Mittwoch, 22. Juli 2015

De Mattei: Das Konzil, Humanae vitae, die DBK und die Kasperkontroverse, Teil III


Roberto de Mattei setzte seinen Vortrag über die Wurzel der Synoden-Kontroverse im II: Vaticanischen Konzil vor dem Life-Forum in Rom  gehalten hat, so fort.
Hier noch einmal der link zum Original: klicken

"Humanae vitae und Dissens"

"Das II. Vaticanische Konzil endete am 8.12.1965.
Das Komitee für die Geburtenkontrolle jedoch, das von Papst Johannes XIII gegründet und von Paul VI bestätigt worden war, setzte seine Arbeit fort.

Gegen Ende Juni 1966 präsentierte es seine Schlußfolgerungen dem Papst. Die öffentliche Meinung war weithin der Ansicht, Papst Paul VI habe unter dem Druck der feministischen Bewegung die traditionelle Lehre geändert. Fast überall wurde die Familienplanung als eine Notwendigkeit der modernen Welt präsentiert und die Pille als ein Instrument zur Befreiung der Frau.
Zwischjen 1966 und 1968 schien Paul VI zu zögern bevor er -gequält und erschüttert- eine Entscheidung traf. Schließlich, am 25. Juli 1968 promulgierte der Papst seine Enzyklika Humanae Vitae.

In diesem Dokument,  bestätigte Paul VI gegen die Meinung der Mehrheit der von ihm konsultierten Experten, die Verurteilung der künstlichen Empfängnisverhütung.

Wenige Tage später - am 30. Juli 1968- veröffentlichte die New York Times unter der Schlagzeile: "Gegen die Enzyklika von Papst Paul" einen von mehr als 200 Theologen unterschriebenen Aufruf, der die Katholiken zum Ungehorsam gegen die Enzyklika Pauls VI aufrief.
Hauptpromotor dieses Textes war Don Charles Curran, Theologe an der Katholischen Universität Amerikas, der ein Schüler Pater Härings gewesen war.
Eine Gruppe von Konzilsprotagonisten, die gegen die Enzyklika waren, die Kardinäle Suenens, Döpfner, Alfrink, Heenan und König eingeschlossen, trafen sich in Essen in Deutschland, um ihren Widerstand gegen Humanae Vitae zu koordinieren. (Hatten sie dem Papst nicht alle einen Treueeid geschworen?)
Am 9. September 1968 dann -während des Katholikentages wurde mit überwältigender Mehrheit einer Resolution zugestimmt, die eine Korrektur der Enzyklika verlangte.
Das war etwas, was es in der langen und gequälten Geschichte der Kirche noch nie gegeben hatte.
Das Außergewöhnliche an diesem Fall war, daß der offene Dissenz mit dem Papst und der traditionellen Lehre der Kirche nicht nur von Theologen und Priestern kam, sondern auch von einigen Episkopaten, einschließlich des belgischen, angeführt von Kardinal Leo Suenens- und des deutschen, mit seinem Vorsitzenden Julius Döpfner.
Die Ursprünge des widersprechenden Haltung des deutschen Episcopates in den zurückliegenden Monaten liegen in diesem Ereignis.


Paul VI war durch diesen Dissenz traumatisisert, weil er von Leuten kam, die ihm beim Konzil am nächsten gestanden hatten.
In den 10 Jahren nach Humanae Vitae hat er keine weitere Enzyklika mehr geschrieben, während er in den Jahren zwischen 1964 und 1968 7 Lehrschreiben veröffentlicht hatte,
Der Vatican hat sich dann der Kulturrevolution von 1968 nicht entgegengestellt, sondern mit ihr Kompromisse geschlossen. Es waren besonders Priester aus dem Norden, die in die Aufstände von 1968 verwickelt waren, besonders die, die als Kapläne mit der Welt der Universitäten in Kontakt gekommen waren- die Soziologische Fakultät der Universität von Trient ist so ein Fall. 

