Samstag, 23. November 2019

Nachrichten über die St. Gallen-Mafia

Dr. Maike Hickson kommentiert beim LifeSiteNews das Buch des emeritierten St. Gallener Bischofs Ivo Fürer zur Entwicklung Europas als Herausforderung für die Kirchen und dessen Erinnernungen an die Aktivitäten der St. Gallen Gruppe und fügt zum besseren Verständnis kirchen-historische Details hinzu.
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"SCHWEIZER BISCHOF BESCHREIBT DEN KAMPF ZWISCHEN JOHANNES PAUL II UND DER SANKT GALLEN-GRUPPE"

Ivo Fürer, der emeritierte Bischof von St. Gallen, der von 1996 bis 2006 Gastgeber für die jährlichen Treffen der "St. Gallen Gruppe" in der Schweizer Stadt St. Gallen war, hat jetzt eine ausführliche Geschichte des Rates für die Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) geschrieben, deren Hauptorganisatoren auch eng mit der St. Gallen-Gruppe verbunden waren.
Fürer war von 1975 bis 1995 20 Jahre lang Generalsekretär des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen, bis er dann Bischof von St. Gallen wurde.
(Die Feststellung Johannes Pauls II, das Problem Fürers sei, daß er aus St. Gallen käme, wurde berühmt)
Die St. Gallen-Gruppe hat von 1979 bis 1993 die CCEE geleitet, weil zwei ihrer Mitglieder , zuerst Kardinal Basil Hume und dann Kardinal Carlo Maria Martini 14 Jahre lang von 1979 bis 1993 die Präsidenten der CCEE waren.
In der St. Gallen-Gruppe waren aber auch Prälaten Mitglieder, die in der CCEE keine führende Rolle spielten- so wie z.B. Kardinal Walter Kasper.

Außer Fürers ausführlichem Buch mit Details aus der Geschichte der CCEE, mit dem Titel "Die Entwicklung Europas fordert die Kirchen heraus"(2018) hat dieser Schweizer Bischof  auch eine eigene Autobiographie veröffentlicht "Kirche in wechselnden Zeiten" (2018), das LifeSite bereits besprochen hat.

Wie dieser Schweizer Prälat zeigt, wurde der CCEE 1971 gegründet- nicht lange nach dem II.Vaticanischen Konzil. Sein Ziel war, eine neue Dezentralisierung zu fördern.
Dieser Geist der Dezentralisierung ging bei diesen Bischöfen so weit, daß sie damals Rom nicht einmal baten, ihre Statuten zu approbieren als sie den CCEE während der Amtszeit von Papst Paul VI gründeten.




Wichtiger aber ist, daß Dr. Fürer die späteren internen Kämpfe zwischen einigen führenden Persönlichkeiten der St.Gallen-Gruppe beschreibt - speziell zwischen Kardinal Carlo Maria Martini, dem späteren Anführer der St. Gallen-Gruppe und Papst Johannes Paul II.
Dieser Konflikt führte schließlich dazu. daß der Papst 1993 die Regeln des CCEE änderte, damit nur ein Präsident einer der europäischen Bischofskonferenzen Präsident des CCEE werden konnte und so eine Wiederwahl von Kardinal Martini unmöglich gemacht wurde, der bis zu dieser  Zeit (1993) sein langjähriger Präsident gewesen war.
Diese Entscheidung scheint den dominierenden Einfluss von Martinis Reformfraktion innerhalb des CCEE reduziert zu haben, was dann im Gegenzug einer der Hauptgründe für die Gründung der St.Gallen-Gruppe 3 Jahre später, 1996  nachdem Fürer 1995 aus seinem Amt des Generalsekretärs durch seine Ernennung zum Bischof von St. Gallen entfernt worden war.

Außerdem hatte Papst Johannes Paul II bereits 1991 die Mitglieder des CCEE effektiv von der Organisation der Spezialsynoden der Bischöfe in Rom ausgeschlossen, die im Licht der Veränderungen in Europa nach dem Fall des Kommunismus 1990 organisiert wurden. Im Hinblick auf diese päpstliche Entscheidung zitiert Dr. Fürer sogar Stimmen, die diese Synode von 1991 in Rom eine "Anti-Martini-Synode" nannten. "

Nach Kardinal Martinis Entfernung aus dem CCEE 1993 wurde er Anführer der St. Gallen-Gruppe, die sich aus vielen Bischöfen zusammensetzte, die zuvor im CCEE aktiv gewesen waren, die aber nach der Intervention des Papstes an Einfluss verloren hatten.

Rekapitulieren wir diese Geschichte etwas detaillierter.

