Marco Tosatti veröffentlicht bei Stilum Curiae den Kommentar von Americo Mascarucci zum Brief, den der Papa emeritus Kardinal Pell ins Gefängnis schickte, wie der Kardinal jetzt während einer Pressekonferenz bekannt gab.
Hier geht´s zum Original: klicken
"AMERICO MASCARUCCI. BENEDIKT XVI UND JENER BRIEF AN PELL. EINE ÜBERLEGUNG."
Liebe Stilum Curiale, der Freund und Kollege Americo Mascarucci bietet uns seine Überlegung über Kardinal George Pell und Benedikt XVI an. Wir danken ihm herzlich, auch für die freundliche Anerkennung, daß Stilum Curiae immer an die Unschuld des australischen Purpurträgers geglaubt hat; den wir nicht persönlich kennen, nur oberflächlich, aber dessen Geschichte und Charakter uns der Art von Beschuldigung zu widersprechen schienen; schlicht unglaubwürdig und einfach nicht zu realisieren, wie sich dann herausstellte. Gute Lektüre.
§§§
Benedikt XVI und jener Brief an Pell
Es ist in diesen Tage viel über das Interview gesprochen worden, das Kardinal George Pell dem Corriere della Sera gegeben hat, und unser Msgr. Ics hat uns gezeigt, wie man es lesen und interpretieren muß.
Aber mir gefällt es, daran zu erinnern, was von der Wochenzeitung Tempi in der letzten Nummer berichtet wurde, bzgl. der Worte, die Benedikt XVI während der harten Tage im Gefängnis und des Kalvarienberges der Beschuldigungen pädophil zu sein, gerichtet hat (und hier lieber Marco, entschuldige, wenn ich festlich werde, aber Stilum Curiae gehörte zu den wenigen, vielleicht einzigen, die an Pells Unschuld glaubten und ihn verteidigten, als alle Welt davon ausging, daß seine Schuld bestätigt würde, und die katholischen Medien zwischen eigennützigen Garantien und Selbstgefälligkeit gegenüber der öffentlichen Schuldig-Meinung schwankten). Bei der Präsentation seines Buches "Tagebuch einer Gefangenschaft" während einer von Paola Binetti organisierten Sitzung im Senat hat Pell bekannt, was Benedikt XVI ihm schrieb, während er im Gefängnis saß: "Sie haben der Katholischen Kirche in Australien geholfen, aus einem zerstörerischen Liberalismus herauszukommen. und sie noch einmal zur Tiefe und Schönheit des katholischen Glaubens zu führen...Ich fürchte, daß Sie jetzt für Ihre unerschütterliche Katholizität bezahlen müssen, aber auf diese Weise sind Sie dem Herrn nahe." Es ist das erstemal, daß der Purpurträger, die Identität des Autors dieser Briefes, der bisher immer anonym geblieben ist, enthüllt hat. "Jetzt darf ich eine Indiskretion begehen" sagte Pell zu den Anwesenden. "Dieser Brief war von Benedikt XVI".
Man wird sagen, daß Ratzinger sich auf die Tatsache bezog, daß Pell wegen seiner sehr kritischen Haltung gegenüber Homosexualtität und seinem Kampf gegen die Anerkennung gleichgeschlechtlicher Verbindungen von der LGBT-Welt immer angegriffen wurde. Aber wenn man den Text des Briefes liest, kann einem der in den wenigen Zeilen dreimal wiederholte Begriff "katholisch", Katholische Kirche" "Katholischer Glaube" und "Katholizität" nicht nicht sofort ins Auge springen.
Man sagt immer, daß der Papa emeritus es liebt, sich "codiert" auszudrücken und viellleicht gäbe es in diesem Brief einen speziellen Code, der noch dechiffriert werden müsse. "Ich fürchte, daß Sie jetzt für Ihre "unerschütterliche Katholizität" bezahlen müsen, schreibt Ratzinger, und dieser Ausdruck wird nicht zufällig eingesetzt. Benedikt XVI hätte sehr gut andere Worte benutzen können, z.B "Ihr unerschütterlicher Glaube" oder "unerschütterliche Lehre" oder "unerschütterliche Treue zum Lehramt". Nein, stattdessen benutzt er den Ausdruck "unerschütterliche Katholizität" und das hat Sprengwirkung. Weil der Terminus "katholisch" der aus der bergoglianischen Kirche am meisten verbannte ist, mit dem regierenden Papst, der fast ausschließlich das neutralere "christlich" gebraucht. Und er tut das immer öfter, bezieht sich nicht auf den "Glauben an Christus" sondern auf ein für das menschliche Wesen typische, an das Gewissen gebundene Verhalten.
