Montag, 31. August 2020

Papst Franziskus sieht sich einer Vielzahl kleiner Schismen gegenüber

In seiner heutigen, montäglichen Kolumne in "Monday in the Vatican" setzt sich A.Gagliarducci mit den in der Kirche drohenden oder bereits manifesten Schismen auseinander. die vor allem von der deutschen und der lateinamerikanischen Kirche ausgehen.
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"PAPST FRANZISKUS, DIE VERSTECKTEN SCHISMEN" 

Der Permanente Rat der Deutschen Bischofskonferenz hat sich am 24. August in Würzburg versammelt. Zu den Themen, die diskutiert wurden gehörte die Instruktion der Kleruskongregation über die Pfarrgemeinden, die vielen deutschen Bischöfen nicht gefiel. Am Ende des Treffens sagte die DBK, daß sie die Einladung von Kardinal Beniamino Stella, Präfekt der Klerus-kongregation nach Rom annehmen würden, um die Instruktion zu diskutieren und die Positionen zu klären.

Die Instruktion der Kleruskongregstion wurde am 20. Juli veröffentlicht. Sie drängt  alle Pfarrgemeinden zu einer missionarischen Umkehr und dazu neue und innovative Wege für die Evangekisierung zu finden. Die Instruktion wiederholt auch, daß der Priester im Zentrum des Gemeindelebens steht. Es gibt keinen Raum für Mißverständnisse: der Priester bleibt ein Priester und keiner kann die Pflichten des Priesters übernehmen- in keiner Weise und ausnahmslos.

Die Instruktion schien sofort eine Antwort auf zwei besondere Situationen zu sein. Die erste war die Sondersynode für die Amazonas-Region  Die Vorbereitung und die Synode selbst wurden durch eine Kampagne charakterisiert, die dazu drängte, verheiratete Priester zu akzeptieren, um in besonderen Fällen dem Priestermangel zu begegnen.

Die zweite Situation war die deutsche. Im März 2019 starteten die deutschen Bischöfe den "Synodalen Weg" in der deutschen Kirche, um "bindende" Entscheidungen zum priesterlichen Zölibat, zur Sexualmoral und zur Homosexualität zu treffen,

Das Projekt der DBK warf einige Probleme auf. In einem Brief  stellte Papst Franziskus die wahren Prioritäten der Synode wieder her. Gleichzeitig betonen zwei Klarstellungen der Bischofskongregation und des Päpstlichen Rates für Legislative Texte , daß die Beschlüsse der deutsche Synode in keinem Fall bindend sein können. Kardinal Reinhard Marx, damals noch Vorsitzender der DBK, wurde nach Rom einbestellt, um Papst Franziskus direkt zu berichten.




Tatsächlich wurde die DBK von der postsynodalen Exhortation Querida Amazonia besonders stark getroffen, Papst Franziskus bezieht sich in der Exhortation weder auf Themen des priesterlichen Zölibats noch spricht er irgendwelche Neuerungen der Moral oder der Vermeidung des Machtmißbrauchs an, Hauptthemen der deutschen Synode.

Diese Exhortation hat viele in Latein-Amerika enttäuscht, weil es dort die Hoffnung gegeben hatte, daß Papst Franziskus den sogenannten Erneuerungsweg der Kirche zuende führen würde.

In Deutschland und Latein-Amerika betrifft die sogenannte Erneuerung der Kirche die selben Schlüsselfaktoren:
- geringere Wichtigkeit des Priesters, um Trends zur Klerikalisierung zu brechen
- die Überzeugung, daß Laien einige der Pflichten des Priesters übernehmen können, mit der Entschuldigung, daß man so vielleicht die Krise der Berufungen überwinden könnte.
- eine Kirche, die bei den Sexualitätsthemen offener ist, um den Bedürfnissen neuer Generationen entgegen zu kommen und die Zeichen der Zeit besser zu erkennen.

Beide Richtungen der Erneuerung sind miteinander verbunden. Vergessen wir nicht, daß die Lateinamerikanischen Ideale der Erneuerung auf dem Alten Kontinent entstanden sind. Die Väter der Befreiungstheologie haben in Europa studiert und haben von Europa die philosophischen und soziologischen Kategorien übernommen, die sie auf die Kirche anwenden. 

