Sonntag, 8. Februar 2015

Heute vor 2 Jahren

Noch ahnte keiner  (außer den engsten Mitarbeitern) , daß diese praktisch frei gehaltene Lectio Divina über den 1. Petrusbrief für die Seminaristen in Rom am 8. Februar 2013 die letzte des Pontifikates sein sollte.


          

Hier die deutsche Übersetzung des Gesamttextes  klicken
Hier ein Ausschnitt:

...." Er  (Petrus) spricht, und er spricht zu den Kirchen in Asien und nennt die Gläubigen »die Auserwählten, die als Fremde … in der Zerstreuung leben« . Denken wir ein wenig darüber nach. Petrus spricht, und er spricht – wie am Ende des Briefes zu hören ist – von Rom aus, das er »Babylon« genannt hat. Petrus spricht: gleichsam eine erste Enzyklika, durch die der erste Apostel, der Stellvertreter Christi, zur Kirche aller Zeiten spricht. Petrus, Apostel. Es spricht also jener, der in Christus Jesus den Messias Gottes gefunden hat, der als erster im Namen der zukünftigen Kirche gesprochen hat: »Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes!« (vgl. Mt 16,16). Es spricht jener, der uns in diesen Glauben eingeführt hat.

Es spricht jener, zu dem der Herr gesagt hat: »Ich werde dir die Schlüssel des Himmelreichs geben«, dem er nach der Auferstehung seine Herde anvertraut hat, indem er dreimal zu ihm sagte: »Weide meine Herde, meine Schafe«. Es spricht auch der Mann, der gefallen ist, der Jesus verleugnet hat und der die Gnade hatte, dem Blick Jesu zu begegnen, in seinem Herzen berührt zu werden und die Vergebung und eine Erneuerung seiner Sendung gefunden zu haben. Vor allem aber ist es wichtig, daß dieser Mann voller Leidenschaft, voller Sehnsucht nach Gott, voller Sehnsucht nach dem Reich Gottes, nach dem Messias – daß dieser Mann, der Jesus, den Herrn und Messias, gefunden hat, auch der Mann ist, der gesündigt hat, der gefallen ist und der dennoch in der Gegenwart des Herrn geblieben ist und der so verantwortlich bleibt für die Kirche Gottes, von Christus beauftragt bleibt, Träger seiner Liebe bleibt.

Es spricht Petrus, der Apostel, aber die Exegeten sagen uns: Es ist nicht möglich, daß dieser Brief von Petrus ist, weil das Griechisch so gut ist, daß es nicht das Griechisch eines Fischers vom See von Galiläa sein kann. Und nicht nur die Sprache, die Struktur der Sprache ist ausgezeichnet, sondern auch das Denken ist schon recht ausgereift ist, es sind schon konkrete Formeln vorhanden, in denen sich der Glaube und die Reflexion der Kirche verdichtet. Sie sagen daher: Es ist schon ein Entwicklungsstand, der nicht der des Petrus sein kann. 
Wie kann man darauf antworten? 


Es gibt zwei wichtige Anhaltspunkte: Erstens gibt Petrus selbst – also der Brief – uns Aufschluß, denn am Ende des Schreibens sagt er: »Durch Silvanus – ›dia‹ Silvanus – habe ich euch geschrieben«. Dieses »durch [dia]« kann verschiedene Dinge bedeuten: Es kann bedeuten, daß er [Silvanus] überbringt, übermittelt; es kann darauf hinweisen, daß er bei der Abfassung geholfen hat; es kann heißen, daß er in Wirklichkeit der tatsächliche Schreiber war. Auf jeden Fall können wir daraus schließen, daß der Brief selbst uns darauf hinweist, daß Petrus beim Schreiben dieses Briefes nicht allein war, sondern den Glauben einer Kirche zum Ausdruck bringt, die sich schon auf dem Glaubensweg befindet, in einem immer reiferen Glauben. Er schreibt nicht allein, als isoliertes Individuum, er schreibt mit Hilfe der Kirche, der Personen, die dazu beitragen, den Glauben zu vertiefen, in die Tiefe seines Denkens, seiner Vernunft, seiner Tiefe einzudringen. Und das ist sehr wichtig: Petrus spricht nicht als Individuum, sondern er spricht »ex persona Ecclesiae«, er spricht als Mann der Kirche – natürlich als Person mit ihrer persönlichen Verantwortung, aber auch als Person, die im Namen der Kirche spricht und nicht nur eigene Ideen vermittelt: nicht wie eine Geistesgröße des 19. Jahrhunderts, die nur persönliche, ureigene Ideen zum Ausdruck bringen wollte, die niemand vorher hätte darlegen können. Nein. Er spricht nicht als individualistische Geistesgröße, sondern er spricht in der Gemeinschaft der Kirche. In der Apokalypse heißt es in der ersten Vision Christi, daß die Stimme Christi wie das Rauschen von Wassermassen ist. Das bedeutet: Die Stimme Christi vereint alle Wasser der Welt, sie trägt alle lebendigen Wasser in sich, die der Welt Leben schenken. Er ist eine Person, aber gerade das ist die Größe des Herrn: daß er den ganzen Fluß des Alten Testaments, ja der Weisheit der Völker in sich trägt. Und was hier über den Herrn gesagt wird, gilt auf andere Weise auch für den Apostel, der nicht ein Wort sagen will, das nur sein eigenes ist, sondern der wirklich die Wasser des Glaubens in sich trägt, die Wasser der ganzen Kirche, und der gerade so Fruchtbarkeit, Gedeihen schenkt und ein persönlicher Zeuge ist, der sich dem Herrn öffnet und so offen und weit wird. Das ist also wichtig." (......)
Quelle "La Santa Sede". Reden 2013, cr LEV 

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