Sandro Magister veröffentlicht bei Settimo Cielo den Beitrag von Leonardo Lugaresi über die Persönlichkeiten, die christlichen Bewegungen und das Dekret des Papstes, das die Macht der Gründer und Führungspersönlichkeiten einschränken soll.
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"DAS PROBLEM DER PERSÖNLICHKEIT IN DER KIRCHE. DER PAPST UND DIE BEWEGUNGEN"
Das Dekret vom 3. Juli 2021 - in besonderer Form vom Papst approbiert- mit dem das Dicasterium für die Laien der Amtszeit der Führungspersonen der vom Hl. Stuhl anerkannten Laien-Bewegungen strenge zeitliche Bergenzungen auferlegt und verlangt, daß die Teilnahme aller Mitglieder an der Wahl ihrer Leiter teilnehmen können, scheint dazu bestimmt zu sein, auf erhebliche Weise in das Leben und das Wesen vieler dieser Realitäten einzugreifen. die ider letzten Hälfte des vorigen Jahrhunbderts eine so bemerkenswerte Rolle im Kirchenpanorama gespielt haben.
Es ist legitim, sich zu fragen, ob solche Normen nicht dazu tendieren, den Unterscheid zwischen den Bewegungen und Assoziationen zu annullieren-und
Man wird sagen, daß die Bewegungen schon in dem Augenblick die Form einer Assoziaiuton angenommen haben, als sie die offizielle Anerkennung durch die Kirche erbeten und erhalten haben, aber bis heute war es möglich, in formeller, aus äußeren Rechtserfordernissen angelegten Kleidung, die aber im Inneren nichts änderten, immer eine frei zusammengefundene Vereinigung zu bleiben- oder nicht- dynamisch bewegt durch diue Anziehungskraft einer charisamtischen Persönlichkeit, deren Autorität in der Summe uas nicht gesetzlich festgelegten Befugnisse besteht, sondern in einer frei anerkannten Vormachtsstellung (die sich teilkweise auch auf die erstreckt, die er seine Mitarbeiter nennt) - unabhängig von jeglicher Zustimmung durch Wahlen und ohne zeitliche Begrenzung. Der derartig als Autoritätsfigur anerkannte "potestas" ähnelt also mehr einem Vater als einem Vertreter einer Rechtsordnung. Auch nach der formalen Anerkennung als Vereinigung der Gläubigen könnte eine von diesem Prinzip inspirierte Bewegung also weiterbestehen: Wahlen zum Beispiel für Regierungsämter könnten zwar durchgeführt werden, aber als bloße bürokratische Erfüllung von den Mitgliedern der Bewegung friedlich so verstanden, daß es sich nicht um echte Wahlen handelte. All dies wird sich jetzt wahrscheinlich ändern müssen, oder zumindest ist es der Wille des Papstes, das zu ändern.
Einige haben in den letzten Tagen darauf hingewiesen, daß das Eingreifen des Vatikans Teil einer Regulierungspolitik, wenn nicht der Reduzierung der Räume der gemeinschaftlichen Erfahrungsfreiheit innerhalb der Kirche ist, die das gegenwärtige Pontifikat charakterisiert und die sich beispielsweise bereits in der Apostolischen Konstitution „Vultum Dei quaerere“ von 2016 im Hinblick auf das weibliche kontemplative Leben manifestiert habe.
Ohne auf diesen begründeten Gesichtspunkt einzugehen, ist nicht zu übersehen, daß im konkreten Fall der Schaffun eines Dicasteriums für die Laien auch objektiv eine erhbebliche Zahl an Fällen vorangegangen ist, die in den letzten Jahren stattfanden- "Aneignung des Charismas, Personalismus,Zentralisierung von Funktikonen und Ausdrucksformen des Selbstbezuges, die leicht schwere Verletzungen der persönlichen Würde und Freiheit und sogar echte Mißbräuche verursachen können," wie die Begründungsnote zum Erlass erklärt. Man kann sich fragen, ob die vorgeschlagene Abhilfe für den zu behebenden Mangel ausreicht, aber es sit schwer zu leugnen, daß das Problem besteht.
