? Weil diese Geschichten de facto nicht sehr glaubwürdig sind (worauf viele Psychologen und Strafvollzugsmitarbeiter hingewisesn haben) McCarricks modus operandi war nicht auf Kinder gerichtet, sein Interesse galt jungen Männern. Die Beschuldigung wegen der "Angebote"ist angesichts dessen bizarr: wenn McCarrick einen so leichten Zugang zu potentiellen Opfern gehabt hätte, warum mußte er dann das Bußsakrament prostituieren? Einer der Priester, der Mißbrauch angibt, sagt, daß er Zeuge war, wie McCarrick und ein Priester miteinander sexuell aktiv waren und dann zur Beichte - der eine jeweils beim anderen- gingen (und so eine automatische Exkommunikation auslösten) wobei McCarrick gegenüber dem angenommenen Zuschauer scherzte, daß er eines Tages vielleicht einem Bischof die Beichte abnehmen müsse! Über alle Maßen bizarr.
Das Dokument legt großes Gewicht auf den Psychotherapeuten Richard Sipe, einen Ex-Priester und Mönch. Das ist in der Tat seltsam, weil Sipe massiv antiklerikal war und ein eingefleischter Gegner des priesterlichen Zölibats. Ich hatte vor 20 Jahren die unglückliche Aufgabe, bei Larry Kings Show bei CNN seine wilden Behauptungen über das Priestertum zu widerlegen.
Der Bericht behauptet auch, daß McCarricks Mutter starb, als er 20 war. Das ist nicht möglich, weil der damalige Weihbischof von New York Terence Cooke, die Beerdigung von Mrs. McCarrick leitete (Cooke war bis 1965 noch nicht Bischof), was McCarricks Alter auf mindestens 35 herauf setzt.
Der Bericht geht nie auf McCarricks Jahre an der Katholischen Universität von Amerika in Washington ein oder auf die Zeit als Präsident der Katholischen Universität von Puerto Rico. Weil die Untersuchungen zu nichts geführt haben? Wenn das so ist, hätte man das sagen müssen. Wenn andererseits diese beiden Episoden nicht berücksichtig wurden, ist das ein großes Versäumnis.
Während der Bericht erwähnt, daß McCarrick damit beauftragt war, den amerikanischen Bischöfen Kardinal Ratzingers Urteil zur Handhabung des Phänomens katholischer Politiker, die für die Abtreibung waren, zu überbringen, versäumt er festzustellen, daß McCarricks mündliche Präsentation vor den Bischöfen den Paragraphen ausließ, der Kanon 915 zitiert- zur Nichtzulassung solcher Personen zur Hl. Kommunion. Das war sicher einer der Gründe, warum Ratzinger als Benedikt XVI die Anschuldigungen über McCarricks Charakter ernster genommen hat.
Papst Bergoglio hat gegenüber McCarricks Unstimmigkeiten konsequent Unwissenheit vorgebracht. Das widerspricht den Beweisen. Viganò behauptet, er habe dieses Thema mindestens zweimal mit dem Papst besprochen (und in einem der berüchtigten Interviews hat Franziskus eine mögliche flüchtige Erinnerung zugegeben); Erzbischof Giovanni Becciu (was auch immer seine anderen Mängel sein mögen) sagte aus (in seiner damaligen Rolle als Substitut), daß er Bergoglio zweimal informiert habe (der Papst gibt ein solches Gespräch zu). Der Bericht verteidigt die diesbezügliche Untätigkeit von Franziskus indem er darauf hinweist, daß der Juni 2013 für Bergoglio ein sehr arbeitsreicher Monat war! Kardinal Pietro Parolin (Staatssekretär) bestätigt Viganòs Korrespondenz im Jahr 2014 über McCarrick mit ihm und seine eigene Diskussion des Falles mit Franziskus im Jahr 2016 (der Papst sagt, er erinnere sich nicht daran, würde aber die Erinnerung Parolins aussetzen). Außerdem gibt es eine ständige Flut von Briefen von McCarrick an Franziskus, die ihn über seine ständigen und verschiedenen Reisen informierten, so daß Franziskus zitiert wird, man solle McCarrick in Ruhe lassen, weil er "nützlich" sein könnte.
