In seiner heutigen Kolumne in Monday in the Vatican setzt sich Andrea Gagliarducci mit Papst Franziskus´ Behandlung theologischer Themen auseinadner.
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"PAPST FRANZISKUS, WIE GEHEN SIE THEOLOGISCHE FRAGEN AN?"
Es wäre keine Pressekonferenz im Fluzeig nötig gewesen, um Papst Franziskus´ pragmatischen Zugang zu theologischen Fragen zu bestätigen. Aber die Pressekonferenz auf dem Rückflug der Ungarn-Slowakei-Reise hat einige Aspekte des Zugangs des Papstes zu theologischen Fragen geklärt.
Besonders eine Frage konzentrierte sich auf das Thema der Kommunion, die einigen katholischen Politikern gespendet wurde, die auf verschiedene Weise Abtreibung unterstützen. Das ist in den USA ein umstrittenes Thema, Schon 2004 hatte die Glaubenskongregation ein Dokument herausgebracht, das erklärte, daß Politiker, die Abtreibung befürworten, im Stand öffentlicher Sünde sind. Kurz gesagt, denen, die nicht im Stand der göttlichen Gnade sind, kann die Kommunion nicht gespendet werden.
Dieses Thema war in den USA einflußreich, besonders wegen der Kandidatur des Katholiken John Kerry für das Präsidentenamt. Das Problem entstand durch die Tatsache, daß seine katholische Zugehörigkeit nicht ausgenutzt wurde. Wenn Kerry die Kommunion empfangen hätte, hätte er das Narrativ geschaffen, daß die Kirche Abtreibung akzeptiere. Daher die Notwendigkeit einer doktrinalen Anmerkung.
Das Problem kehrte mit der Kandidatur Joe Bidens zurück. Die Bischöfe der USA hatten sich in Richtung "Eucharistische Erneuerung" bewegt, ein weitaus größeres Thema als die Frage der Kommunion für Abtreibungspolitiker. Für die US-Bischöfe ging es darum, zu den Wurzeln zurück zu kehren und zu erklären, was die Kommunion ist und der Stand der Gnade, der nötig ist, um Zugang zu ihr zu haben. Natürlich wurde das Thema der Kommunion für abtreibungsbefürwortende Politiker berührt. Aber das war Teil eines größeren, mehr pastoralen Themas. Diese Seelsorge jedoch braucht eine gesunde Doktrin.
Die Bischöfe hatten Papst Franziskus vor dem Dokument gewarnt, das sie veröffentlichen wollten und Papst Franziskus hatte sie gebeten, statt dessen ein Dokument anzustreben, das die völlige Zustimmung der Bischöfe finden würde. weil einige der Bischöfe nicht von der Notwendigkeit überzeugt waren, Abtreibungspolitikern die Kommunion zu verweigern. Das war-um die Wahrheit zu sagen- eine Minderheit, aber die genügte, um den Papst dazu zu bringen, um eine andere Methode, einen anderen Zugang zu bitten.
Diese Angelegenheit war das Thema einer der Fragen bei der Pressekonferenz im Flugzeug. Und die Antwort sagt eine Menge über den Modus operandi des Papstes aus.
Papst Franziskus hat das Schwerwiegende von Abtreibung nicht geleugnet. Er sagte, er habe bereits mehrmals darauf hingewiesen, daß Abtreibung bedeutet, einen "Berufskiller anzuheuern". Er bekräftigte noch einmal die "wissenschaftliche" Wahrheit, daß das menscliche Leben bereits mit der Empfängnis beginnt. Er betonte, daß die, die töten, außerhalb der Gemeinschaft stehen und deshalb exkommuniziert sind. Kurz gesagt, sie können die Kommunion nicht empfangen.
Aber er wollte nicht auf die Auswirkungen der Sache eingehen. Er ging so weit, zu sagen, daß ja oder nein zu sagen "Kasuistik" sei. Und er sagte. daß dies Kasuistik Theologie ist, während die Seelsorge Leben und Theologie zugleich ist. Es sagte nicht, die Kommunion spenden oder verweigern. Er sagte, daß jeder mitfühlend und sanft begleitet werden sollte. Er erinnerte daran, daß die Kommunion ein Geschenk ist- keine Belohnung für perfekte Menschen, aber er wollte seinen Standpunkt in der Sache nicht näher erklären. Das wird er nie wollen.
