Montag, 26. August 2019

Tosatti: Was noch über den Pell-Prozess gesagt werden mußte.

In der causa Pell gibt Marco Tosatti heute bei Stilum Curiae einen Artikel wieder, den Michael W. Davis über den skandalösen Prozess gegen den Kardinal und seine Auswirkungen für das amerikanische "Crisis-Magazine" geschrieben hat.
Hier geht´s zum Original:  klicken

"CRISIS-MAGAZIN: KARDINAL PELL IST UNSCHULDIG, SEINE ANKLÄGER NICHT."

Liebe Stilumcurialisten, ein Freund hat uns die Übersetzung eines Leitartikels im "The Crisis-Magazin" geschickt- über die bestürzende Verurteilung einer unschuldigen Person, Kardinal Pells, nicht im Iran  oder in Saudi-Arabien oder im Islamischen Staat oder in Nord-Korea sondern im entwickelten, emanzipierten und fortschrittlichen Australien.  Das ist für jeden von uns ein sehr interessanter Artikel.: weil wenn sie einmal mit den Kardinälen, Bischöfen und Priestern fertig sind, zu den nicht angepaßten Laien übergehen werden- und sie haben schon damit begonnen-´.

Mir kommt in den Sinn, was Vittorio Messori einmal sagte: nur drei Vorurteile werden heute akzeptiert, gegen die Raucher, die Dicken und gegen die Katholiken. Wie ich meinerseits sagte- welche Saat sind wir...


      KARDINAL PELL IST UNSCHULDIG SEINE ANKLÄGER SIND ES NICHT
                                                   von Michael Warren Davis

Der gekochte Frosch signalisiert niemals die erste Tausendstelsekunde, in der das Wasser in seinem Topf nur um einen halben Grad erhitzt wird [1]. Ebenso werden die 2019 in Amerika lebenden Katholiken das Ausmaß der Ereignisse dieser Woche in Australien wahrscheinlich nicht einschätzen können. Trotzdem habe ich keinen Zweifel, daß meine Enkel dies tun werden.

Hier die Fakten: Im Dezember 2018 wurde Kardinal George Pell, ehemaliger Erzbischof von Melbourne und Präfekt des vatikanischen Wirtschaftssekretariats, des sexuellen Missbrauchs zweier Chorknaben in den 90-er Jahren für schuldig befunden. Der Prälat legte Berufung ein; Am 21. August bestätigte ein Gericht mit einer 2:1 Mehrheit das erstinstanzliche Urteil.

Ohne Zweifel ist Seine Eminenz unschuldig. Ich meine, es ist buchstäblich unmöglich, daß Kardinal Pell sich des Verbrechens schuldig macht, das ihm vorgeworfen wurde. Die von der Staatsanwaltschaft beschriebenen Missetaten sind nicht nur lächerlich, sondern können von keinem Menschen physisch begangen werden. Zum Zeitpunkt der Ereignisse waren weder Zeugen anwesend, noch eine Spur forensischer Beweise, um seine Schuld zu beweisen. Jeder Priester, Ministrant und Chor der St. Patrick's Cathedral in Melbourne sagte aus, daß Pell zur Zeit der angeblichen Gewalt die Messe feierte.




Aber wenn mein Wort nicht ausreicht, lesen Sie die Gerichtsdokumente, die kürzlich veröffentlichten Berichte. Was zur Hölle! Lesen Sie eine der Anti-Pell-Verleumdungen - es gibt Dutzende von ihnen -, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden. Beginnend mit der sehr voreingenommenen und langen Rekonstruktion von Louise Milligan. Versuchen Sie zu erfahren, wie schnell Sie feststellen, daß die von Ihnen gelesenen Dinge nicht zusammen passen. Sie werden feststellen, daß Sie dieselben Absätze zwei, drei Mal erneut lesen. Ihr Gehirn wird anfangen zu grübeln. "Ich vermisse etwas", sagen Sie. "Das ergibt keinen Sinn."

