Antonio Socci kommentiert in einem Artikel für "Lo Straniero" die in Rom kursiernden Gerücht über einen bevorstehenden Rücktritt des amtierenden Pontifex und ein baldiges Konklave
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"TAMTAM IM VATICAN. ES LIEGT EIN KONKLAVE IN DER LUFT. WIE UND WARUM PAPST BERGOGLIO AUFGEBEN KÖNNTE."
Im Vatican wird immer eindringlicher von einem neuen Konklave gesprochen. Papst Franziskus soll tatsächlich die Absicht ausgedrückt haben, aufzugeben.
U.a. wird er im kommenden Dezember 85, genau so alt wie Benedikt XVI im Augeneblick seines Rücktritts. Aber das Motiv für einen Amtsverzicht wäre nicht so sehr das Alter sondern sein Gesundheitszustand, der auf unvermutete Weise ins Licht der Scheinwerfer geriet.Wirklich sei es kein geplanter Eingriff gewesen.(selbst der Staatssekretär, Kardinal Parolin, soll von der Einweisung ins Krankenhaus nichts gewusst haben). Außerdem hätten die Gemelli-Ärzte den Papst offenbar gerne länger im Krankenhaus behalten wollen.
Für die Medien und den Vatikan war das Thema Gesundheit der Päpste schon immer problematisch. Kritisiert wurde die offizielle vatikanische Mitteilung in dieser Angelegenheit vor allem durch die Website "Il Sismografo“, die aufgrund ihrer Nähe zum Staatssekretariat immer als "paravaticanisch“ bezeichnet wird (sie vertritt sicherlich bergoglianische Positionen).
Bereits am 6. Juli schrieb der Direktor der Website, Luis Badilla: "Die Informationen, die durch die Presse verbreitet werden sollen, müssen äußerst transparent und äußerst verbindlich sein. Wenn es sich um medizinische Komuniqués handelt, muss der Text die Unterschrift des Arztes oder des Teams mit Vor- und Nachnamen tragen; wenn nach einer Colon-Operation mit einem Krankenhausaufenthalt zu rechnen ist, muss diese Forderung klinisch untermauert werden. Journalisten existieren, um Fragen zu stellen und die größtmögliche Wahrheit zu suchen und nicht um als Mikrofon da zu stehen, sonst sind die wahren Fakten nicht von journalistischen Hypothesen zu unterscheiden.
Am nächsten Tag – unter dem Titel "Papst Franziskus braucht keine Höflinge in der Presse“ – freute sich Badilla über die guten Fortschritte des Heiligen Vaters, fügte aber hinzu: "Es gibt jedoch ein sehr bedeutendes Detail, das viele in diesen Stunden unterschätzen, ignorieren oder manipulieren : Die Krankheit, die Papst Franziskus heimgesucht hat, ist schwer und degenerativ. Sie kann auch chronisch sein. Sicherlich wird der Heilige Vater in den Vatikan zurückkehren, um seine Reise auf den Spuren von Petrus fortzusetzen, aber er wird nie wieder derselbe sein. Die ganze Rhetorik über einen Supermann Jorge Mario Bergoglio schadet seinem Image und seiner Ausstrahlung… Er weiß, daß er sein Leben stark ändern muß: Müdigkeit, Ruhe, Einschränkungen, Ernährung, rehabilitative körperliche Übungen"
Einen Monat nach der Operation stellte Badilla fest, daß die Pressemitteilungen "zum Gesundheitszustand des Papstes“ immer von der Vatikanischen Pressestelle herausgegeben wurden und "nie von Ärzten und der Gemelli-Poliklinik unterzeichnet wurden“ und fügte hinzu, daß "einige Fragen offen bleiben, und es nie möglich war, von den Ärzten, die den Gesundheitszustand des Papstes verfolgen, die Prognose zu erfahren, die - obwohl diese Frage nie angesprochen wurde - vertraulich bleibt.
So viele Fragen, daß sogar die Seite "Infovaticana" am 10. August titelte: "La salud del Papa no es la que dicen". (Die Gesundheit des Papstes ist nicht so , wie sie sagen).
Was könnten also die Gesundheitsprobleme sein (wir wünschen alle, daß sie nicht schwerwiegend sind) die den Papst am ehesten dazu bringen, über einen Rücktritt nachzudenken?
Im Lauf der Jahre hat Papst Bergoglio in mehreren Interviews über seinen möglichen Rücktritt gesprochen, aber immer als von einer Möglichkeit in ferner Zukunft. Heute scheint das eine aktuelle Möglichkeit geworden zu sein. Der Erstem der von einem "Konklave, das in der Luft liegt" gesprochen hat, war er Langzeitvaticanist Sandro Magister, der am 13. Juli einen seiner Artikel auf Settimo Cielo folgendermaßen überschrieb: "Konklave in Sicht, alle distanzieren sich von Franziskus". Er hat sich nicht mit der Gesundheit des Papstes heschäftigt-auch wenn er kurz nach der Operation des Papstes geschrieben hat, sondern mmit zwei gerade erschienenen "Zwillings" -Büchern: "Die Kirche brennt" und "Die verirrte Herde" , die beide - wie Magister feststellte- einen schlechtgen GEsundheitszusatnd der Kirche diagnostizieren- mit einer starken Verschlechterung während des aktuellen Pontifikates":
Nur daß ihre Autoren- fügte der Vaticabnist hinzu: " keineswegs Gegner vobn Papst Franziskus sind. Das erste Buch von Andrea Ricardi , Kirchenhistoriker und Gründer der Gemeinschaft Sant´Egidio, auf den der Papst sehr hört und den er oft in Privataudienz empfängt und dem er u.a. die Regie des inszenierten interreligiösen Treffens auf der Piazza del Campidoglio anvertraut hat, dem Franziskus im Vergangenen Oktober persönlich vorstand. Während das zweite Buch von einer neugegründeten Vereinigung namens "Hier sein" stammt, deren Vorstand Giuseppe de Rita, 89, ist, Gründer von CENSIS, und Dekan der italienischen Soziologen, so wie ein intellektueller Katholik aus der progressistischen Ecke der Montini-Periode.
