Sonntag, 1. Juli 2018

Wozu sind Rom, die Glaubenskongregation und der Papst gut, wenn das "entscheidet ihr" gilt?

Das fragt sich Marco Tosatti bzgl. der verwirrenden Gemengelage um die "Orientierungshilfe" alias "pastoralen Handreichung" der DBK zur Interkommunion, diesbezüglichen Briefen, Indiskretionen und Winkelzügen von interessierter Seite.
Hier geht´s zum Original bei La Nuova Bussola Quotidiana:  klicken

THEOLOGISCHE VERWIRRUNG

"WENN DIE INTERKOMMUNION DEM "ENTSCHEIDET IHR" ÜBERLASSEN WIRD"

"Es soll nicht den Bischofskonferenzen sondern den einzelnen Bischöfen überlassen werden, was bzgl. der Interkommunion zu tun ist. Eine absolut unerhörte Parzellierung eines zentralen Themas - wie der Eucharistie. 

"Macht Ihr es" war ein guter Bischof" sagten meine Altvorderen scherzend, wenn sie die Verantwortung für ein Ja oder ein Nein nicht übernehmen wollten.  Aber paßt  "macht ihr es" zur Rolle des Pontifex der Katholischen Kirche?
Erlauben Sie mir, da einige Zweifel zu haben. Ich erinnere an sehr klare Sätze von JEMANDEM über das Binden und Lösen z.B. oder in denen über Felsen und Steine gesprochen wird.
Aber das, was wir heute zum Thema Eucharistie miterleben, die Christen anderer Konfessionen -insbesondere Protestanten -´gegeben oder nicht gegeben werden soll, scheint mir genau das zu sein.
Vielleicht täuschen wir uns, und wir wären sehr glücklich, wenn es so wäre.

Rekapitulieren wir. Die deutsche Bischofskonferenz hat eine pastorale Handreichung vorbereitet, die es protestantischen Ehepartnern von Katholiken erlaubt, die katholische Eucharistie zu empfangen. Das basiert auf einer -von vielen als extensiv beurteilten- Interpretation des 4. Paragraphen von Kanon 844 CIC, der besagt:

§4 Wenn Todesgefahr besteht, oder nach dem Urteil des  Diözesanbischofs oder der Bischofskonferenz eine andere schwerwiegende Notwendigkeit, dürfen die katholischen Priester diese Sakramente auch anderen Christen spenden, die nicht in voller Kommunion mit der Katholischen Kirche sind, die keinen Hirten der eigenen Gemeinschaft erreichen können und spontan darum bitten, vorausgesetzt, sie bezeugen den katholischen Glauben an diese Sakramente und sind gut vorbereitet.

Todesgefahr oder andere schwerwiegende Notwendigkeiten- wir sind sicher die Letzten, die leugnen, daß eine Ehe etwas schwerwiegendes ist, sogar gefährliches, sein kann - jedenfalls in einigen Fällen, aber mir scheint, arme Nichtwissende, die wir sind, daß der Kodex nur von einem einzigartigen dramatischen Fall spricht, nicht davon, jeden Sonntag in die Messe zu gehen. 




So haben auch einige Kardinäle gedacht (Müller, Brandmüller, Ejik und andere) und sieben Bischöfe - unter ihnen Kardinal Woelki aus der DBK: Die haben an Rom geschrieben und darum gebeten, daß Rom - und insbesondere die Glaubenskongregation - sich dazu äußert.

Die Glaubenskongregation hat sich geäußert - mit einem vertraulichen Brief, dessen Existenz von der DBK bestritten wurde, als einige Presseagenturen diese Existenz bekannt gaben - und in dessen zentraler Aussage von der Audienz des Präfekten Ladaria beim Papst die Rede ist : "Während dieser Audienz hat der Hl. Vater klargemacht, daß er es nicht für angemessen hält, das zitierte Dokument jetzt zu veröffentlichen"
Der Brief vom 10. April lud auch einige deutsche Bischöfe für den Mai zu einem Besuch und einem Treffen mit der Glaubenskongregation nach Rom ein. 

Am 5. Juni hat Sandro Magister den Text des Briefes veröffentlicht, den Ladaria an die Bischöfe geschrieben hat, die an dem Treffen teilgenommen hatten. Darin wird gesagt, daß der Pontifex denkt. "daß dieses Dokument nicht zur Veröffentlichung reif ist". 
In seinem Brief  stellt Ladaria klar, daß es drei essentielle Gründe gibt, aus denen das Dokument der deutschen Bischöfe nicht veröffentlicht werden kann: "Die Frage der Zulassung protestantischer Christen, die in interkonfessioneller Ehe leben, zur Kommunion, ist ein Thema, das an den Glauben der Kirche rührt und für die universale Kirchs von Bedeutung ist"- 
"Eine solche Frage hat Einfluss auf die ökumenischen Beziehungen zu anderen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften, die man nicht unterschätzen darf", " Das Thema betrifft das Kirchenrecht, vor allem die Interpretation von Kanon 844 des CIC. Weil es in einigen Sektoren der Kirche in dieser Hinsicht offene Fragen gibt. sind die zuständigen Dikasterien des Hl. Stuhls bereits damit befaßr, auf der Ebene der Universalen Kirche eine rechtzeitige Klarstellung zu diesen Fragen zu formulieren,"
Insbesondere- sagt Ladaria- scheint es angemessen zu sein, den Diözesanbischöfen das Urteil darüber zu überlassen, ob "eine schwerwiegende Notwendigkeit vorliegt."

Dann ist etwas passiert. Was das war, wissen wir nicht, aber nach einer Begegnung mit dem Pontifex ist Kardinal Marx mit einem argentinischen Durcheinander in deutscher Sauce nach Deutschland zurückgekehrt. Die Richtinien, die noch im Herbst diskutiert werden sollten, werden auf der Website der DBK als "Orientierungshilfe" zur Verantwortlichkeit der einzelnen Bischöfe" veröffentlicht. Aber das Dokument stammt von N.N. - das heißt, daß es keiner Organisation und keiner Kommission zuzuordnen ist - auch  nicht der Bischofskonferenz selbst. 
Das - gestehen Sie mir das zu - ist absurd. 
Es scheint, daß Marx am Ende dieses Dokuments ein "F" (Franziskus) erhalten hat.

Ziehen wir also die Summe aus diesem Durcheinander, in einer letzten Analyse will man also die Entscheidung, was zu tun ist, nicht den Bischofskonferenzen überlassen (weil das eine Rückwirkung auf die Universale Kirche hätte und dieselbe wahrscheinlich klar und deutlich zu einem schönen "Nein" zwingen würde) sondern in Einzelfällen den einzelnen Bischöfen. 
Eine unerhörte, absolute Zerstückelung bei einem zentralen Thema -wie dem der Eucharistie,
Es wäre interessant zu wissen, welche Hebel Kardinal Marx benutzt hat, um den Papst dazu zu bewegen, ein  Dokument als reif zu beurteilen, das einen Monat vorher (unveröffentlicht) unreif war.
Das ist etwas besonders Beunruhigendes und man könnte sich fragen, wozu Rom und die Glaubenskongregation und der Papst gut sind, wenn alles auf ein "macht ihr es" reduziert werden kann." 

Quelle: M. Tosatti, LaNuovaBussolaQuotidiana 
  

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