Es ist nicht so, daß Ihnen etwas entgeht: es ist die Rekonstruktion, die keinen Sinn ergibt. Und das liegt daran, daß Kardinal Pell unschuldig ist. Die Anschuldigungen sind falsch. Das australische Justizsystem, die australische Presse und die Mehrheit der australischen Öffentlichkeit lehnen es jedoch ab, dies zuzugeben. Ein unschuldiger Mann - ein heiliger, gütiger, ehrlicher und mitfühlender Mann - wird die nächsten sechs Jahre im Gefängnis verbringen. Danach wird er den Rest seiner Tage auf Erden mit dem Ruf eines gewalttätigen Pädophilen verbringen.

Jeder intellektuell ehrliche Amerikaner sollte sich über die grobe Ungerechtigkeit empören, die in unserer Schwestern-Nation jenseits des Pazifiks stattgefunden hat.

Wie ist es möglich, dass so viele Institutionen, die alle speziell darauf ausgelegt sind, die Rechte des Einzelnen zu wahren und ein faires Verfahren zu gewährleisten, gleichzeitig und auf solch katastrophale Weise gescheitert sind? Die Antwort liegt im reinen Antiklerikalismus.

Die Korrupten, Dekadenten und Verdorbenen haben das heilige Priestertum Christi immer gehasst. Dies galt bereits zu Zeiten des heiligen Telemachos, des Einsiedlers aus dem 5. Jahrhundert, der sich zwischen zwei Gladiatoren warf, um sie zu trennen ... und von der Menge sofort zu Tode gesteinigt wurde! Dies gilt auch heute noch für Kardinal Pell, der in Australien der ausgesprochenste Verteidiger ungeborener Kinder war und seit langem für seine Bemühungen zur Verteidigung der Familie und für die Aufhebung der Scheidung ohne triftigen Grund verspottet wird.

Der Antiklerikalismus hat seit der Spotlight-Untersuchung, die Anfang der 2000er Jahre im Boston Globe veröffentlicht wurde, an Virulenz und Verbreitung zugenommen. In Ländern mit großen katholischen Minderheiten (wie den Vereinigten Staaten und Australien) ist die Intoleranz gegenüber denjenigen, die römische Kragen tragen, jetzt greifbar geworden. Katholische Priester gelten nach unserem Verständnis für schuldig, es sei denn, sie erweisen sich als unschuldig. Dies war buchstäblich bei Kardinal Pell der Fall, wo es keine Beweise für eine Verurteilung gab, sondern nur die unplausiblen Anschuldigungen eines jungen Mannes mit Problemen. Der Kardinal wurde verurteilt, weil er keine konkreten Beweise dafür vorlegen konnte, daß er diese Jungen vor zwanzig Jahren nicht belästigt hatte. Nur wenn der Kardinal in den Neunzigern in der Sakristei seiner Kathedrale Überwachungskameras installiert hätte, hätte er heute vor Gericht eine Chance. 

Auch wenn die beiden Richter, die das Urteil bestätigten, keine harten und reinen Antikleriker waren, hatten sie denn wirklich eine Wahl? Kardinal Pell wurde vor langer Zeit vom Gericht der öffentlichen Meinung verurteilt. Sein Leben ist bereits ruiniert. Warum das Risiko als diejenigen eingehen, die einen Kinderschänder-Bischof freisprechen? Ist es darum richtig? 
Dies ist jedoch ein Ansatz, der -obwohl es immer noch verlockend ist- als durchaus antiquiert angesehen wird, so daß man normalerweise darauf achtet, ihn nicht in modernen Kursen für Rechtswissenschaften vorzuschlagen.
* * 
Wenn sich solche bösartigen Stereotypen gegen irgendeine andere Religion manifestieren würden, würden sie natürlich von allen recht-denkenden Menschen als Ausdruck schamloser und unerträglicher Engstirnigkeit verurteilt. Lassen Sie uns zum Beispiel sehen, was im April geschah, als die New York Times in ihrer internationalen Ausgabe einen grotesken Cartoon veröffentlichte, in dem ein Hund mit dem Gesicht von Benjamin Netanyahu einen blinden Donald Trump führte. Der Hund trug einen Davidstern am Halsband; sein Besitzer trug eine Kippa. Eine Welle von Anschuldigungen hat die Times zu Recht dazu gezwungen, sich zu entschuldigen.

