Samstag, 17. Januar 2015

Papstkritik: in den USA aus anderen Gründen als in Europa

Im Blog "Lifesite-news "   schreibt Hilary White in Anspielung auf "A Tale  of Two Cities" von Charles Dickens unter dem Titel  "Die Geschichte zweier Kritiken"- über die politischen Gründe aus denen die US-Katholiken beginnen, Papst Franziskus zu kritisieren, während die Italiener sich dabei auf Glaubensfragen konzentrieren. Hier geht´s zum Original:      klicken 
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"In den 2 Monaten zwischen dem Ende der Familiensynode im Oktober und dem Jahresende hat es eine überraschende Verschiebung  in der Wahrnehmung des Pontifikates von Papst Franziskus durch die US-amerikanischen katholischen Kommentatoren gegeben.
Nach knapp 2 Jahren der Unterstützung oder nur stiller Kritik, häufen sich jetzt wegen seines politischen Engagements starke Worte gegen den Papst. Die unterscheiden sich von der wachsenden Kritik in Italien, bei der es um die Leitung der Kirche und seine Bemühungen zur Verteidigung der Katholischen Lehre geht.

Nach der Bekanntgabe des Weißen Hauses vom 17. Dezember, daß der Papst bei dem hochkontroversen Deal mit Kuba gewichtige diplomatische Hilfe leistete, hoben sich manche konservativen Augenbrauen.
Dem folgten Berichte, dass der Papst eine Umweltenzyklika plant, die-wie die Medien berichten- die Theorie des menschengemachten "Klimawandels" unterstützt.
Das scheint für manch konservativen US-Katholiken, die bisher Franziskus gegenüber größtenteils neutral oder vorsichtig positiv gegenüber gestanden hatten, so etwas wie der letzte Tropfen gewesen zu sein, der das Fass zum überlaufen brachte.
Die Enzyklika soll- wie gesagt wird- mit dem Ziel erscheinen, die nächste UN-Klimakonferenz in Paris zu beeinflussen.

Eine überraschend scharfe Kritik von Maureen Mullarkey, im glaubensbasierten amerikanischen Blog- Magazin "First Things" scheint so etwas wie der Prüfstein für die konservativen Bedenken gegenüber Papst Franziskus geworden zu sein.
Mullarkey hatte eine Reihe schwerere Vorwürfe gegen Franziskus erhoben, die einigen Staub aufwirbelten. Sie nannte ihn einen "Ideologen und aufdringlichen Egoisten", der "an sein Image gebunden ist" und der in der angekündigten Klimawandel-Enzyklika jedes "Differenzieren zugunsten eines apokalyptischen Alarmismus" aufgebe.
"Sein ungeschickte Einmischung im Mittleren Osten und seine verdeckte  Zusammenarbeit mit Obama bei Kuba machen das klar. Größenwahn läßt ihn ins geopolitische und jetzt ins meteorologischen "Unterholz" galoppieren, damit die Politik sakralisieren und die Theologie für voreilige, unausgewogene politische Vermerke zurechtbiegen" schrieb Mullarkey.

Die Tonart dieses Texte veranlaßte einen Disclaimer-Leitartikel durch den First-Things-Herausgeber R.R. Reno, der besagte, dass das ausschließlich Mullarkeys Meinung sei und nicht die von First Things. Er schrieb, daß Leser gefragt hätten, ob das Magazin, das lange das Sprachrohr der "moderat Konservativen" in christlichen US-Kreisen gewesen war,  nun zu einem Organ für Anti-Franziskus-Polemik geworden sei.
Gleichzeitig aber repräsentierte Reno die gemäßigtere Stimme der US-Kritik an Franziskus.
Mullarkeys Text mag übertrieben  und schlechtgelaunt gewesen sein, aber gleichzeitig  "Franziskus hat seine eigene Meinung-oft in unbedacht und manchmal in übertriebener und spalterischer Rhetorik geäußert, manches davon bedauert er jetzt sicher."

