Mittwoch, 2. Mai 2018

Sandro Magister, zum morgigen Treffen der 7 Bischöfe mit dem Präfekten der Glaubenskongregation zum Thema Interkommunion

Bei Settimo Cielo kommentiert Sandro Magister das für morgen im Vatican geplante Treffen zur Interkommunion -wie die DBK sie in ihrer "pastoralen Handreichung" vorschlägt.
Hier geht´s zum Original:   klicken

"EIN KARDINAL, SIEBEN BISCHÖFE UND VIER NEUE "DUBIA". DIESES MAL ZUR INTERKOMMUNION."

Am vergangenen Samstag, 28. April, hat Papst Franziskus den Präfekten der Glaubenskongregation, den Jesuiten Erzbischof Luis F. Ladaria Ferrer in Audienz empfangen, der vom Sekretär der Kongregation Giacomo Morandi begleitet wurde.

Es ist einleuchtend, sich vorzustellen, daß sie über den bevorstehenden Zusammenstoß zwischen den deutschen Bischöfen über die Möglichkeit, protestantischen Ehepartnern von Katholiken die Kommunion zu spenden, gesprochen haben.

Das bestätigt in der Tat die Bekanntmachung des Vaticanischen Pressebüros vom 30. April, daß es am 3. Mai ein Treffen im Vatican geben wird, bei dem genau diese Frage angesprochen wird.

Aber wie hat dieses Thema seinen Weg in die Agenda geschafft? Schauen wir  noch einmal zurück.

Am vergangenen 20. Februar hat die DBK mit großer Mehrheit Instruktionen in einer "pastoralen Handreichung" zugestimmt,-die von Kardinal Reinhard Marx, dem Vorsitzenden dieser Konferenz, zwar noch nicht veröffentlicht aber sofort in ihren Hauptaussage präsentiert wurde, die besagt, wann, wie und warum man eine solche Kommunion zulassen sollte- weit über die seltenen Fälle extremer Not-wie sie im Kanonischen Recht vorgesehen sind- hinaus.

Aber 13 Bischöfe haben dagegen gestimmt. Und sieben von ihnen, einscbließlich eines Kardinals, haben am 22. März ihre "dubia" nach Rom geschickt, per Brief an den Präfekten der Glaubenskongregation  und um Klarstellung gebeten.
Kopien dieses Briefes haben sie auch an Kardinal Kurt Koch, den Präsidenten des Päpstlichen Rates für die Einheit der Christen, an Juan Ignacio Arrieta Ochoa de Chincetu, den Sekretär des Päpstlichen Rates für Gesetzestexte und an den Apostolischen Nuntius in Deutschlan, Nikola Eterovic, geschickt.

Die sieben Unterzeichner des Briefes sind Rainer Woelki, Kardinal Erzbischof von Köln, Ludwig Schick, Erzbischof von Bamberg, Gregor Hanke, Bischof von Eichstätt, Konrad Zsardam Bischof von Ausgburg, Wolfgang Ipolt, Bischof von Görlitz, Rudolf Voderholzer, Bischof von Regensburg und Stefan Oster, Bischof von Passau.




Es ist hilfreich daran zu erinnern, daß  Woelki zuerst Sekretär und dann Nachfolger Kardinal Joachim Meisners in Köln war, eines engen Freundes Joseph Ratzingers und eines der vier Unterzeichner der berühmten "Dubia" zur richtigen Interpretation von "Amoris Laetitia" -die wegen einer fehlenden Antwort des Papstes immer noch ungelöst sind.
Und man muß sich erinnern, daß Voderholzer zuerst Gerhars Müllers Assistent an der Theologischen Fakultät der Universität München war, dann sein Nachfolger als Bischof von Regensburg und schließlich Berater der Glaubenskongregation, nachdem Müller ihr Präfekt geworden war.
Außerdem sind die beiden Herausgeber der Opera Omnia von Joseph Ratzinger, Benedikt XVI.

Am 4. April erschienen Nachrichten über den Brief in verschiedenen deutschen Zeitungen- und riefen eine sofortige polemische Reaktion von Kardinal Marx hervor. Und in den nächsten paar Tagen wurde klar, daß Ladaria seine Antwort bereits geschickt hatte. Die Bischofskonferenz leugnete diese Information teilweise. Aber am 15. April  wurde bestätigt, daß dieses Gipfeltreffen bald im Vatican staatfindet- natürlich unter der Leitung von Papst Franziskus- um diesen Konflikt zu bereinigen.