Und dennoch bezweifle ich, daß das Auswirkungen auf "The Australian" die wichtigste rechtsliberale Zeitung des Landes, für die ebenso üble Karikatur geben wird, die sie an dem Tag veröffentlichte, an dem Kardinal Pells Berufung abgelehnt wurde. Sie zeigte einen Priester mit Hörnern und einem Ziegenbart, der in einem Beichtstuhl versteckt war und von einem riesigen Reißverschluss bedeckt war, wie bei einer Herrenhose. Es ist wahr: Antikatholizismus ist wirklich das letzte akzeptable Vorurteil.

Warum? Weil in Orten wie Boston und Melbourne die nominell katholische Bevölkerung das in der Tat größtenteils nur dem Namen nach ist. Die Linken, die in Worten behaupten, sie würden dem katholischen Glauben treu bleiben, sind jedoch der Ansicht, daß die Kirche in Bezug auf die homosexuelle "Ehe", die Ordination von Frauen und ähnliche Dinge "mit der Zeit" gehen sollte. Diese Pseudokatholiken erlauben ihren politischen Gefährten, "ihre" Religion auf eine Weise zu kritisieren, die, wenn der Kontext anders wäre, fast einstimmig stigmatisiert würde (als islamfeindlich, antisemitisch usw.).

Bei diesen Katholiken lebt nur die Fassade, die Erinnerung an eine fromme Großmutter, die ihnen eine Art nostalgische Zuneigung zur Kirche garantiert. Die Großmutter bleibt jedoch in ihren Augen eine ungebildete polnische Bäuerin, die nicht nur ihren Rosenkranz festhält und den heiligen Josef bittet, ihren nichtsnutzigen Bruder von der Flasche fernzuhalten, sondern auch nichts anderes tun kann. Da sie die Großmutter nicht verabscheuen (obwohl es sich bei ihr, sagen wir, um ein abergläubisches und homophobes Instrument in den Händen internationaler kirchlicher Hierarchien handelte), fühlen sie sich nicht als sektiererische  und  streitsüchtige Antikatholiken, obwohl sie die katholische Lehre, den katholischen Ritus, den katholischen Klerus und praktisch jeden hassen Katholiken hassen. Und dann mögen sie Joe Biden. Ist der vielleicht kein Katholik?

Dieses Modell eines "antikatholischen Katholiken" passt wie angegossen zu Louise Milligan, der wichtigsten Peinigerin von Kardinal Pell in den australischen Medien. Schauen wir uns diese Auszüge aus einem Interview mit der Financial Times im April an:

"... Er stammt aus einer irischen Familie, die so katholisch ist, daß seine Großmutter sich geweigert hat, an der Hochzeit eines seiner elf Kinder teilzunehmen, weil sie nicht in der Kirche gefeiert wurde. Als Milligan gleichaltrige Frauen trifft, die von Nonnen oder Priestern misshandelt wurden, denkt sie, "ich hätte leicht einer von ihnen sein können" ...

Milligan gibt nicht vor, zurückhaltgend zu sein. Sie trägt den Zorn der Opfer der Kirche wie eine Kriegswunde. "Ich bin im strengsten Katholizismus erzogen worden und habe meine Erstkommunion zur gleichen Zeit wie Julie Stewart gemacht", sagt sie. "Ihr Erst-Kommunionsfoto sah aus wie meins. Und durch die Gnade einer Gottheit, die ich nicht mehr anerkenne, bin ich hier "...".

