Samstag, 15. Juni 2019

Sandro Magister spricht über die Politischen Visionen Ratzingers und Bergoglios- Fortsetzung

Fortsetzung von hier  und hier im Original: klicken
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Es ist schwierig, wenn nicht unmöglich, auch nur eine Spur von Ratzingers Vision in der Idee der Politik zu finden, die in Papst Franziskus verwurzelt ist.
In Argentinien kam es kurz nach den Studenten- und Arbeiteraufständen in Paris und Los Angeles im Jahr 1969, in dem Bergoglio seine erste Messe feierte, zu einem Aufstand. 1970 -als er seine Gelübde ablegte- schlossen sich die Milizen dem Kampf der Montoneros an und  entführten und richteten den früheren  Präsidenten Pedro Aramburu hin.
Der damals 34-jährige Bergoglio, der vorzeitig ernannter Novizenmeister, trat voll und ganz dafür ein, Juan Domingo Perón zurückzubringen, der in jenen Jahren in Madrid im Exil lebte. Er wurde der geistige Leiter der jungen Peronisten der Guardia de Hierro, die eine starke Präsenz an der Jesuiten Universität Universidad del Salvador hatten. Und er behielt diese Militanz nach seiner überraschenden Ernennung zum Provinzial der Jesuiten von Argentinien 1973 bei, dem Jahr, in dem Perón ins Land zurückkehrte und seine Wiederwahl triumphal gewann.
Bergoglio gehörte zu den Verfassern des "Modelo nacional", dem politischen Testament, das Perón nach seinem Tod hinterlassen wollte. Und für all das zog er die wütende Feindschaft  einer guten Hälfte der argentinischen Jesuiten auf sich, die linker waren als er, besonders nachdem er, um die Finanzen der Gesellschaft Jesu zu stabilisieren, die Universidad del Salvador, die zum Verkauf angeboten wurde, an niemanden anders als an seine Freunde der Guardia de Hierro übergeben hatte. 
In diesen Jahren entwickelte der zukünftige Papst den „Mythos“ - sein Wort - des Volkes als Protagonist der Geschichte. Ein Wort, das von Natur aus Unschuld und unschuldig ist, ein Volk mit dem angeborenen Recht auf „Land, Heim und Arbeit“ - das er in Übereinstimmung mit dem „Hl. Volk Gottes“ sieht.



DER MYTHOS DES VOLKES
Aber zusätzlich zu seiner Lebenserfahrung wurde Bergoglios politische Vision auch durch den Unterreicht eines Lehrers geprägt,- wie er dem französischen Soziologen Dominique Wolton ihn einem buch-langen Interview verriet, das Wolton 2017 unter dem Titel "Politik und Gesellschaft" herausgegeben hat:




"Es gibt einen Denker, den Sie lesen sollten: Rodolfo Kusch, ein Deutscher der im Nordwesten Argentiniens lebte, ein ausgezeichneter Philosoph und Anthropologe,. Er eine Sache klar gemacht: daß das Wort "Volk" kein logischer Begriff ist. Es ist ein mythisches Wort. Man kann nicht logisch über Völker sprechen, um  zu verstehen, was die Werte eines Volkes sind, muß man in den Geist, in das Herz, in dei Arbeit, in die Geschichte in seine Mythen und Traditionen eindringen.
Dieser Punkt ist wirklich die Basis der sog."Theologie des Volkes". Das soll heißen, mit dem Volk zu gehen, zu sehen, wie es sich ausdrückt. Diese Unterscheidung ist wichtig. Das Volk ist keine logische Kategorie, es ist eine mythologische Kategorie."

Rodolfo Kusch (1922-1979), Autor sowohl von anthropologischen als auch Theater-Werken wurde von der Philosophie Heideggers inspiriert, zwischen "Sein " und "Zeit" -beschreibt durch den ersten Begriff- Logik- die rationalistische und dominierende Vision des westlichen Menschen und mit dem zweiten die Vision der eingeborenen Lateinamerikanischen Völker -  die im Frieden mit der Natur leben und durch einen "Mythos" beseelt sind.

Für Kusch ist die erste der beiden Visionen, die eurozentristische, intolerant und unfähig, die zweite zu erkennen, die er dagegen unterstreichen will und der er seine wichtigsten Untersuchungen widmete. Aus diesem Grund fand er sich selbst auch am Rand der Kultur der herrschenden Eliten wieder, dagegen aber in Bergoglio einen Bewunderer.

