Sandro Magister kommentiert bei Settimo Cielo das vergangene Jahr im Staatssekretariat, das er als Annus Horribilis bezeichnet. Hier geht´s zum Original: klicken
"ANNUS HORRIBILIS FÜR DAS VATICANISCHE STAATSSEKRETARIAT. ABER ES IST NOCH NICHT VORBEI"
Für das. was vom legendären allmächtigen Staatssekretarit übrig blieb, hat zwischen Weihnachten und Neujahr mit dem motu proprio Papst Franziskus den coup de grace erteilt- das ihm die Kriegkasse, mit allem was sie enthielt, wegnahm, also einen Gutteil der 1,4 Milliarden Euro, die Kardinal Pell während der wenigen Monate zu Beginn des Pontifikates, als er im Auftrag des Papstes seine Säuberungsarbeiten ausführen konnte, außerhalb der offiziellen vaticanischen Buchführung entdeckte.
Von jetzt an, wird deshalb das, was bisher die große Macht im Zentrum der vatcianischen Kurie war nicht länger Fonds oder Eigentum haben, die der APSA unter die Kontrolle des Wirtschaftssekretariates g+übergeben werden. Vom Verwaltungsbüro des Staatssekretariates bleibt nur das Wappen und es werden einige Schreibtische überleben, an denen die wenigen Konten des Hauses geführt werden, mit Geld, das von welchen Verantwortlichcen auch immer angefordert werden muß. Sogar der diskrete Hilfsfond des Papstes wird nicht länger vom Staatssekretariat geführt sondern von APSA:
Verglichen mit dem, was es auf dem Höhepunkt seiner Geschichte war, erreicht das Staatssekretariat jetzt den tiefsten Punkt seiner Umlaufbahn. Aber es ist noch nicht vorbei, denn seine Macht und seine Reputation könnten in den kommenden Moanten noch tiefer sinken.
Es war Paul VI, der in den 1960-ern dem Staatssekretariat, aus dem er selbst gekommen war und in dem er de facto weiterhin herrschte, die größte Macht verlieh.
Und es war Johannes Paul II der 1979 einen Kardinal erster Größenwordnung zum Staatssekretär ernannte, Agostino Casaroli, den Architekten der Ostpolitik hinter dem Eisernen Vorhang aber auch den Mann, dem es 1984 gelang, den Hl. Stuhl und das IOR vor dem Kollaps der Banco Ambrosiano zu retten- durch eine "freiwillige" Auszahlung von 250 Mio Dollars an die Kreditgeberbanken.
Nachfolger von Casarioli wurden 1991 Kardinal Angelo Sodano und 2006 Kardinal Tarcisio Bertone- mit dem die Autorität des Staatssekretariates auf eine absteigende Kurve geriet- die es beim Konklave von 2013 so kennzeichnete, daß Jorge Mario Bergoglio mit der Aufgabe gewählt wurde, es innerhalb einer Gesamtreform der Kurie drastisch zu reduzieren.
In der Tat begann der neue Papst damit, sich mit acht Kardinälen aus den 5 Kontinenten als Berater bei der Kurienreform und der Regierung der Universalen Kirche zu umgeben, von denen das Staatssekretariat von vornherein ausgeschlossen war. Und er schuf ein brandneues Wirtschaftssekretariat, das voll bemächtigt war und Kardinal Pell als Präfekten hatte, der schon allein durch den Namen die Verschiebung der Finanzsaktivitäten des Staatssekretatriates verkündete.
Aber diesem Anfang wurde durch die Fakten ein schnelles Ende bereitet. Papst Franziskus wich bald zurück und gesellte den acht Kardinälen seit dem 31. August 2013 Kardinalstaatssekretär Pietro Parrolin hinzu. Und die Säuberungsarbeit von Kardinal Pell und Auditor Libero Milone trafen bald auf einen sehr aggressiven Gegenangriff- speziell vom damaligen zweiten Mann des Staatssekretariates, dem Substituten Angelo Becciu und dem Präsidenten der APSA Kardinal Domenico Calcagno, die zu dieser Zeit in einem guten Verhältnis zum Papst standen, der sich unerwartet auf ihre Seite stellte.
Ergebnis war, daß Franziuskus 2016 Kardinal Pell die Macht entzog, die er ihm zuvor gegeben hatte und Milone nicht länger in Audienz empfing. Im folgenden Jahr mußte der Kardinal alle Ämter aufgeben, um nach Australien zurückzukehren, wo er von Beschuldigungen des sexuellen Mißbrauchs verfolgt wurde, die am Ende als grundlos anerkannt wurden- aber erst nach 404 Tagen im Gefängnis- und Milone wurde gezwungen, auf Grund des Vorwurfs zurückzutreten, er habe bei seinen Analysen der Konten das Privatleben von Mitarbeitern der Hl. Stuhls verletzen wollen- einVorwurf, der nicht einmal juristisch überprüft wurde.
Nachdem der Angriff abgewehrt war und es vor jeder Art der Supervision verschont blieb, konnte das Staatssekretariat mit seinem Tun und Lassen fortfahren und in einigen Fällen - wie dem Erwerb des Dermopathic Institute of the Immaculate in Rom. eines Krankenhauses. das einem religilösen Orden gehörte imd am Ende dem Bankrott anheim fiel- mit der finanziellen Hilfe der APSA und der in den USA ansässigen Päpstlichen Stiftung, die zu der Zeit von Kardinal Theodore McCarrick unterstützt wurde.
