Montag, 20. Dezember 2021

Fr. Hunwicke spricht....

bei liturgicalnotes heute über das Weihesakrament der Katholischen Kirche- und vergleicht es .auch im historischen Zusammenhang- mit den anglikanischen Weihen, er streift dabei auch das Thema der Möglichkeit bzw- Unmöglichkeit der Frauenweihe. Und er setzt seinem Beitrag noch eine Bemerkung über Dubia und Responsa voran - klicken, aus der hervorgeht, daß die Antworten  nur für diejenigen bindend sind, die die Dubia eingereicht haben. 
Hier geht´s zum Original: klicken

                      "ANGLIKANISCHE WEIHEN" 

In Rom hat es einige Zusammenkünfte gegeben, bei denen „Rom“ aufgefordert wurde, die Frage der anglikanischen Weihen noch einmal neu zu überdenken. Ich möchte dazu ein oder zwei Anmerkungen machen.

Erstens

Ich stelle die Motive derer, die daran beteiligt waren, in Frage. Möglicherweise geht es einige von ihnen darum, die negative Aussage des hl. Johannes Paul II. zur „Weihe“ von Frauen auszuhebeln. Denn wenn Rom jetzt plötzlich sagen würde, „gut, wir erkennen die anglikanischen Weihen von Männern an“, würde die damit verbundene Diskriminierung im Anglikanismus eine Woge antirömischer Entrüstung erzeugen, die selbst den Anti-Rom-Furor der 1500er Jahre übertreffen würde.

Zweitens:

Da die Anglikaner offiziell (s. unten) die Gleichwertigkeit ihrer Ämter mit denen der protestantischen kirchlichen Körperschaften anerkennen, wäre es für die katholische Kirche unlogisch, die anglikanischen Weihen anzuerkennen und weiterhin denen der protestantischen Gemeinschaften die Anerkennung zu versagen.

Von daher ist diese Initiative vermutlich nur ein hinterlistiger Versuch, die gesamte Lehre der katholischen Kirche über das Sakrament der Weihe zu untergraben.

Drittens: 

Wir müssen uns ganz genau darüber klar werden, wo wir derzeit in Bezug auf die anglikanischen Weihen stehen.

(1)

Papst Leo XIII. war der Ansicht, daß die anglikanischen Weihen null und nichtig wären, da sie nicht mit denen übereinstimmten, welche die Kirche nach ihrem Glauben von den Aposteln überliefert bekommen hat. Das ist noch immer die offizielle rechtliche Sicht der Kirche.


(2) Was oft übersehen wird: Genau das ist inzwischen auch die Sicht der Kirche von England. Seit den 1990er Jahren hat die Kirche von England offizielle Beziehungen zu kirchlichen Körperschaften aufgenommen,  die zweifelsfrei keine Weiheämter im katholischen Verständnis haben. Die Übereinkunft von Porvoo (finnischer Bischofssitz) macht sie zum Mitglied der Gemeinschaft von Povoo, in der, selbst wo eine quasi-episkopale Struktur vorhanden ist, dieser „Episkopat“ von Norwegen und Dänemark nicht beanspruchen kann, in der apostolischen Sukzession zu stehen. (Wie Professor Tighe gezeigt hat, gilt das fast mit Sicherheit auch für die schwedische Kirche, bezüglich der sich die Kirche von England auf früheren und optimistischeren Annahmen schon optimistischer geäußert hatte.) Die Weihen werden in Skandinavien auch nicht ausschließlich von Bischöfen vorgenommen, sondern gelegentlich von den Dekanen der Kathedralen. (Es lohnt sich auch, einen Blick auf den veröffentlichten Text der anglikanisch-methodistischen Übereinkunft zu werfen, in welchem noch nicht einmal ein oberflächlicher Versuch unternommen wird, Übereinstimmung hinsichtlich des Glaubens an die Heiligen Weihen zu behaupten. Stattdessen findet sich da,–  man hält es kaum für möglich – eine bereitwillige Zusicherung an die Methodisten, daß die Anglikaner nichts anderes glauben  als das, was die grundlegenden Dokumente der Methodisten in ihrer sorgfältig ausgearbeiteten Ablehnung des mediatorischen Priestertums aussagen.

