Sonntag, 7. November 2021

50 Jahre nach dem Agatha-Christie-Indult

K.V.Turley geht beim CatholicRegister der Frage nach, warum Agatha Christie vor 50 Jahren zusammen mit vielen katholischen und nichtkatholischen Prominenten eine Petition unterzeichnete, die Papst Paul VI dazu bewegen sollte, in England und Wales weiterhin die Tridentinische Messe zuzulassen. Hier geht´s zum Original:  klicken 

"DAS GEHEIMNIS DES "AGATHA-CHRISTIE-INDULTS" 

Warum hat die Bestseller-Autorin vor 50 Jahren die Petition unterzeichnet, um die traditionelle Messe zurückzubekommen?

Es gibt ein Geheimnis, das wir lösen müssen. 

Die Verdächtige ist niemand anderes als Agatha Christie: Bestsellerautorin und unangefochtene "Queen of Crime." 

Das Geheimnis beginnt mit einem 1971 formulierten Dokument. Es kam aus dem Vatican, wo der damals regierende Pontifex, Papst Paul VI, einen Indult formulierte, der erlaubte, daß das, was als Tridentinische Messe bekannt war, in England und Wales weiterhin zelebriert werden durfte.

Was an diesem Dokument verblüffend war, ist und das im Allgemeinen nur Liturgisten interessiert, war die Tatsache, daß es Resultat eines Briefes war, der um die Beibehaltung der Traditionellen Messe bat-und von einer langen Liste von Berühmtheiten, viele von ihnen Nichtkatholiken, unterzeichnet wurde. 

Es gab Unterzeichner des Briefes, die offiziell als "Wortmeldung von in England lebenden Gelehrten, Intellektuellen und Künstlern"  bezeichnet wurden, von denen man erwartete katholisch zu sein, katholische Schriftsteller wie Graham Greene, Malcolm Muggeridge, Seán Ò Faoláin und David Jones. Und da waren auch einige aus dem britischen Establishment, deren Unterschriften ebenfalls zu erwarten waren: z.B: die des gefeierten Kunstkritikers Sir Kenneth Clark, des damaligen Poeta Laureatus Cecil Day-Lewis und der Akademiker und Mitglied der Inklings Colin Hardie. Aber auch die Namen von Nicht-Katholiken, was zum Hochziehen der Augenbrauen geführt haben würde: der kommunistische Intellektuelle Philip Toynbee; der Führer der Liberalen Partei Jo Grimmond; die atheistische Romanautorin Iris Murdoch; der jüdische Geiger Yehudi Menuhin; und der libertäre Philosoph Auberon Herbert, um nur einige zu nennen.

Insgesamt wurden dem Brief 57 Namen hinzugefügt, in dem festgestellt wurde, daß die Unterzeichner sich nicht mit "der religiösen oder spirituellen Erfahrung von Millionen von Menschen“ beschäftigten; Stattdessen wollten sie hervorheben, daß "der fragliche Ritus in seinem großartigen lateinischen Text auch eine Vielzahl von unbezahlbaren Errungenschaften in der Kunst inspiriert hat – nicht nur mystische Werke, sondern auch Werke von Dichtern, Philosophen, Musikern, Architekten, Malern“. Und Bildhauer in allen Ländern und Epochen. Somit gehöre er zur universellen Kultur ebenso wie zu Kirchenmännern und formellen Christen.“ Ihr Bedenken in Bezug auf diesen Ritus bezog sich auf das, was sie für "einen Plan zur Auslöschung dieser Messe bis zum Ende des laufenden Jahres“ hielten. Daher wollten die Unterzeichner des Appells "den Heiligen Stuhl auf die entsetzliche Verantwortung aufmerksam machen, die er in der Geschichte des menschlichen Geistes auf sich nehmen würde, sollte er sich weigern, die traditionelle Messe fortzuführen, auch wenn dieses Überleben Seite an Seite mit anderen liturgischen Formen stattfand.“ 

Dieser Brief gelangte nach Rom und am Ende auf den Tisch des Hl. Vaters. Der damalige Kardinal John Heenan, der Erbischof von Westminster hat ihn am 5. November 1971 Papst Paul VI präsentiert. 