Erzbischof Viganò wird 304 mal zitiert. Warum wurde er nie zu diesem Projekt befragt? Sicher - sein ursprüngliches Zeugnis war der Anstoß für diese ganze Untersuchung, In Wirklichkeit wird Viganò durchgehend mit unverhohlener Verachtung behandelt und mit dem kaum verschleierten Vorwurf des Karrierismus und der Verbitterung (sein Benehmen in der Kurie und sein wiederholten Versuche McCarrick vor Gericht zu bringen, strafen solche Behauptungen Lüge). Kardinal Marc Ouellet (Präfekt der Bischofskongregation) sagt, daß er Viganò angewiesen habe, eine vollständige Untersuchung über McCarrick zu eröffnen, daß Viganò aber diesen Auftrag nie erfüllt habe, Ist das wahr? Viganò muß darauf antworten. Es ist auch ein Rätsel, warum Viganò wiederholt glühende Zustimmungsbriefe an McCarrick geschrieben hat.
Eine aktuelle Beobachtung besagt, daß McCarrick sich Einfluß bei den Händlern der Macht im Vatican gekauft hat. Der Bericht erkennt an, daß er tatsächlich verschiedenen Mitarbeitern Geschenke gemacht hat. Warum werden die Begünstigten von McCarricks Großzügigkeit nicht genannt- zusammen mit der Zahl von Geschenken? Dieses Versäumnis erinnert an den Bericht aus der Diözese Wheeling-Charleston vor nicht allzu langer Zeit, der besagt, daß er frühere Ordinarius das Gleiche getan habe - wo die Nichtnennung der Namen der Prälaten, die solche Geschenke erhielten und die negative Öffentliche Meinung wohl die volle Bekanntgabe erzwang.
Eine Folge des Vorwurfs der Bestechung ist, daß McCarrick durch dieses Verhalten Einfluss auf die Ernennung von Bischöfen hatte. Die Fußnote 1302 nimmt diese Behauptung zur Kenntnis, sagt jedoch, daß McCarricks Brief an Franziskus über einen möglichen Kandidaten für Chicago tatsächlich Erzbischof Blaise Cupich (der dann schließlich den Posten erhielt) nicht erwähnt hat, und - obwohl weithin gemunkelt wurde, daß McCarrick für die Ernennung von Erzbischof Joseph Tobin für Newark verantwortlich war- es keine Aufzeichnung über einen solchen Versuch gibt. Vor Ort sagte man, daß der Förderer von Cupich nicht McCarrick war sondern Kardinal Oscar Rodriguez Maradiaga (Vorsitzender von Franziskusß Kardinalsrat und enger Vertrauter des Papstes). Für die Ernennung Tobins haben wir McCarricks eigene Prahlerei darüber in einem Vortrag, den er an der Universität von Villanova hielt, in dem er sich auch rühmt, die Kandidatur Bergoglios für das Papstamt voran gebracht zu haben!
Verdächtig ist, daß eine Person in dieser ganzen Erzählung fehlt, und das ist Kardinal Justin Rigali, der 1964 seinen Dienst beim Hl. Stuhl in der englischen Abteilung des Staatssekretariates begann. Nach dem Zeitraum von 1966 bis 1970. in dem er in der Nuntiatur in Madagaskar arbeitete, kehrte Rigali als Leiter der englischen Sektion des Staatssekretariates nach Rom zurück und arbeitete als Übersetzer für Papst Paul VI, den er auf seinen apostolischen Reisen begleitete. 1985 wurde er zum Präsidenten der Päpstlichen Kirchlichen Akademie (der ältesten Diplomatenschule der Welt) ernannt und empfing dann auch die Bischofsweihe. 1989 wurde er zum Sekretär der Bischofskongregation (also zum zweiten Mann des Dicasteriums) ernannt. Es verwirrt, daß ein Mann mit einem solchen Portfolio nicht Schlüsselzeuge in der McCarrick-Saga sein sollte.
Jetzt zu einigen Kritiken von der rechten Seite des Weges
Ein Kommentator sagt, daß McCArrick sich mindestens 20 mal in der Schweiz aufgehalten hat und verbindet ihn so mit der St, Gallen-Mafia. Der Bericht dokumentiert vier Besuche in der Schweiz - den ersten nach seinem Schulabschluss. Die anderen drei Besuche waren alle ofizielle Kirchenaufträge- in Begleitung vieler anderer Teilnehmer. Es gibt keinen Grund, hier die Wahrheit des Berichts anzuzweifeln, besonders weil es keine Aussagen gibt, die ihm widersprechen.
Andere Kommentatoren haben Verwunderung ausgedrückt, daß das Wort Homosexueller, Homosexualität nie im Dokument auftauchen. Das ist schlicht falsch, weil eine Wortsuche aufdeckt, daß dieser Terminus mindestens 11 mal gebraucht wird, Auch wenn das Wort fehlt (was es nicht tut), befaßt sich das Dokument genau mit diesem Problem. Das Wort "Trinität" ist im Neuen Testament nicht zu finden- aber seine Wirklichkeit ist allgegenwärtig.
