Mittwoch, 31. Januar 2018

Sandro Magister sieht es pessimistisch: "Goodbye Humanae Vitae!"


Warum erklärt er bei Settimo Cielo anhand aktueller Wortmeldungen von Bischöfen und Theologen zu "Humanae Vitae" -und dem dabei durchscheinenden Willen von Papst Franziskus.
Hier geht´s zum Original: klicken


"ADIEU "HUMANAE VITAE". FRANZISKUS GIBT DIE PILLE FREI"

"Auf Wiedersehen Humanae Vitae . Ein halbes Jahrhundert nachdem die Enzyklika gegen künstliche Empfängnisverhütungsmethoden erschienen ist, die den dramatischsten Augenblick im Pontifikat Pauls VI darstellte, abgelehnt von ganzen Episkopaten, angefochten von zahllosen Theologen, nicht befolgt von Myriaden von Gläubigen, gibt sie jetzt den Weg für eine radikale Neuinterpretation frei- zu einem Paradigmen-Wechsel, unzweifelhaft erwünscht und ermutigt von Papst Franziskus persönlich.

Paradoxerweise ist Paul VI der Papst, den Jorge Mario Bergoglo am meisten bewundert und preist.
Und präzise- mit seinen eigenen Worten- wegen der "prophetischen Brillanz", mit der er diese Enzyklika gschrieben hat und wegen seines Mutes gegen die Mehrheit aufzustehen und die Moraldisziplin zu verteideigen, eine kulturelle Bremse einzusetzen und dem gegenwärtigen und zukünftigen Malthusianismus entgegenzutreten.

Aber die Realität ist, daß "alles davon abhängt. wie Humanae Vitae interpretiert wird"- wie Papst Franziskus nie versäumt, zu kommentieren.
Weil: "die Frage ist nicht, die Doktrin zu ändern, sondern tief zu graben und sicherzustellen, daß die pastorale Praxis die Situationen in Erwägung zieht und was zu leisten, die Menschen in der Lage sind."

Sein Wunsch wird Befehl. Jetzt ist dem Paradigma der neuen Interpretation eine autoritäre Verkleidung gegeben worden, mit einem ausdrücklichen "macht weiter" für die künstliche Empfängnisverhütung durch einen der respektiertesten Theologen des Papstes, Maurizio Chiodi, Professor für Moraltheologie an der Theologischen Fakultät von Norditalien und neu ernanntes Mitglied der Päpstlichen Akademie für das Leben und bereits Autor eines 2006 veröffentlichten  Buches "Ethik des Lebens", das die Legitimität der Künstlichen Befruchtung verteidigt.

Die Autorität seiner Postion wird durch zwei miteinander zusammenhängende Tatsachen bestätigt.

Die erste, ist der Kontext, in den Chiodi diese neue Interpretation von "Humanae Vitae" gestellt hat- eine Konferenz an der Päpstlichen Gregoriana-Universität am 14. Dezember anläßlich eines Treffens zum 50. Jahrestag der Veröffentlichung dieser Enzyklika, das von der Moraltheologischen Fakultät der Universität organisiert wurde, die vom Argentinischen Jesuiten Humberto Miguel Yanez, einem Protegé Bergoglios, geleitet wird,

Die amerikanische Journalistin Diane Montagna hat bei LifeSiteNews am 8. Januar eine detaillierte Zusammenfassung dieser Konferenz gegeben, die lebhafte Reaktionen  von den Verteidigern der angefochtenen Enzyklika auslöste.





" Neues Mitglied der Akademie für das Leben benutzt Amoris Laetitia um zu sagen, daß einige Umstände Empfängnisverhütung erfordern."

Aber jetzt ist da mehr. Am Sonntag, 28. Januar, wurde Chiodis Konferen an prominenter Stelle von der Zeitung der Italienischen Bischofskonferenz "Avvenire" in der monatlichen Beilage "Wir, Familie & Leben" mit einem Kommentar vorgestellt, mit dem Titel: "Von Papst Montini zu Franziskus, Entwicklung in Treue", in dem steht:

"Es ist eine Position [die von Chiodi] die mit Autorität ihren Platz in der aktuellen Debatte einnimmt und das darf nicht als ein Überrennen oder eine Kritik an Humanae Vitae verstanden werden, ein Text der die Frucht einer prophetischen und mutigen Entscheidung in der historischen Situation der Zeit
ist, in der Papst Montini ihn konzipiert hat, nicht ohne Qualen und nicht ohne geklärt zu haben, daß 
das eine Sache eines Lehramtes ist, das diesbezüglich weder unfehlbar noch unreformierbar ist, 
die Überlegung des Theologen muß als ein Vorschlag verstanden werden, der darauf abzielt, eine Entwicklung der Tradition darzustellen.
Und eine Tradition, die lebendig sein soll und weiter zu Frauen und Männern unserer Zeit sprechen soll, darf nicht zu einem Fossil werden, sondern muß dynamisch bleiben, was heißen soll, mit einer sich verändernden Gesellschaft Schritt halten.
Pater Chiodi hat den Mut, das Problem zu definieren, das von einigen Theologen und Fachleuten für pastorale Praxis angesprochen wird.
Sind natürliche Verhütungsmethoden wirklich die einzig Möglichkeit der Familienplanung? "

Der Kommentar endet, wie man sieht, mit einem Fragezeichen. Das jedoch ein ganz und gar rhetorisches ist. Die Ideen, die Chiodi bei seiner Konferenz präsentierte, sind nicht hypothetisch sondern affirmativ. Es gibt Umstände -behauptet er- die nicht nur andere, nichtnatürliche Methoden der Geburtenkontrolle erlauben sondern "erfordern" 
[....]

