Freitag, 10. November 2017

Fortsetzung: Prof. Seifert nimmt zu den kritischen Äußerungen Rocco Buttigliones zu seiner Kritik an Amoris Laetitia Stellung

Fortsetzung zu "Prof.Seifert nimmt zu den kritischen Äußerungen Rocco Buttigliones zu seiner Kritik an Amoris Laetitia Stellung" 
Hier geht´s zum Gesamtoriginal (mit einigen Kürzungen) :  klicken


"Die Neuerungen von Al sind nicht primär doktrinaler Art sondern pastoral und so eher Subjekt der Kategorien Vorsicht oder Unvorsichtigkeit als wahr oder falsch; z.B. wenn Päpste in der Vergangenheit bei den Ausübung ihres ordentlichen Lehramts in päpstlichen Bullen oder Enzykliken verlangten, daß Ketzer, Zauberer und Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt werden sollten, oder wenn sie durch Bullen ganze Städte exkommunizierten, weil deren Fürsten Krieg gegen den Vatican führten, bin ich sicher nicht verpflichtet, zu glauben, daß das eine vorsichtige pastorale Entscheidung war.
Buttiglione selbst, sagt ein wenig widersprüchlich, daß die neue Lehre von Al eine rein pastorale ist und er hat auch festgestellt, - zumindest in Briefen an mich- daß wir nicht gebunden sind, der Weisheit einer pastoralen Entscheidung eines Papstes zuzustimmen, die nicht per se richtig oder falsch ist, aber vorsichtig oder unvorsichtig sein kann.
Aber wenn das der Fall ist, bin ich weder verpflichtet, AL zuzustimmen (nach der Logik in Buttigliones Eingeständnis) noch zuzustimmen, daß ihre neuen pastoralen Leitlinien weise sind.
(Ich weiche da in anderer Hinsicht von Buttiglione ab: indem ich denke, daß daß die neue Lehre von AL nicht nur pastoral sondern auch doktrinal ist.)
Insofern es pastoral ist jedoch (und deshlab nicht wahr oder falsch sondern vorsichtig oder unvorsichtig), sind Buttiglione und ich verschiedener Meinung, zumindest -so scheint es- daß Buttiglione nicht die neue Pastorale Richtlinie von AL kritisiert und die Kompatibilität mit den entgegengesetzten Pastoralen Richtlinien von Familiaris Consortio zu erklären versucht, die wie Papst Johannes Paul II selbst erklärte, im Evangelium wurzelt- jedoch- auch abgesehen von jeder doktrinalen Frage, finde ich die neuen pastoralen Richtlinien von AL nicht nur unvorsichtig sondern völlig unanwendbar. 
In meinem ersten Artikel über AL habe ich- glaube ich- überzeugende Argumente für die praktische Unmöglichkeit geliefert, zwischen Ehebrechern zu unterscheiden, die die Sakramente empfangen dürfen und denen, die das nicht dürfen, ohne ihr Leben zu ändern.
Mein Argument stimmt völlig mit einem Argument überein, das der Polnische Episkopat für seine Entscheidung bei Familiaris Consortio zu bleiben, angeführt hat: es ist für einen Priester unmöglich in einem 5 Minuten-Gespräch im Beichtstuhl zu entscheiden, ob ein nicht bereuender Sünder unüberwindlich ignorant und im Stand der Gnade ist, auch wenn er plant, weiterhin das zu begehen, was objektiv gesprochen, schwere Sünden sind.
Aus dieser praktischen Unmöglichkeit eine Unterscheidung zu treffen, die kaum daran vorbei kommen wird, in einer allgemeinen Öffenung der Beichte und Eucharistie für nichtbereuende ehebrecherische und homosexuelle Paare zu öffnen, die Unvorsichtigkeit der Entscheidung, die "irregulären Paare" zu den Sakramenten zuzulassen, folgt unmittelbar daraus."

Hickson: 
"Könnten Sie uns hier  die Frage des unfehlbaren außerordentlichen Lehramtes und des unfehlbaren universalen ordentlichen Lehramte erklären?"




