Montag, 11. März 2019

Die Wahl von Papst Franziskus jährt sich zum sechsten mal - welches sind sie großen Herausforderungen seines Pontifikates?

In seiner montäglich-wöchentlichen Kolumne bei "Monday in the Vatican" kommentiert A. Gagliarducci heute den sechsten Jahrestag der Wahl von Papst Franziskus, die Erwartungen und die Realität seines Pontifikates und seine aktuellen Herausforderungen.
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"PAPST FRANZISKUS´ PONTIFIKAT WIRD SECHS. UND JETZT?"

Der Vorabend des 6. Jahrestages von Papst Franzikus´Pontifikat wurde durch die Meldung schockiert, daß Kardinal PhilippeBarbarin, Erzbischof von Lyon, wegen Vertuschung von Mißbrauch zu 6 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Das wahr wohl ein Hinweis darauf, daß dieses Jahr für Papst Franziskus nicht leicht werden wird. 

Kardinal Barabrins Urteil geht mit dem Schuldspruch gegen Kardinal Pell zusammen. Beide Prozesse weisen Ähnlichkeiten auf.

Kardinal Pell legt Revision ein,. Er wurde wegen Mißbrauchs im Jahr 2002 beschuldigt und trat selber von der Leitung der Erzdiözese Melbourne zurück, um seinen Namen reinzhuwaschen. Sogar schon damals gab es viele Zweifel an den Vorwürfen gegen ihn.

Auch Kardinal Barbarin wird Revision einlegen. Er wurde bereits 2016 von den gleichen Leuten wegen der selben Anschuldigungen für unschuldig befunden, wenn die Medien das auch nicht hervorgehoben haben. Der Prozess gegen ihn fand statt, weil in Frankreich eine direkte Anklage möglich ist und deshlab der Beklagte sofort vor Gericht kommt. Das ist passiert und Kardinal Barbarin stand schon vor Gericht, während noch weitere angebliche Opfer sich meldeten und es sogar eine Dokumentation gab, die die Öffentliche Meinung gegen den Erzbischof von Lyon aufbrachte.

Kardinal Barbarin hat schon angekündigt, daß er als Erzbischof von Lyon zurücktritt. Sofort haben Medientberichte unterschwellig angedeutet, daß er auch den Kardinalstitel verlieren werde.
Das ist nicht wahr. Nur ein Papst kann das rote Birett entziehen und Barbarin wird Kardinal bleiben, auch wenn sein Rücktritt angenommen wird. 

Die Möglichkeit, die Kirche zu beeinflussen ist zu verlockend und die Presse hat immer versucht, das zu tun. Sie tat das vor dem Konklave 2013, als die Presse die Möglichkeit der Teilnahme einiger Kardinäle kritisierte, am Konklave teilzunehmen und der Hauptgrund war angebliche Vertuschung von Mißbrauch.

Der Druck führte zur Entscheidung des Hl. Stuhls Kardinal Keith O´Brien nicht am Konklave teilnehmen zu lassen. Kardinal O´Brien wurde wegen sexuellen Fehlverhaltens seiner Rechte und Pflichten enthoben. 





Der Druck veranlaßte auch das Staatssekretariat dazu, mit einer hart formulierten Note zu reagieren.
Das Staatssekretariat schrieb: "Die Freiheit des Kardinalskollegiums, das die Pflicht hat, den Römischen Pontifex zu wählen. ist vom Heiligen Stuhl immer stark verteidigt worden, um zu garantieren, daß seine Wahl ausschließlich auf der Abwägung zum Wohl der Kirche basiert."

Im Lauf der Jahrhunderte-fährt die Notre fort- "sahen sich die Kardinäle verschiedenen  Formen von Druck -auf einzelne Kardinäle und auf das Kollegium gegenüber, mit dem Ergebnis die Entscheidung zu konditionieren und sie politischen oder weltlichen Zwecken unterzuordnen."

Das Staatssekretariat beklagte schließlich, daß "in der Vergangenheit die sogenannten Mächte, also die Staaten, die Wahl des Papstes zu beeinflussen, jetzt das Gewicht der Öffentlichen Meinung als Instrument benutzt wird, oft auf Grund von Bewertungen, die den spirituellen Aspekt des Kirchenlebens nicht erfassen.

