Montag, 26. Juli 2021

Papst Franziskus: Anfang vom Ende oder Ende einer Ära?

In seiner heutigen Kolumne in "Monday in the Vartican" analysiert A. Gagliarducci die Situsation des aktuellen Pontifikates nach der Veröffentlichung des motu proprio Traditionis Custodes -als Kampfansage an die Anhänger des Vetus Ordo und die Traditionalisten in der Kirche. 
Hier geht´s zum Original:  klicken

"PAPST FRANZISKUS: AUF DAS ENDE ZU ODER ZU EINEM NEUANFANG?"

Denken wir schon über ein kommendes Konklave nach? Und denkt vor allem Papst Franziskus schon daran? Verschiedene Hinweise lassen denken, daß wir in der Kirche vor einer neuen Zeiet stehen, Ob mit oder ohne Papst Franziskus wird man sehen müssen. Daß Papst Franziskus irgendwie einen Abdruck hinterlassen will, scheint fraglos zu sein. 

Fest steht, daß der Papst -informell gesprochen- gesagt hat "es kann nicht ausgeschlossen werden, daß die Geschichte sich an mich als an den erinnern wird, der die Kirche gespalten hat." Daß er das gesagt hat, wird nicht offiziell bestätigt, aber es würde zu seinem Charakter passen. Papst Franziskus schafft Spaltung, seit er in Argentinien Provinzial der Jesuiten war. Er ist autoritär und trifft harte Entscheidungen. Es gibt einen substantiellen Unterschied zwischen Synodalität und Kollegialität. Erstere umfaßt eine breite Konsultation, aber die Entscheidung wird von nur einer Person getroffen. Die zweite bedetuet eine geteilte Entscheidung. Papst Franziskus spricht immer von Ersterer, nie von Letzterer. Es wird eine wichtige Entscheidung sein, die einige Unzufriedenheit auslösen wird.

Das ist mit dem motu proprio Traditionsis Custodes passiert, mit dem Papst Franziskus das motu proprio Summorum Pontificum von Papst Benedikt XVI aufgehoben hat. Praktisch hat Papst Franziskus, wo Benedikt XVI ein Hindernis beseitigt  und um ein friedliches Nebeneinander von altem und neuen Ritus gebeten hat, die Grenzen wieder errichtet und effektiv sogar auch die Gründung neuer traditioneller Gemeinschaften verhindert. Benedikt XVI hatte den traditionellen Gemeinschaften jeden Vorwand nehmen wollen, das Treffen mit Rom zu verweigern und sich darauf konzentriert, was ihm wichtig war: das II. Vaticanische Konzil zu akzeptieren. Papst Franziskus fordert das Akzeptieren des II.Vaticanischen Konzils aber während er das tut, treibt er auch die traditionellen Gemeinschaften in die Arme der Lefbevrianer. 

Die Lefebvrianer haben von Papst Franziskus seltsamerweise diverse Zugeständnissse erhalten. Obwohl sie eine schismatische Gemeinschaft sind, wurde ihre Beichten und Trauungen im Jahr der Göttlichen Gnaden als gültig anerkannt. Der frühere Superior der Lefebvrianer Fellay, wurde auch als Richter in einige Kammern des Gerichts der Glaubenskongregation berufen. 


Praktisch zerbricht der Papst die traditionelle Front innerhalb der Kirche- durch die schweren Vorwürfe, die im motu proprio erhoben werden. Man muß wählen: die Seite des Papstes oder die Welt der Traditionalisten, der er bereits viele Zugeständnisse gemacht hat. 

Das ist eine Option, die spaltet. Traditionelle Gemeinschaften machen viele der Gemeinschaften in Frankreich und noch viel mehr in den Vereinigten Staaten aus und nehmen weltweit noch zu. Während einige Bischöfe in vielen anderen Diözesen sogar die alten Paramente verboten (das geschah in Puerto Rico) haben, suchten sie die Versöhnung, indem sie in der Praxis ihre Befugnisse als Bischöfe nutzten und die Dinge so weiterlaufen ließen, wie sie waren.

Die Entscheidung des Papstes -kombiniert mit einer harrschen Sprache-, die keine Antworten zuläßt und soweit geht, die Anhänger des traditionellen Ritus beschuldigt, an der Spaltung der Kirche gearbeitet zu haben, hat nicht vereint sondern gespalten. Wenn vorher das Akzeptieren des Konzils das zentrale Thema war, ist jetzt die liturgische Zelebration zurückgekehrt. 

Interessanterweise passiert das alles ein Jahr, nachdem der Papst der neuen Präfation dem Ritus Johannes´ XXIII zugestimmt hat. Interessanterweise gab es diesen Plan schon seit einiger Zeit- mit Druck von progressiven Kreisen-, aber der Papst hatte ihn bisher nicht umgesetzt. Was ist passiert? 