Seifert:
"Ich denke, daß das unfehlbare Außerordentliche Lehramt nur zentrale Themen der Lehre und des Glaubens betrifft, die entweder der Papst "ex cathedra"definiert (was nur zwei-oder dreimal in der Geschichte der Kirche passierte) oder die ein Konzil- in Einheit mit dem Papst,- als Dogma definiert und de fide, auf solche Weise, daß jeder, der ihm widerspricht "Anathema" erklärt wird. 
Das unfehlbare Ordentliche Lehramt  der Kirche ist nur in der Lehre des ordentlichen Lehramts präsent. die mit dem übereinstimmt. was die Kirche immer und überall gelehrt hat, keine ganz neuen Lehren. Keines dieser Kriterien von Unfehlbarkeit trifft auf die Erneuerungen von AL zu."
Hickson: 
"Ist Amoris Laetitia von solchem lehramtlichen Gewicht, daß man nicht anderer Meinung zu ihrer Lehre sein darf, ohne unter die Kategorie ungehorsam, häretisch oder schismatich zu sein, zumindest im Geiste zu fallen?" 

Seifert:
"Absolut nicht, aus den angeführten Gründen. Deshalb ist es eine schwere Ungerechigkeit, Katholiken, die bzgl. AL abweichender Meinung sind, als Häretiker, Schismatiker -in Tat oder Geist oder als dem Papst ungehorsam zu behandeln."
Hickson: 
"Ist es in diesem Context wichtiger, daß wir dem Papst und seiner neuen Lehre zum Wohl des Gehorsams (der in sich selbst ein hohes Gut ist) folgen, oder daß wir, die traditionelle Lehre der Kirche bewahren?"
Seifert:
"Ich denke, daß wir, sobald wir herausfinden, daß eine neue Lehre falsch ist, verpflichtet sind, ihr nicht zu gehorchen. Und sobald wir eine neue pastorale Entscheidung des Papstes für mit gutem Gewissen unandwendbar finden- wie z.B. nicht bereuenden Sündern die Sakramente zu geben, auf der Basis der (für uns unannehmbaren) Unterscheidung , daß sie aus subjektiven Gründen im Stand der Gnade sind, sind wir ebenfalls moralisch verpflichtet - unter dem vom Hl. Petrus formulierten und von Robert Spaemann kürzlich in Erinnerung gerufenen Prinzip, daß wir Gott mehr gehorchen müssen als den Menschen- NICHT zu gehorchen- ihr NICHT gehorchen.
Das trifft sogar noch mehr zu, wenn wir überzeugt sind, daß öffentlichen Sündern (selbst wenn  sie im Satnd der Gnade wären) die Absolution zu erteilen und die Hl. Eucharistie zu spenden- ungeachtet ihrer persönlichen Unschuld- falsch ist- wie es in Familiaris Consortio 84 ausgedrückt wird.
Familiaris Consortio  spricht von einer "objektiven Disharmonie"  ehebrecherischer Beziehungen mit dem Gesetz Christi und dem Sinn der ehe- und von der tiefen Analogie und symbolischen Bedeutung der Ehe zur Beziehung zwischen Christus und der Kirche als Grund warum ein Paar, das in Disharmonie mit den göttlichen Geboten lebt, nicht die Sakramente empfangen. 
Diese objektive Diskrepanz reicht für das Urteil der Kirche, daß sie nicht zu den Sakramenten zugelassen werden sollen.
(An diesem Punkt habe ich Buttiglione einige unkorrekte Konzessionen gemacht -in Briefen und meinem vorangegangenen Kommentar zu AL). Familiaris Consortio und die Kirchentradition fordern nicht, daß Sünder, die stark vom Göttlichen Gesetz abweichen, "subjektiv in Todsünde" leben müssen (was Gott allein weiß), damit ihnen der Zugang zu den Sakramenten versagt wird. Wenn es anders wäre, würden wir auch Abtreiber, Mörder etc zu den Sakramenten zulassen, weil wir nicht sicher wissen können, ob sie die heiligende Gnade verloren haben."

Hickson: 
"Sie selbst haben in Ihrer eigenen höflichen Kritik an Amoris Laetitia besonders zu Paragraph 303 dieses päpstlichen Dokuments auf die potentielle Gefahr, auf alle absoluten moralischen Normen angewandt zu werden, hinweisen. Wie haben Sie und Prof. Buttiglione diesen Aspekt des Debatte diskutiert?"