Andere nehmen jedoch stark an, daß Kardinal Angelo Sodano (der frühere Staatssekretär) für McCarricks Aufstieg in der Hierarchie verantwortlich war. Das ergibt keinen Sinn, weil McCarrick 11 Jahre vor Sodano zun Bischof geweiht wurde. De facto war McCarrick schon vor Sodanos Weihe Erzbischof von Newark. War Sodano als Staatssekretär Beschützer von McCarrick? Das ist sehr gut möglich- weil er es sicher für den Legionärs-Vater Maciel war.
Wo passen also die Päpste in dieses Drama? Ich glaube daß der Bericht ehrlicherweise sagt, daß Johannes Paul II Berichte über McCarricks angebliches Fehlverhalten aus zwei Gründen nicht akzeptierte- erstens seine Erfahrung mit den kommunistischen Versuchen in Polen, gute Priester oder Bischöfe durch falsche Beschuldigungen scheitern zu lassen und zweitens seine Kenntnis von McCarricks sehr effektiven und treuen Dienstes als Diözesanbischof. Bemühungen der Bande des National Catholic Reporter und ihre Komplizen bei der New Yoek Times den Ruf Johannes Pauls zu beschmutzen -die zur Abschaffung seiner Verehrung aufrufen, sind hassenswert aber völlig im Einklang mit ihrem Hass auf alles, wofür er als Papst stand.
Was ist mit Papst Benedikt? Wir wissen, mit welcher Bereitschaft und Überlegtheit er den Maciel-Skandal handhabte. Statt den alten Mann einem Kirchenprozess zu unterwerfen, entschied er gnädig (in einem Schreiben) daß Maciel sich aus dem öffentlichen Leben in ein Leben von Gebet und Buße zurückziehen solle. Maciel willigte ein, Benedikts gleicher Rat (jedoch nicht schriftlich) an McCarrick wurde von ihm vom ersten Tag an zur Schau gestellt. Als Ehrenmann, der er ist, neigt Ratzinger dazu, anzunehmen, daß alle anderen es auch seien. Kardinal Giovanni Re als Präfekt der Bischofskongregation hat regelmäßig die rote Alarmfahne wegen McCarricks Wanderungen aufgezogen, wie auch die Erzbischöfe Gabriel Montalvo und Pietro Sambi (Nuntien in den USA), die beide "bei der Arbeit" starben. In einer kürzlich erschienenen Überlegung stellte George Weigel fest, daß McCarrick mit dem System gespielt hat. Das ist zweifellos wahr. Er wußte auch, wie er die fehlende Kommunikation zwischen den verschiedenen Dicasterien des Hl. Stuhls wie auch die verschiedenen Nuntien manipulieren und von ihnen profitieren konnte.
Natürlich war der große Elefant mitten im Wohzimmer - also die Gerüchte über Fehlverhalten des früheren Kardinals seit Jahren- weithin bekannt und jeder Priester oder Bischof, der in den 90-er Jahren lebte, der sagt, er habe nichts davon gewußt, sollte eine Dosis Wahrheitsserum einnehmen, Aber- es gibt ein großer aber- niemand wollte eine formale Beschwerde machen- und das schließt auch eine Delegation von Laien ein, die vor Jahren mit ihren Sorgen nach Rom reiste und die von den Vatican-Mitarbeitern stark ermutigt wurde, eine formale Beschwerde zu unterschreiben. Das taten sie nie. Und so- ja- hatte Johannes Paul Recht, die Gerüchte als substanzlos abzulehnen. Wer unter uns möchte auf Grund von anonymen Gerüchten verurteilt werden? Tatsächlich wurden die Gerüchte über McCarrick einige Male untersucht und endeten mit wenig oder ohne Beweise. Eine meiner übergreifenden Sorgen wegen seiner kirchlichen Verurteilung und seiner Rückversetzung in den Laienstand betrifft genau das Versagen des Berichts, das Zeugnis bekannt zu machen, das zu diesen Entscheidungen und Aktionen des Hl. Stuhls führte. Wir haben ein Recht darauf, zu wissen, wer was gesagt hat, wer diese Zeugnisse ernst genommen hat und warum. Diese Fragen sind nicht - nicht einmal flüchtig- behandelt worden.
Insgesamt gibt es rund um diese unwahrscheinliche und triste Affäre viel zu beklagen. Der Bericht ist einerseits hilfreich aber sündigt auf viele andere Arten durch Auslassung. Sein Sinn und Hauptziel jedoch sind klar - und das ist, Papst Franziskus für insgesamt schuldlos zu erklären. Man ist versucht, das Dokument in "Santo subito" umzubenennen."
Quelle: P. Stravinskas, CatholicWorldReport
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