Die deutsche Delegation zum Gipfeltreffen am 3. Mai besteht aus Kardinal Marx, der Bischof von Münster Feix Glenn, der Bischof von Magdeburg Gerhard Feige, der Bischof von Speyer Karl-Heinz Wiesemann, der Generalekretär der Bischofskonferenz Hans Langendörfer, ein Jesuit,- aller Unterstützer der "pastoralen Handreichung" und als Repräsentanten der Dissidenten Kardinal Woelki und der Regensburger Bischof Voderholzer.

Der Vatican wird durch den Präfekten der Glaubenskongregation Ladaria und dem Leiter ihrer Abteilung für die Doktrin, Hermann Geissler, von Kardinal Koch und dem Untersekretär des Päpstlichen Rates für legislative Texte Markus Graulich, alle bißchen widerwillig, die aktuelle Disziplin zu ändern.

Weitere Unterstützung für den Brief der sieben Bischöfe kam am 20. April von Kardinal Gerhard Müller, ihrem Landsmann und vorletzten Präfekten der Glaubesnkongregation.

Nach Müllers Urteil,  würde die Offenheit für die Interkommunion der deutschen Bischöfe in einen "kirchlichen Nihilismus" münden, "der einen Abgrund öffnet, der am Ende die Kirche verschlingt."

Müller hat seine Argumente auf der website von "First Things" in den USA und in Italien bei "La Nuova Bussola Quotidiana" veröffentlicht.
Natürlich wird er an dem Treffen im Vatican nicht teilnehmen .

Am 25. April hat Edward Pentin im National Catholic Register den vollständigen Brief der sieben Dissidenten-Bischöfe in einer englischen Übersetzung veröffentlicht.

Unter den vier "dubia", für die die Unterzeichner um Klarstellung durch die Glaubenskomgregation bitten ist die radikalste diese:
"Ist es einer einzelnen nationalen Bischofskonferenzin einer bestimmten Sprachregion möglich, in einer solchen Frage zum Glauben und der Praxis der universalen Kirche eine so isolierte Entscheidng zu treffen, ohne Bezugnahme und Integration zur/ in die universale Kirche? "

Was hier auf dem Spiel steht, ist das gegenwärtige Ziel dieses "Differenzierungsprozesses, der von Papst Franziskus bei den nationalen Bischofskonferenzen "als Träger spezifischer Aufgaben, einschließlich einer genuinen doktrinale Autorität" (Evangelii Gaudium, 32) in Gang gesetzt wurde.

Was die Frage der Kommunion für protestantische Ehepartner angeht, ist wohlbekannt, daß Franziskus, die Regeln lockern möchte.  Und es wird von einem anderen deutschen Kardinal, Walter Kasper, als sicher aangenommen, der auch der Theologe des Papstes ist.

Was diesem Konflikt zugunde zu liegen scheint,ist genau dieser Prozess der "Dekonfessionalisierung"  der Katholischen Kirche- in Nachahmung dessen. was bereits im protestantischen Lager passiert ist- wie ihn der Kirchenhistoriker Roberto Pertici in Settimo Cielo als charakteristisch für Papst Franziskus´ neuen Kurs identifiziert hat:

"Bergoglios Reform wurde schon früher geschrieben. Von Martin Luther" 

Und hier der Brief der sieben Bischöfe vom 22. März an den Präfekten der Glaubenskongregation, Luis Francisco Ladaria Ferrer.

"Eminenz, liebe Mitbrüder,
in der Zeit vom 19.-22. Februar 2018 haben sich die deutschen Bischöfe zu ihrem Frühlings-Generalversammlung in Ingolstadt getroffen.

Unter der Themennnummer IL1 der Agenda wurde den Bischöfen eine sog. "pastorale Handreichung" der Ökumenischen Kommission überreicht, mit dem Titel: "Auf dem Weg zur EInheit der Christen. Beichte, Ehe und gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie" - zur Beratung und Entscheidungsfindung.
Gemäß dem Text leben gemischt-konfessionelle Paare als"praktisches Versuchslabot der Einheit" -wie die getrennten Kirchen, die gemeinsam auf dem Weg zum Ziel sind. Wegen der Wichtigkeit der Ehe zwischen protestantischen und katholischen Christen in Deutschland respektiert das Statement "den Schmerz [jener...] die ihr ganzes Leben teilen, aber  Gottes rettende Gegenwart im Eucharistischen Mahl  nicht."
Nach der gemeinamen Erklärung zur Erinnerung an die Reformation 2017 soll die Handreichung eine freiwillige Bemühung sein, gemischtkonfressionellen Ehen jede Unterstützung zu geben, ihren gemeinsamen Glauben und die religiöse Erziehung ihrer Kinder zu fördern"- konkrete Hilfe und Regulierung anzubieten, wie gemeinsam mit der Protestantischen Kirche in Deutschland in ökumenischen Buß-und Versöhnungsgottesdienst am 11. März 2017 in der Michaeliskirche formuliert.