Seifert: 
"Prof. Buttiglione hat über meinen zweiten Artikel "Droht Pure Logik, die gesamte Moral-Lehre der Katholischen Kirche zu zerstören?" gesagt, daß "Sie Unrecht haben, auch wenn Sie Recht haben" aus dem Grund, wegen der Pflicht, allem zuzustimmen, was das ordentliche Lehramt uns sagt (worauf ich geantwortet habe)  daß ein Grund, den derPapst uns für eine Lehre anbietet, irrig sein kann, während die Lehre selbst richtig ist. Mit anderen Worten, Buttiglione glaubt, daß die Behauptung "daß wir in unserem Gewissen wissen können, daß Gott selbst will, daß wir in Erwägung ziehen, weiterhin im Ehebruch zu leben und das die beste und großzügigste Antwort ist, die wir ihm geben können" nicht die Lehre von Papst Franziskus ist, der wir glauben müssen (nach Buttiglione).
Wir sollten eher an die wahre Lehre von AL glauben müssen, daß nach einer gebührenden Differenzierung  nicht-bereuende ehebrecherische und homosexuelle Paare zu den Sakramenten zugelassen werden können. 
Ich denke im Gegenteil, daß das, was Nr. 303 sagt (und viele andere Teile von AL) der wichtigste doktrinale Inhalt und der Hauptgrund dafür ist, daß die pastorale Lehre von AL (wie ich in meinen Antworten 1,2,3 und auf Ihre zweite Frage erklärt habe) überhaupt nicht als "lehramtlich" betrachtet werden kann."

Hickson: 
"In diesem Kontext -daß manche Sünder Gott auch gefallen können, obwohl er in der Sünde verbleibt: ist es katholisch an einer Behauptung festzuhalten, daß Gott sich über uns freuen könnte, weil wir vielleicht einige Sünden in unserem Leben repariert haben, während wir weiterhin in einer anderen schweren Sünde verharren? Soll heißen, kann es in Gottes Augen genügen,  Zeichen des guten Wissens zu zeigen, während man z.B. in einer sündigen Beziehung bleibt?"
Seifert: 
" Ich denke, daß Gott sich natürlich über uns freuen könnte, nach einer Scheidung von unserer sakramental angetrauten Frau, wenn wir damit aufhören, unsere nur zivil angetraute zweite Frau oder unsere Kinder zu schlagen und zu beschimpfen, sogar wenn wir unsere weitere sündige Beziehung weiterführen. Aber er kann nicht erfreut sein- und wird nie erfreut sein- über die Tatsache, daß wir beispielweise im Ehebruch leben. Es ist sicher möglich, daß unüberwindbares Nichtwissen oder Willensschwäche eine Person vielleicht nicht den Stand der Gnade verlieren läßt, sogar wenn diese Person objektiv in schwerer Sünde lebt. Aber ich denke
a) daß das sehr selten vorkommt, besonders wenn der Priester sich in der Beichte selbst von der Wahrheit befreit, dem Sünder die Wahrheit zu sagen, und
b) daß keiner dessen sicher sein kann und
c) daß es nicht genügt, im Stand der Gnade zu sein, um die Sakramente würdig zu empfangen, während man objektiv in schwerer Sünde lebt, wie ich erklärt habe."

Hickson: 
"Würde Gott von irgendeinem Sünder verlangen, an einem bestimmten Punkt seines Lebens in der Sünde zu bleiben? Wie würden Sie diese Behauptung im Licht des Konzils von Trient kommentieren?"

Seifert: 
"Ich denke, daß es klar unmöglich ist und vom Konzil von Trient lehramtlich zur Häresie erklärt worden ist."

