Freitag, 6. November 2020

Gilt das Legalitätsprizip noch im Vatican?

Marco Tosatti kommentiert bei Stilum Curiae das neue motu proprio zum Recht der Bischöfe in ihren Diözesen eigenständig Institute Geweihten Lebens zu errichten.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"SO NIMMT EIN AUTOKRATISCHER PAPST DEN BISCHÖFEN FREIHEIT" 

Liebe Freunde von Stilum Curiae, diese Nachricht ist zum Schweigen der großen Presse vorüber gegangen, wurde aber von den für Kirchliches Sensiblen wahrgenommen. Wir hatten ein langes Gespräch mit einem alten Freund innerhalb der Kurie und haben einige Punkte dieser Unterhaltung gewählt, die bestätigen, daß dieses Pontifikat- entstanden unter dem Zeichen von Autokratie und Voreingenommenheit-unverdrossen auf diesem Weg weitergeht. Darunter leiden die wirklich, die an die Katholische Kirche als einen Ort der Freiheit und Gerechtigkeit glauben. Gute Lektüre

§§§

 "DER PAPST ÄNDERT WIEDER  DEN CODE. ALTERNATIVE LESARTEN" 

Heute am 4. November hat uns der Papst der Barmherzigkeit - weil , wie Sie wissen die anderen alle scheußlich und schelcht waren- eine weitere Perle seiner sehr persönlichen Sicht des Kirchenrechts, die sich fast an den antijuristischen Tendenzen zu orientieren scheint, die sie Jahre unmittelbar nach dem II. Vaticanischen Konzil befallen hatten, aber teilweise von Paul VI, vor allem aber von Johannes Paul II gebremst wurden, der 1983 den neuen Kodex des Kanonischen Rechts promulgierte. Wir sagen "scheint",weil wir bezweifeln, daß der Oberste Gesetzgeber sich dieser Theorien voll bewußt ist, weil seine  eigene Sicht eine rein irnstumentelle. auf klassisch südamerikanischer Kurzsichtigkeit basierende ist. 

Inwzwischen sind wir an einen peinlichen Grad legaler Flexibilität gewöhnt...nicht nur bei den DPCM (den nationalen Covid-19-Einschränkungsmaßnahmen der ital. Regierung) sondern auch bei motu proprio. Und in der Welt des Vaticans lehrt man uns durch die Legalismen als "liebende Mutter" [motu proprio vom 4. Juni 2016] oder Ihr seid das Licht der Welt [motu proprio von 7. Mai 2019], das seit Jahrhunderten garantierte Gesetze sprengte und jene sakrosankten Rechtsprinzipien erschütterte, die die Kirche in der Vergangenheit die Welt gelehrt hatte. Es braucht nur einen Federstrich und das Gesetz wird nach Bedarf des Fürsten umgestaltet- mit allem Respekt für das Legalitätsprinzip - wie der Historiker Roberto De Mattei in seinem Artikel vom Juli 2019 "Stirbt das Legalitätsprinzip in der Kirche?"  in Erinnerung ruft.

Und so hat er heute ein neues motu proprio veröffentlicht- Authenticum charismatis- durch das der Text von Kanon 579 des Kodex des Kanonischen Rechts reformiert wird, der bisher so lautete: "Diözesanbischöfe -jeder auf seinem Territorium- können durch förmlichen Erlass Institute des Geweihten Lebens errichten, sofern der Hl. Stuhl zuvor konsultiert wurde" (Episcopi dioecesani in suo quisque territorio Instituta vitae consecrate formali decreto eritere possunt. Dummodo Sedes Apostolica consulta fuerit) .
Jetzt heißt es: Diözesanbischöfe- jeder auf seinem Territorium- kann nach vorheriger Genehmigung durch den Apostolischen Stuhl - formal Institute geweihten Lebens errichten. (Episcopi dioecesani in suo quisque territorio instituta viate consecrata formali decreto valid erigere possunt- praevia licentia Sedis Apostolicae scripto data.)