MIT DEN VOLKSBEWEGUNGEN

Deshalb bedarf es laut Bergoglio "eines Mythos, um dieses Völker zu verstehen". Und er hat diesen Mythos als Papst wiedergegeben, vor allem, wenn er er die "populären Bewegungen " um sich versammelt hat, Das hat er bisher dreimal getan: das erste mal 2014 in Rom, das zweite mal 2015 in Santa Crus de la Sierra, Bolivien, das dritte mal 2016 wieder in Rom. Jedesmal putscht er die Zuhörer durch endlose Reden auf, jede ungefähr 30 Seiten lang, die wenn man sie zusammensetzt, das politische Bekenntnis dieses Papstes ergeben.

Die Bewegungen, die Franziskus zu sich ruft, sind keine, die er gegründet hat, sie bestanden vor ihm. Es gibt nichts offen Katholisches bei ihnen. Teilweise sind sie Erben der erinnerungswürdigen antikapitalistischen und Antigloablisierungs-Treffen in Seattle und Porto Alegre und der Vielzahl von Ausschüssen, aus denen der Papst "diesen Strom moralischer Energie hervorbrechen sieht, von dem das Einbinden der Ausgeschlossenen in das Haus des gemeinsamen Schicksals ausgeht." 

Es sind diese "von der Gesellschaft Ausgegrenzten" denen Franziskus die Verwirklichung von "Land, Haus und Arbeit für alle" anvertraut. Dank eines Prozesses, der sie an die Macht bringt, und"der das logische Vorgehen der formalen Demokratie transzendiert." 

Am 5. November sagte der Papst den "Volksbewegungen", daß jetzt die Zeit für einen Sprung in der Politik gekommen sei, um die "Demokratien wiederzubeleben und umzuformen, die eine ernsthafte Krise erleben". Kurz gesagt, die Mächtigen von ihren Thronen zu stoßen.

Die Mächte, gegen die die ausgeschlossenen Menschen rebellieren, sind -gemäß der Vision des Papstes- "Wirtschaftssysteme, die um zu überleben, Krieg führen und so das wirtschaftliche Gleichgewicht wieder herstellen müssen" sie sind "die Wirtschaft, die tötet". Das ist sein Schlüssel, um den "stückweisen"-Weltkrieg zu erklären und sogar den islamistischen Terrorismus. 

Man kann hinzufügen, daß beim ersten Treffen in Rom und bei dem in Santa Cruz -in seiner Funktion als "Cocalero"-Aktivist der Präsident Boliviens Evo Morales anwesend war, ein Champion der populistischen Linken in Latein-Amerika. 

Er wurde im April 2016 erneut als Redner zu der Konferenz eingeladen, die von der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften zum fünfundzwanzigsten Jahrestag der Sozial-Enzyklika von Johannes Paul II „Centesimus Annus“ organisiert wurde, zusammen mit dem Populisten-Führer Rafael Correa, dem ecuadorianische Präsidenten dem neomalthusianischen Ökonomn Jeffrey Sachs und dem linksradikalen demokratischen Kandidaten für die amerikanische Präsidentschaft Bernie Sanders:


Als Geschenk erhielt Papst Franziskus erhielt von ihm einen Brief von nicht näher bezeichneten Vertretern der „Volksbewegung“ und drei Bücher über die gesundheitlichen Vorteile von Koka, das Morales selbst begeistert anbaut.   

Und der Abschied zwischen den beiden war "sehr liebevoll", ganz im Gegenteil zur Opposition, die die Bischöfe Boliviens gegen ihn betrieben,die ihn sogar offen beschuldigten, "den Drogenhandel in die Strukturen des Staates zurück zu bringen.“

Nach der Rückkehr nach Bolivien schlug er den Bischöfen offen vor, "eine pro-kapitalistische und pro-imperialistische Partei zu gründen“. Während er auf seiner Seite den Papst vorwies, der mit dem, was wir getan haben, zufrieden ist und mir gesagt hat: "Du stehst immer zum Volk".

Fortsetzung folgt....

Quelle: Settimo Cielo, S. Magister 
   

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