Donnerstag, 22. September 2016

Magister: Missionare in China und viri probati, Fortsetzung

Fortsetzung

"DER MISSIONAR KAM EIN-ODER ZWEIMAL IM JAHR"
von Nicolas Standaert, SJ
aus "La Civiltá Cattolica" Nr. 3989 vom 10. September 2016

"Im 17. Jahrhundert waren die Chinesischen Christen nicht in Pfarrgemeinden organisiert, d.h. geographische Areale um ein Gebäude herum, sondern in "Verbänden", die von Laien geleitet wurden.
Einige waren eine Art Kombination aus chinesischen Verbänden und Marianischer Kongregationen europäischen Stils.

Es scheint, daß diese Christlichen Verbände weit verbreitet waren. So gab es z.B. 1665 ungefähr 140 Kongregationen in Schanghai, während es in ganz China mehr als 400 Kongregationen waren, sowohl in den großen Städten als auch in den Dörfern.

Die Ausbreitung des Christentums auf dieser lokalen Ebene unter der Form, die wir "rituelle Gemeinschaften" nennen können, lebten Gruppen von Christen, deren Leben um bestimmte Rituale herum organisiert war (Messe, Feste, Beichte etc) Diese waren wirksam sowohl in dem Sinne, daß sie eine Gruppe aufbauten, als auch daß sie von den Mitgliedern der Gruppe als fähig betrachtet wurden, Sinn und Erlösung zu bringen.

Die.wirksamen Rituale waren auf den christlichen liturgischen Kalender aufgebaut, was nicht nur die liturgischen Hauptfeste (Weihnachten, Ostern,Pfingsten) einschloss, sondern auch die Feier der Feste der Heiligen. Die Einführung des Sonntags und der Christlichen Feste führte dazu, daß die Leute nach einem anderen liturgischen Kalender lebten als die buddhistischen oder taoistischen Gemeinschaften. Die sichtbarsten Rituale waren die Sakramente, besonders bei der Eucharistiefeier und der Beichte. Aber gemeinsames Beten - besonders das Beten des Rosenkranzes und der Litaneien und das Fasten an bestimmten Tagen- bildeten die wichtigsten rituellen Momente.

Diese Christlichen Gemeinden verraten auch einige der wichtigsten Charakterzüge der religiösen Hingabe der Chinese, die sehr an den Laien ausgerichtet war, Laienführer hatten eine wichtige Rolle der Frauen als Übermittler von Ritualen und Traditionen innerhalb der Familie; ein Konzept des Priestertums, das sich am Dienst orientierte (reisende Priester, die nur gelegentlich bei wichtigen Festen und Feiern anwesend waren); eine Doktrin, die auf einfache Weise ausgedrückt wurde ( rezitierte Gebete und einfache und klare moralische Prinzipien) ein Glaube in der Transformation der Macht der Rituale.





Stück für Stück begannen die Gemeinschaften auf autonome Weise zu funktionieren. Ein reisender Priester (zuerst ein fremder, aber dann im 18. Jahrhundert hauptsächlich chinesische Priester), der es gewohnt war, sie ein-oder zweimal im Jahr zu besuchen. Normalerweise sammelten die Leiter der Gemeinschaften einmal wöchentlich um sich, standen den Gebeten vor, die die meisten Gemeindemitglieder auswendig kannten. Sie lasen auch die heiligen Texte und organisierten religiöse Unterweisungen. Oftmals hielten sie separate Versammlungen für die Frauen ab. Darüber hinaus gab es reisende Katecheten, die die Kinder, die Katechumenen und Neophyten unterwiesen. In Abwesenheit eines Priesters spendeten die örtlichen Anführer die Taufe.

Während seines jährlichen Besuchs sprach der Missionar mit den Anführern und Gläubigen, bekam Informationen über die Gemeinschaft, kümmerte sich um Kranke und Katechumenen etc.
Er hörte die Beichte. feierte die Eucharistie, predigte, taufte und betete mit der Gemeinschaft. Nach seiner Abreise fuhr die Gemeinde mit ihrer üblichen Praxis fort, den Rosenkranz und die Litaneien zu rezitieren.

Der normale Christ sah also den Missionar ein-oder zweimal im Jahr. Das wahre Zentrum des Christlichen Lebens war nicht der Missionar sondern die Gemeinschaft selbst, mit ihren Führern und Katecheten als Hauptverbindungsglied.

Außerdem verwandelten sich diese Gemeinschaft zu Beginn des 19. Jahrhunderts in kleine aber solide Zentren der Weitergabe des Glaubens und der Praxis.
Wegen der Abwesenheit von Missionaren und Priestern  übernahmen z.B, die Katecheten, die Jungfrauen und andere Laienführer die Kontrolle über alles, von der Finanzverwaltung bis zu rituellen Praktiken, einschließlich des Anleitung bei gesungenen Gebeten und der Spendung der Taufe.

Quelle: www.chiesa , Sandro Magister


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