Montag, 27. Dezember 2021

Heute vor 450 Jahren...

wurde Johannes Kepler geboren. Aus diesem Anlass hat Massimo Scapin einen Artikel über Leben und Werk des Astrophysikers verfaßt und bei La Nuova Bussola Quotidiana veröffentlicht. 
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"KEPLER, DER ASTRONOM DER DIE MUSIK GOTTES SUCHTE"

Am 27. Dezember vor 450 Jahren wurde Johannes Kepler geboren, der für 3 Gesetze über die heliozentrischen Bewegungen der Planeten berühmt ist. Er war Dank der Verbindung zwischen Glauben und Wissenschaft  ein Pionier der Astrophysik. Er betrachtete die Musik als Echo der Bewegung der himmlischen Sphären, geschaffen von Gott als "Höchste Geometrie und Musik".

Mit 19 Jahren schrieb er sich in die Theologische Fakultät der Universität Tübingen ein, wo er außer Theologie, Mathematik und Astronomie mit Michael Mästlin (1580-1635) studiert hat. Mit 22 Jahren lehrte Kepler Mathematik in Graz im Südosten Österreichs, aber einem Dekret gehorchend, das die Ausweisung aller Protestanten anordnete. zog er auf Einladung von Tycho Brahe (1546-1601) nach Prag. Dort half der dem dänischen Astronomen eine Planteten-Tafeln vorzubereiten, die zukünftigen "Tabulae Rudolphinae" (1627), zu Ehren Rudolfs II  (1552-1612), dem Kaiser des Heiligen Römischen Reichs und zugleich Mäzen. 

Nach dem Tod Tychos wurde Kepler kaiserlicher Mathematiker und Erbe der Frucht der planetarischen Beobachtungen die der dänische Astronom in den vergangenen 20 Jahren mit der damals erreichbaren maximaler Präzision gemacht hatte. Aus diesem Material leitete Kepler seine berühmten drei Gesetze über die heliozentrische Bewegung der Planeten ab. 

Das erste Gesetz - die Form der Umlaufbahn der Planeten ist elliptisch und die Sonne steht in einem der beiden Fokusse -ist also die Neue Astronomie, wie sein 1609 in Prag geschriebenes Hauptwerk heißt, weil der alte Glaube gewesen war, daß alle Bewegungen am Himmel kreisförmig und von gleicher Geschwindigkeit sind, was weder den Aristotelikern noch seltsamerweise Galilei gefallen sollte. Mitten im Dreißigjährigen Krieg, der große Teile Zentraleuropas zerstörte, starb Kepler, von materiellen Schwierigkeiten und familiären Unglücken geängstigt, am 15. November 1630 in Regensburg.

Gerade "ein unzerstörbares Vertrauen in die Möglichkeit in die Spur der Schöpfung eines Gottes der Geometrie und Musik einzutreten machte aus Kepler einen Pionier der Astrophysik. (A.M. Lombardi, "Kepler: eine wissenschaftliche Biographie", Kodex, Turin 2008, S.27) In seinem Buch von 1619  "Harmonices Mundi Libri V" finden wir außer dem Dritten Gesetz alle seine Theorien über die "Musik der Himmelssphären" offengelegt, komplett mit numerischen Tabellen und musikalischer Notation der Klänge jedes Planeten: Im Gefolge von Pythagoras und Platon betrachtet der Entdecker der Gesetze der Planeten die Musik als Echo der Bewegung der himmlischen Sphären, geschaffen von Gott, dem "Geometriker und höchsten Musiker".


Johannes Kepler, ist mit seinem Originalnamen auch Held (Bariton) zweier Opern: Die Harmonie der Welt, 1957 von ihrem Komponisten Paul Hindemith (1895-1963) vollendet und "Kepler" von Philip Glass (1937) einem us-amerikanischen Komponisten der minimalistischen Schule, zu einem deutschen und lateinischen Libretto der Österreicherin Martina Winkel. 