Nicht nur das. Die Deutsche Kirche ist wohlahbend und unterstützt wichtige humanitäre Organsiationen in der Dritten Welt. Diese Hilfe nimmt auch eine Form "kultureller Kolonialisierung" an, weil, sie eine bestimmte Art von Kultur und Ideen direkt denen anderer Länder entgegenstellt.

Das wahre Thema dahinter ist der Verlust des missionarrischen Geistes. In ihrem Engagement Armut und Ungerechtigkeiten zu  bekämpfen, hat sich die Kirche anscheinend in eine soziale Organisation, eine kleine NGO verwandelt, die die Menschen nicht mehr bekehren kann. 

Benedikt XVI hat das 2011 während seiner letzten Reise nach Deutschland sehr gut erklärt und besonders in seiner Rede vor dem ZdK, dem Zentralkomitee Deutscher Katholiken,
Auch Papst Franziskus hat das seit Beginn seines Pontifkates wiederholt festgestellt. 
Für Papst Franziskus darf die Kirche nicht in eine "barmherzige NGO" verwandelt werden. 

Das ist der Grund, aus dem Papst Franziskus angesichts der Entscheidungen, die riskieren, die Kirche auf eine Art NGO zu reduzieren, eine Grenze setzt und diese betont, Allerdings hat dieses Risiko oft seinen Ursprung in den Worten von Papst Franziskuis, die es den Leuten erlauben, anders zu denken.

Papst Franziskus erweckt den Eindruck, daß er die Ortskirchen stärken möchte, als Zwischenziel bei der Stärkung der Lateinamerikanischen Kirche. Die Lateinamerikanische Kirche ist Papst Franziksus´ Bezugspunkt: eine Kirche, die sich unterdrückt fühlt und darauf abzielt, das Projekt des "Patria Grande" zu inspirieren, das von Simon Bolivar entworfen wurde und dem Papst Franziskus folgt. 

Wenn das das Ziel ist, ist es schwierig das ideologische Abdriften zu stoppen, das sich in diesem und um dieses Pontifikat herumbewegt. Man sagt, daß der Papst viele Feinde hat. Eher sieht es so aus, daß es keine Feinde gibt, sondern zuviele Denkweisen innerhalb der Kirche und daß  niemand stark genug ist, um das Denken im Licht der Evangeliums zu verkörpern.

Vor einiger Zeit sagten Analytiker,  daß in der Latein-Amerikanischen Kirche ein Schisma entstehen könnte, weil alle sozialen, wirtschaftlichen Bedingungen in diese Richtung zeigen. Heute sagen einige Analytiker, daß die Kirche in Deutschland auf ein Schisma zusteuert.

Die Wahrheit ist, daß die Kirche wie die Welt ist. Es ist nicht länger die Zeit für offene Konflikte und große Kriege, die zu bedeutungsvollen Trennungen führen. Selbst die Kirche erlebt einen Stück-für -Stück Weltkrieg, in dem jeder gegen jeden kämpft. Papst Franziskus ist aufgerufen, das zu einigen, das nicht vereint bleiben will, weil es nicht vereint entstanden ist. Diese Themen sind nicht schismatisch, sondern sind aus einer Kultur des Schismas entstanden. Und die Kultur des Schismas ist am Ende eine Kultur völliger Freiheit. Es kann keine allgemeinen Regeln für jeden geben,weil jeder in seiner Interpretation frei sein muß, sie zu interpretieren.

So sieht sich Papst Franziskus vielen kleinen Schismen gegenüber,  die nicht als Schisma formuliert werden, aber die wirkliche Schismen sind. Das ist die größte Herausforderung des Pontifikates. Papst Franziskus´  politisches Denken wird da nicht genügen- auch nicht sein Handeln als Garant. Es wird nötig sein, das Thema vom Denken her, dem Inhalt, dem Glauben und der Lehre aus anzugehen. Während der letzten zehn Jahre fehlt die Diskussion auf diesen Gebieten.

Quelle. A. Gagliarducci, Monday i8n the Vatican 

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