In viel gemäßigteren Worten hat der junge katholische Gelehrte Thomas Peters, Sohn des wohlbekannten konservativen Kirchenrechtlers Edward Peters, die Kritik der amerikanischen Katholiken an Franziskus politischem Engagement zusammengefaßt, indem er sagte: daß der Papst bzgl. des Klimas zuviel Vertrauen in die inkompetenten Vereinten Nationen setzt.



"Die UN sehen die Menschen und besonders die armen Menschen als das Problem, als Verbraucher, und aus diesem Grund geben sie so viel Geld für die Geburtenkontrolle und bevölkerungsreduzierende Maßnahmen aus."-schrieb Peters- "deshalb sind die Mächtigen bei den UN die Allerletzten, zu denen wir gehen sollten, wenn wir wirklich den Armen helfen wollen."

"Umweltschutz und Förderung einer nachhaltigen Entwicklung? Kein Problem! "fährt er fort. "Aber der Klimawandel und die stümperhafte, bösartige Umgebung der UN? Nein Danke."
"Der Papst kann es besser"- schließt er.

Auch bei der traditionell katholischen Gemeinschaft antikommunistischer Aktivisten, besonders denen, die unter dem Regime in Kuba gelitten haben und später dagegen arbeiteten, hat der Papst Verwirrung gestiftet.
In einem Statement hatte das Weiße Haus bestätigt,  daß es persönliche Briefe von Papst Franziskus an die kubanischen Führer Raoul und Fidel Castro und an Präsident Obama waren, die den Weg zur Wiederaufnahme von Beziehungen zwischen beiden Ländern bahnten Die Beziehungen waren seit der kommunistischen Machtübernahme 1959 abgebrochen worden.

Das Vaticanische Pressebüro bestätigte, daß Teile der Geheimgespräche im Vatican stattgefunden haben.
"Der Hl. Stuhl hat im letzten Oktober Delegationen beider Länder im Vatican empfangen und ihnen seine guten Dienste angeboten, um einen konstruktiven Dialog über delikate Fragen zu erleichtern, die zu für beide Seiten akzeptierbaren Lösungen führten."
Einige kubanische Katholiken in den USA, die unter dem kommunistischen Regime gelitten haben, und mit dem US-Geheimdienst zusammen arbeiteten, um es zu Fall zu bringen, drückten ihr Mißfallen daran aus, dass das Oberhaupt der Katholischen Kirche der US-Regierung dabei half, ein Übereinkommen mit dem brutalen und unreformierten kommunistischen Regime zu erzielen.
Ein Bericht von Associated Press aus Miami zitiert den 53-jährigen Efrain Rivas, einen Kuba-Amerikaner, der 16 Jahre lang politischer Häftling des Regimes gewesen war: " Ich bin immer noch katholisch- bis zu dem Tag an dem ich sterbe, aber ich bin ein Katholik ohne Papst"

AP zitierte auch einen Rechtsanwalt, Jose Sanchez Gronlier, der sagte, er sehe eine gewisse Naivität beim Papst, "ich weiß nicht, was er gedacht hat"
Der kubanisch-amerikanische republikanische Senator Marco Rubio sagte den Reportern in Washington, er werde "seine Heiligkeit darum bitten, sich um die Sache der Freiheit und Demokratie zu kümmern."