"Humanae vitae" im Licht von Amoris Laetitia neu lesen"

Nachdem er wieder die "subjektive Verantwortung des Gewissens und die essentielle Beziehung zwischen Norm und Unterscheidungsvermögen " im Sinne der postsynodalen Exhortation diskutiert hat, stellt Chiodi die Frage, ob "natürliche Methoden die einzige Form verantwortungsbewußter Fortpflanzung sein könnten /sollten."

Und hier sind die Schlussfolgerungen, zu denen er kommt:

"Die Praxis natürlicher Fruchtbarkeitsregulierung bezeugt den verantwortungsbewußten Charakter der Procreation, die auch besagt, daß Procreation nicht Creation bedeutet. Die Methode aber bestätigt mehr als sie von sich aus garantieren kann. Sie offenbart einen Sinn, der sie transzendiert. 
Wenn es die Verantwortung bei der Zeugung ist, auf die sich  "diese Methoden" bezieht, dann kann man verstehen, wie in Situationen, in denen diese unmöglich oder nicht praktizierbar sind, andere Verhütungsmethoden erforderlich sind. In diesen Fällen leugnet ein "technologisches Eingreifen nicht die Verantwortung der procreativen Beziehung, ebenso wie eine eheliche Beziehung, die natürliche Methoden befolgt, nicht automatisch  verantwortungsbewußt ist."

"Das Bestehen des Lehramtes auf natürlichen Methoden kann nicht als Norm, die sich auf sich selbst bezieht,  interpretiert werden, noch als Konformität mit dem Gesetz der Biologie, weil die Norm sich auf das Gut der ehelichen Verantwortlichkeit und die physischen Gesetze der Unfruchtbarkeit bezieht, die einem Körper und menschlichen Beziehungen eingeschrieben sind, nicht auf biologische Gesetze reduziert werden kann.

"Die Technologie kann unter bestimmten Umständen die Bewahrung der verantwortlichen Qualität des sexuellen Aktes erlauben. Deshalb kann sie nicht a priori abgelehnt werden, wenn die Geburt eines Kindes auf dem Spiel steht, weil das auch ein Handeln ist, das Unterscheidungsvermögen erfordert -auf Basis moralischer Kriterien, die nicht auf eine deduktive Anwendung der Norm reduziert werden kann."

Das ist es, wie "Avvenire" -zum Wohl des Lesers- im Zentrum der Seite, Chiodis Neuinterpretation von "Humanae Vitae".

"Wenn es Situationen gibt, in denen natürlich Methoden unmöglich oder nicht praktikabel sind, müssen andere Wege gefunden werden, weil verantwortungsbewußte Procreation nicht ignorieren kann, was Technologie anbietet."

Es ist hiflreich hinzuzufügen. daß am 27. Januar - dem Tag vor der Neuveröffentlichung dieser Konferenz von Chiodi, MSgr. Vincenzo Paglia, Präsident der Päpstlichen Akademe für das Leben und Großkanzler des Johannes-Paul II-Institutes- in einem Interview mit der Zeitung der italienischen Bischofskonferenz auf Humanae Vitae anspielt und sagt, daß "weitere Untersuchungen auf dem Gebiet der Verantwortung bei der Procreation durchgeführt werden müssen" weil, "die Normen, dazu da sind, menschliche Wesen zu beleben, nicht Roboter zu bedienen" und deshalb "einen Prozess der Evaluation brauchen, die das Ganze der konkreten Umstände mit einbeziehen und die Beziehungen, in der die Person sich befindet."


Und sogar bevor Chiodi seine Konferenz in der Gregoriana veranstaltete, hat Bischof Luigi Bettazzi, 94, einer der sehr wenigen noch lebenden Bischöfe, die am II. Vaticanischen Konzil teilgenommen haben, "Avvenire" am 29. Oktober 2017 gesagt, daß 50 Jahre nach "Humanae Vitae" die Zeit gekommen ist, diese Frage zu überdenken" weil "es sind nicht die Doktrinen, die sich ändern, sondern wir selber im Laufe der Jahre, die wir ihre Bedeutung immer besser verstehen können und sie im Zeichen der Zeit interpretieren." 

Außerdem, hat seit dem letzten Frühjahr die im Vatican eingerichtete Kommission schon daran gearbeitet, die Entstehung von "Humanae Vitae" vom historischen und dokumentierenden Gesichtspunkt aus zu rekonstruieren.

Ihre Mitglieder sind die Monsignores Gilfredo Marengo und Pierangelo Sequeri vom Johannes-Paul-II Institutes, Angelo Maffeis vom Paul-VI-Institut in Brescia und der Historiker PhilippeChenaux von der Päpstlichen Lateran-Universität.

Marengo und Paglia haben geleugnet. daß die Arbeit der Kommission mit den Inhalten von "Humanae Vitae" zu tun habe, viel weniger noch mit einer Neuinterpretation.

Aber es ist nur allzu klar, daß das Neubeschreiten des tumultösen Weges der Vorbereitung dieser Enzyklika- wo schon damals die Kreise, die eine künstliche Empfängnisverhütung vorzogen, stärker  waren und mehr Druck ausgeübt haben, als jene die Paul VI folgten, nur dem im Gange befindlichen Paradigmenwechsel nützen kann.

Quelle: Sandro Magister, Settimo Cielo

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