Als Folge alles dessen, befolgte die Postkonzils-Periode die Vorschriften von Humanae Vitae nicht, sondern die Vorschläge von Kardinal Suenens und der dissidenten Theologen.
In den Universitäten und pontifikalen Seminaren begannen die Ansichten Pater Härings und seiner Schüler zu überwiegen. Sogar noch heute wird er als "Vater der modernen Moraltheologie" angesehen.
Die neuen Moraltheologen argumentierten, das es nötig gewesen sei, von einer biologistischen und physischen Konzeption der Moral zu einer offenen und evolutionären Ethik überzugehen. Sie ersetzten die Objektivität des Naturrechtes durch den Willen der Person, der sich in einer "Situationsethik" zeigte.
Weil Sex ein integraler Teil der Person ist- so argumentierten sie für die Rolle der Sexualität , der als primäre Funktion der persönlichen Reifung definiert werden könne- und zitierten "Gaudium et Spes"- nach der die menschliche Person nur in einer Beziehung und im Dialog mit anderen ihre Erfüllung finden kann."

Der Triumph der Situationsethik

Die Enzyklika "Veritatis Splendor" von Johannes Paul II bestätigte erneut die Existenz des Naturrechtes und des moralisch Absoluten. Aber in der Praxis überwogen die Situationsethik und die Ethik des kleineren Übels. Der Päpslichen Lehre wurde nicht gehorcht und heute wird Empfängnisverhütung auf breiter Basis von katholischen Paaren angewendet- mit Unterstützung der Beichtväter, Moraltheologen, Bischöfe und sogar Bischofskonferenzen.
Nach der Empfängnisverhütung verbeiteten sich Abtreibung, außereheliche Kohabitation und Homosexualität unter den Katholiken. Auch diese wurden oft von Theologen und Bischöfen gerechtfertigt, die mit der Notwendigkeit eines neuen- up-gedateten und an die Umstände anzupassenden pastoralen Zugehens argumentierten.
Keine geringere Körperschaft als die außerordentliche Bischofsynode für die Familie, die 2014 stattfand, schien die Argumente Kardinal Kaspers zu akzeptieren, nach denen die Lehre sich der Praxis anpassen müsse, die in Dingen der Sexualmoral unter den Christen verbreitet sei, anstatt ihr Verhalten an das unveränderliche natürliche und göttliche Gesetz anzupassen.

Das ist das Ergebnis eines moralischen Relativismus, der aus einer lange vergangenen Zeit kommt und dessen Ursprünge wieder in Erinnerung zu rufen, nötig ist.

Wenn das Primärziel der Ehe nicht die Procreation ist, dann liegt der höchste Zweck der Ehe in der Liebe zwischen den Gatten. Aber die Liebe der Eheleute kommt aus einem Willensakt und ein Willensnakt kann sein eigenes Ziel selbst bestimmen.
Wenn die Moral nicht in der Natur wurzelt sondern stattdessen in der Person-dann steht die Beziehung der Eheleute untereinander über dem objektiven Gut der Familie.
Und wenn gefordert wird, daß die Beziehung zwischen der Personen Vorrang hat, dann ist es unausweichlich, dass dieses Prinzip auch für außereheliche Beziehungen eingeschlossen homosexuelle gilt.
Der Originalentwurf von Vatican II, der so unvorsichtig verlassen wurde, erinnert uns daran, daß Ehe und Familie keine Realitäten sind, die einer  historischen Evolution unterliegen. Sie sind natürliche Wirklichkeiten, die durch unveränderliche Gesetze reguliert werden.
Das bedeutet, daß jeder Versuch sie zu zerstören zum Scheitern verurteilt ist, weil jeder Mensch der geboren wird, und jede Generation die entsteht es (das natürliche unveränderliche Gesetz) in sich trägt - und mit ihm die Notwendigkeit einer Familie.

