Donnerstag, 9. September 2021

G. Weigel: Nachruf auf Pater Paul Mankowski

George Weigel veröffentlicht bei Firstthings einen Nachruf auf den vor einem Jahr verstorbenen, amerikanischen Jesuitenpater Paul Mankowski.
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DIE MÄCHTIGE FEDER VON FR.PAUL MANKOWSKI S.J. 

"Im Sommer bevor das II.Vaticanische Konzil eröffnet wurde, hat sich Papst Johannes XXIII in der päpstlichen Residenz Castel Gandolfo mit Kardinal Léon-Joseph Suenens getroffen. "Ich weiß, was meine Rolle beim Konzil sein wird",sagte der Papst zum belgischen Erzbischof "ich werde leiden müssen". Papst Johannes war vorausschauend, und das nicht nur, weil sich die Eröffnungswochen des Konzils als schwierig erweisen würden; Kurz bevor das Zweite Vatikanische Konzil seine Arbeit aufnahm, wurde beim Papst der schmerzhafte Krebs diagnostiziert, der ihn in weniger als einem Jahr töten würde

Als Paul Mankowski seine brillante Karriere als Student der Universität Chicago beendete und  in Erwartung eines Hochschulstudiums und eines erfüllten Ehelebens, unerwartet von einer Berufung der Höheren Autorität erschüttert wurde, seine Pläne aufzugeben und in die Gesellschaft Jesu einzutreten, dachte er nicht, daß seine Rolle bei den Jesuiten darin bestehen würde, zu leiden: in, wegen und für die Gemeinschaft, in der er 44 Jahre als Novize, Priester, Gelehrter und Zeichen des Widerspruchs verbrachte. Der Mann, der Pater Mankowski, S.J., wurde, war sehr zäh, und als ehemaliger Boxer wusste er etwas darüber, Schmerzen zu ertragen. Aber er war kein Masochist und suchte nicht absichtlich nach Leiden. Es kam zu ihm, und er trug es aus demselben Grund, aus dem Johannes XXIII. sein Leiden akzeptierte: Es geschah um eines größeren Gutes und einer größeren Ehre willen – der Ehre Gottes. 

Fr. Mankowskis Tod im vergangenen September war in weitere unvorhergehene Schrecklichkeit in einem Jahr harter Schläge. Wir hatten telefoniert und e-mails ausgetauscht, in einer Regelmäßigkeit, die unsere Freundschaft für drei Jahrzehnte bezeichnete; weder ich noch irgendeiner seiner anderen Freunde hatte vorausgesehen, daß -als der 66-jährige Paul Mankowski sich am 3. Septembet 2020 in den Zahnarzt-Stuhl setzte, -er durch ein geplatztes Zerebral-Aneurysma gefällt werden würde. Einige Tage später - als ich immer noch nicht fassen konnte, daß er uns abrupt genommen worden war, kam mir ein Gedanke. Einige Schriften von Pater Mankowski sollten in einer Anthologie gesammelt werden, damit auch andere diesen begeisternden Autor kennen lernen könnten, seine scharfsinnigen Einsichten, seinen ebenso scharfen Verstand. Meine Freunde bei Ignatius-Press stimmten zu. Und dank ihrer guten Arbeit ist "Jesuit auf freiem Fuß: Essays und Rezensionen von Paul V. Mankowski, S.J." mit meinem biographischen Vorwort gerade veröffentlicht worden. 



Mehrere der gesammelten Essays nehmen uns tief in die liturgischen Kriege mit, die sich unglücklicherweise in der Kirche wieder intensiviert haben. Als gelehrter Klassizist, der verstand, wie schrecklich die frühen landessprachlichen Übersetzungen der Messe-Texte waren, feierte Paul Mankowski beide Formen des Römischen Ritus ehrerbietig und mit Würde. Er konnte auch durchscheinend klar machen, warum der zelebrierende Priester Diener der Liturgie war, nicht ihr Herr- und warum eine do-it-yourself-Liturgie eine Beleidigung Gottes war und eine abscheuliche  Ausübung von Klerikalismus. 

Vielleicht konnte nur Paul Mankowski erklären, wie der Dissenz zu Humanae Vitae und seiner Lehre zur moralisch angemessenen Regulierung der Fruchtbarkeit innerhalb der Ehe, das geweihte, religiöse Leben derer korrumpierte, die nicht heirateten. Und keiner konnte die Dummheiten der zeitgenössischen akademischen Zunft so gut aufspießen wie Pater Mankowski. Einer der Aufsätze in "Jesuit at Large, "What I Saw at the American Academy of Religion“, ist sowohl witzig als auch eine vorausschauende Analyse des heutigen intellektuellen Lebens, geschrieben Jahrzehnte bevor "woke“ Teil des nationalen Vokabulars wurde. 

Als Buchrezensent suchte Paul Mankowski seinesgleichen: tief informiert über die Thematik eines bestimmten Buches (sei es eine literarische Biographie oder eine Analyse des Korans, ein alberner Roman von Norman Mailer oder eine anmaßende Jesusstudie von A.N. Wilson); unfehlbar witzig; und ein ausgezeichneter Stilist. In seiner Rezension von Philip Eades "Evelyn Waugh: A Life Revisited"  schrieb er, daß "[Waugh] im Alter von fünfzehn bis siebzehn Jahren eine fast wahnsinnig ausgereifte Beherrschung der englischen Prosa erlangte [und] für den Rest seines Lebens so gut wie unfähig war, einen langweiligen Satz zu schreiben.“ Ich weiß nicht, in welchem Alter er die Fähigkeit erworben hat, aber das gleiche könnte man von Paul Mankowski sagen, dessen Sätze ebenso funkelten wie sie belehrten.

Es gäbe noch viel mehr von Mankowski zu sammeln, wenn seine religiösen Vorgesetzten ihn nicht jahrelang an der Veröffentlichung gehindert hätten. Diese Entscheidung beraubte die Katholische Anglosphäre eines ihrer mächtigsten Schreiber. Ich hoffe, daß "Jesuit at Large" vielen der so Beraubten hilft, an diesem ersten Jahrestag seines Todes in Christus einen der hellsten Geister und edelsten Söhne der US-amerikanischen Kirche zu entdecken."

Quelle: G.Weigel, FirstThinga  

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