Die Begründung für diese Veränderung ist vorgeblich das Prinzip "größerer Kirchlichkeit" -auf einer Linie mit einem "Rescript ex audienta"  des Kardinalstaatssekretärs, das Bergoglio persönlich im Mai 2016 unterschrieben hat, in dem angeordnet wird, daß die in Kanon 579 vorgesehenen Konsultationen als für die Gültigkeit notwendig erachtet werden- und andernfallls das Risiko der Ungültigkeit des Errichtungsdekrets besteht.

Mit anderen Worten- bis gestern waren die Bischöfe verpflichtet (dummodo bedeutet normalerweise  eine notwendige Vorasussetzung), den Hl. Stuhl zu konsultieren, bevor sie endgültig eine Einrichtung des Geweihten Lebens in ihrer Diözese errichteten. Aber jetzt sind sie- um das zu tun- nicht nur verpflichtet, zu fragen, sondern auch eine schriftliche Genehmigung (Lizenz) des Hl. Stuhls vorzuweisen - andernfalls ist ihre Aktion ungültig. 

Das mag wie eine bloße Nuance erscheinen und in der Tat könnte es fast so aussehen, als ob vorher ein Bischof die Zustimmung des Hl. Stuhl brauchte, um eine Religiöse Institution zu errichten...aber technisch- ist das nach dem Kanonischen Recht nicht so. Und das ist nicht einmal in der Theologie wahr (die die Seele des Kanonischen Rechts ist), die den Bischof als Nachfolger der Apostel sieht, frei das Charisma bestimmter Einrichtungen zu bewerten und den Hl. Stuhl von ihrer Errichtung zu informieren, ohne ein formloses placet oder schlimmer ein geschriebenes "license" zu benötigen. 

Es ist merkwürdig, daß eine solche Vorkehrung von einem Papst kommt, der nichts anderes tut, als mit Worten wie "Kollegialität", "Synodalität". "Gemeinschaft", "Freundschaft" und "Brüderlichkeit" um sich zu werfen.  Der selbe Papst, der den Bischöfen das Recht zusprach, "nur unter uns" die Gültigkeit des Ehe-Sakramentes zu beurteilen. Und dennoch ist er im Endeffekt der Papst, der die Bischöfe als seine Angestellten betrachtet (etwas, was nicht einmal der Papst Bonifatius versucht hat) - und das so sehr, daß er es für möglich hält, daß sie ihr "Amt verlieren" können (als ob Bischof zu sein, so etwas wie Stellvertreter des Jugendministers zu sein wäre)-wenn sie angeblicher culpae in vigilando (Versagen bei der Überwachung) beschuldigt werden (wohlgemerkt nicht verurteilt). Wovon natürlich der Barmherzige ausgenommen ist, wie uns die causa Becciu lehrt. 

Aber über die rein ecclesiologischen Tatsachen hinaus, die noch einmal die zentralistische, despotische, autokratische, selbstbezogene Sicht des geheimnisvollen argentinischen Papstes bestätigt, glauben wir, daß auch ein anderer Aspekt nicht unterschätzt werden darf. Die neue Direktive ist in Wirklichkeit eine alte- wie wir schon sagten- und geht auf eine Wiederaufnahme ex audentia zurück, die am 1. Juni 2016 in Kraft trat- durch die Parolin verkündete, daß "Der Hl. Vater, Papst Franziskus bestimmt hat, daß es eine Notwendigkeit ad validitatem ist, vor der Einrichtung einer diözesanen Institution Geweihten Lebens eine Konsultation mit dem Hl. Stuhl stattfinden zu lassen- andernfalls droht die Ungültigkeit des Einrichtungsdekrets besagter Institution " weil "jedes neue Institut des Geweihten Lebens- selbst wenn es in einer Ortskirche als Gabe an die gesamte Kirche errichtet wird und die Notwendigkeit besteht, der Errichtung neuer Institute vorzubeugen, denen die ausreichende Überprüfung fehlt. Die Bestimmung des wahren Ursprungs jedes Charismas festzustellen, das die spezifischen Merkmale definiert, die zum Empfang der Weihe durch das Bezeugen der evangelischen Räte führt und das Ziel der Entwicklung definiert, hat gezeigt, wie wünschenswert es ist, ihre zukünftige Rolle besser zu definieren- wie sie in Kanon 597 des CIC festgelegt ist, indem die Meinung der Kongtregation eingeholt wird, bevor ein neues diözesanes Institut errichtet wird. 

