Dienstag, 28. Dezember 2021

Traditionelle weihnachtliche Ohrfeigen...

Nico Spuntoni kommentiert in La Nuova Bussola Quotidiana die Weihnachtsansprache des Papstes an die Kurie.
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"DER PAPST OHRFEIGT DIE KURIE - WIE ES DIE TRADITION IST"

"Wie es schon Tradition ist, "ohrfeigt" Papst Franziskus die Kurie, beklagt die Gefahr des Klerikalismus und zeigt den Weg: Teilhabe, Kommunion und Mission. Keine Kirche, die sich in sich selbst verschließt sondern die "aus sich herausgeht". Formell abgeschlossen wurden auch einige wichtige Amtswechsel. Turkson ist nicht mehr Präfekt bei der Integralen menschlichen Entwicklung.

Am Heiligabend so unvermeidlich wie das von Italia 1 ausgestrahlte "Ein Sessel für zwei"  sind jetzt auch die "Stockhiebe" von Papst Franziskus in seiner traditionellen Rede mit den Weihnachtsgrüßen für die Kurie.

Wenn man die gestrigen Worte des Papstes zusammenfassen müßte, könnte man sagen, daß die Krankheit der Klerikalismus ist während die Medizin in der Synodalität liegt. "Die Kurie - vergessen wir das nicht- ist nicht nur ein für die Universale Kirche notwendiges logistisches und bürokratisches Instrument - hat Bergoglio gesagt- sondern die erste Körperschaft, die zum Zeugnis berufen ist, und gewinnt gerade deshalb immer mehr Autorität und Wirksamkeit, wenn sie die Herausforderungen der synodalen Bekehrung, zu der sie auch berufen ist, persönlich annimmt.
Wie geht man diesen Weg? Die drei Schlüsselwörter des Papstes sind Teilhabe, Gemeinschaft und Mission. In Bezug auf die erste bekräftigte Franziskus, daß "es wichtig wäre", wenn "jeder sich einbringt und mitverantwortlich für die Arbeit fühlte, ohne die einzige entpersonalisierende Erfahrung der Ausführung eines von jemand anderem aufgestellten Programms zu machen" und erklärte sich selbst als "beeindruckt", wenn ihm in der Kurie  "Kreativität" begegnet, weil“ sie sich vor allem dort manifestiert, wo Raum bleibt und Platz für alle ist, auch für diejenigen, die hierarchisch einen Randplatz zu besetzen scheinen“.

In der Ermahnung zur Gemeinschaft forderte der Papst seine Mitarbeiter auf, Christus wieder in den Mittelpunkt zu stellen und "nicht diese oder jene Partei, diese oder jene Meinung“. «Die Komplizenschaft – fuhr er fort – schafft Spaltungen, schafft Parteien, schafft Feinde; Zusammenarbeit erfordert die Größe der Akzeptanz von Voreingenommenheit und Offenheit für die Teamarbeit, auch mit denen, die nicht so denken wie wir". Die Mission hingegen ist die einer "Kirche, die aus sich selbst herausgeht", die uns auf diese Weise "vor uns selbst bewahrt", mit der Gefahr, zu einer "die von oben herabschaut und aus der Ferne die Prophezeiungen der Brüder zurückweist,  diejenigen disqualifiziert, die Fragen stellen, ständig die Fehler anderer sichtbar macht und vom Schein besessen sind."


In seiner Grußrede bekräftigte Bergoglio seine Auffassung von "Wurzeln" und "Tradition": also nicht Kult der Vergangenheit, sondern eine "innere Geste, durch die wir immer wieder ins Herz zurückbringen, was uns vorausgegangen ist, was durch unsere Geschichte hindurch gegangen ist". "was uns hierher geführt hat ". Angesichts einer Kurie, die nach mehr als acht Jahren Pontifikat fast vollständig nach seinem Bild und Ebenbild gestaltet ist, ist der Papst dazu zurückgekehrt, vor den Versuchungen zu warnen, die er in dieser besonderen Umgebung sucht: Stolz, geistliche Weltlichkeit, Klerikalismus, mangelnde Transparenz, Bevorzugung, Besessenheit mit Aussehen und Geschwätz.

Ebenfalls gestern wurde dann ein Wechsel an der Spitze eines zentralen Dikasteriums im Pontifikat von Bergoglia offiziell: Peter Turkson ist nicht mehr Präfekt im Dienste der ganzheitlichen menschlichen Entwicklung. Den Gerüchten in der vergangenen Woche zufolge schien ein Tweet des ghanaischen Kardinals (in dem er behauptete, sein Mandat wegen des "physiologischen“ Ablaufs von fünf Jahren als Dikasteriumsleiter niedergelegt zu haben) das Spiel wieder eröffnet zu haben. Dann gab es die Audienz in Santa Marta am Montag, den 20. Dezember (neun Tage nach der vorherigen) und Turksons Aussagen während einer Präsentation, in der er wiederholte, daß seine Zukunft in den Händen des Heiligen Vaters liege. Gestern jedoch das offizielle Statement: Er wird vorübergehend durch den Jesuiten-Kardinal Michael Czerny ersetzt, der als Sekretär ad interim durch Schwester Alessandra Smerilli vertreten wird.

Im Tweet und in den Statements bei der Präsentation der 55. Botschaft zum Tag des Friedens hatte Turkson andeuten wollen, daß sein Rücktritt nach fünf Jahren zum kurialen Alltag gehört. Doch was gestern offiziell gemacht wurde, ist nicht nur die Ablösung eines Präfekten, denn auch die Vorgesetzten des Dikasteriums, die ihn bisher unterstützt hatten, packen ihre Koffer. Eine Hypothese lautet, daß die bisherige Arbeit eines Gremiums, das aus dem Zusammenschluss von vier Päpstlichen Räten hervorgegangen ist und in Angelegenheiten, die Franziskus besonders am Herzen liegen, kompetent ist, enttäuschend war. Oder der Grund ist ein anderer. Jedenfalls machte der ghanaische Kardinal mit seinen öffentlichen Worten, nachdem Gerüchte über seine Absetzung die Runde gemacht hatten, klar, daß die Entscheidung über seine Zukunft einzig und allein beim Papst liege, nicht bei ihm."

Quelle: N. Spuntoni, LNBQ 

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