Sandro Magister veröffentlicht bei Settimo Cielo den vernichtenden Kommentar von Professor Pietro De Marco zum motu proprio "Tradiotionis Custodes.
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"TRADITIONIS CUSTODES". DER KOMMENTAR VON PIETRO DE MARCO
Empfangen und veröffentlicht. Der Autor dieses scharfen Kommentars zum Motu Proprio Traditionis Custodes von Papst Franziskus ist Professor Pietro De Marco, Dozent für Religions-Soziologie an der Universität Florenz und der Theologischen Fakultät der Zentralitaleinischen Universität und anerkannter Experte für Liturgie.
Gerade über das vorangegangene Motu Proprio von Benedikt XVI, das heute von Franziskus aufgehoben wurde. hat er 2013 zusammen mit einem anderen Liturgisten Andrea Grillo ein widersprüchliches Buch geschrieben " Kirche für alle oder nach innen gerichtete Kirche? Diskussion über das motu proprio Summorum Pontificum" Ed. San Paolo.
ÜBER DAS MOTU PROPRIO "TRADITIONIS CUSTODES"
von Pietro De Marco
Eine Sammlung von Aufsätzen aus der Mitte der Sechziger Jahre (Groot, van Hess, Poeisz u.a."Untersuchung zu den niederländischen Katholiken") enthielt bereits das gesamte katholische Drama. "Eines der ersten Dinge" - schrieb A. van der Weyer -"ist der Ausschluss von allem, was nicht wesentlich ist, um die grundlegende Struktur des liturgischen Geschehens aufzudecken." Die neuen Gebete wurden nach diesen Prämissen konzipiert: "Nicht mehr der transzendente Gott, sondern der Vater ist uns in Christus nahe; nicht mehr der Gott, der in seiner Herrlichkeit erscheint, sondern der verborgene Gott des Evangeliums; nicht mehr die objektive sakrale Beziehung zu Gott, sondern die menschliche Liebe, in der wir uns mit dem Menschen Jesus Christus teilen“. Keine mysterische Objektivität, kein Sakrament, in all dem natürlich nur ein irrationales "Ereignis". Außerdem müsse die Kirche "sich bewusst werden, eins mit der ganzen Menschheit zu sein und [dieses eine] in den Sakramenten, in Gott und im Glauben zu verwirklichen“.
Ich glaube, daß ich interpretieren muß, daß es die Menschheit als solche ist, die sich in den Sakramenten "verwirklicht" -gemäß dem in den 60-er Jahren verbreiteten mystischen Evolitionismus, zu dem der Erfolg von Teilhard de Chardin beigetragen hat. Aus der Entfernung von fast 60 Jahren scheint dies die grundlegend Theologie (humanistisch ohne Transzendenz und ohne übernatürliches Leben), weit mehr als liturgisch, für die Mehrheit der katholischen Geistlichen und Theologen zu sein, auch aufgrund der scharfsinnigen Zweideutigkeit dieser Formulierungen. Zweideutigkeit, die dermaßen geeignet ist, jeden Subjektivismus in den Überzeugungen und Praktiken zu rechtfertigen, daß sie durch theologische Offenlegung kunstvoll kultiviert wurde, um sich heute unbewusst bei Geistlichen und Laien zu verbreiten. Ein Augenblick des Widerstands (im Bewußtsein des fortschreitenden Zerfalls) seitens der lebendigen liturgischen Tradition war das Pontifikat von Benedikt XVI. Ein Akjt-für viele schüchtern, für andere beklagenswert, nicht von Großartigkeit sondern von rechter Regierungsführung und kluger theologischer Ausgewogenheit war 2007 das Motu Proprio "Summorum pontificum". Papst Joseph Ratzinger hat eine Dialektik zwischen "vetus" und "novus ordo" in der Kirche dem Schutz des Hl. Geistes anvertraut, damit die Gegenwart des weltlichen Kanons als Erfahrung und als korrigierende Theologie des Universums der kleinen und großen Mißbräuche Geltung erlangte und der dominanten, beschämenden Oberflächlichkeit, die nicht vom Konzil, sondern von der Liturgiereform der späten 1960er Jahre produziert wurde (ein wahrer Verrat an der liturgischen Bewegung, über den ich 2017 ausführlich geschrieben habe).
Gegen dieses heilige Gleichgewicht wird nun am 16. Juli die angedrohte und befürchtete Aufhebung von "Summorum pontificum" veröffentlicht. Es bedarf einer sorgfältigen Überprüfung, aber bei einer ersten Lesung zeigt sich folgendes: wie es im aktuellen Pontifikat die Regel ist, ein gemäßigter und manchmal herzlicher Begleitbrief- mit einem entsprechenden normativen Akt mit dem Titel "Traditionis Custodes" - dessen parteiische und destruktive Motivation (die dem Papst vielleicht entgangen ist) niemanden täuschen kann. Natürlich gibt es Raum für eine juristische Verteidigung der Rechte der Gläubigen und der muß genutzt werden.