Demgemäß soll die Öffnung für Protestantische Christen in konfessionellen Mischehen zum Empfang der Kommunion nach Kanon 844 (4) CIC 1983 ermöglicht werden, wenn eine "gravis spiritualis necessitas" (großer spiritueller Notwendigkeit) wegen der konfessionellen Unterschiede der Ehe gemäß dem Dokument akzeptiert wird.

Am 20. Februar 2018 wurde in der Versammlung über die obengenannten Ehen und die gemeinsame Teilnahme an der Eucharistie abgestimmt. Dem Dokument wurde mit einer 2/3-Mehrheit der deutschen Bischöfe zugestimmt. Von den 60 anwesenden Bischöfen haben 13 mit nein gestimmt, einschließlich 7 Diözesanbischöfen. "Modi" (Verbesserungen) können bis zum 16. März eingereicht werden, aber die werden die grundsätzliche Annahme des Dokuments nicht mehr in Frage stellen können.

Persönlich halten wir das Abstimmungsergebnis vom 20. Februar nicht für richtigm weil wir nicht glauben, daß das Thema, das wir hier diskutieren, ein pastorales ist, sondern eine Frage des Glaubens und der Einheit der Kirche, über die nicht abgestimmt werden kann. Wir bitten Sie, Eminenz, also diese Sache klarzustellen.

1. Ist das hier vorgelegte Dokument eine "pastorale Handreichung" -wie manche deutschen Bischöfe versichern- und so einfach nur eine pastorale Frage, oder geht es eher fundamental um den Glauben und die Einheit der Kirche- als hier behauptet wird?

2. Relativiert Artikel 58 des Dokuments nicht den Glauben der Kirche-nach dem die Kirche Jesu Christi in der Katholischen Kirche verwirklocht ist (subsistit) und ist es daher nötig, daß ein Envangelischer Christ, der den Katholischen Glauben im Hinblik auf die Eucharistie teilt nicht auch Katholik werden?

3. Nach den Nr. 283 bis 293 ist es nicht primär das Verlangen nach der Eucharistischen Gnade, die das Kriterium für (schwere spirituelle) Verzweiflung ist, sondern eher das gemeinsame Empfangen der Kommunion der Eheleute, die verschiedenen Konfessionen angehören. Unserer Meinung nach, ist diese Verzweiflung keine, die zur Ökumene zählt, also jeden Christen betrifft, der sich ernsthaft um Einheit bemüht. Unserer Ansicht nach ist dsás deshalb kein außergwöhnliches Kriterium.

4. Ist es überhaupt möglich, daß eine einzelne nationale Bischofskonferenz in einem speziellen Sprachraum eine isolierte Entscheidung treffen können, die eine solche Frage über den Glauben und die Praxis der gesamten Kirche betrifft, ohne Bezugnahme und Integration in die Universale Kirche?

Eminenz, wir haben viele andere fundamentale Fragen und Vorbehalte üder die im Dokument vorgeschlagene Lösung. Deshalb stimmen wir für den Verzicht auf eine Ausnahmeregelung und dafür, daß wir im ökumenischen Dialog eine klare Lösung für das Gesamtproblem der "eucharistischen und der kirchlichen Gemeinschaft" finden, die für die gesamte universale Kirche gilt.

Wir bitten um Ihre Hilfe-im Licht unserer Zweifel- ob die Lösung, die in diesem Dokument präentiert wird, mit dem Glauben und der Einheit der Kirche vereinbar ist.

Wir erbitten Gottes Segen für Sie und Ihre verantwortungsvolle Arbeit in Rom und grüßen Sie herzlich
Cardinal Rainer Woelki (Köln)
Erzbishof Ludwig Schick (Bamberg)
Bischof Gregor Hanke (Eichstätt)
Bischof Konrad Zdarsa (Augsburg)
Bischof Wolfgang Ipolt (Görlitz)
Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg)
Bischof Stefan Oster (Passau)

Quelle: Settimo Cielo, Sandro Magister

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