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" Schweigen ist eine typische Reaktion bei Jorge Mario Bergoglio, jedesmal wenn er wirklich ernsthaft herausgefordert wird. Das hat er bei den Dubia der vier Kardinäle getan, bei den ungemütlichen Fragen des Ex-Nuntius in den USA, Carlo Maria Viganò und jetzt beim Beitrag des Papa emeritus.
Daß Franziskus mit dieser letzten Apologie des Schweigens auf die "Spannungen und Gifte, die mit den Anmerkungen Benedikts XVI verbunden sind, angespielt hat, ist nicht Frucht der Phantasie, wenn man bedenkt, daß das schwarz auf weiß von einem Santa Marta sehr nahe stehenden Reporter -wie Domenico Agasso- dem aktuellen Koordinator der website "Vatican Insider" niedergeschrieben wurde, die bis vor wenigen Monaten von Tornielli geleitet wurde und der sie immer noch überwacht.
In "Vatican Insider" folgte diese Exegese der päpstlichen Predigt vom 14. April zwei anderen Artikeln Agassos mit sehr vielsagenden Titeln:
"Franziskus und Ratzingers Schatten: ein Zusammenleben, das schwer auf dem Vatican lastet."
"Koexistenz zwischen zwei Päpsten ist nur dann möglich, wenn der Emeritus in der lage ist, unsichtbar zu bleiben."
Und mit diesen beiden Artikeln kam das fünfte Element ans Licht der Geschichte, das radikal negative Urteil, zu dem Papst Franziskus über die Veröffentlichung der Ratzinger-Notizen gekommen ist.
Franziskus behält sein Urteil für sich. Aber die verblüffende Harmonie der Äußerungen von ihm sehr nahe stehenden Personen erlaubt eine Interpretation dessen, was er denkt.
Diejenige, die am entschiedensten Stellung bezogen hat, war Stefania Falasca, eine Redakteurin der Zeitung der italienischen Bischöfe "Avvenire", aber vor allem langjährige Freundin Bergoglios -gemeinsam mit ihrem Ehemann Gianni Valente- Direktor der Vatican-Agentur "fides" , der auch in leitender Funktion bei "Vatican Insider" schreibt.
Es ist nützlich, sich an das erste Telefongespräch Bergoglios nach seiner Wahl zum Papst, am Abend des 13. März 2013 zu erinnern, mit keiner anderen als Stefania Falasca.
Und mindesten zweimal war der damalige Erzbischof von Buenos Aires in den Tagen, die dem Konklave vorangingen, zum Essen in ihrem Haus- wobei auch Tornielli anwesend war.
Also beschuldigte Falasca nach der Veröffentlichung des Ratzinger-Textes in zwei Tweets den Papa emeritus, zwei Vorschriften des Leitfadens "Apostolorum Successores" verletzt zu haben, die allen emeritierten Bischöfen auferlegen "sich auf keine Weise " beim amtierenden Bischof einzumischen und "auf keine Weise den Anschein einer Parallelautorität" zu erwecken.
Der erste von zwei Artikeln von Agaaso bei "Vatican Insider" zitiert die oben erwähnten Ausschnitte und benutzt sie, um zu behaupten, daß die Veröffentlichung der "Notizen" ein Gleichgewicht zwischen den beiden Päpsten gestört hat und daß es sogar zu einem "Bruch" gekommen sei. Und deshalb stelle sich die konstitutionelle Frage zur Rolle des emeritierten Papstes. " EIne Rolle, die de facto ein ungelöstes Durcheinander ist, die aber die Bergoglio-Apologeten jetzt benutzen, um Ratzinger zu befehlen, zu schweigen und "vor der Welt verborgen zu bleiben:"
Der Zweite Artikel greift auf das selbe Konzept zurück- in einem Interview mit Massimo Faggioli, Schüler der sogenannten "Schule von Bologna" und Professor an der Villanova-Universität in Philadelphia - auch er ist überzeugt, daß "das Problem in der zukünftigen Regelung der Rolle des Emeritus liegt" und daß es nötig sei, daß Benedikt XVI in der Zwischenzeit "unsichtbar bleibt."
Beide Artikel phantasieren auch über eine "externe Manipulation des Textes und auch der Person Ratzingers von Seiten nicht näher genannter Helfer.
