In seiner montäglichen Kolumne in Monday in the Vatican stellt A. Gagliarducci Überlegungen über die Ausrichtung des Jahres 2021 im Pontifikat von Papst Franziskus an.
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"PAPST FRANZISKUS, WIE WIRD SEIN 2021 SEIN?"
Papst Franziskus hat das Jahr mit der Ankündigung eines Sonderjahres für die Familie, das Amoris Laetitia gewidmet ist, abgeschlossen. Dieses Sonderjahr -erklärte er- beginnt 5 Jahre nach der Veröffentlichung der postsynodalen Exhortation, die so große Kontroversen auslöste. Es zielt darauf ab, sie zu studieren, über sie nachzudenken und die Herausforderungen der Familie von morgen zu betonen.
Diese Ankündigung ist aus verschiedenen Gründen ungewöhnlich..Der erste ist, daß das Sonderjahr für die Familie mit dem Jahr des Hl. Josephs zusammen fällt, das angekündigt wurde, um den 150. Jahrestag des Heiligen als Patron der Kirche zu feiern. Es fällt auf, daß der Papst das Jahr des Hl.Josephs beim Angelus am 8. Dezember, dem Tag an dem das motu proprio veröffentlicht wurde, nicht erwähnte, sondern das erst später tat. Dieses Versäumnis führte zu dem Gedanken, es handele sich um ein Ereignis von geringerer Bedeutung. Die Einführung eines Familienjahres zeigt letztendlich, daß das Jahr des Hl. Josephs als zweitrangig betrachtet wird. Gab es keine Mölglichkeit zu einer besseren Koordination, vielleicht ein einziges besonderes Jahr einzurichten. das beide Jahrestage vwereint?
Aber die Ankündigung ist auch für Jahrestage, für die ein Sonderjahr ausgerufen wird, ungewöhnlich: der fünfte Jahrestag der Promulgierung von Amoris Laetitia. das ist ungewöhnlich, weil Amoris Laetitia keine Enzyklika ist, sondern eine psotsynodale Exhortation. Obwohl eine Exhortation lehramtliche Äußerungen enthalten kann. ist sie unzweifelhaft ein weniger wichtiges Dokument als eine feierliche Proklamation des Papstes. Sie ist ein Dokument, das eine Synthese der Arbeit der Bischöfe liefert.
Das war jedoch für Papst Franziskus nie der Fall. Evangelii Gaudium ist die postsynodale Exhortation der letzten von Benedikt XVI geleiteten Synode, der über das Wort Gottes von 2012. Papst Franziskus ließ die Beschlüsse der Synode beiseite und schrieb ein Dokument, das in der Realität die Programmleitlinien seines Pontifikates darstellt.
Der Papst hat drei Enzykliken geschrieben, aber die erste (Lumen Fidei) war bereits von Benedikt XVI vorbereitet worden und ist deshalb nicht ganz seine. Es gibt also zwei genuine Enzykliken von Papst Franziskus: Laudato Si´ und Fratelli Tutti. Sie sind pragmatische, fast politische Enzykliken, die an die Welt gerichtet sind- wie es ein weltlicher Führer tun würde. Wenn er auf die Kirche zu sprehen kommt, bevorzugt Papst Franziskus leichtere, weniger lehramtliche Dokumente. Und wenn eine lehramtliche Frage aufkommt, wie es bei den Dubia zu Amoris Laetitia der Fall war, zieht er es vor, nicht zu antworten,sondern die Frage offen zu lassen.
Das ist seine Sichtweise der Krise, aber jetzt sieht er die sich zu einem Konflikt ausweiten. Die letzte Weihnachtsansprache an die Kurie war in diesem Sinn sehr bezeichnend. Und wie bringt der Papst den Widerstand zum Schweigen? Indem er Konsens herstellt.