Wie die Geschichte berichtet, las der Papst den Brief und schaute auf die Namen darunter. Als er den Namen der Queen of Crime entdeckte, soll er ausgerufen haben "Ah Agatha Christie" und stimmte der Bitte des Briefes zu. 

So wurde der Indult als "Agatha Christie Indult" bekannt. Er erlaubte den Bischöfen von England und Wales, die Feier der Hl. Messe nach der Alten Form, nicht nach dem Missale von 1962 -aber mit den Änderungen, die 1965 und 1967 für diesen Ritus eingeführt wurden. 

Agatha Mary Clarissa Millar wurde 1890 in Torquay England geboren. Später als Agatha Christie bekannt, ein Name, den sie durch ihre erste Ehe bekam, sollte sie ein literarisches Phänomen werden. In der Tat werden Christies Werke bei den Verkaufszahlen nur von denen Shakespeares und von der Bibel übertroffen. Sie hat weltweit mehr als zwei Milliarden Bücher verkauft. Um eine Idee zu den Zahlen zu geben, würde man von "Peril at End House" von 1932 nur je eine in den USA verkaufte Kopie nehmen und sie aneinderlegen, würden sie bis zum Mond reichen. Ungewöhnlicherweise hat sie nicht nur einen sondern zwei gefeierte literarische Detektive geschaffen: Hercule Poirot und Miss Marple. Christies produktives literarische Werk – 66 Kriminalromane, 6 Nicht-Kriminalromane und 15 Kurzgeschichtensammlungen – wurde in mehr als 100 Sprachen übersetzt und erstreckte sich über fünf Jahrzehnte von 1920 bis zu ihrem Tod 1976.

Nach allem was über Christie geschrieben wurde, bleiben über diese Frau selbst noch viele Geheimnisse. Im Dezember 1926, als ihre erste Ehe nach einem Streit mit ihrem damaligen Ehemann scheiterte, verließt sie das gemeinsame Haus in Sunningdale, Berkshire. Die Polizei wurde gerufen und es begann eine nationale Suche nach der Autorin. Unnötig zu sagen, daß die Presse einen Feiertag wegen der vermißten Krimi-Autorin hatte. Ihre Entdeckung- 11 Tage später in einem Hotel in Yorkshire- trug noch mehr zum Geheimnis bei. Wiederholt befragt, konnte sie sich an nichts erinnern, was in den vorangegangenen Tagen passiert war. Es gab keine Hinweise auf das, was sie getan hatte-mit wem sie zusammen gewesen war oder auch nur, wie sie es geschafft hatte, so weit zu reisen. Ihre Autobiographie, die 1977, ein Jahr nach ihrem Tod veröffentlicht wurde, schweigt zu dieser Episode. Sie berichtet über ihre erste, unglückliche Ehe und das Verlassenwerden durch ihren damaligen Ehemann in wenigen Zeilen: "Nach Krankheit kamen so Sorge, Verzweiflung und ein gebrochenes Herz hinzu. Nicht nötig, sich länger dabei aufzuhalten." 

Typisch für ihre Klasse und ihren Hintergrund, war sie eine Frau, die tiefe Gefühle hatte aber wenig sprach. Es war bekannt, daß sie es haßte, in der Öffentlicnhkeit zu sprechen. Ihre Wahl zur Präsidentin des Detection Clubs, eine Position, die sie von 1957 bis zu ihrem Tod 1976 inne hatte, nahm sie nur unter der Bedingung an, daß sie nie eine Rede halten müßte. 