Zur selben Zeit schwellen die Lobgesänge für den Papst bei den  äußersten Linken und den traditionell antikatholischen Stimmen  für das an, was sie als Handlungen des Papstes gegen die traditionelle katholische Lehre und Disziplin, besonders in  Fragen der Sexualität ansehen.
Letzte Woche hat ein italienische Koalition aus "wie sind Kirche", marxistisch-inspirierten Basiskommunen, wohlbekannten Antikatholiken und katholischen Dissidentenpriestern und Aktivisten eine Petition auf den Weg gebracht, in der gefordert wird, jegliche Kritik an Papst Franziskus zu unterbinden.
Riccardo Cascioli, Herausgeber der Nuova Bussola Quotidiana, stellte fest, daß die Organisatoren und Unterschreiber der Petition die "selben sind, die seine Vorgänger mit Schmutz bewarfen." 
Das wirkliche Ziel der "Wir-sind-Kirche-(?) Petition" war die bemerkenswert milde Kritik an Franziskus, die der bekannte Vaticanexperte und Papstinterviewer Vittorio Messori  in der Italienischen mainstream-Tageszeitung Corriere della Sera veröffentlichte, zu desavouieren. Messori stellte eine Reihe Fragen, die man schlimmstenfalls als merkwürdig bezeichnen könnte- zu dem, was er als die inneren Widersprüche des Papstes sieht.
"Meine Wertung dieses Pontifikates schwingt permanent zwischen Zustimmung und Perplexität hin und her. Der wechselhafte Franziskus hätte sogar", sagte er- "bei manchen der Kardinälen, die ihn wählten, zu einem Nachdenken geführt."
Messoris Liste der Probleme schließt auf der einen Seite Augenblicke ein, in denen Papst Franziskus in seinen morgendlichen Predigten wie ein alter Gemeindepfarrer klingt, in denen er die Leute auffordert, auf die Einflüsse Satans zu achten und ihren Rosenkranz zu beten und auf der anderen Seite, wenn er notorischen italienischen Atheisten  und antiklerikalen Zeitungsmännern erzählt "Gott ist nicht katholisch" .
Obwohl vom Mullarkey-Text weit entfernt und nirgends so kritisch ist wie viele andere, hat Messoris Text einen Feuersturm an Widerspruch vom äußersten linken Kirchenflügel ausgelöst, was vielleicht seiner Berühmtheit und Respektiertheit als Vaticanist geschuldet ist. Das gipfelte in der Petition und einer Attacke durch den notorischen früheren brasilianischen Priester, Befreiungstheologen und radikalen Umweltpolitiker Leonardo Boff.
Manche Italienischen Kommentatoren verorten die Franziskus-Skepsis gar als eine Form von "Neo-Sedisvakantismus", der Theorie, daß der Stuhl Petri in Wirklichkeit vakant ist und dass Franziskus ein Gegenpapst sei.
Obwohl diese Position sogar von Franziskus´ ausgesprochensten Kritikern als extrem bewertet wird, ist das Buch mit dem Titel "Er ist nicht Franziskus" des Vaticanisten Antonio Socci in Italien, einem Land das immer das Drama päpstlicher Skandale liebte, zum Bestseller geworden. Das Buch stellt die These auf, daß wegen Unregelmäßigkeiten beim Konklave 2013 die Wahl technisch ungültig war und Benedikt XVI immer noch Papst ist.
Obwohl diese These mehrheitlich als extrem und kanonisch nicht haltbar angesehen wird, hat der Erfolg des Buches dazu geführt, daß gemäßigtere Fragen zu den päpstlichen Aussagen und Taten jetzt eher respektiert werden. Zu den populärsten unter den Franziskuszweiflern in Italien  zählt der Vaticanist Roberto de Mattei, der vor Kurzem eine Kritik am Pontifikat mit dem Titel "Tango in St. Peter, während das Schiff vom Kurs abkommt" schrieb.
Der Tango bezieht sich auf das Massentanz-Event, das anläßlich des 78. Geburtstages des Papstes auf dem Petersplatz veranstaltet wurde. De Mattei faßt die Katholischen Bedenken zur Verteidigung der Doktrin durch den Papst so zusammen: "Vielleicht werden sich zukünftige Historiker erinnern, daß 2014 auf dem Petersplatz Tango getanzt wurde, während Christen im Osten massakriert wurden und die Kirche an der Schwelle zur Spaltung stand."