(3) Als Dom Gregory Dix, ein entschiedener Verteidiger der Gültigkeit anglikanischer Weihen, sich in den 40er Jahren mit einer ähnlichen Herausforderung konfrontiert sah (damals ging es um die „CSI“, eine geplante Union aller protestantischen Gemeinschaften in Südindien), schrieb er: „Hinsichtlich der Frage der Weihen bedeuten diese Vorschläge nichts anderes als das offizielle anglikanische Eingeständnis, daß Papst Leo XIII. letztlich mit seiner grundsätzlichen Ablehnung in Apostolicae Curae im Recht gewesen wäre. Trotz allen Herumgeredes von „Apostolischem Dienstamt“  und einer künftigen Beschränkung des Weiheaktes auf Männer mit dem Titel „Bischof“ (tatsächlich versuchten die Porvoo-Skandinavier noch nicht einmal das) wären wir somit an eine formelle Erklärung gebunden, wonach mit „Bischöfe, Priester und Diakone“ nur das neue Amtsverständnis aus dem 16. Jahrhundert gemeint sein könnte, das sich hinter den alten Bezeichnungen verbirgt. Und ob es uns passt oder nicht: das würde Leo XIII im Widerspruch zu unserer ganzen bisherigen Geschichte voll Recht geben. Wenn diese Vorschläge also praktisch umgesetzt würden, würde die ganze von mir ausgeführte Begründung für den Glauben an die Kirche von England  zusammenbrechen.“

(4) Der andere bedeutende anglikanische Theologe, der eine überzeugende Verteidigung der anglikanischen Weihen vorgelegt hat, war Dr. Eric Mascall. Er hat geschrieben: Als das Vorwort zum anglikanischen Ordinale ausführte, sein Zweck bestehe darin, das dreiteilige Dienstamt weiterzuführen, wie es „seit apostolischen Zeiten“ bestanden hat, verwies es damit auf eine konkrete und überprüfbare Realität. … Es gab viele gute Gründe, theoretische Darlegungen zu vermeiden und statt dessen auf eine konkrete Realität zu verweisen, die es weiterführen wollte. Die grundsätzliche Antwort auf die Frage „Was bewirkt denn nun die Weihe?“ erfolgt durch den Verweis auf Priester und den Hinweis darauf, wo diese [Antwort] anzutreffen ist  und die Aufforderung, hinzugehen und sich zu überzeugen.“

Nun, die Kirche von England hat sich seit den 90er Jahren viel Mühe gegeben, auf konkrete Realitäten zu verweisen und ihre Sicht des Priestertums dadurch zu verdeutlichen, daß sie uns sagt, wo man es antrifft und uns auffordert, hinzugehen und es in Augenschein zu nehmen. Und wohin deutet ihr offizieller und synodaler Finger? Nach Dänemark, Norwegen und Schweden.

(5) Gut, Skandinavien ist weit, weit entfernt ... oder vielleicht doch nicht so weit. Aber Schottland ist unbestreitbar noch näher, und die Übereinkunft von Columba (Columba agreement) … wir alle wissen, worauf es mit Columba hinausläuft: Eine weitere dieser Vereinbarungen, die im wesentlichen besagen, daß anglikanische Priester das gleiche sind wie protestantische Amtsträger, daß eine kirchliche Körperschaft ohne bischöfliche Struktur nicht weniger „Kirche“ ist als eine Gemeinschaft, die glaubt über eine solche Struktur zu verfügen. Die Kirche von England hat das immer öfter und mit immer größerem Nachdruck und auch hinsichtlich geografisch näherliegender oder bedeutenderer Körperschaften gesagt, seit das kleine arme Bistum von Jerusalem den hl. John Henry Newman so sehr geärgert hat. Über das südindische Unternehmen in den 50ern  und das skandinavische in den 90ern. Wie oft muß denn die Kirche von england immer wieder das Gleiche sagen, bevor diejenigen unter ihren Mitgliedern, die sich als „katholisch“ bezeichnen, mitbekommen, daß sie wirklich das meint, was sie immer wieder sagt?

Porvoo und nicht die Frauenweihe markiert den Punkt, an dem ich erkannt habe, daß ich in der Kirche von England keine dauernde Heimat finden würde – danach ging es nur noch um die praktische Frage, wie man da am besten in einer gemeinschaft und nicht individuell herauskäme, und diese Frage wurde von Benedikt XVI. Auf so dankenswerte Weise gelöst.

Die Kirche von England stimmt offiziell mit dem von Papst Leo XIII festgestellten Befund überein, daß ihr Amtsverständnis sich nicht von dem aller protestantischen Körperschaften unterscheidet. Diejenigen, die an der katholischen Lehre vom Weihesakrament festhalten und dennoch in der Kirche von England verbleiben, können das nur um den Preis tun, daß sie sowohl Leo XIII als auch die Kirche von England ins Unrecht setzen und behaupten: „Ich verstehe die katholische Lehre über die Gültigkeit der Sakramente besser als Leo XIII. Und wenn auch die Kirche von England behauptet, daß ihre Dienstämter die gleichen wären wie die der Protestanten, so weiß ich es doch besser.“

Von der Logik her kann man das so machen, aber es ist doch eine sehr anstrengende „Ich gegen die ganze Welt“-Haltung. Ich weiß das, denn ich war selbst einmal dabei."

Quelle: liturgicalnotes, Fr.Hunwicke

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