Wie viele Schriftsteller war sie nur "auf den Seiten" also öffentliches Eigentum. Über ihre zweite Ehe mit dem Archäologen Max Mallowan im Jahr 1930 kann man sagen, daß ihr restliches Leben, zumindest äußerlich, unauffällig war. Wenn sie nicht in England war, reiste sie mit ihrem Mann zu seinen archäologischen Ausgrabungen im Nahen Osten. Wo immer sie sich befand, schrieb sie; und zur Bewunderung eines ständig wachsenden Publikums veröffentlichte sie viele Bücher und wurde stillschweigend zur bestverkauften Autorin aller Zeiten.

Was war es also mit dem "Indult" und ihrer Rolle dabei? Was hat sie dazu motiviert, die Petition zu unterschreiben? Auf der website der Latin Mass Society von England und Wales befindet sich eine Erinnerung von Alfred Marnau daran, wie die Namen für die Indult.-Petition gesammelt wurden. Er beschreibt, wie er und andere herumgingen und die Großen und Guten ansprachen, die Petition zu unterschreiben. Das wirft jedoch leider nur wenig Licht darauf, was die Queen of Crime dazu motivierte,  zu unterschreiben.

In einer e-mail an den Register über Christies Beteiligung an der Petition von 1971 sagte Joseph Shaw, Vorsitzender der Latin Mass Society von England und Wales: "Wie praktisch jeder im Vereinigten Königreich 1971, der mit Bildung und sozialem Leben gesegnet war, kannte Christie die katholische Liturgie: sie hatte sie bei Hochzeiten und Beerdigungen erlebt, und katholische Überzeugungen und Praktiken spielen in mehreren ihrer Geschichten eine Rolle...Das war Teil der Universalen Kultur." Er fährt fort:"Diese Liturgie wurde von Außenstehenden als etwas nicht nur Unverwechselbares sondern einzigartig Beeindruckendes betrachtet. Sie wollten genau so wenig, daß sie verschwindet. wie die Pyramiden oder die Mona Lisa." 

Fiorella de Maria ist ebenfalls Krimiautorin; sie hat für Ignatius-Press die Pater Gabriel Krimi-Serie geschaffen. Sie ist ebenfalls Katholikin. Was macht sie aus Christies Beteiligung an der Petition an den Vatican von 1971?

""Ich finde es sehr ermutigend, daß so viele Nicht-Katholiken die Schönheit der außerordentlichen Form und ihre Bedeutung für Englische Katholiken geschätzt haben," sagte de Maria dem Register, "Ich kann nicht umhin, zu lächeln, wenn ich daran denke, daß der Hl. Vater Agathas Christies Namen in der Liste der Unterzeichner erkannte. Gut, sie war die "Queen of Crime" ich hoffe wirklich, daß ihre Bücher die Regale der päpstlichen Residenz schmückten." Warum die berühmteste Krimi-Autorin aller Zeiten ihren Namen unter dieses Dokument setzte, beantwortet de Maria, indem sie das Geheimnis anerkennt: "Ich habe es immer schwierig gefunden, Christies religiöse Gefühle nachzuvollziehen, auch wenn ihre katholischen Charaktere meistens positiv dargestellt werden-weder damals noch heute üblich."

Mehr als der Durchschnittsbrite war Christie mit der Liturgie der Kirche vertraut. Sie war mit einem frommen Katholiken verheiratet und war zweifellos mit ihm in der Hl. Messe. Sie war sich der Welt um sie herum bewußt und durch die guten ....der Latin Mass Society wußte sie zweifellos vom Wunsch einiger Englischer Katholiken, den Tridentinischen Ritus zu bewahren. War es vielleicht nur das?  Wollte sie Teil der Bitte sein, etwas Verehrtes und Schönes zu bewahren und fühlte sich- obwohl sie diesen Glauben mit seinem heiligenden und erlösenden Charakter nicht teilte- solidarisch?

