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"DIE SCHLAUMEIER DES SYNÖDCHENS"
"In den letzten beiden Jahrhunderten hatte die Kirche des Verdammens auf den Weg der Verkündung verzichtet, um alles zu verdammen: die bürgerliche Moderne, den Liberalismus, den Kapitalismus, die Rechtskultur etc. "
Das ist eine für das Denken von Alberto Melloni exemplarische Passage - die man schwarz auf weiß im Corriere della Sera vom 28. Dezember lesen konnte. Exemplarisch, weil es nur das letzte Interview mit Intellektuellen, Theologen, Bischöfen ist, die versuchen zu zeigen, daß sich die Kirche gerade in einer Revolution befindet, die drastisch mit der Vergangenheit bricht: dem Pontifikat von Franziskus, als "neue Kirche", die sich endlich gegen tausend Widerstände durchsetzt.
Daher auch die Notwendigkeit Verschwörungen und Feinde zu erfinden, um jedweden Sprung vorwärts zu rechtfertigen. Melloni selbst - wahrer Anführer der "Schule von Bologna"- war während der Synode einer der eifrigsten Verschwörer-Jäger.
Besonders die Synode war die Gelegenheit, um diese Lesart von Kirche zu intensivieren, die nichts mit dem zu tun hat, was die Kirche immer geglaubt hat: jeder Papst hat sicher seine Sensibilität, seine Spiritualität, seine pastoralen Prioritäten, aber im Grunde gibt es eine Kontinuität, die nicht unterbrochen werden konnte - von dem Augenblick an, als Christus selbst die Kirche einsetzte bis sie bei der Rückkehr Jesu ihre Aufgabe erfüllt haben wird. Auch kann das Lehramt eines Papstes das überlieferte 2000-jährige Patrimonium Fidei nicht leugnen.
In der Erzählweise von Melloni & Co dagegen ist das eine Vergangenheit, die abgeschafft werden muß und die beiden "verdammten" Jahrhunderte stimmen mehr oder weniger mit der Periode überein, die mit der französischen Revolution begann.
Eine Periode, von der auch Kardinal Carlo M. Martini in seinem spirituellen Testament nicht zufällig als von "einer Kirche, die 200 Jahre verspätet ist" spricht.
Wenn man ihnen zuhört, hat die Kirche sich bis vor ungefähr 3 Jahren verschanzt, hat Mauern errichtet, verdammt, die Tore geschlosssen, die Barmherzigkeit verweigert. Eigentlich hatte das II. Vaticanische Konzil den Lauf der Kirchengeschichte verändert, aber leider haben die Pontifikate von Johannes Paul II und Benedikt XVI diese Pforten wieder verschlossen. Aber heute öffnet Franziskus sie endlich wieder (man beachte, daß die, die heute von jedem, der es auch nur wagt, eine Frage zu stellen, blinden Gehorsam gegenüber dem Papst verlangen, die selben sind, die bis gestern den Ungehorsam formulierten und organisierten)
Unnötig daran zu erinnern, daß Johannes Paul II der "missionarische" Papst par excellence war, daß er, wohin er auch ging, dazu einlud "die Tore für Christus zu öffnen, ja aufzureißen", einen wesentlichen Beitrag zum Abriß der Mauer zwischen Ost und West leistete, das "Fest der Göttlichen Barmherzigkeit" einführte, der er auch eine Enzyklika widmete, die Weltjugendtage erfand und die Weltfamilientreffen.
Auf der anderen Seite ist es unnötig, daran zu erinnern, daß bezgl. des II. vaticanischen Konzils Benedikt XVI, der daran teilnahm, einiges Recht mehr hat als Melloni, es zu erklären, und daß dieser Benedikt XVI die Ziele eines Dialogs mit der islamischen Welt in klaren Worten fomuliert hat.
Es ist unnötig, die daran zu erinnern, die das sehr gut wissen aber nicht mit der Möglichkeit rechneten, das Erinnern zu begraben, um ein ideologisches Projekt Kirche zu bekräftigen.