So dient das Amoris-Laetitia-Jahr auch dazu Konsens bei einem umstrittenen Dokument zu schaffen. Alle sollen anders über den Text nachdenken. Mit besonderer Betonung der Familie hofft der Papst jeden Widerstand zu reduzieren und eine umfassendere Sicht auf Amoris Laetitia zu ermöglichen, aber vor allem sich selbst jedesmal,wenn der Text in doktrinaler Hinsicht angegriffen wird, vor den Bischofskonfrenzen zu schützen.
Wird das Jahr 2021 für Papst Franziskus ein Konsensjahr sein? Einige Zeichen führen zu dieser Schlußfolgerung. Man spricht auch über einen Gedanken von Papst Franziskus ein beratendes Konsistorium einzuberufen, um eine endgültige Zustimmung zur Kurienreform zu erlangen. Wer würde einem Dokument Widerstrand leisten. dem die Kardinäle selbst zugestimmt haben?
Auf diese Weise will Papst Franziskus Konflikte beiseite legen, Und darin,können wir ein allgemeines Gefühl des Mißtraunes bei Papst Franziskus erkennen, der sich zunehmend von seinen Mitarbeitern verraten fühlt und angefangen hat, nur noch wenigen unmittelbaren Mitarbeitern zu vertrauen. Einige Ernennungen stammen aus diesem "magischen Kreis" - wie die des neuen Sekretärs des Wirtschaftssekretariates, Maximo Caballero Ledo
Papst Franziskus vertraut nur wenigen Mitarbeitern und auf sie wird man schauen müssen, um zu verstehen, wie er handeln will. Nachdem der Becciu aufgefordert hatte, zurückzutreten, hat er Marcello Semeraro , der später zum Kardinal erhoben wurde, nach Rom berufen, um die Heiligsprechungs-Kongregation zu führen. Als er ihm beim Konsistorium vom 28. Oktober den Ring und das Birett übrerreichte, sagte er zu ihm "Sei gut".
Während dieses Konsitoriums betonte Papst Franziskus laut, daß er einen Gemeindepriester, Msgr. Enrico Feroci, zum Kardinal kreieren werde, der Präsident der Caritas in Rom gewesen war und der seinen Gemeindedienst weiter fortführen wird,. Das war nichts Neues. Schon Papst Paul VI hatte das getan, als er Kardinal Giulio Bevilaqua kreierte. Aber die Tatsache, daß der Papst das betonen wollte, war ein Signal: Papst Franziskus wollte, daß das herausraggte, damit er bemerkt werde.
Man kann daher voraussehen. daß jede Geste des Papstes mit besonderer Betonung verfolgt werden und von der vaticanischen Kommunikationsabteilung herausgestrichen werden wird, was wiederum- das ist wahr- den Episkopaten der Welt zu größerer Aufmerksamkeit verhilft, aber letztendlich den Vatican unter der Person von Papst Franziskus zusammenführt- in einer institutionellen Kommunikation, die manchmal das Amt mit der Institution zu verwechseln scheint.
Das Jahr 2021 wird deshalb ein Jahr schwieriger Interpretation sein, das Papst Franziskus bereits in Angriff genommen zu haben scheint- mit seiner zugesicherten Reise in den Irak im März 21. Wenn Covid es zuläßt- scheinen auch schon Reisen nach Serbien und Kasachstan erwogen zu werden, ohne den Libanon und den Süd-Sudan als weitere Möglichkeiten außer Acht zu lassen.
Wenn die Konsensus-Argumentation gilt, werden die Papstreisen auch dementsprechend ausgewählt. Das Problem dabei wird jedoch sein, zu sehen, ob der Papst einen wirklichen, nicht nur formalen Konsens erreichen kann. Letztendlich ist jeder dem Papst treu. Das bedeutet nicht. daß jeder ihm zustimmt,-Sollte Papst Franziskus 2021 zwischen angebrachter Kritik und der Kritik jener, die ihn manipulieren wollen,unterscheiden, wird er in der Lage sein, die Kurie und einige Aspekte der Kirche zu reformieren. Sonst wird sein Pontifikat auf Dauer als ein Übergangspontifikat angesehen werden: viele Neuerungen. viele Gesten, sehr wenig Substanz."
Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican
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