"The Pilarcatholic" kommentiert den derzeitgen Stand der Dinge beim vatikanischen Finanz-Prozess- nachdem die Staatsanwealtschaftdem Gericht die Tonbandmitschnitte der Aussagen von Hauptzeugen ausgehändigt hat.
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"VATICAN-STRAFVERFOLGER HÄNDIGEN IM FINANZPROZESS DIE BÄNDER AUS"
Die Staatsanwälte des Vaticans haben den Anordnungen der Richter, die Mitschnitte der Aussagen von Schlüsselzeugen im Prozess des Finanzskandals des Staatssekretariats auszuhändigen, Folge geleistet. Bis zu dieser Woche hatte das Büro des Staatsanwaltes wiederholt Einspruch gegen diese zuerst im Juli erhobene Aufforderung eingelegt.
Die Aufnahmen der Aussagen von Msgr. Alberto Perlasca, einem früheren Mitarbeiter des Staatssekretsariates, wurden von den Strafverfolgern am 3. November ausgehändigt, dem letzten Tag, der ihnen blieb, um der am 6. Oktober ergangenen, vom obersten Richter Giuseppe Pignatone formulierten Instruktion des Vatican-Gerichtes Folge zu leisten.
Über das Befolgen der Anordnung wurde zuerst am Mittwoch von der italienischen Journalistin Maria Calabrò berichtet, die in der Folge auch bestätigte, daß einige Teile der Aufzeichnung den Strafverteidigern im weitläufigen Vatican-Prozess nicht übergeben wurde, weil sie getrennte Prozesse und laufende Ermittlungen betreffen.
Aber die Bänder der Befragungen Perlascas Anfang September 2020 wurden unbearbeitet übergeben. Diese Interviews wurden gemacht, nachdem der Priester zugestimmt hatte, mit den Strafverfolgern zusammenzuarbeiten- kurz nachdem der Papst Kardinal Angelo Becciu aus seinen Kurien-Ämtern entlassen und ihn gezwungen hatte, auf seine Vorrechte als Kardinal zu verzichten.
Außerdem wurden Aufnahmen von Befragungen der Geschäftsleute Gianluigi Torzi und Enrico Crasso durch den Staatsanwalt übergeben, wobei auch kleine Abschnitte fehlten. Beide Männer sind Angeklagte im Vatican-Prozess.
Die Strafverfolger übergaben auch eine bearbeitete Aufnahme ihrer Befragung von Luciano Capido, eines italienischen Architekten und Immobilien-Unternehmers mit zahlreichen geschäftlichen Verbindungen zu Torzi.
Capaldo ist auch der letzte verbliebene Direktor der im UK registrierten Holding-Gesellschaft, durch die das Staatssekretariat die Gebäude in der Sloane-Ave. London kontrollert. deren Erwerb die zweijährigen Untersuchung auslöste, die zum aktuellen Prozess führte.
Während Capaldo im aktuellen Prozess nicht angeklagt ist, werden die Auslassungen in seinem Interview, das im April aufgennommen wurde. als von "Interesse für die Ermittlung" eingeordnet.
Die Verteidiger der 10 im Prozess Angeklagten haben seit Monaten argumentiert, daß ihnen erlaubt werden müsse, die gesamten Aufnahmen der Zeugenbefragungen der Strafverfolger zu hören.
Die Anwälte, die Kardinal Angelo Becciu vertreten, mit dem Perlasca viele Jahre eng zusammen arbeitete, haben den Vorstoß, die Bänder auszuhändigen, angeführt. Im Oktober stimmte das Vaticanische Gericht ihnen zu.
Im Februar 2020 waren Perlascas Haus und Büro von der Vatican-Polizei wegen seiner Beteiligung am Londoner-Eigentums-Deal durchsucht, der 2019 die Untersuchung auslöste, die zum gegenwärtigen Prozess führte.
Danach gab Perlasca den Starfverfolgern eine Reihe freiwilliger Interviews, die offensichtlich auf Video aufgenommen wurden,von denen die Staatsanwälte behaupten, daß er das Netzwerk finanzieller Transaktionen und Entscheidungen des Staatssekretariates offen legte und so die Konstruktion des Falles ermöglichte, der jetzt vor dem Gericht verhandelt wird.
Die Anwälte mehrerer Angeklagten--einschließlich Kardinal Beccius- haben anfänglich argumentiert, daß Perlascas Aussagen nicht zugelassen werden sollten, weil der frühere Mitarbeiter ohne die Anwesenheit eines Anwalts befragt wurde.
Dieser Antrag wurde vom Gericht abgelehnt, nachdem die Staatsanwälte sagten, Perlasca sei selbst gekommen, um sich freiwillig befragen zu lassen und er sei dann nicht als Verdächtiger vernommen worden.
Die Strafverfolger ihrerseits hatten vorgebracht, daß sie nicht dazu verpflichtet werden sollten, die vollständigen Aufnahmen auszuhändigen, weil sie relevanters Material zu laufenden Untersuchungen enthielten und möglicherweise zu folgenden Enthüllungen mit potenitell ernsten und irreparablen Schäden für die persönlichen Rechte von Personen, die an den Vorgängem beteiligt sind " führen könnten.
Als das Gericht im vergangenen Monat zusammentrat, haben die Staatsanwälte versucht, eine große Anfrage bzgl. der Legitimität ihrer Untersuchungen abzuwenden, indem sie anboten, einige der Anklagepunkte gegen die 10 Angeklagten -einschließlich Kardinal Becciu- wieder auf ein Untersuchungsverfahren zurückzustufen- d.h. vor allem die Anklage wegen bestimmter angeblicher Verbrechen zu widerrufen.
Statt dessen erlaubten die Richter den Angeklagten durch die Staatsanwaltschaft entlastet zu werden und ihre Darstellung der Ereignisse in die offizielle Mitschrift des Prozesesses aufnehmen zu lassen.
Die Nachrichte, daß die Strafverfolger die Anordnung des Gerichts befolgen, hat wahrscheinlich eine neue Phase im Prozess zur Folge, der später in diesem Monat weitergeführt wird. Während es bei den vorangegangenen beiden Verhandlungen hauptsächlich um prozedurale Fragen und Apelle wegen der Zulassung von Dokumenten ging, könnten jerzt beim Prozess die Substanz der Beschuldigungen und die von der Strafverfolgung vorgelegten Beweise diskutiert werden.
Der Prozess soll am 17. November wieder aufgenommen werden.
Quelle: The Pilarcatholic
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