Montag, 19. April 2021

Fr. Hunwicke spricht....

heute bei liturgicalnotes über die Bedeutung des Lateinischen für ihn selbst und die Authentizität von Texte in ihrer Ursprungssprache
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                                                                "LATEIN" 

Ein geschätzter Leser, der das schon zuvor angesprochen hat, ist mit meiner Angewohnheit gelegentlich... ziemlich selten ...Latein zu schreiben, ohne ihn mit einer Eselsbrücke zu versorgen. nicht einverstanden. 


1. Klartext: dieses ist mein blog und ich schreibe in jeder Sprache, die ich kenne und auswähle. Das ist immer noch ein freies Land...ähm...bis zu einem gewissen Punkt. 

Es gibt Dinge, die man in einer Sprache einfacher ausdrücken kann als in einer anderen. Es gibt Mittel, die in der Rhetorik von Sprache A leicht zu finden sind, die in Sprache B leicht unbeholfen, überflüssig oder vielleicht sogar gefährlich erscheinen.

Dr. William King von dieser Universität hat 1748 bei der Schenkung der Radcliff- Bibliothek eine wundervolle Rede in Latein gehalten. Er bat seine Mit-Gelehrten, sie nicht zu übersetzen. Hätte einer von ihnen das getan und hätte er bei auch nur einer Nuance eine schlechte Entscheidung getroffen, hätte King mit einem Strick um den Hals enden können. Das war eine Zeit, in der die gelehrte und kultivierte Whig-Oligarchie Leute immer noch mit schauriger Grausamkeit öffentlich umbrachte und in Teilen Schottlands Völkermord verübte. Wenn man so darüber nachdenkt, war England zu der Zeit eher so wie das derzeitige Burma...
Verräterische Schurken hatten – nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Interessen – widerrechtlich die
Macht ergriffen und eine Tyrannei errichtet und brachten nach Gutdünken jeden um,
von dem sie eine Gefährdung dieser Macht befürchteten. Es ist noch gar nicht so lange
her, daß man Studenten an den Toren von Oxford aufgeknüpft hat.

1. Diese ganze Eselsbrücken-Kultur ist mir aus ideologischen Gründen verdächtig.
Versuchen Sie mal – nur als Beispiel – per Computer oder über ihren örtlichen
Buchhandel an ein vormodernes Werk zu kommen, und Sie werden feststellen, daß mit
"Homer“ eine "Übersetzung Homers“ gemeint ist. Es ist ganz schön schwierig, an eine
Originalversion von Homer zu kommen, und wahrscheinlich muß man dazu erklären:
"Was ich meine, ist der Originaltext Homers auf Griechisch“ … wobei es sich nicht
notwendigerweise um das Original handelt, weil wie wir alle wissen, die
Textüberlieferung um so problematischer wird, je älter die Papyri sind, und die großen
alexandrinischen Gelehrten nicht immer deutlich gemacht haben, warum sie bestimmte
Zeilen verwarfen. Außerdem wird das Konzept eines "Originaltextes“ ohnehin von
vielen modernen Textkritikern für problematisch angesehen...


Auch wer ein bestimmtes lehramtliches Dokument im lateinischen Original sucht, muß
dazu wahrscheinlich lange und mühsam suchen.
Die Weigerung, sich der "Eselsbrücken-Kultur“ zu unterwerfen, ist in meinen Augen ein
Weg, sich für Authentizität und kulturelle Kontinuität einzusetzen. Und darum werde ich
mich weder mit Druck noch guten Worten dazu bewegen lassen, in Sprachen zu
schreiben, die ich an bestimmter Stelle nicht verwenden möchte.
Falls sich jemand daran stören sollte, gibt es mehrere mögliche Lösungen. Aber ich
weiß das Kompliment zu schätzen, daß mir der Leser mit seiner Anfrage indirekt
gemacht hat, und deshalb hier keine Scherze oder sarkastischen Bemerkungen. Ich
schätze ihn wirklich sehr als Leser.
Übersetzungen sind nicht die selbe Sache. Ich gebe zu, daß sie vielleicht nicht ohne Nutzen sind.
Als ich ungefähr 12 war, begann ich, das zu lieben, wovon ich dachte, es sei Homer in der Penguin-Übersetzung von Dr. Rieu. (Aber als ich zum Mann wurde, bemerkte ich, daß das, was ich verfehlt hatte...ähm Homer war). Und ich muß zugeben, daß als ich in der Weihnachtszeit unseren kleinen Kindern von Sir Gawaine und dem Grünen Ritter vorlas, ich eine Übersetzung vorgelesen habe.
Und die Harvard-Universität veröffentlicht preiswert Texte-bei denen sie für Griechisch grüne Einbände, für Latein  rote und für das Renaissance-Latein blaue Umschläge verwendet, mit dem Original auf der linken und der Eselsbrücke auf der rechten Seite. Wie der Stein von Rosetta, nur nicht so schwer, wenn mn ihn durch die Sicherheitsschleuse zerren muß. 
Denken Sie daran,. daß es Zeiten gibt, in denen- um Msgr. Knox* zu  paraphrasieren- die linke Seite eine nützliche Eselsbrücke zu sein scheint, um die rechte Seite zu verstehen. 
Also hinterlasse ich allen meinen freundlichen und geschätzten Lesern diese unsterblichen Worte von C.S: Lewis (The Pilgrim's Regress Bd. 5 Kap 5 iuxta finem).
"pellite cras ingens tum-tum nomoi hos diakeitai."**

* Ich glaube, daß Knox das Griechische Neute Testament einmal als nützliche Eselsbrücke zum Verständnis der Douai-Reims Bibel beschrieben hat. 

Quelle: liturgicalnotes, Fr. J.Hunwicke

 ** sehr frei überssetzt: "beginne morgen das Große, wie es verlangt wird" 

  

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