Die beiden Dokumente, die nicht nur die legitime Macht (und Last) der Bischöfe erweitern, die Methoden und Inhalte der Messfeiern gemäß dem Missale von 1962 zu kontrollieren, sprechen in symptomatischen und irreführenden Begriffen von "Gruppen", die überwacht und an der Vermehrung gehindert werden müssen . Warum ist der Begriff "Gruppe“ abwegig? Weil er suggeriert, daß die Treue zum "vetus ordo" eine Sache organisierter Minderheiten ist, tendenziell schismatisch: eine Hypothese fern der Realität und ohne jede Unterscheidung. Unfairerweise wird eine schädliche Straftat konstruiert, die Menschen und Praktiken begleitet: Die "Gruppen" pflegen die Konzilsfeindlichkeit und präsentieren sich als "die wahre Kirche". Wenn dies nicht der Fall ist, werden die Menschen und Gruppen als "Minderbemittelte" bezeichnet, die zögern oder sich schwer tun, die konziliaren Neuheiten zu akzeptieren. Zwei Beobachtungen angesichts dieser zur Schau gestellten dumpfen Diagnose, die mehr beunruhigt als die Untreue.
Erstens: Die sich "konziliar" nennende Rhetorik und liturgische Praxis tragen große Verantwortung für den verbreiteten, zunehmenden und begründeten Widerstand und seine zunehmend Verhärtung. Die theologische Zerbrechlichkeit und das -wie wir wissen- primäre Ziel ist die "Teilhabe" , der alles geopfert wurde, die Liturgiereform - weit entfernt von "Sacrsanctum Concilium" - wird hartnäckig auf den Willen der Konzilsväter zurückgeführt. Das geschieht in gleicher Weise seit Jahrzehnten und heute noch blinder (wer liest die konziliaren Texte?), auch für die unterschiedlichen und chaotischen theologischen, pastoralen, missionarischen Dynamiken, die alle und immer den Anspruch erheben, das Konzil umzusetzen. Wie konnte das Konzil den wachsamsten Gläubigen folglich nicht als die Quelle allen Übels erscheinen? In diesem Zusammenhang wirkt auch bei den zur Intelligenzia gewordenen Theologen eine gewisse Unehrlichkeit, die für jede Intelligenz typisch ist: bekanntlich rechtfertigt das Konzil (seine Texte, seine "Intentio") fast nichts von der gegenwärtigen Praxis, außer als "Ereignis" , oder besser gesagt als Behauptung einer "Zäsur", die beliebig interpretiert werden kann. Wir wissen es, aber wir schweigen.
Zweitens. Das sich als "wahre Kirche" . als monastische oder Katakomben-Kirche Fühlen ist sicher falsch, zumindest ein Einfallsreichtum, der im weit verbreiteten kirchlichen Widerstand zirkuliert; es überrascht mich bei einigen Freunden, bei denen ich immer noch Aufrichtigkeit und Leiden schätze. Aber welches Schauspiel des Scheiterns oder der unsicheren oder verratenen Predigt des christlichen Mysteriums (d. h. von Christus, dem wahrhaftigen Sohn Gottes) machen om der Welt nicht viele Gemeinden, nicht wenige Hierarchien, kurz gesagt, ein Großteil der Kirche "in Haupt und Gliedern?" In welcher demütigenden Katastrophe agieren nicht die Überreste der nationalen Protagonisten der Kirche des Konzils? Welche Flut von Teilnahme- Geschwätz überwältigt die Essenz des Glaubens?
Mit welcher Autorität präsentiert sich dann ein "quidam"- wie vom Motu Proprio vorgeschrieben- Praktiken und Überzeugungen einer Gemeinschaft zu kontrollieren, die ich Summorum Pontificum nennen würde? Latein wird ihm nicht genügen, was soll man dann damit anfangen? Um die Orthodoxie des "Nobis quoque peccatoribus" zu überprüfen? Wäre es nicht eher so, daß der Pfarrer oder Rektor dieser Kirche, bevor er ihn einließ, diesen Konzilsbeauftragten (wie anzunehmen ist, mit zu viel Befugnissen und zu wenig Verständnis für die Tatsachen) fragen würde, ob er an etwas glaube? Zum Beispiel in der Göttlichkeit Jesu, an das übernatürliche Wirken der Sakramente, in der Gnade, im rettenden Opfer, im trinitarischen Mysterium? Was wird der Erforscher des Glaubens anderes antworten, da er sich in diesem Glaubenszentrum auf das Leben und die Liebe konzentriert,der seit einiger Zeit nicht mehr daran gewöhnt ist, zu denken? Aber natürlich stellt man den Kommissaren keine Fragen..