Das zweite Werk wurde am 20. September 2009 in Linz, Nord-Mittelösterreich, uraufgeführt, wo unser Astronom von 1612 bis 1626 Mathematik lehrte. "Fragmente aus Leben und Ideen des Wissenschaftlers Johannes Kepler" - lesen wir in der Präsentation der DVD - sie werden mit Abschnitten der Schöpfungsgeschichte [aus dem Buch Genesis] und Gedichten von Andreas Gryphius (1616-1664) ergänzt, die Europa während des Dreißigjährigen Krieges porträtieren". Der dem Komponisten angebotene Text ist dramaturgisch nicht großzügig: neben der Titelrolle und dem Chor, der fast immer auf der Bühne ist, gibt es drei Frauenstimmen (Sopran 1, Sopran 2 und Mezzosopran) und drei Männerstimmen (Tenor, Bariton und Bass), alle namenlos. Die Musik ist sehr rhythmisch und fesselnd mit abwechslungsreichen Melodien; die Orchestrierung ist reichhaltig: 2 Flöten, Piccolo, Oboe, Englischhorn, Klarinette, Bassklarinette, 2 Fagotte, 4 Hörner, 3 Trompeten, 3 Posaunen, Tuba, 5 Schlagzeug, Celesta, Klavier, Harfe und Streicher.

Das in einen Prolog und zwei Akte gegliederte Werk dauert etwa zwei Stunden. Es beginnt und endet mit Keplers Epitaph, der in lateinischer Sprache sagt: "Ich habe den Himmel studiert . Jetzt messe ich den Schatten der Erde.  Der Geist kam vom Himmel,  jetzt verlässt der Körper seinen Schatten. " Der Protagonist erklärt seine Absichten in lateinischer Sprache: "Ich wollte Theologe werden . Hier wird Gott in meiner Arbeit - auch in der Astronomie - gepriesen,  Gott, der durch das Buch der Natur erkannt werden will". Dann mahnt Kepler die Theologen: "Die Bibel lehrt nicht Optik / und Astronomie“. Die Solostimmen kommentieren, daß "göttlicher Rat unergründlich ist, aber nicht seine materielle Schöpfung". Der Protagonist will dann zeigen, "daß die Himmelsmaschine kein göttliches Lebewesen ist,  sondern eine Uhr, in der die Bewegungen einer einzelnen  magnetischen und körperlichen Kraft stattfinden". Die Solostimmen vermerken auf Latein, daß "Geometrie der Archetypus der Schönheit der Welt ist". Der Chor schreit gegen die Vergänglichkeit der von der Zeit verschlungenen Dinge an und zitiert den berühmten Vers aus dem Buch des Kohelet (1, 2): Vanitas! Vanitatum Vanitas! Die Solostimmen fragen sich, was passieren würde, wenn die Erde zu "Staub im Äther" würde; Kepler fragt sich, ob die Kälte "die Ursache für die Sternform des Schnees" ist. Am Ende des ersten Aktes erklären der Protagonist und die sechs Gelehrten: "Ohne eine klare Wissenschaft ist das Leben tot". 

Der zweite Akt ist dem menschlichen Aspekt des Protagonisten gewidmet. Die Astrologie, mit der er sich zur Erstellung von Horoskopen beschäftigte, dient ihm zur Berechnung des Datums seiner Empfängnis. Amüsiert porträtieren ihn die Solostimmen: "Dieser Mann  hat ganz eine Hundenatur / [...] ist gierig, aus der Ordnung". Kepler zählt seine Feinde auf und rechtfertigt ihr Handeln mit Astrologie; er verachtet sie jedoch, denn "der menschliche Wille,  princeps animæ facultas,  ist und bleibt frei!" Der Protagonist kommt zu seiner wichtigsten Entdeckung: "Die Planetenbahn  ist eine perfekte Ellipse. / Die Himmelsbewegungen  sind nichts anderes  als eine fortwährende himmlische Musik,  deren Bedeutung vom Ohr nicht wahrnehmbar ist". Bevor der Chor Keplers Epitaph wiederholt, lobt der Chor Gottes schöpferisches Wirken im Kosmos mit einem lateinischen Text, der von den Psalmen 147 und 148 inspiriert ist.

Kepler und vor ihm Tycho Brahe, Galileo, Maimonides, Albertus Magnus und nach ihm sogar Newton beweisen, daß- um es mit den Worten des deutschen Physikers, der die Quantentheorie formulierte, Max Planck (1858-1947) zu sagen,-  "Religion und Wissenschaften sich nicht nur nicht ausschließen, sondern ergänzen und einander bedingen." (Max Planck, "Knowledge of the physical world", Boringhieri, Turin 1993, S. 64-65).

Quelle: M. Scapin, LNBQ

 

  

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