Aus diesem Grund endete die Note so: "während das Konklave näherrückt und die Kardinäle angehalten sind, in vollem Bewußtsein und vor Gott, ihre Wahl zu treffen"ist zu beklagen, daß jetzt immer mehr nicht verifizierte, nicht verifizierbare, ja sogar falsche Meldungen verbreitet werden und auch bei Menschen und Institutionen großen Schaden verursachen.

Das war 2013. Dieser Druck der Medien hat nie nachgelassen. Und der ist vielleicht das Haupthindernis dem sich Papst Franziskus im kommenden Jahr gegenüber sieht.

Das Gipfeltreffen zum Schutz Minderjähriger in der Kirche war der Versuch von Papst Franziskus eine Brücke zu den Medien zu bauen. In seiner Weihnachtsansprache an die Römische Kurie im Dezember hat Papst Franziskus die Medien dafür gepriesen, Licht in die Mißbrauchsfälle gebracht zu haben. In der Schlußansprache beim Gipfeltreffen im Febraur hat Papst Franziskus zugegeben, daß es am Ende Mediendruck gibt. 

Für dieses Jahr hat Papst Franziskus eine Reihe internationaler Reisen geplant: Bulgarien, Nord-Mazedonienwaren bereits geplant, ein- oder zweimal Afrika und fast sicher Japan. Thema aber ist, wie Papst Franziskus die Glaubwürdigkeit der Kirche aufrecht halen kann, besonders in der Mißbrauchskrise.

Papast Franziskus hat sich sehr engagiert, um dem klerikalen Mißbrauch entgegen zu wirken, Er hat eine Kommission zum Schutz Minderjähriger gegründet und sich mit den Opfern im Vatican getroffen.

Andererseits hat er versucht, die Dinge auszugleichen. Der Chile-Skandal wurde erst angegangen, als die Vorwürfe nicht mehrbestritten werden konnten: Papst Franziskus hat seine Prister bis zum letzten Augenblick verteidigt. Das selbe tat er auch in der Causa McCarrick, der sich der papst erst zuwandte, als die Dinge klar zu sein schienen.

Andere Beispiele: Erzbischof Gustavo Zanchetta wurde nicht aufgefordert von seinem Posten als Assessor der APSA zurückzutreten, einem Posten, der von Papst Franziskus für ihn zugeschnitten und eingerichtet wurde. Kardinal Pell konnte sich beurlauben lassen und hörte erst auf, Präfekt des Wirtschaftssekretariates zu sein, als seine Amtszeit ablief. Kardinals Wuerls Rücktritt alsErzbsichof von Washington nach Erreichen des Rücktrittsalters wurde vom Papst akzeptiert -mit einem Brief der ihn pries: Kardinal Wuerl ist immer noch apostolischer Administrator der Erzdiözese.

Papst Franziskus hat immer zum Prinzip "unschuldig bis zum Beweis der Schuld" gestanden. 
Das wird auch für Kardinal Barbarin gelten, der zurücktreten will, dessen Rücktritt aber nicht akzeptiert werden sollte, um eine gewisse Folgerichtigkeit bei der Behandlung der Themen beizubehalten.

Das sechste Jahr der Regierung von Papst Franziskus wird sich um diese Details drehen.
In letzter Zeit beschleunigen sich die Dinge und einige sprechen manche sogar über ein Ende-des-Pontifikates-Klima. Es sieht nicht so aus. Der Papst will jedoch sicher einige offene Fragen beantworten. obwoihl es viele offene Fragen gibt, scheint sich alles auf den Mißbrauch zu konzentrieren. Noch einmal haben die Medien die Agenda diktiert.

Sogar beim Gipfeltreffen wurde über das Thema gesprochen. Die Journalistin Valentina Alazraki sagte den Bischöfen, daß bei Transparenz Journalisten ihre besten Verbündeten und bei Vertuschung ihre schlimmsten Feinde sein könnten.

Wahrscheinlich unbewußt betonte Alazraki ausdrücklich, daß Journalisten eine Macht sind, während das Berichte sekundär wurde. Das wurde bei den Diskussionen hinter verschlossenen Türen, die dem Vortrag folgen, festgestellt. Außerhalb der Halle wurde diese Botschaft nicht wahrgenommen.

