Samstag, 18. September 2021

Rabbi Goldstein antwortet Papst Franziskus zur Bedeutung des Gesetzes in der Torah

Rabbi Warren Goldstein, der südafrikanische Oberrabbiner, antwortet in World Israel News auf die Äußerungen von Papst Franziskus über die Gesetze der Torah und den jüdischen Glauben als Religion des Gesetzes, "das kein Leben schenkt".
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"PAPST FRANZISKUS IRRT SICH: DIE GESETZE DER TORAH GEBEN LEBEN, SAGT DER LEITENDE RABBINER"

"Jedes Gesetz der Torah oder "mitzvah"ist der praktische Ausdruck einer ansonsten abstrakten Idee, davon wie man ein moralisches und tugendhaftes Leben führt" hat der südafrikanische Ober-Rabbiner am Vorabend von Yom Kippur geschrieben. 

 Von Rabbi Warren Goldstein 

Die kürzliche Behauptung von Papst Franziskus, daß die Torah "kein Leben gibt, nicht das Versprochene erfüllt, hat in der jüdischen Welt zu gesträubten Nackenhaaren geführt. Diese Woche hat der Papst- laut Kardinal Koch, der für die Beziehungen des Vaticans mit dem Judentum zuständig ist, versucht, die Sorgen über seine Kommentare zu zerstreuen und gesagt: "Er habe kein Urteil über das Jüdische Gesetz abgeben wollen." 

Was immer die Absichten des Papstes waren, spiegeln seine Bemerkungen die klassische christliche Ablehnung der Torah wieder, die als legalistisch wahrgenommen wird und vermitteln das allgemeine Mißverständnius, daß das Judentum gesetzliche Feinheiten den moralischen und sprituellen Idealen vorzieht, die diese  Gesetze ausdrücken sollen. 

Zu Beginn dieser öffentlichen, von den Bemerkungen des Papstes ausgelösten Debatte -ist es wertvoll, die stärkende Wirkung der Torah zu untersuchen, die uns seit Jahrtausenden eine göttliche Blaupause für ein sinnvolles Leben gegeben hat. 

Im Herzen des Judentums steht das Verstehen, daß große Konzepte für sich allein abstrakt und ungreifbar sind. Wozu sind tiefgründige Werte gut, wenn wir nicht wissen, wie wir sie umsetzen sollen? Damit große Ideen Form annehmen, müssen wir wissen, was wir mit ihnen tun sollen. Damit Ideale den Unterschied machen, müssen wir sie leben. 


In seinem klassischen Buch "Intellektuelle" dokumentiert der Historiker Paul Johnson, wie viele der große westlichen Intellektuellen, die einige der erhabensten Konzepte des vergangenen Jahrhunderts aufstellten und reflektierten, persönlich ein dysfunktionales Leben mit schlechten Beziehungen, amoralischen Fehltritten und Elend lebten. 

Bertrand Russel machte wertvolle Beiträge auf dem Gebiet der Moral-Philosophie, aber er war ein Serien-Womanizer, der jede seiner drei Ehefrauen betrog, Jean-Paul Sartres Humanismus machte ihn zu einer Ikone, aber er sah der Besetzung Frankreichs durch Nazi-Deutschland schweigend zu und relativierte die Grausamkeiten Stalins in Russland. Karl Marx´ Schriften haben die Emanzipierung der Arbeiterklasse eingeleitet, aber er hat oft anti-semitische Flaschmeldungen benutzt und seine Ideen haben später grausame und repressive Regimes gerechtfertigt.

Der Unterschied zwischen dem, was wir sagen (oder denken oder hoffen) und dem, was wir tun, ist genau das, was die Torah ansprechen will. Im Gegensatz zu Papst Franziskus´ Äußerungen geben diese Gesetze ihrer Natur nach Leben. Die verwandelnde Kraft der Torah liegt nicht allein in ihren großen Ideen, sondern in ihrer einzigartigen Synthese von Philosophie und Praxis. 

Jedes Gesetz oder mitzvah der Torah ist der praktische und konkrete Ausdruck einer ansonsten abstrakten Idee darüber, wie man ein moralisches und tugendhaftes Leben führt. Wir wissen z.B. daß wir Mitgefühlt mit anderen haben sollten, aber es ist die Torah, die eine Blaupause dafür liefert, wie das in der Welt real aussieht, mit detaillierten Anleitungen, Trauernde zu trösten, Kranke zu besuchen, die Toten zu begraben und andere Methoden, meschliches Leiden zu erleichtern. 

Wir wissen, daß wir großzügig sein sollten, aber es ist die Torah, die praktische Richtlinien anbietet, wie viel wir geben sollen, wie wir geben sollen und wem wir geben sollen. 

Wir wissen, daß wir die Gelegenheit nutzen sollen, um aus der Hektik des Lebens auszusteigen, unsere Kräfte regenerieren und uns wieder mit unseren Werten zu verbinden, aber es ist die Torah, die ausdrücklich Anwesiungen gibt, was es bedeutet, am Sabat zu ruhen und was wir tun sollten, um die Ruhe und der spirituellen Verbindung zu diesem Tag zu vergrößern.

Im Wesentlichen übersetzt die Torah unsere Werte in ein Handlungs-Programm. 

Und jetzt, wo wir uns auf Yom Kippur vorbereiten, sehen wir, wie der Ansatz des Judentums, die praktischen Weisheit durch das mitzvah des Tages dramatisch zum Leben erweckt wird. Unsere spitituelle Energie wird durch Fasten und Gebet fokussiert und uns wird durch unsere Quellen ein klarer Weg gezeigt, wie wir eine ernsthafte persönliche Veränderung bewirken, wie wir bereuen, wie wir um Verzeihung bitten können, wie wir vor Gott beichten sollen und wie wir beschließen sollen, besser zu werden und es besser zu machen. 

Was Papst Franziskus zu übersehen scheint, ist daß ohne solche praktischen Anweisungen für das tägliche Leben, unsere Ideale oft durch unsere alltäglichen Bedürfnisse und Wünsche umgangen werden. Ohne greifbare Verhaltensregeln, greifen wir auf das zurück, was sich im Augenblick richtig anfühlt. Auf diese Weise machen die Gesetze der Torah unsere Werte lebendig. Durch die Synthese von Handlung und Zielen durch die Torah erfüllen wir das Göttliche Versprechen, uns selbst und die Welt besser zu machen."

Rabbi Warren Goldstein 

Quelle: Rabbi W.Goldstein, World Israel News 

    

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We know we should be generous, but it is the Torah that offers practical guidelines for how much we should give, the manner in which we should give and who we should give to.

We know we should take opportunities to step back from the frenzy of life to restore our energy and reconnect with our values, but it is the Torah that offers explicit instructions for what it means to “rest” on Shabbat, and what we should do to enhance the tranquility and spiritual connection of the day.

The Torah essentially translates our values into a program of action.

And now, as we get ready for Yom Kippur, we see Judaism’s approach of practical wisdom come to life dramatically through the mitzvahs of the day. Our spiritual energy is focused through our fasting and prayers, and we have a clear practical path laid out by our sources of how to define sincere personal change, how to repent, how to apologize, how to confess before God, and how to resolve to be better and to do better.

What Pope Francis seems to overlook is that without such practical directives for daily living, our ideals often get sidelined by our day-to-day needs and desires. Without tangible rules for behavior, we resort to what feels right in the moment. In this way, the Torah’s laws bring our values to life. It is through the Torah’s synthesis of action and ambitions that we fulfill the Divine promise of improving ourselves and the world.

Rabbi Warren Goldstein is the chief rabbi of South Africa.

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