Die Bedeutung aber-wie immer man die Meinungen von Mullarkey, de Mattei, Socci oder Messori wertet, ist, daß jetzt die Aussage, dass es eine grundlegende Umkehrung der Kirche gegeben hat, akzeptiert wird.
Ohne groß auf Umfragen zu sehen, ist es klar, daß jetzt die Kritik am Papst hauptsächlich auf der rechten Seite zu finden ist, der traditionellen, die die katholische Morallehre aufrecht gehalten und verteidigt hat, und daß seine stärkste Unterstützung aus einem Lager kommt, das sich in den letzten 50 Jahren der Unterminierung dieser Lehre der Pontifikate von Franziskus´ unmittelbaren Vorgängern gewidmet hat.
Darüber ist das konservative katholische US-Establishment fast still geblieben und hat alles, was wie Sorgen über die Rechtgläubigkeit des Papstes hätte aussehen können, auf hochpolitische Weise unter der Decke gehalten.
Aber John Vidal. der im Guardian schreibt, hat genau vorausgesagt, daß die Umweltenzyklika, von der die Gerüchte seit letztem Jahr sprechen, einen tiefen Graben zwischen Franziskus und den konservativen amerikanischen Katholiken aufreißen werde, die lange zu den eifrigsten Unterstützern der Papsttums als Institution zählten.
Wie es aussieht, wußte der Engländer Vidal genau, was die US-Konservativen am meisten ärgern würde und es hatte nichts damit zu tun, Ehebrechern oder Menschen in gleichgeschlechtlichen Partnerschaften die Kommunion zu spenden. In der Tat kann man die US-Kritik vielleicht einfach als Wut darüber zusammenfassen, daß Franziskus es wagte, ein Feld zu betreten, daß als ausschließlich säkular-politisch wahrgenommen wird. Klimawandel und US-Außenpolitik liegen fest-. so sieht es aus- im Aufgabenbereich der Laien und der säkularen Politik. Sie geht- kurz gesagt- den Papst nichts an.

Als Gemeinschaft hat das Amerikanische Corps der gelehrten konservativen Katholiken sehr wenig zu den Themen zu sagen, die europäischen Katholiken am meisten beschäftigen. In ihre heimatlichen politischen Affären verwickelt,  und mit Bischöfen, die sehr wenig darüber sprechen- ging die Familiensynode im Oktober zu Themen die die katholische Moral- und Kirchendoktrin zutiefst berühren, großenteils unkommentiert vorüber.  In den wenigen Kommentaren, die es gab, wurde hauptsächlich davor gewarnt, Papst Franziskus für die Kontroversen die Schuld zu geben
Hinter diesem rein politischen Focus amerikanischer konservativer Berufskommentatoren, steht ein lange Geschichte von Widersprüchen gegen päpstliche Interventionen in das, was sie als rein säkulares Territorium sehen.
Diese Tendenz dazu, eine Trennungslinie zu ziehen, wurde von Papst Leo XIII in seiner Enzyklika  "Testem Benevolentiae Nostrae" "Amerikanismus" genannt. Der Begriff beschreibt die Zustimmung der Katholiken zur nicht-katholischen Doktrin der "Trennung von Kirche und Staat" , wobei die Kirche komplett ohne Kompetenz für den Staat bleibt.

Während diese säkulare Doktrin, die aus den politischen Philosophien der Aufklärung stammt, von Papst Pius IX verdammt wurde,  ist sie dennoch Leitfaden vieler amerikanischer Katholiken geblieben. Den Päpsten werden Kompetenzen nur für moralische Themen wie Sexualmoral, wie Abtreibung und HS-Ehe eingeräumt. Einer der Gründe für die jüngeren Manifestationen ihres Konfliktes mit dem Vatican war der päpstliche Widerstand gegen die US-Militärintervention im Irak und in Afghanistan. 
Kurz gesagt: die Päpste Johannes Paul II und Benedikt XVI sagten, daß diese Kriege ungerecht waren und das amerikanische katholische Establishment riet ihnen, sich um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
Dieses Pontifikat wird sicher weiterhin scharfe Kritik auf beiden Seiten des Atlantiks hervorrufen, aber es wird interessant sein zu sehen, ob diese Unterschiede in der Kritik bestehen bleiben. Werden die Italiener und die anderen Europäer fortfahren, ihre schweren Bedenken zu Fragen der Moral und Kirchenlehre zu artikulieren? Und werden ihre amerikanischen Gegenstücke auf diesem Gebiet ihr Schweigen bezüglich dieser strikt religiösen Themen angesichts dessen, was Roberto de Mattei - als den Zustand eines nahen Schismas beschreibt, aufrechterhalten?
Quelle: Life-site-news, Hilary White, gefunden bei Benoît-et-moi

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