Vielleicht, aber- wie in den besten Detektivgeschichten- liegt da ein Beweisstück klar vor einem.
Christie war-wenn auch sehr privat- eine fromme Anglikanerin der High Church. 1926 -um die Zeit der schmerzhaften Episode, als ihre erste Ehe endete, starb Christies geliebte Mutter Clarissa. Eine der Gewohnheiten ihrer Mutter war es, für den Rest ihres Lebens am Bett der Schriftstellerin zu sitzen- namentlich eine Kopie der "Imitation of Christ". Das von Thomas à Krempis im 15. Jahrhundert geschriebene fromme Meisterwerk über das Innenleben ist ein vierteilig. Buch 1 betont, daß Einsamkeit und Stille und ein Rückzug aus der Welt nötig sind; Buch 2 und 3 entwickeln dieses Thema, sprechen aber auch vom inneren Trost durch diesen Rückzug. Buch 4 ist anders. Es ist dem Hl. Sakrament gewidmet und in Form eines Dialogs zwischen der Seele und ihrem Retter geschrieben. Könnte dieser mystische Austausch Christie in ihrer Wertschätzung der Hl. Messe beeinflußt haben, dazu, ihr Gefühl für die Notwendigkeit diese antike Liturgie-Form zu bewahren?

Anders als in ihren berühmten Detektivgeschichten kennt die Geschichte von Christies Beteilung am Indult keine Auflösung.  Es gibt keine Versammlung der Verdächtigen im Salon vor der endgültigen Demaskierung des Täters und des Motivs, warum sie so handelte. wie sie es tat. 

Statt dessen ist da eine sehr private Frau mit einem tiefen, wenn auch nicht demonstrativen Glauben. Nach ihrer Scheidung nahm Christie weiterhin an den anglikanischen Gottesdiensten teil. Gleichzeitig war Christies Ehemann, der eine Geschiedene geheiratet hatte, vom Empfang der Hl. Kommunion in der Katholischen Kirche ausgenommen, auch wenn er regelmäßig an der Hl. Messe teilnahm. Dennoch wird Christie sich der Schönheit und Geschichte der Lateinischen Liturgie bewußt gewesen sein. Vermutlich waren sowohl sie als auch ihr Ehemann sich ihrer Macht und ihrer wahren Bedeutung bewußt, wenn auch nur in ihrem Fehlen in ihrem Leben. 

Was man sagen kann, ist daß Agatha Christie, als sie die Petition für den Indult unterschrieb, ihren Namen dem größten Mysterium hinzufügte, dem die Welt täglich beiwohnt. 

Ein in die heiligen Gewänder gekleideter Priester ist der Vertreter Christi, damit er mit Bittgebet und aller Demut Gott für sich selbst und das ganze Volk beschwören darf.

Er soll weder Gebet noch heilige Opfergaben unterbrechen, bis es ihm gelingt, Barmherzigkeit und Gnade zu erhalten.

Wenn ein Priester die Hl. Eucharistie zelebriert, ehrt er Gott, erfreut die Engel, erbaut die Kirche und hilft den Lebenden, erninnert an die Toten und macht sich selbst zum Teilhaber an allen guten Dingen. "  Imitation of Christ: Buch IV, Kapitel V "
Quelle: K.V.Turley, NCR 

  

1 Kommentar:

  1. Leider ist die zentrale Stelle dieser Untersuchung absolut unverständlich übersetzt und macht so den ganzen Atikel nutzlos!

    "1926 -um die Zeit der schmerzhaften Episode, als ihre erste Ehe endete, starb Christies geliebte Mutter Clarissa. Eine der Gewohnheiten ihrer Mutter war es, für den Rest ihres Lebens am Bett der Schriftstellerin zu sitzen- namentlich eine Kopie der "Imitation of Christ".
    Dieser Absatz lautet eigentlich:
    "Im Jahr 1926, etwa zu der Zeit, als ihre erste Ehe in die Brüche ging, starb Christies Mutter Clarissa. Eine der Hinterlassenschaften ihrer Mutter sollte für den Rest ihres Lebens neben dem Bett der Schriftstellerin liegen, nämlich ein Exemplar der Imitatio Christi."

    AntwortenLöschen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.