Der Punkt ist wichtig: der normale Laie, der em Papst oder dem eigenen sympathischen Pfarrer oder em letzten Autor theologischer Dinge applaudiert, weiß nicht, wie viele Verzerrungen und wie viel Schutt der katholischen Wahrheit die Köpfe von Priestern und Laien überwschwemmen und Dokumente und Artikel füllen. Dem Schaden (infolge des Unverständnisses, das Rom für die ganze katholische Realität zeigt) ist also die Beleidigung hinzuzufügen, daß das Motu proprio den Titel "Traditionis custodes" trägt. Da Papst Jorge Mario Bergoglio " der "traditionis custos“ sein will, erwarten wir das ohne Zweifel auch von unseren Bischöfen, Bischöfen aus der ganzen Welt. Aber wenn sie es sein werden (und ich füge mit Bedauern hinzu: wenn viele von ihnen in den letzten Jahrzehnten wirklich so gewesen wären) werden sie nur merken können, wo "traditio" ist und wo sie ignoriert oder explizit verspottet wird: ist nicht alles neu und anders in der Kirche nach dem Konzil? Ist nicht alles im Glauben und in der Kirche der Zukunft anvertraut, damit Vergangenheit und Gegenwart sie nicht überschwemmen? Ist die Liturgie nicht eine fröhliche und kreative Darbietung? Kurzum: Wer, wenn nicht diese Klasse, diese "Société de pensée" von rücksichtslosen und zu einflussreichen Menschen trägt die Hauptverantwortung dafür, "Entfernungen zu vergrößern, Differenzen zu verhärten, Kontraste aufzubauen, die der Kirche schaden und ihren Fortschritt behindern?". Es ist noch nicht lange her, daß ich den Calemour (aus einem Abgrund katholischer Selbstzerstörung) gelesen habe, wonach die Fastenzeit keine Zeit der "Abtötung", sondern der "Belebung" ist.
Der, der dieses schreibt, gehört keiner kirchlichen Gruppe an. Frühere Zugehörigkeiten galten immer progressistischen Gruppen. Ich bin seit langem ein einfacher katholischer Gläubiger, ein "civis" der "civitas Dei", theologisch ausgestattet, nehme ich an, was aber-das zählt- von meinen frühen Jahren an zu festen Überzeugungen führte, wenn meine Lippen sagten: "lex orandi lex credendi" . Nicht aus richtiger, "konstitutioneller" Sicht auf die Kirche, die mich nicht reizt, sondern aus Pflicht, dem Impuls eines Gläubigen, bewerte ich, was in der Kirche passiert, die wirklich meine Mutter ist. Deshalb stimmte ich denen zu, die es wagten, Seine Heiligkeit vor dem Risiko schwerwiegender Fehler in seinen Positionen und Aussagen zu warnen. Aus diesem Grund werde ich Priestern und Laien-"Christifideles" näher denn je sein, die in der Messe des "vetus ordo" (nach der "typica" von 1962) die Fülle des Glaubensbekenntnisses und dem Höhepunkt des sakramentales Leben im eucharistischen Christus leben. Unter der tausendjährigen Führung der Heiligen, nicht der Erzieher und Animateure. Auch nicht von Liturgikern. Ich fürchte, der Heilige Vater wird es bereuen müssen, -noch krank- dem Druck von Anti-Ratzinger-Gruppen, von Extremisten dubioser Doktrinen erlegen zu sein, ohne zu erkennen, welchen Schaden sie (ihrerseits) seit Jahrzehnten anrichten."
Quelle: Prof. P.De Marco, S.Magister, Settimo Cielo
Die nicht unpassende und tröstliche heutige Lesung aus Jer 21,11 ff:
AntwortenLöschenWeh den Hirten, die die Schafe meiner Weide zugrunde richten und zerstreuen!
Ihr habt meine Schafe zerstreut und sie versprengt und habt euch nicht um sie gekümmert.
Jetzt kümmere ich mich bei euch um die Bosheit eurer Taten.
Ich selbst aber sammle den Rest meiner Schafe aus allen Ländern, wohin ich sie versprengt habe. Ich bringe sie zurück auf ihre Weide und sie werden fruchtbar sein und sich vermehren.
Ich werde für sie Hirten erwecken, die sie weiden, und sie werden sich nicht mehr fürchten und ängstigen und nicht mehr verloren gehen.
Die Visitationen der Ecclesia-Dei-Gemeinschaften sind wahrscheinlich bereits in Vorbereitung, die Urteile sind gesprochen, der Hohe Rat sucht nur noch ein paar Zeugen.
AntwortenLöschenWas soll's? Warum soll es dem dürren Holz besser gehen als dem grünen? Wenn sie uns die Kathedralen nehmen, dann gehen wir halt in die Katakomben. Es gibt immer noch genügend Priester, die uns dorthin begleiten werden. Unsere Gemeinde wird jedenfalls überleben.