Worüber wundern Sie sich, meine Herren? Stehen wir nicht vor einem ganz normalen Menschen, der in katholischen Schulen erzogen wurde?
* * *
Zum Teil ist dss auch die Schuld der Katholiken, die wie wir in den Medien arbeiten. Zu oft vergessen wir in unserem Wettlauf um die Identifizierung böser Priester unsere Pflicht, die Guten zu verteidigen. Dies zeigt sich, wenn die Zugehörigkeit zu Listen von "Priestern mit glaubwürdigen Vorwürfen" als unbestreitbarer Schuldbeweis gedeutet wird. Heute tragen viele wohlmeinende und engagierte katholische Journalisten zur Kultur des Misstrauens bei, was dem Priestertum schweren Schaden zufügt. Auch wenn wir das Stereotyp des pädophilen Priesters ablehnen, tun wir nicht genug, um ihn zu widerlegen.


Wir haben jedoch die Pflicht, George Pell zu beschützen, während wir uns dafür einsetzen, Theodore McCarrick zu verurteilen. Der Fall Pell könnte sogar eine besondere Bedeutung haben, gerade weil es für die Mitglieder der säkularen Welt schwierig ist, sich einem fairen Prozess gegen einen älteren katholischen Priester auszusetzen, dem zu Unrecht grausame Verbrechen gegen Kinder vorgeworfen werden. In Zukunft müssen katholische Journalisten viel mehr tun, um unsere ehrwürdigen Väter vor diesen bösen Stereotypen zu schützen. Wir müssen sicherstellen, daß ihnen ein faires Verfahren garantiert wird und daß es für sie die Unschuldsvermutung gibt.
Wir sind es ihm und unseren Freunden und Familien schuldig, deren Glaube an das Priestertum durch antiklerikale Rhetorik gefährdet werden könnte. Wir sind es unseren Kindern schuldig, von denen einige selbst Priester werden und die unter den Händen der Priesterjäger schwer leiden werden. Wir sind es allen jungen Menschen schuldig, die es ablehnen, ihre Berufung zum Priestertum anzunehmen, aus Angst vor systematischen rechtlichen Verfolgungen und das aus gutem Grund.
Last but not least müssen wir es für uns selbst tun. Australien nutzt den Pell-Skandal, um unseren Klerus zu zwingen, das Siegel des Beichtstuhls zu verletzen, wenn ein Priester hört, daß ein  Mitbruder zugibt, Kinder missbraucht zu haben. Denken Sie daran, daß die Katholiken in Kalifornien gerade eine Gesetzesvorschrift vermieden haben,  die im Juni letzten Jahres in diese Richtung ging.

Sie sind für die Bischöfe gekommen, jetzt kommen sie für die Priester. Wer wird nach den Priestern ins Fadenkreuz kommen? Aber die Laien sind natürlich ich und Sie.

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[1] Die als "Prinzip" oder "Boiled-Frog-Syndrom" bekannte Apologie weist darauf hin, daß
Überlebensbedrohungen häufig nicht auf plötzlichen Ereignissen beruhen, sondern auf langsamen und allmählichen Prozessen, die der Aufmerksamkeit der meisten entgehen. Hier eine Formulierung: «Stellen Sie sich einen großen Topf mit kaltem Wasser vor, in dem ein Frosch ruhig schwimmt. Das Feuer wird unter dem Topf angezündet, das Wasser erwärmt sich langsam. Bald wird es lauwarm. Der Frosch findet es ziemlich angenehm und schwimmt weiter. Die Temperatur steigt. Jetzt ist das Wasser heiß. Ein bisschen mehr als der Frosch zu schätzen weiß. Er wird ein bisschen müde, aber er bekommt keine Angst. Das Wasser ist jetzt wirklich zu heiß. Der Frosch findet es sehr unangenehm, aber es ist geschwächt, er hat nicht die Kraft zu reagieren. Dann erträgt er es und tut nichts. In der Zwischenzeit steigt die Temperatur weiter an, bis der Frosch - einfach - totgekocht-endet. Wenn derselbe Frosch bei 50 ° direkt ins Wasser getaucht worden wäre, hätte er einen starken Beinschlag gemacht und wäre sofort aus dem Topf gesprungen »
[Bemenkung des Herausgebers] 

Quelle: Stilum Curiae, M.Tosatti, The Crisis Magazin M.D. Davis 

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