Auf alle Fälle ohne auch nur ein einziges Wort zu sagen, das nicht gegenüber dem Inhalt der "Notizen" voller Verachtung ist- trotz ihrer großen Ernsthaftigkeit und Kontinuität zu dem, was Benedikt XVI 2010 in seinem erinnerunsgwürdigen Brief an die Irischen Katholiken geschrieben hat.
Aber da sind auch die, die feststellen "Sie wollen Benedikt XVI zum Schweigen bringen, weil er die Wahrheit sagt." Und das bringt uns zum sechsten Element der Geschichte,zum Interview Riccardo Casciolis mit Kardinal Gerhard Müller in La Nuova Bussola Quotidiana vom 15. April.
Das ganze Interview ist es wert, gelesen zu werden. Aber es gibt drei Passagen, in denen Müller die Freiheit der emeritierten Papstes verteidigt, "die Wahrheit zu sagen."
"Natürlich müssen emeritierte Bischöfe sich aus der täglichen Leitung der Kirche heraushalten, aber wenn es zu Lehre, Moral, Glauben kommt, sind sie durch göttliches Gesetz verplichtet, zu sprechen. Alle haben während ihrer Bischofsweihe gelobt, das "depositum fidei" zu verteidigen. Der Bischof und große Theologe Ratzinger hat nicht nur das Recht, sondern sogar die Pflicht zu sprechen und Zeugnis von der offenbarten Wahrheit abzulegen."
Die Apostel Petrus und Paulus, die Gründer der Römischen Kirche, haben ihr Leben für die Wahrheit gegeben,. Petrus und Paulus sagten nicht "Jetzt sind da andere Nachfolger, Timotheus und Titus, lassen wir sie öffentlich sprechen.". Sie haben bis zum´Ende ihres Lebens Zeugnis abgelegt- den ganzen Weg bis zum blutigen Martyrium."
"Muß eIn emeritierter Bischof , wenn er die Messe zelebriert, nicht die Wahrheit sprechen? Muß er nicht über die Unauflöslichekeit der Ehe spreche, nur weil andere amtierende Bischöfe neue Regeln eingeführt haben, die nicht mit dem Göttlichen Gesetz übereinstimmen? Es ist im Gegenteil so, daß die aktiven Bischöfe nicht die Macht haben, das Göttliche Recht in der Kirche zu ändern. Sie haben nicht das Recht, einem Priester zu sagen, daß er Menschen, die nicht in voller Kommunion mit der Kirche sind, die Kommunion spenden muß. Keiner kann das Göttliche Recht ändern, wenn es einer tut, ist er ein Ketzer, ist er schismatisch,."
Und das sind die Schlußbemerkungen im Interview:
"Kardinal Müller, welche Konsequenzen erwarten Sie von diesen Äußerungen Benedikts XVI? "
Kardinal Müller:
"Ich hoffe, daß einige endlich anfangen, das Problem des sexuellen Mißbrauch auf klare und richtige Art und Weise anzugehen. Klerikalismus ist die falsche Antwort.
Klerikalismus ist ein Mantra, das für Papst Franziskus der Grund für alle Übel in der Kirche zu sein scheint. "
*
Schließlich das siebte und aber nicht letzte Element der Geschichte: der Besuch von Franziskus bei Benedikt am Nachmittag des 15. April zu Ostern und für Geburtstagsgrüße -wie auf dem Foto des Vaticanischen Pressebüros gezeigt wird.
Genau in dieser Zeit kam auf der Titelseite des Osservatore Romano ein Leitartikel von Tornielli heraus, mit dem Titel "Dieser Weg der Buße, der die beiden Pontifikate vereint" , der auf dem harmonischen Eindruck besteht, den die beiden Päpste machen - im Hinblick auf die Hauptdokumente der betreffenden Pontifikate und erst kürzlich auch in den Notizen zu Gebet, Buße und der Umkehr der Herzen als Meisterweg zur Überwindung der Mißbrauchskrise .
Die beiden Dinge zusammen klingen wie ein Waffenstillstandssignal zu Beginn der Heiligen Woche.
Aber noch einmal: kein einziges Wort von Franziskus und seinem Sprecher über den Inhalt von Ratzingers Feststellungen über den Urgrund des Skandals.
Hier bleibt die Divergenz zwischen Franziskus und Benedikt bestehen. Und in dieser Sache ist die Entwicklung unvorsehbar,"
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