Wir müssen uns natürlich auch hüten, aus jedem Halm ein Bündel zu machen. Jeder Fall sollte einzeln betrachtet und gründlich studiert werden, bevor eine Verdienstbewertung abgegeben wird, angesichts der extremen Feinheit der Sache; allerdings ist die Zahl der "Skandale“, die sich in den letzten Jahren angehäuft haben, so hoch, daß man meiner Meinung nach nicht mehr von Einzelfällen sprechen kann, wenn auch wiederholten. Vielleicht sollten wir uns stattdessen fragen, ob wir uns nicht einem umfassenden, beunruhigenden und in gewisser Weise mysteriösen Phänomen gegenübersehen, das wir eine Krise der Charismen nennen könnten.
Vor vierzig Jahren betrachteten viele, und "zuallererst" der Papst, mit Begeisterung das Aufblühen der "Bewegungen" (ich verwende das Wort hier in einem weiten Sinne, um allgemein die Menge der Neugründungen zu bezeichnen, unabhängig von ihrer Definition). Wir sahen in ihnen das Zeichen eines neuen Frühlings für die Kirche, in der missionarischen Perspektive einer "Neuevangelisierung" der nicht mehr christlichen Welt und eines erneuten Impulses zur ersten Verkündigung an die noch auf ihn wartenden Völker und ihre jugendliche Kraft wurde mit dem greisenhaften Niedergang anderer historischer Formen des Ordenslebens verglichen, in der Hoffnung, daß die ganze Kirche in gewissem Sinne nach ihrem Beispiel zu einer "Bewegung" werde. Heute hat sich das Klima radikal verändert, nicht nur, weil Papst Franziskus im Gegensatz zu Johannes Paul II wenig Sympathie für kirchliche Bewegungen zu haben scheint, sondern auch, weil inzwischen eine Reihe von Ereignissen die Wahrnehmung des Phanomens beeinflusst haben, das meiner Meinung insgesamt großartig bleibt - die "neuen kirchlichen Gründungen".
Der Punkt, auf den ich mich fokussieren möchte, ist, daß diese Tatsachen alle auf die eine oder andere Weise mit der charismatischen Persönlichkeit der Gründer zu tun haben, und deshalb wäre es meiner Meinung nach wichtig, den Blickwinkel unserer Reflexion zu erweitern auf das, was wir das Persönlichkeitsproblem in der Kirche nennen könnten.
Obwohl es sich, wie gesagt, um Ereignisse handelt, die absolut nicht auf eine Stufe gestellt werden können, kann man eine, wenn auch zusammenfassende, Klassifizierung versuchen.
In einigen Fällen entstand der Skandal durch die Entdeckung der Unwürdigkeit des Stifters, der verständlicherweise die Wahrheit seines Charismas in Frage stellt. Es genügt hier, an den Namen des Gründers der Legionäre Christi, Marcial Maciel, zu erinnern. über dessen düsteres existentielles Beipiel man nichts zu sagen braucht. Aber man könnte es auch anders machen, auf der gleichen Linie: auf unserer Seite haben wir auch die schweren Schatten berücksichtigt, die sich jetzt auch auf Pater Josef Kentenich legen, den Gründer der Schönstatt-Bewegung, dessen Seligsprechungsprozess ebenfalls offen ist.