Nach der Gründung des CCEE 1971 hatte diese Gruppe von Bischöfen aus Europa stark progressive Tendenzen. 1974 z.B. diskutierten sie bereits die Möglichkeit wiederverheiratete Geschiedene zur Hl. Kommunion zuzulassen. Sie wollten auch an der Dezentralisierung  "Kontinentalisierung" der Universalen Kirche arbeiten, ein Ziel, das heute von Papst Franziskus weiter angestrebt wird.

Wie es auch heute der Fall ist, bedeutete diese Kontinentalisierung hauptsächlich die zentrale römische Autorität zu missachten. Wie Professor Zulehner in seinem Vorwort zu Fürers Geschichte des CCEE über dessen Gründung schreibt: "Es bedufte keiner Römischen Approbation"
Im Verlauf der folgenden zwei Jahrzehnte fand eine Art Tauziehen zwischen Rom und dem CCEE bzgl der Frage "wer die Katholische Kirche in Europa repräsentiert" statt, erklärt der österreichische Theologe und Priester.
Der CCEE wollte von einer besonders kritischen Sichtweise auf die stattfindende Säkularisierung Europas  weg kommen und statt dessen mehr auf die "Lebenserfahrung"des heutigen Menschen schauen.

Wie Kardinal Martini es 1989 ausdrückte: "Evangelisierung bedeutet, daß die Kirche lernt und lehrt." Zulehner erklärt: "Ein katechetisches Vorgehen, das in einen Dialogprozess in der Lebenserfahrung unserer Zeitgenossen umgeformt wird. "
Hier kann man bereits die wegwerfende Sicht auf die Lehre des Katechismus sehen, im Gegenteil, die Förderung der Idee, daß man von den Menschen lernen muß, eine Haltung, die wir heute- unter Papst Franziskus- weiter entwickelt sehen können.

Johannes Paul II war jedoch über die Neigungen des CCEE und seiner Präsidenten (zuerst  Kardinal Basil Hume- der immer betonte, daß es ihn nicht sonderlich interessiere, was Rom sagte- und dann Kardinal Martini). Als der Papst 1990 anfing die Spezialsynode der Europäischen Bischofssynode 1991 zu organisieren, informierte er Kardinal Martini nicht einmal über diese Pläne.
Wie Zulehner in seinem Vorwort erklärt. mißtrauten die Katholischen Bischöfe aus den vormals kommunistischen Ländern in Osteuropa dem liberalen Westen und sogar dem "postkonziliaren  theologischen und pastoralen Zugang , mit dem sie wegen ihrer weitgehenden Isolation vom Westen nicht vertraut waren. Diese Bischöfe "vertrauten der Leitung des CCEE nicht wirklich und Martini, dem sie vorwarfen, zuviel Verständnis für die moderne Kultur zu haben."
Wie Zulehner sich ausdrückt: "einige Leute mochten Martinis Konzept der Evangelisierung nicht" Weil sie- laut Pater Zulehner- eine eher "traditionelle Lehre" vorzogen.

Zu den einflußreichen Bischöfen innerhalb der St.Gallen-Gruppe gehörte über die Jahre Kardinal Godfried Danneels. Kardinal George Basil Hume, Kardinal Roger Etchegaray, Kardinal Cormac Murphy O´Connor, Kardinal Karl Lehmann, Kardinal Josef-Léon Suenens, Erzbischof Alois Sustair, Bischof Egon Kapellari und natürlich Martini.
Sowohl Pater Zulehner als auch Pater Hans Langendörfer S.J, -der jetzt Generalsekretär der Deutschen Bischofskonferenz ist- waren ebenfalls in der CCEE aktiv. der römische Kurienkardinal Silvestrini war ein enger und aktiver Mitarbeiter des CCEE in Rom. (Er war später auch Mitglied der St. Gallen-Gruppe)
Als Ivo Fürer 1977 Generalsekretär des CCEE wurde, wurde der Sitz des CCEE von Chur nach St. Gallen verlegt. Fürer wurde 1995 Bischof von St. Gallen, war aber bereits mehr als zwei Jahrzehnte Generalvikar in dieser Diözese gewesen.

Nachdem der Kommunismus offensichtlich gescheitert war, hatte Papst Johannes Paul II optimistisch gehofft, daß die Bischöfe aus den osteuropäischen Ländern - mit ihren Erfahrungen des Martyriums  und einem Leben unter Diktaturen. helfen würden, den Katholischen Glauben im Westen wiederzubeleben. So sagte - laut Fürer - der Papst 1993 z.B. zu Martini, daß er sich einen "stärkeren Einfluss der Länder des Ostens im CCEE wünschte".