Deshalb stellt der Papst das Urteil der Bischöfe in Frage, die nicht länger ihrer eigenen Möglichkeit nachgehen können, ein Institut des Geweihten Lebens nach diözesanem Recht einzurichten, sondern um das zu tun, auf die Antwort des Hl. Stuhl warten müssen, der schriftlich bestätigt, daß sie fortfahren dürfen. Es ist fast eine Form einer Polizei-Kontrolle, die Charismen unterdrückt -aber vor allem glauben wir, daß sie einen weiteren, noch subtileren Mechanismus - in vollem südamerikanischen Stil- darstellt, die die Bischöfe, die nicht völlig mit dem Denken von Franziskus "auf Linie" sind (Achtung: nicht in "Kommunion")  daran hindert, religiöse Institutionen zu errichten, die Charismen besitzen, die vom Stil dieser himmlischen Anweisung- oops -ich meine dieses Pontifikats abweichen. 

Wenn wir auf das Geschehen schauen, sehen wir, daß die Wiederaufnahme von 2016 die Antwort auf den naiven Versuch von Msgr. Raymond Arguelles, Bischof von Lipa auf den Philippinen, war, der sich zum Vorkämpfer der Einrichtung einer öffentlichen Vereinigung von Gläubigen unter dem Namen "Die Brüder des Hl. Franziskus der Unbefleckten"  machte, weil er davon überzeugt war, daß sie mehrere Mitglieder der unterdrückten FFI aufnehmen könnten, auf die die Klinge der Barmherzigkeit bereits herabgefallen war.  Das selbe Dokument zielt auch darauf ab, die Errichtung eines in Großbritannien gegründeten Konvents früherer klausurierten Schwestern der FFI zu blockieren. 

Unserer Meinung nach ist es offensichtlich, daß die heutige Aktion ein weiterer Versuch ist, alles zu prüfen, was außerhalb ihrer Kontrolle ist und eine Gefahr für die Katholische Kirche 2.0 darstellt, auch weil es schwer zu verstehen ist, und während alles im Fluss ist und die Frage, die sich die religiösen Führer täglich stellen, ist, was sie mit dem weltlichen Besitztümern ihrer Orden machen sollen, weil die Zahlen der Berufungen und Mitglieder immer mehr schwinden, beschließt der Papst, die Zügel der konstitutionellen Regeln für neue hypothetische Realitäten anzuziehen...Und darüber hinaus ist es objektiv wahr, daß nur diese "verrückten" Traditionalisten  religiöse Institute in dieser Kirche und in dieser Welt gründen können und sicher keine Progressisten, die -wie wir wissen- den Abriss der gesamten hierarchischen Pyramide unterstützen. 

Und während befürchtet wird, daß schon bald ein weiteres Schwert herabfallen wird, das das Recht beschneidet, die Alte Messe zu zelebrieren, die von Benedikt XVI auf breiter Basis erlaubt wurde, kann nichts unserer Aufmerksamkeit davon ablenken, daß die wirkliche Bedeutung von Authenticum Charismatis mit Zitronensaft geschrieben wurde und in Wirklichkeit ein tödliches Gift enthält. das in die Beziehung zwischen der Päpsltichen und der Bischöflichen Autorität injiziert wurde, die jetzt de facto kompromittiert wurde und einen weiteren Stein zum Grab der stillen Kirche hinzufügt, der Kirche, die widersteht, indem sie beim Glauben aller Zeiten bleibt, der Kirche, die auf das Leben in den Katakomben reduziert ist, um sich vor den Praetorianern-Garden des praktizierten Bergoglianismus zu retten, der Kirche, die "Opossum spielen" muß, während sie auf eine menschlich unwahrscheinliche -aber spirituelle immer mögliche Auferstehung wartet." 

QuelleI M.Tosatti, Stilum Curiae 

 


 

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