Wenn er als Macht wahrgenommen wird, hört Journalismus auf Journalismus zu sein. Er wird unausweichlich voreingenommen. Wenn er beschöließt auf der einen oder anderen Seite zu stehen, ist es nicht wichtig, ob er die richtige oder die falsche Seite wählt. Es gibt keine Objektivität und jeder schreibt aus seiner Perspektive. Journalismus hat jedoch eher die Aufgabe, der Wahrheit zu dienen als
irgendjemandes Verbündeter zu sein.

Papst Franziskus´ Pontifikat wurde mit der Erbsünde, ein neues Narrativ zu suchen, geboren. 

Idee war, ein medienfreundliches Pontifikat zu haben, fähig, der Kirch die Angriffe, deren Ziel sie war, zu ersparen.

Hinter dem Rücken von Papst Franziskus gab es eine starke Agenda- vom theologischen bis zum medialen Gesichtspunkt. Obwohl die Dinge nicht genau dieser Papst Franziskus aufgezwungenen Agenda folgen, ist das Gefühl, der Papst könnte die Kirche revolutionieren, immer noch da.

Dieses Gefühl wird nicht von Fakten gestützt sondern nur vom Eindruck, den der Papst mit seinem Tun und Sprechen macht, das oft vage, unklar und für viele Interpretationen offen ist.

De facto gab und gibt es nach sechs Jahren: eine so sehr erwartete Kurienreform, über die weltweit abgestimmt wird; das Image von Papst Franziskus das für die Erneuerung der Kirche nicht hilfreich war; ein weiteres Vatlileaks ; das Vorhandensein vieler Pressure-groups ( das wirkliche Thema ist nicht die Schwulenlobby per se); die Forderung an die Kirche, ihre Lehre zu ändern; und die Mißbrauchsdälle, die due Glaubwürdigkeit der Kirche untergraben- gibt es immer noch.

Nach sechs Jahren hat es die großen, erwarteten Revolutionen nicht gegeben. Papst Franziskus diskutiert mit jedem, trifft aber seine Entscheidungen allein,,  läßt Kollegialität beiseite und ersetzt sie durch die Wahrnehmung der Kirche als "Heilige Hierarchische Mutter". 

Aus einer anderen Perspektive haben wir eine Reihe verschiedener Themen, Einige Beispiele:

Papst Franziskus spricht oft von ideologischer Kolonisierung und verwendet starke Worte gegen Abtreibung und zur Verteidigung der natürlichen Familie; Papst Franziskus wiederholt, daß er nicht den Weg zur Zulassung verheirateter Preister ebnen wird und die Tatsache, daß dieses Thema bei der Spezialsynode für die Pan-Amazonas-Region sicher auf den Tisch kommt, nicht bedeutete, daß der Papst ihm zustimmen wird. Papst Franziskus hat oft bewiesen, daß er keinen doktrinalen Standpunkt einnimmt, und aus diesem Grund hat er nie auf die Diskussion geantwortet, die nach der Veröffentlichung von Amoris Laetitia aufkam.

Andererseits hat Papst Franziskus- über einige doktrinale Themen in der postsynodalen Exhortation hinaus- die Kirchenlehre zu Ehe und Familie nie geändert. Papst Franziskus hat unterstrichen, daß die Verteidigung des Lebens im größeren Rahmen der sozialen Gerechtigkeit gesehen werden muß, aber er hat die Lehre -und besonders nicht Humanae Vitae- nicht verändert, wie gedacht wurde.

Sechs Jahre später erleben wir jetzt ein Papsttum, das seine Glaubwürdigkeit wiedergewinnen muß, während die Säkulare Welt denkt, daß das nicht das erwartete Pontifikat ist.

Die Mißbrauchskrise kam wieder ins Spiel. Wie sollen die Mißbrauchsfälle gehandhabt werden?
Die Polizei muß die Möglichkeit haben, in Kirchenangelegenheiten einzugreifen, oder sollte der Hl.Stuhl sich mehr bemühen, seine Unabhängigkeit zu bewahren? 

Das ist jetzt die große Herausforderung für Papst Franziskus.

Quelle:Monday in the Vatican, A.Gagliarducci



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