Hickson: 
"Wo verläßt Prof. Buttiglione Ihrer Meinung nach den soliden Boden der katholischen Morallehre, vielleicht um Papst Franziskus gegenüber loyal zu bleiben?"
Seifert:
"Ich denke -bzgl. seiner "beiden Prinzipien" die uns trennen, daß sie nicht der gesunden Katholischen Lehre entsprechen, weil es Katholische Lehre ist (und die Basis für aller Verurteilungen von Ketzereien in der Geschichte der Kirche) daß
a) Wahrheit Priorität vor der Einheit hat und
b) daß kein Katholik, die absolute Pflicht hat, alles zu akzeptieren, was ein Papst oder ein Konzil sagen, wenn es nicht dogmatisch und de fide ist und wenn er gute Gründe hat, zu glauben, daß es der natürlichen oder offenbarten Wahrheit widerspricht oder beides (alles andere zu behaupten, wäre Papolatrie) .
Außerdem glaube ich, daß Prof. Buttigliones konkreten und brillanten aber erfolglosen Bemühungen die Erneuerungen von AL mit Familiaris Consortio, Veritatis Splendor, Evangelium Vitae, Humanae Vitae und der Tradition der Kirche zu vereinbaren,  alle fehlschlagen und ihn der Gefahr aussetzen, überkomplizierte und sophistische Gründe zu benutzen, die den Dogmen der Kirche widersprechen- wie dem
a) daß Gott nie etwas gebietet, dem man mit Hilfe der Gnade nicht gehorchen kann, oder
b) daß außermoralische Übel (wie daß der Partner einer "zweiten" Ehe mich verläßt) nie größer sein können als eine Sünde und daß der Plan, sie zu verhüten, nie rechtfertigen kann, eine Sünde zu begehen (VS und Trient haben das bestätigt und dessen Leugnung als ketzerisch verdammt) oder
c) daß gute gegen böse Folgen einer Handlung abzuwägen, nie rechtfertigen kann, eine der in sich schlechten Handlungen auszuführen. (Veritatis Splendor hat das hoch und heilig erklärt.)"
Hickson: 
"Könnten Sie folgende Worte Buttigliones kommentieren? "Der Papst sagt nicht, daß Gott über die Tatsache glücklich ist, daß geschiedene Wiederverheiratete weiterhin Geschlechtsverkehr haben. Das Gewissen erkennt an, daß das nicht mit dem Gesetz übereinstimmt. Aber das Gewissen weiß auch, daß die Reise der Umkehr begonnen hat. Einer schläft weiterhin mit einer Frau, die nicht seine Ehefrau ist, hat aber aufgehört, Drogen zu nehmen und zu Prostituierten zu gehen, hat Arbeit gefunden und sorgt für seine Kinder. Er hat das Recht zu denken, daß Gott wenigstens wegen des letzten Teils glücklich über ihn ist," 

Seifert: 
"Sicher kann Gott glücklich darüber sein, daß ein Mann "aufgehört hat Drogen zu nehmen und zu Prostituierten zu gehen, Arbeit gefunden hat und für seine Kinder sorgt", aber ER wird nie glücklich darüber sein, wenn er dabei "weiterhin mit einer Frau schläft, die nicht seine Ehefrau ist" oder zustimmt, daß weiterhin das zu begehen, was Christus selber Ehebruch nennt die  großzügigste Antwort ist, die ein Ehebrecher Gott in seiner Lage geben kann.
Das zu behaupten, wäre
a) entweder das Dogma leugnen, daß Gott nie etwas gebietet, was unmöglich zu befolgen ist, oder
b) das Dogma leugnen, daß Gott nie will, daß wir sündigen, oder beides."

Hickson: 
"Hat nicht auch Martin Luther gelehrt, daß man manchmal sündigen muß? Würden Sie diese Sache im Licht von Buttigliones eigenen Worten diskutieren?" 
Seifert: 
"Ja, ich glaube, daß in Buttigliones Verteidigung von AL die große Gefahr besteht, in die Lutherische Ketzerei - des simul iustus et peccator- zu verfallen, in dem Sinn, daß Gnade allein uns rechtfertigt, während wir Todsünden begehen. 
Und die jüngste Feier des Luther-Festes im Vatican, die Äußerung eines hochrangigen Prälaten, daß "Luther Recht hatte" und eine "Gabe des Hl. Geistes" für die Katholische Kirche sei und das Gerücht, daß eine gemeinsame Katholisch-Lutherische Messe diskutiert wird, das Aufstellen der Luther-Statue im Vatican ect sind Alarmzeichen dafür, daß nicht nur Buttiglione beginnt, mit einigen von Luther Irrtümern zu flirten. 
Diese Häresie ist eng mit Luthers Lehre verknüpft, daß Gnade kein Prinzip ist, daß uns wirklich moralisch verwandelt und uns erlaubt, "vollkommen zu werden, wie unser Vater im Himmel vollkommen ist", wie uns Christus und die Hl. Schrift uns Gottes Willen erklären.
Dieser Irrtum ist ist auch mit Luthers Ablehnung der Verehrung, Kanonisierung und Anrufung von Heiligen, für uns einzutreten,verbunden- in Gebeten, in der Liturgie und Messen zu ihren Ehren etc.
Ich behaupte natürlich nicht, daß mein Freund Rocco an diesen  Irrtümern festhält, aber einige seiner Bemerkungen, z.B. die Interpretation der Geschichte von Neros christlichen Prostituierten - daß die in einer Situation gewesen sei, in der sie nicht frei war. Nero Sex zu verweigern und daß ihre Zustimmung zu sexuellen Beziehungen mit Nero ihr erlaubt hat, viele Christen zu retten (Buttiglione hat sie deshlab sogar eine "Heilige" genannt), hat zumindest den Eindruck gemacht, daß Buttiglione mit einigen von Luthers Ansichten über Freiheit und Gnade flirtet. 
Oder daß er sie sogar akzeptiert.
Das selbe gilt auch für seine Beschreibung von Situationen, in denen niemand erwarten kann, daß Ehebrecher entscheiden können, entweder abstinent zusammen zu leben oder sich zu trennen, und "deshalb sündigen müssen."
[....]