Ein Begriff, den Karl Rahner prägte, der auch die Atheisten Christen nannte, und von einem "anonymen Christentum" derer sprach, die -auch wenn sie keine Christen waren- sich so benahmen, als ob sie dem eigenen gerechten Gewissen folgten. Ein Christentum ohne Christus.
"Es gibt keinen katholischen Gott" war eine der ersten Erklärungen, die Bergoglio gegenüber seinem Freund Eugenio Scalfari geäußert hat, und die vom regierenden Pontifex im abfälligen Sinn benutzt wurde. Wie- als er sagte:"katholisch zu sein, bedeutet nicht, Kinder zu kriegen wie die Kaninchen" oder "für viele bedeutet katholisch sein. einer Sekte anzugehören" usw.
Hier kommt jene Bezugnahme auf den unerschütterlichen Katholizismus, die Benedikt XVI wie einen Orden an die Brust von Pell heftet, das kann nur eine sehr präzise Bedeutung haben. Insgesamt läßt der Ausdruck "unerschütterlich" vermuten, daß Pells Katholizität nie zusammengebrochen ist. Und warum sollte sie zusammengebrochen sein? Liegt es daran, daß sie im Rest der Kirche zusammenbricht? Und ist es vielleicht nicht legitim, zu glauben, daß Benedikt in diesen Zeilen nicht nur die liberale Welt angesprochen hat, die jedes Interesse daran hatte, den australischen Kardinal wegen seiner unbequemen Positionen zu Homosexualität, Abtreibung, Euthanasie usw. zu entfernen, sondern auch die Kirche selbst? "Sie haben der katholischen Kirche in Australien geholfen, aus einem destruktiven Liberalismus herauszukommen, und sie wieder zur Tiefe und Schönheit des katholischen Glaubens zurückzuführen." und er beklagt ausdrücklich, wie die australische Kirche sich vom besagten "destruktiven Liberalismus" bekehren ließ. Daher hier dieses "ich befürchte, daß man Sie jetzt auch für Ihre unerschütterliche Katholizität alles das bezahlen läßt."
Wenn zwei und zwei vier ergibt, gibt es da wenig zu diskutieren, Es genügt nachzuschauen, wer mit den Beschuldigungen gegen Pell begonnen hat, um zu sehen, wie sich der Kreis perfekt schließt. Sollte es nur Zufall sein, daß der Hauptankläger Pells jener Peter Saunders war, der von Bergoglio zum Berater der Päpstlichen Kommission zum Schutz Minderjähriger ernannt wurde? Und daß der Hl. Stuhl den australischen Purpurträger seinem Schicksal überließ, sich aus der Affäre heraushielt und sich erst dann über die richterliche Beharrlichkeit empörte, als der Kardinal von der Anklage freigesprochen wurde? Es ist sicher auch reiner Zufall, daß Pell plötzlich von den selben Medien rehabilitiert wird, die damals den Pranger gegen ihn aktiviert haben. Vielleicht, weil seine Äußerungen nützlich sind, um Kardinal Angelo Becciu, die ehemalige Nummer zwei des Staatssekretariats, der in einem Prozess angeklagt wird, der gelinde gesagt geradezu "anomal" ist, den Gnadenstoß zu geben?
Und hier fragt man sich spontan, ob Pell - als er vor ungefähr einem Jahr Benedikt ausdrücklich darum bat, den weißen Talar auszuziehen, auf den Titel des Papa emeritus zu verzichten und wieder Kardinal zu werden- das aus einem anderen Grund tat, als dem, den ihm Andrea Cionci zuschrieb und jene, die die Ungültigkeit des Rücktritts Ratzingers unterstützen, um zu verhindern, daß er als Papst stirbt. Und wollte dagegen Pell, als er jetzt die Identität Benedikts XVI als Autor dieses Briefes und der gewissen bewegenden Zeilen enthüllte, seinerseits eine verschlüsselte Botschaft schicken, gerade um den Schleier des Schweigens in der Frage der beiden Päpste zu zerreißen? Hätte er es ausdrücklich tun können, um auch über die Frage der Gültigkeit des Rücktritts Ratzingers eine innerkirchliche Debatte anzuregen, indem er vorgab, Bergoglio vor Unterstellungen und Unklarheiten schützen zu wollen? Die Tatsache, daß sie nach acht Jahren im Vatikan plötzlich aufgewacht sind und die Notwendigkeit erkannt haben, die Wunde des "emeritierten Papstes" rechtlich zu lösen, unabhängig davon, ob man der These von der Ungültigkeit des Verzichts Glauben schenken kann oder nicht, zeigt, daß die Frage nicht so klar und transparent ist, wie sie uns glauben machen wollen."
Americo Mascarucci, Journalist und Autor
Quelle: M.Tosatti, Stilum Curiae
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.