Mittwoch, 3. Dezember 2014

Die Orthodoxen: "Schöne Gesten, kein Schritt vorwärts"


Isabelle de Gaulmyn kommentiert im blog "la croix" die Demutsgeste des Papstes und seine Bitte um den Segen des Patriarchen. Hier geht´s zum Original     klicken

"Warum der Patriarch von Konstantinopel Papst Franziskus  nicht segnen wollte"
Warum bloß wollte der Patriarch von Konstantinopel den Papst nicht segnen?
Viele haben zwar diese unglaubliche Geste des Bischofs von Rom gesehen hat, der sich niederbeugt und um den Segen bittet, aber nur wenige haben bemerkt, daß der Patriarch sich in Wirklickeit weigerte und statt dessen in einer gefühlvollen Geste seinen Kopf küßte.

                             

Eine vergebliche Bitte
Ist es Schüchternheit? Ist es  Zurückhaltung? Nein, ohne jeden Zweifel war der Patriarch von dieser Bitte überrascht. Die war übrigens vergeblich: und sie wurde zu einer Gelegenheit für den Nachfolger Roms (Konstantinopel) fast 1000 Jahre nach dem Großen Schisma von 1054 zu zeigen, daß er sich weigert, sich anderen christlichen Kirchen unterzuordnen und zu glauben, daß einzig die römisch- katholische Kirche, die volle Wahrheit besitzt. Wir erinnern uns an Papst Paul VI, der in einer unvorhergesehenen Geste vor dem Abgesandten des Patriarchen Dimitrios, dem Metropoliten Meliton, niederkniete und ihm die Füße küßte.



Das Unverständnis des mächtigen Patriarchen von Moskau
Dagegen hat an diesem 29. November Patriarch Bartholomäus keine Sekunde gezögert, er konnte die Bitte um Segnung nicht erfüllen- das wäre gegenüber den anderen orthodoxen  Patriarchen, die Rom gegenüber z.T. feindlich eingestellt sind, ein viel zu weites Vorgehen gewesen und hätte sicher den Zorn  und das Unverständnis des mächtigen Patriarchen von Moskau provoziert. Bereits die Verurteilung des Ukraine-Konfliktes in der gemeinsamen Erklärunung von Bartholomäus und Franziskus hat dort sicher zu heftigem Zähneknirschen geführt.

Bruch mit Dominus Jesus
Unnütze Geste? Nein, weil nur sie das Ökumenekonzept, das Papst Franziskus entwickelt hat, zusammenfassend darstellt, das er bei seiner essentiellen Rede während der gemeinsam zelebrierten Liturgie in der St.Georgs-Kathedrale vorstellte, 14 Jahre nach der Erklärung Dominus Jesus von Kardinal Ratzinger.
Ein Text, der eine neue Etappe im ökumenischen Dialog einläutet.
Indem er wünscht, die strikt theologische Annäherung zu beenden, hat Papst Franziskus definiert, wie er definiert, was er persönlich unter dem Primat Petri vesteht, Knackpunkt zwischen der Katholischen und den Orthodoxen Kirchen - von 2 Worten ausgehend: weder Unterwerfung noch Eingliederung.

Weder Unterwerfung noch Eingliederung
Im Klartext: die Katholische Kirche, versucht nicht die universelle Jurisdiktion des Papstes überall durchzusetzen. Sie wünscht nicht die Orthodoxen zu absorbieren und sie zum Eintritt in die Katholische Kirche zu bewegen (Uniatusmus)
Im Jahr 2000 hatte Dominus Jesus , in dem erkannt wird, daß nur in der Katholische Kirche die Fülle des Heils ist, die orthodoxen  "Schwesterkirchen" schwer verärgert. Für Papst Franziskus gelten diese Vorbehalte nicht, und theologische Hindernisse sollen die Rückkehr zur vollen Einheit nicht behindern: die ist in dem Moment möglich, in dem das Glaubensbekenntnis identisch ist.

Die autokephalen nationalen Kirchen 
Was bleibt aber dann zu tun, um zur Kommunion zu gelangen und eine 1000-jährige Trennung zwischen Okzident und Orient  zu beenden? Daß die Orthodoxe Kirche bereit ist auf diese Frage zu antworten.
Das ist nicht der Fall, so wie sie heute in nationale Konflikte verwickelt ist, wie die politische Ausrichtung der Moskauer Kirche zeigt,  und zerrissen in Konflikten einzelner Autokephalismusn der verschiedenen nationalen Kirchen. Die diskrete aber strikte Weigerung des Patriarchen Bartholomäus, der Bitte des Papstes nachzukommen, sollte nichts anderes bedeuten.
Quelle: Isabelle de Gaulmyn, "la croix"

1 Kommentar:

  1. Der Rangniedere bittet den Ranghöheren um den Segen – der Bischof von Rom, den Ökumenischen Patriarchen.
    Das hieße die Unterwerfung Roms unter den Vorsitz Konstantinopels, was aber sicher nicht die Intention von Franziskus war. Allein dieser Aspekt zeigt schon wie taktvoll es vom Patriarchen war Franziskus nicht zu segnen.

    AntwortenLöschen

Mit dem Posten eines Kommentars erteilen Sie die nach der DSGVO nötige Zustimmung, dass dieser, im Falle seiner Freischaltung, auf Dauer gespeichert und lesbar bleibt. Von der »Blogger« Software vorgegeben ist, dass Ihre E-Mail-Adresse, sofern Sie diese angeben, ebenfalls gespeichert wird. Daher stimmen Sie, sofern Sie Ihre email Adresse angeben, einer Speicherung zu. Gleiches gilt für eine Anmeldung als »Follower«. Sollten Sie nachträglich die Löschung eines Kommentars wünschen, können Sie dies, unter Angabe des Artikels und Inhalt des Kommentars, über die Kommentarfunktion erbitten. Ihr Kommentar wird dann so bald wie möglich gelöscht.