Es ist dennoch überraschend, festzustellen, wie viele Männer der Kirche, wie viele Bischöfe, die noch bis vor kurzem anders sprachen, zurückrudern - auf mehr oder weniger ausdrückliche Weise - zu der Sichtweise, die die Kontinuität leugnet. Von diesem Gesichtspunkt aus war die Doppelsynode über die Familie eine Turnhalle und der Direktor von Cilviltá Cattolica, Pater A. Spadaro, der selbsternannte offizielle Interpret des Denkens von Papst Franziskus, mit seiner Continuo-Hymne der stattfindenden Revolution ist sicher der Schuldirektor. Nicht umsonst ist von allen die Familien betreffenden Themen, das einzige, das für sie wichtig ist, der Zugang zur Kommunion für die wiederverheirateten Geschiedenen, und als ob die Synode nicht genügt hätte, haben sie es uns in der post-synodalen Zeit großzügig wissen lassen, wie vergeudet die Interpretationen von "wahren Schriftgelehrten" sind.
Soll heißen: entschieden, eine bestimmte Sache zu erreichen, suchen sie juristische Haarspaltereien,
historische Vorwände, pastorale Bräuche um sie zu rechtfertigen. Offensichtlich indem sie einige herauspicken und andere auslassen.
Das letzte Beispiel dafür finden wir im Aufsatz des Albaner Bischofs Marcello Semerano, so wie "Vatican Insider" ihn präsentiert.
Was also erzählt Semerano seinen Gläubigen, die sich in irregulären Situationen befinden? In der Substanz erklärt Vatican Insider- habe die Kirche, bis Johannes Paul II kam, bereits von Fall zu Fall entschieden und habe auch die wiederverheirateten Geschiedenen - nach der erprobten Praxis eines Forum Internum zur Kommunion zugelassen, an das auch bei der vergangenen Synode erinnert wurde.
Als forum internum wird ein Prozess, ein Weg verstanden, der einen Gläubigen (und sein Gewissen) mit einem Priester durch das Sakrament der Buße und Versöhnung gegangen wird.
Um diese These zu beweisen, zitiert Bischof Semerano ein von Papst Paul VI approbiertes Dokument der Glaubenskongregation aus dem Jahr 1973, das sagt:
"Was die Zulassung zu den Sakramenten betrifft, sollen die Ortsordinarien einerseits zur Beachtung der in der Kirche geltenden Disziplin einladen und das andererseits so tun, daß die Hirten der Seelen ihre besonfere Aufmerksamkeit denen widmen, die in irregulären Verbindungen leben, und Lösungen für solche Fälle finden- außer mit anderen gerechten Mitteln- auch durch die approbierte Praxis der Kirche in einem forum internum." Vatican Insider präzisiert, daß es sich dabei ausdrücklich um die Zulassung zu den Sakramenten für die in irregulären Verbindungen Lebenden handele" ohne daß noch weitere Spezifizierungen oder Restriktionen zugefügt werden. Wer darauf bestand, die Klausel der Verpflichtung "in voller Abstinenz" zu leben, hinzuzufügen, war Johannes Paul II in seiner Rede zum Abschluss der VI Bischofssynode (25.10.1980)."
Die Botschaft ist klar: bis zu Paul VI hat die Kirche unter bestimmten Bedingungen und Fall für Fall bereits die wiederverheirateten Geschiedenen zur Kommunion zugelassen. Das Problem, die Mauer wurde von Johannes Paul II errichtet und von Benedikt XVI bestätigt.
Wäre es wirklich so, so wäre das ein Scoop, nicht einmal die Synodenväter waren sich bewußt, daß es schon bis 1980 vom Papst approbierte Praxis war. Und tatsächlich hat das bisher auch noch niemand behauptet. Der Grund dafür ist wohl, daß in der Erzählung von Bischof Semerano ein Teil der Geschichte fehlt.
Tatsächlich beantwortete Erzbischof Jean Hamer, Sekretär der Glaubenskongregation, am 21. März 1975 die Fragen mehrerer Bischöfe zur Bedeutung der " approbierten Praxis eines forum internum" :"Ich möchte bekräftigen, daß dieser Ausdruck (approbierte Praxis in einem forum internum) im Kontext der traditionellen Moraltheologie verstanden werden muß. Diese Paare (Katholiken, die in irregulären ehelichen Verbindungen leben) können unter zwei Bedinungen zur Kommunion zugelassen werden: daß sie versuchen nach den Prinzipien der christlichen Moral zu leben und daß sie die Sakramente in Kirchen erhalten, in denen man sie nicht kennt, damit sie keinen Skandal verursachen."
Johannes Paul II hat also nichts eingeführt, er hat lediglich mit Klarheit das wiederhoilt, was schon Lehramt der Kirche war."
Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana, Riccardo Cascioli
Quelle: La Nuova Bussola Quotidiana, Riccardo Cascioli
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