Für alle, die das Original oder Berichte deutscher Kirchenmedien über das Mosebach-Interview nicht lesen konnten, hier die Rückübersetzung aus dem Englischen, wie es Rorate Caeli heute veröffentlicht hat. Hier geht´s zum Original: klicken
"WAS WENN ROM NICHT LÄNGER RÖMISCH SEIN WILL?": INTERVIEW MIT MARTIN MOSEBACH"
Das folgende Interview ist am 26. Dezember 2021 in der deutschen Zeitung "Welt am Sonntag" erschienen. Es ist für Rorate Caeli übersetzt worden.
Seit Papst Franziskus im Juli ein Dekret erlassen hat, das die Feier der Alten Lateinischen Messe zurückstuft, ist auf der internationalen Bühne der Katholischen Traditionalisten (oder Tradis) die Hölle losgebrochen. Der Schriftsteller Martin Mosebach ist eine Ikone der Bewegung - nicht zuletzt wegen seines traditionellen Pamphlets "Häresie der Formlosigkeit" (2002) . Er hat uns in seiner weniger als 10-Gehminuten von der Alten Oper gelegenen Frankfurter Wohnung zu einem Gespräch empfangen.
Wann waren Sie zuletzt in der Messe?
MARTIN MOSEBACH. Letzten Sonntag, am dritten Adventssonntag. Hier in Frankfurt gibt es die Deutschordenskirche, in der regelmäßig die sog. Tridentinische-oder besser-Gregorianische Messe gemäß der präkonziliären Liturgiebücher zelebriert wird. An Sonntagen, Festtagen und auch an manchen Wochentagen."
Papst Franziskus hat ein Dekret erlassen, ein motu proprio, das es schwerer macht, die Alte Messe zu zelebrieren, d.h. die Messe in Latein und mit einem Priester der dem Altar zugewandt ist. Was ändert das für Sie persönlich?
"Es gibt jetzt keine sichere rechtliche Grundlage für die Art, wie wir die Liturgie in der Gemeinde feiern. Ob sie stattfinden kann oder nicht wird in Zukunft der Diskretion des Ortsbischofs überlassen sein. Es ist nicht länger das Recht des Gläubigen, um sie zu bitten, wenn nötig mit der Hilfe Roms. Es wird gan geleugnet, daß die alten liturgischen Bücher immer noch Kirchenbücher sind. Die Alte Messe hat keinen definierbaren Status mehr."
Was war Ihre erste Reaktion darauf?
"Es war ein großer Schock. Ich habe gedacht, daß ein solcher Schritt angesichts der Persönlichkeit des regierenden Papstes und der Agenda der Leute um ihn herum möglich war. Aber ich hatte angenommen, daß sie -im Geist kurialer Höflichkeit- bis nach dem Tod Benedikts XVI damit warten würden. Hier kam offensichtlich ein Element der persönlichen Rache ins Spiel."
Rache wofür?
"Franziskus hat Benedikt nicht verziehen, zu Beginn von 2020 mit seinem Buch über das Priestertum das Ergebnis der Amazonas-Synode beeinflußt und die erwünschte Abschaffung des Zölibats verdorben zu haben. Das hat Franziskus sehr ärgerlich gemacht. Jetzt hat er zurückgeschlagen, indem er gegen die Alte Messe vorgeht, das heißt, der Liturgie, die eine Herzensangelegenheit von Benedikt ist und die er ausdrücklich rehabilitiert hat."
Was ist so wichtig daran?
"Es geht nicht nur um die Messe, sondern auch um die Sakramente: die Taufe, Ehe, Beichte, Firmung und Weihe. Die sind in den heute gültigen modernen Fassungen einfach nur ernsthaft deifizitär. Nehmen Sie die Taufe: da wird der Getaufte am Anfang gefragt: "Was wünscht Du von der Kirche?" Die alte Antwort war: "den Glauben". Heute ist es :"die Taufe". Ein riesiger Unterschied! Als ich Benedikt XVI danach fragte, hat er sehr bedauert, das während seines Pontifikates nicht geändert zu haben."
Konservative Katholiken sprechen gern von Gehorsam. Jetzt, wo der Papst die Alte Messe zurückstuft, proben sie den Aufstand. Franziskus hat entschieden; warum das nicht einfach akzeptieren?
"Das Bild des Papsttums, das nach dem I. Vaticanischen Konzil entstand, das den Papst einen Autokraten in allen spirituellen und rechtlichen Belangen der Kirche werden sah, entspricht nicht der Tradition der Kirche. Das Papstamt ist keine absolute Monarchie: gerade in seinem Unfehlbarkeitsanspruch ist es strikt an die Tradition gebunden, an das, was die Kirche immer gelehrt und getan hat. Der Papst hat keine Herrschaft darüber; seine Autorität besteht hauptsächlich in der Tatsache, daß er sich dem beugt. Wenn Papst Franziskus an der Tradition manipuliert, kann er die Gläubigen nicht länger verpflichten, zu gehorchen. Außerdem greift er die Grundlagen an, auf denen das Papsttum steht."
Der Tridentinische Ritus ist nicht vom Himmel gefallen, sondern historisch gewachsen. Mit seinem Pomp paßt er nicht gut zum Kind in der Krippe, das wir Weihnachten feiern. Warum sollte der Papst das nicht ändern können?
"Die Traditionen der Kirche haben sich über die Zeit entfaltet. Aber das ist genau der Standart: eine Tradition kann sich entfalten, soll aber nicht gebrochen werden. Die Katholische Feier der Messe ist folgerichtig vom den frühestem Anfängen des Christentums herzuleiten. Der Herr hat während seines Lebens den Tempel besucht und dort den Tempel-Ritus zelebriert. Die Katholische Messe ist mit diesem Ritus verbunden- und das in erstaunlichem Maß. Dennoch sind diese Bezüge in der modernen Lturgie kaum zu erkennen. Man kann nur von einem Versuch sprechen, die jüdischen Elemente durch die Eliminierung der Alten Messe aus der Katholischen Messe zu entfernen."
Der Papst warnt davor, daß die Tradiionalisten zu Sektierertum neigen und die Gemeinden spalten wollen. Warum tun Sie das?
"Nichts davon ist wahr. Die Traditionalisten sind eine sehr kleine Gruppe und ich kenne keinen einzigen Fall, in dem sie in irgendeiner Weise spalterisch waren. Das Einzige, um das sie sich sorgen, ist die Messe gemäß den 1500 Jahre alten Büchern der Kirche zu feiern. Ja, es ist wahr: im langen Kampf gegen totales Unverständnis kann es bei dem einen oder anderen zu einer Neigung gekommen sein, die in einzlenen Fällen etwas streitsüchtig war. Ich will mich da nicht ausschließen. Aber in dem Moment, als die Liturgie garantiert und nicht länger behindert wurde, hörten alle Konflikte sofort auf."
Die überwältigende Mehrheit der Gläubigen weltweit. mehr als 95%, feiern den Gottesdienst in der Form, die aus der liturgischen Form von 1969 resultiert. Ist dieser Gottesdienst Ihrer Meinung nach legitimiert?
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