Montag, 8. Oktober 2018

Die dritte Synode des Pontifikates, der Gebetsaufruf des Papstes und die Eröffnungsworte von Kardinal Baldisseri

In seiner heutigen, montäglichen Kolumne bei Monday-in-the-Vatican kommentiert A. Gagliarducci den Gebetsaufruf von Papst Franziskus zum Beginn der Synode und die Eröffnungsworte von Kardinal Baldisseri.
Hier geht´s zum Original: klicken


"EIN BRIEF VON BENEDIKT XVI HILFT DABEI, DIE SCHWIERIGKEITEN DER SYNODE VON PAPST FRANZISKUS ZU VERSTEHEN."

"Die Wichtigkeit der dritten Synode im Pontifikat von Papst Franziskus scheint nicht in den Themen der Diskussion zu liegen sondern eher in der Tatsache, daß sie stattfindet, während Papst Franziskus selber bekräftigt, daß die Kirche angegriffen wird und alle Gläubigen bittet, jeden Tag im Monat Oktober den Rosenkranz zu beten und jeden Tag das Gebet Leos XIII zum Erzengel Michael zu rezitieren.

Der Gobelin, der den über den Drachen triumphierenden Hl. Erzengel Michael darstellt, ist nicht zufällig während der Eröffnungsmesse der Synode am 3. Oktober an der Fassade der Peters-Basilika  zur Schau gestellt worden. Und nicht zufällig ging dieser Synode eine Reihe von indirekten Anspielungen auf spezifische Themen von Papst Franziskus voraus, besonders in seinen Morgenpredigten in Santa Marta. Diese Serie von Anspielungen bezog sich auf die immer häufiger in der Öffentlichkeit erhobenen Vorwürfe und Angriffe.

Während der letzten Wochen hat Papst Franziskus das Schweigen gespriesen, und gesagt, daß der erste Schritt zur Umkehr die Selbstbezichtigung sei nicht die Beschuldigung anderer und bekräftigt, daß Gebet und Demut die Bischöfe vor dem Teufel bewahren, die Hirten gebeten bescheiden und milde zu sein wie Jesus und unterstricchen, daß der Teufel sich der Heuchler bedient.

In seiner Eröffnungsansprache für die Bischofssynode hat Papst Franziskus unterstrichen, daß "Klarheit in der Sprache und Demut beim Zuhören nötig sind". Kritisieren ist in Ordnung, aber es ist auch wichtig, daß die Kritik "ehrlich und transparent" ist- weil nur diese kritischen Meinungen konstruktiv und hilfreich sind, während "eitles Geschwätz, Klatsch und Tratsch " nicht helfen. 

Das Schlüsselthema ist am Ende der Kampf gegen den Teufel. Papst Franziskus stellt fest, daß die Kirche von einem blutigen Kampf betroffen ist und daß dieser Kampf auf innere Spaltung abzielt.

Verblüffend ist, daß der Aufruf zum Gebet nicht auf volle Zustimmung trifft. Dennoch gibt es diesen Aspekt. Papst Franziskus hat z.B. auch die Synodenväter gebeten, Pausen zu machen um zu beten und nach jedem zweiten Vortrag drei Minuten zu reflektieren.Und darüber hinaus hat Papst Franziskus entschieden, das Thema der angegriffenen Kirche anzugehen- auf die alte und bewährte Methode, auf die die Kirche immer zurückgegriffen hat: den Teufel zu bekämpfen.

Nichts Neues unter der Sonne, würde der aufmerksame Beobachter sagen.

Benedikt XVI hat -auf dem Gipfel der Angriffe gegen sein Pontifikat nachdem er die Exkommunikation der vier Lefebvre-Bischöfe einen Brief an die Bischöfe der Katholischen Kirche geschrieben.



Der Brief endete mit einem Zitat aus dem Brief des Hl. Paulus an die Galater. Der Apostel schrieb: Benutzt eure Freiheit nicht als Gelegenheit für das Fleisch, aber um durch die Liebe einer der Diener des anderen zu sein. Weil das ganze Gesetz in einem Wort erfüllt ist: "Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." Aber wenn ihr einer den anderen beißt und verschlingt, gebt Acht, daß nicht einer vom anderen konsumiert wird."

Benedikt XVI kommentierte das so: "Traurig zu sagen, daß es dieses "Beißen und Verschlingen" auch in der heutigen Kirche gibt, als Ausdruck einer falsch verstandenen Freiheit. Sollten wir überrascht sein, daß wir nicht besser sind als die Galater? Daß wir zumindest von den gleichen Versuchungen bedroht werden? Daß wir immer von Neuem den richtigen Gebrauch der Freiheit lernen müssen? Und daß wir immer von Neuem die oberste Priorität, die die Liebe ist, lernen müssen?"

Diese Worte bezeugen am Ende, daß es einen inneren Kampf innerhalb der Kirche mit eine lebhaften - sogar verrückten-Diskussion- immer gegeben hat. Es gab ihn auch während der letzten Pontifikates. Die Wahrnehmung, daß Papst Franziskus wegen seiner Reform eine besonders feindselige Umgebung erdulden muß ist nicht überzeugend. Sogar Benedikt XVI wurde wegen seiner Entscheidungen stark angegriffen.

Und das passierte auch Johannes Paul II und dem Sel. Paul VI, den Papst Franziskus am 14. Oktober heilig sprechen wird.

Um es -wie es der Brief Benedikts XVI zeigt- ganz klar zu sagen, das ist auch schon den ersten Aposteln passiert.

Benedikt XVI hat uns am Ende des Briefes daran erinnert, daß Maria uns lehrt, Vertrauen zu haben.  
Sie führt uns zu ihrem Sohn, in den wir unser ganzes Vertrauen legen können. Er wird uns führen- sogar in turbulenten Zeiten.

