Samstag, 11. November 2017

Roberto De Mattei über die Luther-Wende von Papst Franziskus und einige historische Reminiszenzen

Prof. De Mattei beurteilt in einem Artikel bei "Corrispondenza Romana" die blasphemische Briefmarke des Vaticans zum Luther-Jubiläum als die "Luther-Wende" von Papst Franziskus. Nicht weniger als eine Wende also, also eine Kursänderung um 360 Grad, nicht mehr nicht weniger, die
von den meisten Katholiken mit erstaunlicher Gelassenheit hingenommen wurde.
Hier geht´s zum Original:  klicken
 

  "Papst Franziskus und sein "Luther-Wendepunkt"

"Am 31. Oktober 2016 hat Papst Franziskus das Luther-Jahr  mit einem Treffen der Repräsentanten des Luthertums in der Schwedischen Kathedrale von Lund eingeläutet. Seitdem folgten in der Katholische  Kirche Treffen und "ökumentische" Feiern einander ad abundantiam.

Genau ein Jahr später wurde der "Luther-Wendepunkt" durch einen symbolischen Akt besiegelt, dessen Ernsthaftigkeit nur wenige bemerkt haben. Die Vatican-Post hat eine Briefmarke herausgebracht, die das Geburtsdatum des Protestantismus am 31. Oktober 1517 feiert, das Datum, an dem Luther seine 95 Thesen ans Tor der Kirche in Wittenberg nagelte,

"5 Jahrhunderte Protestantische Reformation " kann man auf der Briefmarke lesen, die am 31. Oktober dieses Jahres vom Vatican-Briefmarken-Amt vorgestellt wurde.
Das offizielle Komuniqué beschreibt die Briefmarke so: "Sie zeigt den gekreuzigten Jesus im Vordergrund auf einem goldenen, zeitlosen Hintergrund, der die Stadt Wittenberg abbildet.
In Büßerhaltung-auf Knien rechts und links vom Kreuz- hält Martin Luther eine Bibel, Quelle und Mittelpunkt seiner Lehre, während Philip Melanchthon, Theologe und Freund Martin Luthers, einer der wichtigsten Protagonisten der Reformation, die Augsburger Konfession hält, die Confessio Augustuana, die erste Exposition der von ihm verfaßten protestantischen Prinzipien."




Das Ersetzen Unserer Lieben Frau und des Hl. Johannes am Fuß des Kreuzes durch die beiden Sektenführer Luther und Melanchthon ist ein blasphemischer Angriff, den kein Katholischer Kardinal oder Bischof bis heute offen verurteilt hat. Die Bedeutung dieses Bildes wird durch die gemeinsame Erklärung des Lutherischen Weltbundes und des Päpstlichen Rates zur Förderung der Christlichen Einheit, die zusammen mit der Briefmarke herausgegeben wurde, noch unterstrichen.
Die Notiz bezieht sich auf das positive Ergebnis des Dialogs zwischen Katholiken und Lutheranern und stützt das "neue Verstehen jener Ereignisse im 16. Jahrhundert, Ereignisse, die zu unserer Trennung führten" und bekräftigt, wie "dankbar beide Seiten für die theologischen und spirituellen Gaben, die wir durch die Reformation empfangen haben" sind.

Als ob das alles nicht genug wäre, feierte "La Civiltà Cattolica ", die "inoffizielle" Stimme des Papstes, Luther mit einem Artikel von Pater Giancarlo Pani (Martin Luther, 500 Jahre später, 21.10.- 4. November 2017, S. 119-130)

Pater Pani ist der selbe Priester, der 2014 sagte, daß die Konzilsväter von Trient die Möglichkeit von Scheidung und Wiederverheiratung im Fall von Ehebruch zugelassen hätten,  nach den von der schismatischen Griechischen Kirche etablierten Regeln. 
Jetzt behauptet er, daß Martin Luther in gar keiner Weise ein Ketzer war, sondern ein authentischer "Reformer".
In der Tat "diese Thesen von Wittenberg sind weder eine Herausforderung noch eine Rebellion gegen die Autorität, sondern der Vorschlag, die Verkündung des Evangeliums zu erneuern, mit dem ernsthaften Wunsch nach einer "Reform" in der Kirche." (S.128) 
Trotz der Behauptung "durch die Kirche von Rom und Luther die Wahrheit als Ganze zu inkarnieren und ihre Spender zu sein"  "kann die Rolle Luthers als Zeuge für den Glauben nicht geleugnet werden: er ist "der Reformer" :"er war in der Lage, den Prozess der "Reform" einzuleiten, deren Ergebnisse auch der Katholischen Kirche zugute kamen."

Wenn das der Fall ist, ist er zu Unrecht 500 Jahre lang von der Katholischen Kirche verfolgt und diffamiert worden. Die Zeit ist gekommen, ihn zu rehabiltieren. Und um ihn zu rehabilitieren, können wir uns nicht darauf beschränken, nur seine prophetische Seite zu zeigen, sondern müssen in der Kirche seine Forderungen nach Reform auch in die Praxis umsetzen.
Und die postsynodale Exhortation "Amoris Laetitia" repräsentiert einen entscheidenden Schritt auf diesem Weg. Sie irren sich also nicht, die Autoren der Correctio filialis (an Papst Franziskus) wenn sie "die Verwandtschaft zwischen Luthers Ideen zu Gesetz, Rechtfertigung und Ehe und denen. die von Papst Franziskus in "Amoris Laetitia" und andernorts favorisiert und gelehrt werden" feststellen.