Auf einer anderen, sicherlich weniger skandalösen, aber dennoch beunruhigenden Ebene gibt es die Fälle von Gründern, die, auch ohne des sexuellen Missbrauchs oder anderer schwerer Straftaten beschuldigt zu werden, zu einem bestimmten Zeitpunkt für ihre Gemeinschaft "Skandal geben" (also im etymologischen Sinne ein Hindernis), weil sie aufgrund ihrer eigenen Persönlichkeit unerträglich werden. Ein beispielhafter Fall in diesem Sinne scheint der von Enzo Bianchi zu sein, Gründer der Gemeinde von Bose, der auf Wunsch seines Nachfolgers und der Mehrheit der von ihm gegründeten Gemeinde vom Papst schwer bestraft wurde, praktisch aus seinem Haus vertrieben wurde, weil seine Anwesenheit nun als schädlich für das Leben der Gemeinschaft angesehen wurde. Aus den dürftigen Nachrichten, die durchgesickert sind, ist es schwer zu verstehen, was er so ernst und persönlich getan hat, vielleicht aufgrund einer "Mentalität", die mich instinktiv dazu bringt, mit den Verlierern zu sympathisieren, bin ich sehr ratlos über die Härte der getroffenen Maßnahmen gegen ihm. Aber der Punkt ist ein anderer: Wer die größte Verantwortung trägt, das Problem besteht hier gerade in der paradoxen Tatsache, daß die Persönlichkeit des Gründers aus einem generativen Element der Bewegung in einen trennenden Faktor und ein Hindernis für die Fortsetzung seines Lebens verwandelt wird. Wir haben es nicht wie oben mit einem denaturierten Vater zu tun, sondern mit einem übermächtigen Vater, der besser das Haus verlassen sollte.
Eine dritte Situation, die sich komplett von den vorigen unterscheidet, aber auch immer problematisch ist, ist die, in der die Persönlichkeit des Stifters weiter klar und rein im Licht der Heiligkeit hervortritt - nicht verdunkelt von der Zeit.sondern immer glanzvoller und gewinnender wird (wie z.B. im Fall von Don Luigi Cuissani) ergeben sich Schwierigkeiten bei der Definition des Wesens, der Rollen und Aufgaben des Nachfolgers. In diesem Fall erscheint das Haus, wenn der Vater geht, nicht mehr das selbe. Und das ist erneut ein Problem, das mit der Persönlichkeit zu tun hat.
Aber worin besteht das Problem der Persönlichkeit in der Kirche, auf das ich anspiele? Hier kann ich nur das Thema anführen, ab jetzt denjenigen dankbar, die meinen sehr elementaren Ansatz ausführen oder korrigieren wollen. Im Christentum gibt es eine polare Spannung zwischen zwei Dimensionen, die immer nebeneinander existieren: den der Universalität und den der Persönlichkeit (die genetisch mit dem Mysterium der Erwählung verbunden ist). Gott liebt ausnahmslos alle Menschen und offenbart sich daher allen, und läßt keinen so zurück, daß er nichts von ihm erfährt, aber wenn seine Selbstoffenbarung einerseits universell ist, in kosmischer Form (vgl. Römer 1, 19 .). -20), zum größten Teil in historischer und besonderer Form, durch das Mysterium der Erwählung. Gott, der sich allen Menschen gleichermaßen universell hätte offenbaren können, wollte sich stattdessen unergründlicherweise dadurch offenbaren, daß er einige Auserwählte von allen anderen "unterscheidet.", Das sit eine göttliche "Krisis" , die Abraham vor allen anderen Menschen auswählt und dann seine Nachkommen- vor allen anderen Völkern; und dann wählt er aus ihrem Inneren immer die Propheten aus, um den Glauben des auserwählten Volkes wiederzubeleben und zu korrigieren. So geht Gott immer vor, bis zur Wahl Mariens als Mutter seines inkarnierten Sohnes, der seinerseits einige wenige Männer, zwölf, auswählt und ihnen "allesw erklrät" (Mk 4,34) um sie schließlich als seine Zeugen auszusenden- bis an die Enden der Welt" (Apg 1,8).
Nun bedeutet Personen auszuwählen auch niotwendigerweise Persönlichkeiten auszuwählen. Und die Persönlichkeit -ist definigtionsgemäß- immer besonders. Sie erreicht nie die Gesamtheit, weil sie nur einige Aspekte der gesamten menschlichen Realität ausdrücken kann und anderen nicht entsprechen kann. Folglich wird es jeder Persönlichkeit erleichtert, bestimmte Aspekte des Menschlichen zu treffen, zu verstehen und zu schätzen, während sie weniger geeignet ist oder sogar nicht in der Lage ist, Beziehungen mit anderen einzugehen." (...)
Fortsetzung folgt...
Quelle: S. Magister, Settimo Cielo
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