Das Geschäft wurde vom Verwaltungsbüro durchgeführt, dem Msgr. Alberto Perlasca vorstand. Immer jedoch unter der Supervision von Kardinal Parolin und dem Kommando von Substitut Becciu, der den Papst täglich traf und ihn über alles informiert hielt.
Franziskus wußte das und stimmte dem zu. Im Sommer 2019 jedoch wechselte der Papst plötzlich die Seiten - und wechselte auf die Seite derer, die sich den den größten finanziellen Aktivitäten widersetzten, die vom Staatssekretariat getätigt wurden- in dem inzwischen der Venezolaner Edgar Pena Parra die Rolle des Substituten als Nachfolger Beccius, der zum Kardinal erhoben worden war, übernommen hatte- dem Kauf einer großen Immobilie in einem edlen Bezirk Londons-Sloane Avenue Nr- 60.
Diese von unzuverlässigen externen Agenten ausgeführte Transaktion war ein katastrophaler Verlust und das Staatssekretariat hatte das IOR um Hilfe gebeten. Wo Papst Franz zwei Männer, die ihm unbedingt gehorchen für entscheidende Postiionen ernannte - Generaldirektor Gian Franco Mammi. der vorherige Manager für die lateinamerikanischen Kunden der Vatican-Bank und seitdem Bergoglio nahestehend und den "Prälaten" Battista Ricca, früherer Karrierediplomat, der wegen homosexuellen Fehlverhaltens nach Rom zurückberufen, aber öffentlich von Papst Franziskus zu Bginn seines Pontifikates mit dem berühmten Satz "Who am I to judge?" freigesprochen wurde.
Tatsache ist, daß das IOR sich nicht nur weigerte, dem Staatssekretariat mit einer Anleihe zu helfen sondern auch die gesamte Londonder Transaktion als falsch bezeichnete und eine Beschwerde an das Vatican-Gericht richtete, in der es die Aufsicht durch die Finanz-Überwachung AlF als mangelhaft bezeichnete, die damals vom Schweizer Finanzier René Brüelhart geleitet wurde und deren Direktor Tommaso Di Ruzza, der Schwiegersohn des früheren Direktors der Banco d´Italia Antonio Fazio, war.
Heute- mehr als ein Jahr später- scheint die juristische Untersuchung durch den Vatican immer noch auszustehen und der Prozess muß erst noch beginnen. Aber in der Zwischenzeit hat Papst Franziskus aus eigenem Dafürhalten eine Flut von Verurteilungen losgelassen.
Am 1. Oktober 2019 ließ er die Büros der AlF durch die päpstliche Gendarmerie durchsuchen und entließ ihren Direktor Di Ruzza- gemeinsam mit vier Mitarbeitern des Staatsselretariats, einschließlich des früheren Sekretärs Beccius, Msgr. Mauro Carlino.
Wenige Tage später feuerte er den Gendarmerie-Kommandanten Domenico Giani, nur um dann am 26. November bei seinem Rückflug von Thailand und Japan zu gestehen, daß er die Durchsuchung angeordnet hatte.
Am 18. November wies er Brüelhart die Tür und stellte den Rücktritt von zwei anderen Mitgliedern des Aufsichtsrats des AlF sicher- des Schweizers Marc Odendall und des Amerikaners Juan Carlos Zarate- trotz der Tatsache, daß die Egmont-Gruppe- das Überwachungsnetzwerk von 146 Staaten, dessen Mitglied auch der Hl. Stuhl ist, AlF aus der Gruppe, die für die Verletzung vertraulicher Informationen verantwortlich war, ausgeschlossen wurde.
Am 20. Januar entließ er endgültig den früheren AlF-Direktor Di Ruzza, nachdem er ihn suspendiert hatte.
Im Februar 2020 entfernte er Msgr. Perlasca als Direktor des Verwaltungsbüros des Staatssekretariates indem er ihn vorübergehend als beigeordneten Staatsanwalt der Rota der Apostolischen Signatur wechseln ließ.
Am 30. April netfernte er Perlasca auch von dort und sandte ihn in seine Heimatdiözese Como zurück, und entließ endgültig drei weitere der am 2. Oktober Suspendierten : Msgr. Carlino und die beiden Laien Vincenzo Mauriello und Fabrizio Tirabassi - wobei letzterer bereits Perlascas rechte Hand war.
Schließlich -am 24. September entfernte er Becciu aus der Heiligsprechungs-Kongregation und nahm ihm alle Rechte als Kardinal. einschließlich das der Teilnahme an einem Konklave.
Es versteht sich von selbst, daß diese Flut von Verurteilungen durch Papst Franziskus nicht nur vor jeglichem Gerichtsverfahren sondern auch ohne auch nur eine spezifische Beschuldigung zu formulieren oder sicherzustellen, daß im Staatssekretariat und für die von diesen Maßnahmen in einem Krieg aller gegen alle- besonders von Perlasca gegen Becciu- Betroffenen auch nur das minimale Recht zur Selbstverteidigung gewährt wurde.
Und Kardinal Parolin? Gegen ihn- auch er mit gezogenen Dolchen gegen Becciu- sind noch keine persönlichen Beschuldigungen erhoben worden, aber es ist klar, daß seine Autorität angesichts der Katastrophe in den Vatican-Ämtern unter seiner Leitung- zerbrochen ist.
Daß Franziskus diesen Autoritätsverlust Parolins zur Kenntnis genommen hat, ist durch mindestens eine kürzliche Entlassung bewiesen- durch die erstmalige Entlassung des Staatssekretärs aus der Kardinals-Kommission, die das IOR überwacht-, die am 21. September erneurt worden war.
Fortsetzung folgt...
Quelle: Settimo Cielo. S. Magister
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