Hickson: 
"Wie kann es also irgendwelche abschwächenden Faktoren geben, die eine Beziehung eines wiederverheirateten, geschiedenen Paares nicht sündig machen?"
Seifert: 
"Auch wenn es mildernde Umstände geben könnte, die eine  Beziehung geschiedener und wiederverheirateter Paare ganz frei von Sünde machen würden, müssen wir feststellen:

1) Sobald ein ehebrecherisches Paar mit einem Priester spricht, der die "Unterscheidung" machen soll, hat dieser Priester die Pflicht, ihnen zu sagen, daß ihre Beziehung objektiv sündig ist; in diesem Augenblick aber, hören sie auf, den Ehebruch "ganz unschuldig" zu begehen.

2) Solange sie fortfahren, das zu tun, was objektiv eine schwere Sünde ist, scheint es für sie oder für irgendeinen Priester nicht möglich zu sein, ihre Beziehung als "ohne Sünde" zu beurteilen, was die Möglichkeit voraussetzen würde, in die Tiefe einer Seele zu schauen, die wir bei uns selbst nie haben und noch viel weniger bei anderen Menschen:

3) Es ist unvernünftig, zu erwarten, daß ein Priester fähig ist, das nach einem Gespräch von wenigen Minuten im Beichtstuhl zu beurteilen.

4) Es ist unannehmbar und würde einen privaten und öffentlichen Skandal auslösen, wenn Priester anfangen würden. zwei Gruppen von Sündern zu kreieren: die Ehebrecher und Homosexuellen. die unschuldig sind und die Sakramente empfangen können und jene. die es besser wissen und ausgeschlossen werden müssen.

5) In der Paxis wird der scheiternde Versuch, diese "guten" von den "bösen" Sündern zu trennen unausweichlich dazu führen wird, alle Ehebrecher und Homosexuellen zu den Sakramenten zuzulassen und daß viele Sakrilege begangen werden.

6) Wie Familiaris Consortio lehrt, hat der würdige Empfang der Sakramennte der Beichte und der Eucharistie objektive und nicht nur subjektive Bedingungen. Es erfordert, daß ein Paar objektiv nicht in einer ehebrecherischen Beziehung lebt und nicht nur, daß der Sünder "nicht fühlt, daß das sündig ist" oder sogar, daß nicht nur der Sünder nicht persönlich "die heiligende Gnade" verliert (weil Gott, der sein Herz sieht, weiß daß er keine Todsünde begeht.)
Hickson:
"Sollte diese ganze Debatte nicht nur von Experten geführt werden und nicht in der Öffentlichkeit?"

Seifert:
"Weil die Frage des würdigen Empfangs und Spendung der Sakramente für jeden Priester und Gläubigen von essentieller Bedeutung ist, ihre ewige Erlösung kann davon abhängen, ist die Forderung, daß dieses Thema nicht öffentlich diskutiert werden sollten, absurd.
Außerdem wurde Amoris Laetitia veröffentlicht und die sehr unterschiedlichen und widersprüchlichen Interpretationen sind veröffentlicht worden. Deshalb sollte die Debatte auch öffentlich geführt werden."
Hickson:
"Sollten wir in dieser Situation nicht alle schweigen, um den Frieden und die Einheit in der Katholischen Kirche zu wahren?"