An diesem Punkt sollte daran erinnert werden, daß Papst Franziskus - wie Pater Pani- zur Gesellschaft Jesu gehört, deren Gründer, der Hl. Ignatius von Loyola, der Meister des Glaubens war, den die Göttliche Vorsehung im 16. Jahrhundert gegen das Luthertum aufrichtete. In Deutschland kämpften Apostel wie der Hl. Peter Canisio und der Selige Peter Fabro um jeden Zentimeter Weg gegen die Ketzer und auf dem Gebiet der anti-protestantischen Kontroverse kann niemand den Hl. Robert Bellarmin übertreffen.

"La Civiltà Cattolica" wurde 1850 gegründet- mit Unterstützung von Papst Pius IX und hatte sehr lange die Rolle der doktrinalen Verteidigung gegen die Irrtümer der Zeit inne. 
In ihrer ersten Ausgabe vom 6. April 1850 an hat sie dem "politischen Rationalismus der Italienischen Revolution" einen ausführlichen Essay gewidmet, in dem sie den Protestantismus als Ursache aller modernen Irrtümer sah.
Diese Thesen wurden u.a. von zwei berühmten jesuitischen Theologen entwickelt: den Patres Giovanni Perrone (Protestantismus und die Herrschaft des Glaubens, L.Civiltà Cattolica, Rom 1853, Band 2) und Hartmann Grisar (Luther, Herder, Freiburg i.B., 1911/1912 3.Band).

Aber die Erinnung des Jesuiten-Journals an die Luther-Revolte  im Oktober 1917, dem 400. Jahrestag der 95 Thesen von Wittenberg, hat eine besondere Bedeutung (Luther und Lutheranismus, La Civiltà Cattolica IV, 1917, S. 207-233; 421 - 430). 
Der Theologe der Civiltá Cattolica  erklärte, daß "Die Essenz des Lutherischen Geistes oder eher der Lutheranismus ist in all seinem Extremismus und in all der Kraft seiner Worte zu finden, Rebellion, die in Luther personifiziert ist und auf komplexe Weise und breit variiert und vertieft wurde; was offenbar, aber tatsächlich gewalttätig, wütend, trivial, obszön und teuflisch war: tief im Inneren war sie (die Rebellion) den Umständen entsprechend geplant und gerichtet und fokussiert auf opportunistische Ziele und Interessen und mit resoluter Entschlossenheit geplant und gewollt."
(S. 208- 309)

Luther- so fährt La Civiltà Cattolica fort- "hat diese verachtenswerte Parodie begonnen, mit der der rebellische Mönch seine Ideen, Blasphemien und Abscheulichkeiten seines pervertierten Geistes Gott zuschrieb; er beleidigte den Papst auf unaussprechliche Art im Namen Christi, äußerte Blasphemien gegen die Kirche, gegen Bischöfe, Mönche mit absolut hollischem Impetus; im Namen Christi; er hängte sein Mönchs-Habit an den Judas-Baum und heiratete sakrilegisch im Namen Christi" (S.209) 
"Mit dem sehr bequemen Vorwand, der Schrift zu folgen, die als Einzige das Wort Gottes enthalte, führte er Krieg gegen die scholastische Theologie, Tradition, das Kanonische Recht, alle Institutionen und Vorschriften der Kirche und Konzile; an Stelle dieser friedlichen und verehrten Dinge stellte
Martin Luther, der meineidige Mönch und selbsternannt Doktor, sich selbst und seine Autorität! 
Päpste, Doktoren und Heilige Väter hatten keinen Wert mehr, das Wort Luthers was mehr wert als sie alle! " (S. 212)
Die Lutherische Rechtfertigungstheorie ist am Ende "aus Luthers Phantasie geboren, nicht aus dem Evangelium oder irgendeinem anderen Wort Gottes, das den Schreibern des Neuen Testaments offenbart wurde; für uns hat jede Erneuerung Luthers ihren Ursprung in der Concupiszenz, die er hervorgerufen hat und in seiner Entwicklung der Fälschung der Schrift oder formalem Lügen" (S.214)

Pater Pani kann nicht leugnen, daß die Meinung, die er von Luther hat, eine 360° Wende gegenüber der darstellt, die eine Mitbrüder vor 100 Jahren in der gleichen Zeitung äußerten. 1917 wurde er als Apostat, Rebell, Blasphemiker beurteilt; heute wird er als Reformer, Prophet [sogar] heilig gepriesen. 
Luther war entweder ein Ketzer, der einige der Grunddogmen der Christenheit leugnete, oder er war ein "Glaubenszeuge", der die Reformation der Kirche einleitete, die vom II.Vaticanischen Konzil und Papst Franziskus vollendet wurde.

Kurz gesagt; jeder Katholik ist aufgerufen, zu wählen, ob er sich auf die Seite von Papst Franziskus und der Jesuiten von heute stellen will oder an die Seite der Jesuiten von gestern und der Päpste aller Zeiten.

Es ist Zeit für Entscheidungen und genau über die beiden Standards des Hl. Ignatius nachzudenken (Spirituelle Exerzitien, Nr. 137) die uns helfen werden, sie in diesen schwierigen Zeiten zu treffen."

Quelle: corrispondenza romana, Prof. R. De Mattei

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