Papst Franziskus´Aufforderung täglich den Rosenkranz zu beten beinhaltet diesen Bezug zu Maria, wie es auch seine Verehrung Marias tut- seit Beginn seines Pontifikate geht Papst Franziskus zum Beten zur Ikone Maria Salus Populi Romani in Santa Maria Maggiore.

Die Frage ist, ob diese spirituellen Wurzeln in den Worten von Papst Franziskus verstanden wurden. Seit dem allersten tag der Snode besteht der Eindruck, daß spirituelle Themen nicht auf der Tagesordnung stehen.  Und das ist das wirkliche Problem bei dem Thema, da auf dem Spiel steht.

Erzbischof Charls J. Chaput von Philadelphia hat den Nagel auf den Kopf getroffen als er das Arbeitsdokument der Jugendsnode kritisierte und alle daran erinnerte, daß es wir eher mehr Glauben als mehr Soziologie brauchen. 

Das Thema Glaube fehlte in den Präsynodalen Diskussionen und es scheint seit dem II. Vaticanischen Konzil auch bei fast allen Diskussionen innerhalb und außerhalb der Kirche zu fehlen.

Die letzte hitzige Diskussion wurde durch die causa McCarrick ausgelöst - gefolgt von den beiden Briefen von Erzbischof Carlo Maria Viganò. Die Debatte hat gezeigt, daß auch Bischöfe ein politisches Vokabular benutzen und dann auf der einen oder anderen Seite gegeneinander  Stellung beziehen - wie das "einander beißen und verschlingen" das Benedikt XVI beklagt.

Wahr ist, daß Probleme gelöst und Fehler identifiziert werden müssen. Aber die Diskussion wird meistens durch positive oder negative Vorurteile verfälscht und auf Details verlagert.
Das Mißbrauchsthema, die angenommene Öffnung der Lehre oder die Kurien-Reform sind am Ende Diskussionen, die von einer größeren Agenda beeinflußt werden.

Theam ist nicht so sehr, was mit der Römischen Kurie zu tun ist, wie man effektiv den Mißbrauch bekämpfen kann, wie man im Licht der Christlichen Lehre Unterscheidung praktizieren kann, ohne die Lehre aufzugeben. Das Thema ist vielmehr, welches Modell von Kirche geschaffen werden soll und warum.

In vielen Fällen ist eine Protestantische Mentalität in die Kirche eingedrungen, ebenso wie eine Mentalität vor Effektivität zu jedem Preis -und auch eine soziologische Mentalität, die wahrscheinlich die wahre Wurzel des Problems sind. War es am Ende nicht ein Exzess an soziologischer Lesart der Wirklichkeit, die die Basis für die doktrinalen Fehler der Befreiungstheologei bildeten und die Armen und Entrechteten ins Zentrum  und Christus an die Seite stellten? 

Papst Franziskus´ Bitte um Gebete muß in diesem Sinn interpretiert werden. Papst Franziskus sollte sich nicht um Angriffe von außen sorgen sondern eher darum, wie seine Mitarbeiter die Realität interpretieren.

Während Papst Franziskus um offene Dokumente, konkrete pastorale Antworten  und jedermanns Gebete bittet, hat Kardinal Lorenzo Baldisseri, Generalsekretär der Synode, die Synode eröffnet und gesagt. daß "die jungen Leute sich nach einer Kirche sehnen, die hinausgeht, sich im Dialog mit der fortschreitenden Moderne engagiert und besonder in der Welt der neuen Technologien , deren Potential erkannt und richtig genutzt werden müsse."

Kardinal Baldisseri hat auch betont, daß die neuen Generationen "bei den kirchlichen Erneuerungsaktionen eine Hauptrolle spielen wollen" und "gemeinsam mit den Hirten beitragen möchten, eine evangelischere, mutigere, teinehmdender und missionarisches Kirche zu bauen."

Am Ende erinnern seine Worte an den Stil nach Umfragewerten erstellter politischer Manifeste. Sie lassen nicht an das Evangelium denken. Kardinal Baldisseris Worte kamen, nchdem er gesagt hatte, daß er keine Bezugnahme auf LGBT- Individuen als Kategorie aus dem Arbeitsdokument der Synode entfernen werde. Kardinal Baldisseri sagte. daß das Arbeitsdokument den Terminus LGBT benutzt habe, weil es damit dem von den jungen Menschen in der Präsynode formulierten Dokument folge.

As er zu diesem Thema befragt wurde, sagte Kardinal Baldisseri, er werde gar nichts ändern und daß Dokument veröffentlicht und diskutiert sei. Diese Stellungnahme zeigt die Macht des Generalsekretärs, die in der Synode immer zentraler wird.

Die neue Regelung hat die Struktur der Synode zentralisiert, während das Thema des Zuhörens nur ein Vorwand zu sein scheint, um jede Entscheidung im Namen einer "moralischen Einstimmigkeit" zu rechtfertigen, die mit der Wahrnehmung des Synodenkonsens übereinstimmt.

Noch einmal:  Papst Franziskus´ Forderungen wurden gemäß einer politischen, kurzsichtigen  Perspektive erfüllt. Es ist leicht vorherzusehen. daß die Struktur der Bischofssynode bald erneuert werden muß. 

Thema wird nicht mehr sein, welchen doktrinalen Begriffen im Namen der moralischen EInstimmigkeit zustimmen wird. Thema wird sein, wie die Bischöfe am Leben der Kirche teilnehmen und wie sie in der Lage sein werden,den Glauben weiterzugeben.

Quelle: Monday in the Vatican, A. Gagliarducci

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