Je größer die Krise in der Gesellschaft -desto größer die Notwendigkeit der Familie.
Der Historiker Alberto Melloni -schrieb in einem kürzlich veröffentlichten Essay "Liebe ohne ein Ende, Liebe ohne Enden", ist nur konsequent, wenn er einen bisher nie gesehenen Angriff auf die Familie unternimmt.
Melloni ist der berühmteste Exponent der Bologna-Schule, Nachfolger von Giuseppe Alberigo.
Um diesen Angriff zu stoppen, müßte man mutig eine Debatte über das Zweite Vaticanische Konzil eröffnen, oder zumindest einige seiner Dokumente diskutieren, beginnend mit "Gaudium et Spes", -das Pastorale vom Doktrinalen unterscheiden und was mit der Tradition konform ist und was beansprucht, innovativ zu sein, was geglaubt werden muß und was verworfen werden kann.
Fortschritt besteht auch immer in einer solchen kritischen Neuüberprüfung der Vergangenheit.
Die Synode muß die Verwirrung beseitigen
Wir können uns nicht vor der Tatsache verstecken, daß eine Schlacht im Gange ist. Kardinäle, Bischöfe, 
Priester, Laien, Gelehrte und einfache Gläubige sind aufgerufen, Verantwortung auf sich zu nehmen und Zeugen des Glaubens zu sein.
Heute kann und muß man ein Zeuge der Wahrheit des Evangeliums Jesu Christi sein, nicht nur in jenen "weitentfernten Randgebieten" dieser Welt, in denen eine gewaltsame Verfolgung gegen Christen entfesselt wurde, sondern auch in den Zentren der Welt, im Herzen der Synode, bei der nicht nur das leibliche Leben der Christen angegriffen werden wird, sondern das lebendige Wort Jesu Christi, die Lebensquelle der Seelen, der Gesellschaft und Kirche,
Die Synode ist nicht theologischen Themen gewidmet sondern einer Moral, die das tägliche Leben vieler Christen betrifft. Was erwarten wir als Katholiken von dieser Synode? 
Wir erwarten, daß die Synode die Verwirrung auflöst. Sie kann das nur tun, indem sie der Bedeutung von Gut und Böse wieder Leben verleiht, Bedeutungen, die aus der Seele der Gläubigen ausgelöscht wurden.
Es ist essentiell, sicher zu wissen, was gerecht und was ungerecht ist, was man tun kann und was nicht, welche Formen des Verhaltens richtig sind, und welche falsch.
Wir erwarten, daß die Regeln der Katholischen Moral so wieder in Erinnerung gerufen werden, daß sie unserem Verhalten die Richtung geben. Wir erwarten, daß Irrtümer verurteilt und ihre katastrophalen Folgen für die Seelen und die Gesellschaft aufgezeigt werden.

Es ist notwendig zu erklären, daß Scheidung falsch ist, daß sie ruinöse Folgen für die Familie hat und dass sie zur Verdammung der Seelen führt.
Es ist nötig, daran zu erinnern, daß es falsch ist, daß wiederverheiratete Geschiedene Zugang zum Sakrament der Kirche bekommen, wenn sie den Grund ihrer sündigen Situation nicht entfernen.
Fehler zu zeigen hilft die Wahrheit zu beleuchten. Je größer unser Widerstand gegen das Böse, desto größer wird unsere Liebe zu Gott werden. Dieses Gut muß durch das Sprechen über dem Wert von Jungfräulichkeit, Keuschheit und Enthaltsamkeit illustriert werden,

Eine der Familie gewidmete Synode, die das Naturrecht angreift, dem Primärziel der Ehe keine Aufmerksamkeit zukommen läßt, die einen Schleier des Schweigens über die Sünde legt, und die Werte wie Keuschheit-sowohl innerhalb als auch außerhalb der Ehe- nicht fördert, ist dazu verurteilt, bei der Pastoral zu versagen.
Und darüber hinaus, läuft sie Gefahr, die Prinzipien der Katholischen Moral zu entwerten.
Quelle: Roberto De Mattei vor der Fondazione Forum-Life in Rom









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