Weil für Papst Franziskus alles auf pastoralem Wege geklärt werden muß. Aber was bedeutet das? Welche Konsequenzen kann das haben?
Beim "Our Sunday Visitor" hat Christopher Altieri festgestellt, daß Papst Franziskus schon in dem gemeinsamen Buch mit Rabbi Abraham Skorka darauf hingewiesen hat, daß er nie die Kommunion austeilt, sondern das lieber andere tun läßt. Das ist ein Detail, das sofort- sogar von dem Augenblick, als er Papst wurde- wahrgenommen wurde, weil Franziskus den Gläubigen niemals die Kommunion spendet.
Und der Grund, warum er es nicht tut, ist genau der, damit die Geste nicht politisch genutzt werden kann, vielleicht jemanden in einer öffentlichen Position, der weiß daß sie ihm nicht verweigert wird, dazu zu bewegen, sich zur Kommunion zu präsentieren.
Papst Franziskus hat eine ziemlich clevere Art, zu vermeiden, einen Standpunkt einzunehmen. Wenn er das als Bischof tut, ist das seine persönliche Entscheidung, Aber- wenn er als Papst handelt- zwingt er die Bischöfe dazu, das selbe zu tun.
Was würde passieren, wenn ein Bischof sich in der unbequemen Lage befindet, einer Person, die bekannterweise exkommuniziert ist, die Kommunion spenden zu sollen? Wenn es um die Frage geht, mitfühlend und sanft zu handeln, wie der Papst sagt, dann sollte der Bischof die Kommunion- mit allem was dazu gehört, spenden. Wenn es aber andererseits die Frage ist, dem Beispiel des Papstes zu folgen, sollte derr Bischof vermeiden, ein politische Thema anzufassen. Beschließt er dagegen, sie nicht zu spenden. wird er beschuldigt werden, nicht mitfühlend und milde zu sein.
Dafür ist die Lehre da. Um Grauzonen zu vermeiden, in denen das Gute am Ende dem Bösen Würde verleiht. Es wird auf dem Boden der Doktrin eine Entscheidung "gegen den Strom" getroffen, und dann unter Berücksichtigung aller möglichen Konsequenzen auf pastoraler Ebene angewandt. Die Lehre nährt die Pastoral und gewährt der Seelsorge verschiedene Ausnahmen von der Doktrin. Eine allzu pragmatische Seelsorge riskiert, zu einer reinen Stilübung zu werden.
Das grundlegende Problem ist, daß die Ansätze bereits zu polarisiert sind und Papst Franziskus sicherlich keine Person der Mitte ist. Er nimmt einen Standpunkt ein und trägt ihn weiter, im Vertrauen darauf, daß er das Sagen hat. Einerseits treiben manche die Lehrpositionen auf die Spitze und machen sie zum Prinzip, andererseits sind da diejenigen, die grundsätzlich die Relativität von Lehrpositionen betonen.
Eine Synthese wäre nötig, aber die wird von Past Franziskus nicht nur nicht angeboten. Sie scheint nicht in Aussicht zu stehen. Seelsorge und Lehre sind mit Pragmatismus gemischt und am Ende ist es schwer, zu verstehen, was das Richtige oder das Falsche ist.
Am Ende fehlt das Gefühl für die Kirche, ein gemeinsamer Standpunkt. Während der Papst immer im Zentrum bleibt- geliebt oder gehaßt- aber sicher der einzige Entscheidungsträger. Mit seinen Entscheidungen, Worten und Zweideutigkeiten- gemischt mit Sicherheiten und doktrinaler Orthodoxie- ist Papst Franziskus nicht nur ein Papst, der spaltet. Er ist ein Papst, der im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit steht. Während die Kirche- um die Wahrheit zu sagen- zu verschwinden scheint."
Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican
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