Wie Zulehner in seinem Vorwort schreibt, gab es in Rom Pläne für eine bessere Kontrolle der Katholischen Kirche in Europa. um den CCEE zu schwächen, indem man dem Papst die Macht gab, den Sekretär des CCEE zu ernennen und den Sitz des CCEE nach Rom zu verlegen.
Viele dieser Pläne wurden jedoch nie ausgeführt. Aber es gelang Rom - wie Zulehner erkärt- zu vermeiden, daß wichtige europäische Kardinäle (wie der deutsche Kardinal Lehmann) zu Präsidenten gewählt wurden. Die neuen Präsidenten waren eher blaß.
In Rom stellte man auch sicher, daß Delegierte zu den Konferenzen und Versammlungen des CCEE geschickt wurden und man bestand sogar darauf, vor dem Termin die Abschlussrede des amtierenden Präidenten zu sehen. Zulehner nennt diese Maßnahmen eine "seltsame Art der Kontrolle" -aber sie zeigen, daß Rom dem übermäßig progressiven CCEE mißtraute.

Deshalb wußte der Präsident des CCEE, Kardindal Carlo Martini, als Papst Johannes Paul II 1990 die Spezialsynode der Europäischen Bischöfe 1991 ein Vorbereitungskomitée gründete, nichts von dieser Gruppe. Das CCEE war darin nicht vertreten, Man wollte offensichtlich die zwanzigjährige Erfahrung des CCEE nicht an der Vorbereitung der Synode beteiligen- wie Fürer erklärt.
"Oder fürchtete jemand den Einfluss von Persönlichkeiten wie Kardinal George Basil Hume und Kardinal Carlo Maria Martini" fragt Fürer.
Er fügt hinzu, daß es auch die Sorge gewesen sein konnte, daß der säkularisierte Geist des Westens in die früheren kommunistischen Staaten eindringen könnte."
Laut Ivo Fürer spielte der damalige Erzbischof Jan Schotte eine führende Rolle beim Ausschluss des CCEE aus den Vorbereitungen der neuen Synoden.

In seiner ihrer Eingabe an das Vorbereitungskomitée im Juli 1991 schlug der CCEE eine "Inkulturation des Glaubens in Europa" vor und lehnte eine "moralisierende Haltung" der Kirche ab. Der CCEE wünschte sich auch eine Stärkung der Ortskirchen.

Während der Europa-Synode selbst, die vom 28. November bis zum 14. Dezember 1991 stattfand, hatte die CCEE wenig Einfluss auf die Gestaltung. Wie Fürer jetzt feststellt, „zeigte ein Teil der Führung der Synode eine Haltung, die den Einfluss der CCEE schwächen wollte. Man bemerkte eine Feindschaft gegen die starke Persönlichkeit des Präsidenten der CCEE, Kardinal Carlo Maria Martini. Einige sprachen von einer ‚Anti-Martini-Synode '.“

Nachdem Martini im Januar 1993 mit Papst Johannes Paul II In einer privaten Audienz zusammengetroffen war - bei der er darauf bestand, einen stärkeren Einfluss auf die Bischöfe der ehemaligen kommunistischen Länder auszuüben -, beschloss der Papst kurz darauf im Februar 1993, die Satzung des CCEE zu ändern und daß der neue Präsident des CCEE Präsident einer nationalen Bischofskonferenz in Europa sein müsse.
Dies war die endgültige Entscheidung, Martini aus seiner einflussreichen Rolle in Europa zu entfernen. Diese Entscheidung wurde getroffen, obwohl Hume versucht hatte, den Papst davon zu überzeugen, dass jeder Bischof aus Europa Präsident des CCEE werden könne.
Im April 1993 wurde der tschechische Erzbischof Miloslav Vlk neuer Präsident des CCEE.

Angesichts dieser Entwicklungen und auch angesichts der Tatsache, dass die führenden Persönlichkeiten der Sankt Galler Gruppe - Lehmann, Danneels, Hume, Kasper, Martini - nach wie vor eine große Verantwortung für die Flaute und den Glaubensverlust in Europa tragen, bleibt es ein Rätsel, warum Papst Johannes Paul II, nachdem er deren Einfluss innerhalb des CCEE von 1993 an wirksam geschwächt hatte, 2001 immer noch mehrere von ihnen zum Kardinal ernannte (Einige Mitglieder der Sankt Galler Gruppe wurden dann zum Kardinal ernannt: Cormac Murphy-O'Connor Audris Bačkis, Walter Kasper und Karl Lehmann.)

Und es bleibt auch weiterhin ein Rätsel, dass diese Personen, trotz ihres Ausscheidens aus dem CCEE noch genügend organisatorische Macht besaßen, um möglicherweise einen entscheidenden Einfluss auf die Wahl von Papst Franziskus im Jahr 2013 zu haben. Das Bistum Sankt Gallen hat 2015 eine Erklärung über die St. Gallen-Gruppe herausgegeben und festgestellt, daß Bischof Ivo Fürer "seine Freude über die Wahl des Argentiniers nie verborgen habe."

Quelle: LifeSiteNews. Dr. M. Hickson 

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