In den vorangegangenen Wochen ist aus der progressitsichen Welt wegen seiner jüngsten Entscheidungen scharfe Kritik an Papst Bergoglio geäußert worden. Das vermittelt das Gefühl vom Ende einer Ära. Magister unterstrich in seinem Artikel jedoch die Neupositionierung nicht nur von den bergoglianischen Intellektuellen (zu denen die Medien hinzugefügt werden könnten), sondern auch von den Kardinälen, die Franziskus am nächsten stehen: "Es ist an der Zeit, sich vom regierenden Papst zu distanzieren, wenn sie ihm nachfolgen wollen“.
Tatsächlich könnte sich die Entscheidung zum Verzicht auch auf die allgemeine Situation der Kirche auswirken, die dramatisch ist: Es genügt, an die Konflikte mit dem deutschen und amerikanischen Episkopat (den beiden Kirchen, die dem Vatikan die meisten Spenden bringen) zu erinnern, der düsteren Statistik über die die religiöse Praxis und die Berufungen in den letzten Jahren, die Verwirrung, die sich unter den Gläubigen wegen einer Hierarchie ausbreitet, die sich zu sehr von dem klaren und maßgeblichen Lehramt früherer Päpste zu unterscheiden scheint, dann wegen der Skandale, der Sackgasse der Kurien-Reformen , des laufenden Prozesses im Vatikan und Kontroversen in der Lehre...
Doch für einen Papst, der schon immer sehr aktiv war wie Bergoglio, hat das Gesundheitsproblem gravierende Auswirkungen.
Eine Woche nach der Operation wurde in der dem Papst nahestehenden argentinischen Zeitung "La Nacion" ein langer Artikel veröffentlicht, der sich den "schwierigen Fragen des fortgeschrittenen Alters von Franziskus" widmete.Der Untertitel erklärte, daß nach der Operation von einem möglichen Rücktritt die Rede war. Laut der argentinischen Zeitung glauben "Vatikanbeobachter" "einhellig, daß Franziskus nicht kurz vor dem Rücktritt steht", aber - wir stellen fest, daß das auch am Vorabend des Rücktritts von Benedikt XVI stattfand.
"Ich kann mir nicht vorstellen, daß Franziskus zurücktritt, während Benedikt noch lebt", sagte Christopher Bellitto, ein päpstlicher Historiker an der Kean University in Union, New Jersey. "Einen emeritierten Papst zu haben, schafft bereits Verwirrung. Zwei zu haben würde das Bild am Ende komplizieren."
Dieses Thema wird jedoch von Kirchenrechtlern und Theologen auf "wissenschaftliche" Weise angegangen, die anscheinend den Boden für offizielle Bestimmungen des Heiligen Stuhls bereiten, um alle Fälle im Zusammenhang mit dem Petrusamt genau zu definieren, nachdem Benedikt XVI zurücktrat und sich als "emeritierter Papst" bezeichnet. (Ein völlig neuer Ausdruck in der Geschichte der Kirche).
Die Kirchenrechtlerein Geraldina Boni hat gerade "Ein Gesetzesvorschlag- Ergebnis der Zusammenarbeit der Kirchenrechtswissenschaft über das Behinfern des Römíschen Sitzes und den Rücktritt des Papstes" veröffentlicht, damit "der oberste Gesetzgeber daraus begründete und wohldurchdachte Ideen für die Verkündung von Gesetzen zu diesen Fragen schöpfen kann: eine Gesetzgebung die jetzt dringend und nicht aufschiebbar erscheint." Warum diese Dringlichkeit nach acht Jahren, in denen das Problem der Koexistenz zweier Päpste von allen ignoriert zu werden schien? Vielleicht gerade weil ein neues Konklave in der Luft liegt?
La Nacion",berichtet, nachem sie versichert hat, dass es Papst Franziskus gut gehe.und er und er nicht zurücktreten werde, über die Gedanken von Alberto Melloni, Kirchenhistoriker und intellektuelles Symbol des Kathoprogressismus.
Laut Melloni ist das Pontifikat von Papst Franziskus jedoch in das letzte Kapitel eingetreten: "Wenn ein Papst alt wird, betreten wir ein unbekanntes und unsicheres Terrain". Das bedeutet seiner Meinung nach nicht, daß Papst Bergoglio sich unbedingt am Vorabend seines Rücktritts befindet, sondern daß die Päpste inzwischen mit einem Rücktritt nicht mehr auf ein sehr fortgeschrittenes Alter und schlechten Gesundheitszustand warten wollen
"Wenn ein Papst zurücktreten will, muss er den richtigen Moment finden, bevor die Schwäche allzu offensichtlich wird", sagt Melloni, der die Gefahr einer Übernahme durch die vatikanische Bürokratie sieht.
Und Franziskus hat in den letzten Wochen, halb im Ernst halb im Scherz, jemandem erzählt, daß es im nächsten Frühjahr einen neuen Papst geben könnte."
Antonio Socci
Quelle: Lo Straniero, A.Socci
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