Seifert:
"Ich denke, daß ich diese Frage schon beantwortet habe, aber ich möchte noch einmal betonen, daß die Wahrheit nicht nur Priorität vor der Einheit hat, sondern die Voraussetzung für
authentische Einheit und Frieden ist. Hier könnte ich Blaise Pascal zitieren, den großen französischen Philosophen, den Papst Franziskus offensichtlich selig sprechen will und der das in seiner wunderbaren französischen Sprach, die ins Englische übersetzt etwas weniger schön wird, so ausdrückt:
  
"Es ist ebenso sehr ein Verbrechen, den Frieden zu stören, wenn die Wahrheit siegt, wie den Frieden zu wahren, wenn die Wahrheit verletzt wird. Es gibt deshalb eine Zeit, in der Friede gerechtfertigt ist und eine andere Zeit, wo er nicht zu rechtfertigen ist. Weil geschrieben steht, daß es eine Zeit für Frieden gibt und eine Zeit für Krieg und es ist das Gesetz der Wahrheit, das die beiden unterscheidet.
Aber zu keiner Zeit gibt es eine Zeit für die Wahrheit und eine Zeit für den Irrtum, weil geschrieben steht, daß Gottes Wahrheit für immer bleiben wird. Deshalb hat Christus gesagt, daß Er gekommen ist, den Frieden zu bringen und zur selben Zeit ist Er gekommen, um das Schwert zu bringen. Aber Er sagt nicht, daß Er gekommen ist, um sowohl die Wahrheit als auch die Lüge zu bringen." 
(B.Pascal, 19.6.1623-19.8.1662)  
Hickson:
"Was würden Sie den Leuten sagen, die jetzt behaupten, daß die, die Papst Franziskus im Hinblick auf einige seiner öffentlichen Äußerungen (auch wenn sie nicht ausdrücklich lehramtlich sind, aber trotzdem Einfluss auf Katholische Gläubige haben) widerstehen, die Absicht haben, die Katholische Kirche zu sprengen?"

Seifert:
"Es ist natürlich möglich, daß einige Kirchenkritiker solche Absichten haben, aber es ist sicher vollkommen falsch und es wäre eine Verleumdung, wenn das über die vier Dubia-Kardinäle, über Pater Weinandy, Bischof Athanasius Schneider, Prof. Claudio Pierantoni, Prof. C. Casanova und viele andere Personen gesagt würde, die ihre kritischen Stimmen erhoben oder die correctio filialis unterschrieben haben. (Ich würde- sogar wenn mein Erzbischof von Granada das dachte, sagte oder schrieb, mir gegenüber untreu sein, der-wie ich hinzufügen möchte- bereit ist, "für die Einheit der Kirche in der Wahrheit"  zu sterben und absolut nicht die Absicht hat, die Einheit der Kirche aufzubrechen).
John Henry Westen (Herausgeber von LifesSiteNews) hat vor kurzem in einer hervorragenden Rede in  Rom, am 28. Oktober bei einer von "Voice for the Family"gesponserten Konferenz zu Humanae Vitae darauf hingewiesen, daß der Papst selbst uns aufgefordert hat, ihn frei zu kritisieren und uns keine Sorgen über das zu machen, "was der Papst denken würde" und daß die wahren Freunde des Papstes und der Kirche jene sind, die wachsam sind und nicht den Papst durch Schmeicheleien und Verherrlichung loben, die der Nachfolger Petri, der der Felsen sein soll, nicht braucht."

Am Gegenteil festzuhalten, daß jeder der ein Wort kritisiert, das der Papst gesagt hat "die Absicht hat, die Katholische Kirche aufzubrechen" oder einfach nur die Einheit der Kirche aufzubrechen, wäre gleichbedeutend zu urteilen, daß der Apostel Paulus die Absicht hatte, die Einheit der Katholischen Kirche aufzubrechen, als er den ersten Papst,-von Christus selber eingesetzt-, offen und scharf während des ersten  Apostelkonzils kritisierte."

[....]

Quelle: OnePeterFive, Dr.Maike Hickson

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