Man kann nur spekulieren, nicht zu einem sicheren Ergebnis kommen. Der Angriff auf den Traditionalismus war eine Konstante im Pontifikat von Papst Franziskus, der anscheinend sowieso kein großer Liebhaber der Liturgie zu sein scheint. Er benutzt sie, konsekriert sie, aber er lebt die Liturgie nicht intensiv. Papst Franziskus ist ein Pragmatiker. Alles was nicht auch pragmatisch ist, wird entweder als Intellektualismus etikettiert oder mit Mißtrauen betrachtet. Es gibt einen progressiven Flügel, der dem Papst nahe steht, und es war leicht, ihm den Weg zu neuer Rigidität zu zeigen. Natürlich wird gesagt, daß niemand dem Papst dazu geraten hat, diesen harschen Ton anzuschlagen. Der kam nur vom ihm allein. 

Aber die Tatsache, daß der Papst darauf bestanden hat, das motu proprio in diesem Ton zu schreiben, zeigt, daß der Papst jetzt in der Phase ist, in der er die Feinde zählt. Der Papst will wissen, wer zu ihm steht und wer nicht, wer ihn um jeden Preis unterstützt und wer nicht. 

Nicht nur. Der Papst scheint Gelegenheiten zum Märtyrertum schaffen zu wollen. Nicht das Ende aber eher einen Absturz seiner Popularität, den er durch den Widerstand der Kirche in der Gesellschaft rechtfertigen könnte. Es wird eine klare Trennungslinie geschaffen: die die mit dem Papst sind und die die gegen den Papst sind. 

Seine Teilnahme am Internationalen Eucharistischen Kongress im September scheint auch eine Trennungslinie markieren zu sollen.  Für den Tag der Messe hat der Hl. Stuhl auch die Seligsprechung von Kardinal Stephan Wiszynsky geplant. Und am Nachmittag beginnt der Papst seine Apostolische Reise in die Slowakei..

Es ist also logisch, zu denken, daß viele Polen den Internationalen Eucharistischen Kongress am Tag vor der Ankunft des Papstes verlassen werden- genau so, wie es logisch ist, zu glauben, daß die Slowaken das selbe tun werden, um den Papst in ihrem Land willkommen zu heißen. Soll auf diese Weise der Internationale Eucharistische Kongress geschwächt werden? Oder schafft der Papst einfach nur einen Wettbewerb für sich selbst? Zielt er auf eine Spaltung ab, die ihn als autoritäre Person noch stärker erscheinen läßt? 

Das sind brennende Fragen zu einer Zeit, in der der Übergang bevorzustehen scheint, auch wenn er das nicht tut. Wir beginnen über die Nachfolge nachzudenken, das ist nicht zu leugnen. Massimo Faggioli -indem er an Alberto Melloni erinnert, hat betont. daß durch die Vorschrift von Papst Benedikt XVI, daß ein Papst immer von 2/3  der Kardinäle im Konklave gewählt werden muß, die "Freiheit des Konklaves auf dem Spiel steht". Es wird eine Reform des Konklaves vorgeschlagen, die weniger Stimmen vorsieht, engere Zeiträume für die Generalkongregationen und mehr Zeit zwischen der Wahl des Papstes und seiner Bekanntgabe, um zu prüfen, ob es in der Vergangenheit des Papstes Dinge gibt, die ausgenutzt werden können.  

Warum aber sollten die Kardinäle nicht in der Lage sein, lange mit der Außenwelt zu kommunizieren? Warum sollten sie dazu gebracht werden, zu denken, daß es in ihrer Vergangenheit Peinliches gibt? Warum soll eine Reform des Konklaves dazu führen, daß die Wahl durch eine einfache Mehrheit erfolgt? 

Wahrscheinlich weil sie Angst vor einem zweiten Bergoglio haben und andere Kandidaten vorschlagen wollen, die mehr den Vorstellungen entsprechen. Und doch wird gleichzeitig bekannt, daß die von der "Barmherzigkeitsfront" vorgschlagenen Kandidaten solche Probleme haben könnten. 

Papst Franziskus seinerseits denkt an die Nachfolge. Es wird wahrscheinlich ein weiteres Konsistorium im nächsten Oktober geben, in dem der Papst Kardinäle ernennen wird, die seiner Mentalität nahe sind. In der Zwischenzeit  macht er sich Feinde, auch wenn es keine gibt und um die Diskussion zwischen Freunden und Feinden herum baut er seine Zustimmung auf. 

Seine Krankheit war zweifellos der Wendepunkt. Aber nur die Zeit wird zeigen, ob sie derAnfang des Endes oder das Ende einer Ära ist. "

Quelle: A. Gagliarducci, Monday in the Vatican

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