In seiner heutigen Kolumne in Monday in the Vatican kommentiert A. Gagliarducci den derzeitigen Stand der Dinge bei den Reformen im Malteser Orden und die Gefahren, die sich aus dem Verfassungsentwurf der Arbeitsgruppe des päpstlichen Delegaten sowohl für den Orden als auch für den Hl. Stuhl ergeben.
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"PAPST FRANZISKUS UND DIE FRAGE DES MALTESER ORDENS"
Was in diesen Tagen rund um den Malteser Orden passiert, ist weder nur ein Machtkampf noch betrifft es nur die Frage der gefährdeten Souveränität des Malteser Ordens. Die Situation sagt auch eine Menge darüber aus, wie Papst Franziskus seine Macht wahrnimmt, wie er den Hl. Stuhl sieht und seine Fähigkeit zwischen den Sphären zu vermitteln oder auch nicht,um eine Reform dieser Art durchzuführen.
Um die Frage zu verstehen, muß man in der Zeit einen Schritt zurückgehen , Die Krise der Malteser Ordens begann 2016 als Großmeister Fra´ Matthew Festing Großkanzler Albrecht Boeselager aufforderte zurückzutreten und als der sich weigerte, das als Gehorsamsakt zu tun. Grund für diese Forderung war ein Skandal wegen der Verteilung von Kondomen durch einige ...des Ordens in Myamar- eine Frage, die u.a. zur Zeit seines Rauswurfs erledigt. Einige Ritter, die die Entscheidung als Bruch der Konstitution betrachteten, appellierten an den Papst, Der Papst seinerseits ernannte eine Untersuchungskommission. Die schlug dem Papst u.a. vor, Fra´ Festing aufzuforden, zurückzutreten, weil er als Großmeister die Verfassung verletzt habe. Der Papst forderte ihn also auf, das zu tun. Fra´ Festing gehorchte. Alle seine kürzlich getroffenen Entscheidungen, einschließlich der Ernennung einen Großkanzlers ad interim wurden widerrufen.
Für den Malteser Orden begann eine neue Ära. Ein päpstlicher Delegat (der damalige Erzbischof Angelo Becciu) sollte dem Weg der vom Papst geforderten Ordens- Reformen weiter gehen. Aber statt dessen ernannte der Orden einen Stellvertreter des Großmeisters, Fra´ Giacomo Dalla Torre, der später zum Großmeister ernannt wurde und begann, die Verfassungs-Charta zu reformieren.
Es gab diverse Themen, mit denen man sich beschäftigen mußte. Zuallererst mit der Bedingung der Zugehörigkeit zum Hochadel, um Großmeister werden zu können, die in Zeiten des Generationswechsels sehr schwer zu erfüllen ist. Dann mit der Verteilung der Regierungsämter und der Rolle der Assoziationen.
So begann ein langer Reformprozess, mit Konsultationen der Ritter. 2020 änderten sich die Dinge. Großmeister Dalla Torre stirbt und nach einer kurzen Zwischenzeit wird Fra´ Marco Luzzago zum Leutnant des Großmeisters ernannt. Kurz bevor Fra´ Luzzagos Amtszeit endet (der Leutnant dient während eines Jahrea) nimmt Papst Franziskus die Dinge in die eigenen Hände. Er gibt dem päpstlichen Delegaten, inzwischen Kardinal Silvano Maria Tomasi, volle Befugnis, die Konstitution zu reformieren. er bestätigt Fra´ Marco Luzzago als Leutnant des Großmeisters, eine Entscheidung, die von einer Vollversammlung hätte getroffen werden müssen, die ihn hätte wählen sollen. Und er übernimmt die Zügel der Reform.
Tomasi entwickelt mit einer Arbeitsgruppe eine konstitutionelle Reform. Der erste Entwurf der Reform sieht vor, den Malteser Orden als ein "Subjekt des Hl. Stuhls" zu betrachten. Das, sagen die Ritter, gefährdet die Souveränität des Malteser Ordens, der so zu einer religiösen Vereinigung unter dem Hl. Stuhl reduziert werden würde.
Das Thema der Souveränität wird im letzten Teil der Neujahrsansprache des Leutnants an das diplomatische Corps angesprochen und führt zu einer hitzigen Debatte.
Kardinal Tomasi hat eine kleine Arbeitsgruppe, die an dem Entwurf arbeitet und jene, die sehen können, daß er die Gefahren unterstreicht. Zuerst läßt Boeselager wissen, daß er nicht an den Treffen der erweiterten Gruppe teilnehmen wird und betont, was er an diesem Entwurf mit Kritik betrachtet und ebenso seine Schwierigkeiten, die Situation unter äußerem Druck zu handhaben- er wird jedoch als Schuldiger an der Krise angesehen- und für seine Regierungsbemühungen. aber Kardinal Tomasi lehnt die vom Großmeister vorgeschlagene Ersetzung Boeselagers ab und fordert alle auf, zurückzutreten und fährt mit den Dialogen zur Reform fort.
Das ist in einer Nußschale mehr oder weniger das, was bisher passierte. Aber was sind die Themen dieser Geschichte?
Zuerst das der Souveränität des Malteser Ordens. Die Basis der Souveränität findet sich in der Bulle von Pasquale II von 1313, die aus dem Hospitalordern einen Orden monastischer Laien machte und den Rittern völlige Unabhängigkeit gab. Für eine Weile verwalteten sie auch Ländereien (Rhodos und Malta) aber die Tatsache bleibt, daß ihre Souveränität vom Hl. Stuhl gewährt wurde. Als monastischer Orden unterstehen sie dem Papst. Als einzigartige Institution jedoch haben sie einen Patron und keinen Päpstlichen Botschafter, obwohl sie eine Botschaft beim Hl. Stuhl haben.
Deshalb ist das Thema der Souveränität so eng an den religiösen Charakter des Ordens gebunden und die Unterordnung übergibt den sakralen Charakter dem Hl. Stuhl. Der Papst begründet damit seine Intervention, die Gehorsamsforderung gegenüber Fra´ Festing bei seinem Amtsverzicht und jetzt die Einsetzung eines Delegaten, der die Reformen ausführen soll.
Der Malteser Orden jedoch behauptet, ein Staat ohne Territorium zu sein, mit einer Regierung, die der Papst nicht angreifen kann. Die Angst davor, als Subjekt des Hl. Stuhls zu erscheinen, besteht genau darin, den Status eines Staates zu verlieren und deshalb das Recht auf eine aktive und passive Rechtsgebung zu verlieren. Und die ist, was die Mitglieder des Ordens verteidigen.
Kardinal Tomasi sagte, es habe Änderungen in der Charta gegeben, daß die Passage, in der der Malteser Orden als Subjekt des Hl. Stuhle beschrieben wird, entfernt wurde und Boeselager schrieb in einem Rundbrief, daß er sich jetzt optimistischer fühle, nachdem die Positionen geklärt wurden. Der Weg nach vorn ist jedoch noch lang und der Reformprozess wird keine leichte Aufgabe sein, wo schon einige das Gerücht eines Risikos eines Schismas der Vereinigungen vom Orden verbreiten.
Vielleicht wäre es angemessen, durch Meditation eine Formel zu finden, einen Weg, bei dem die Natur des Malteser Ordens erklärt wird während das spezielle Bande mit dem Papst beibehalten und der Charakter bewahrt wird, der dem Malteser Orden erlaubt, diplomatische Beziehungen zu haben, die für seine humanitären Aktivitäten entscheidend sind. #
Aber- und das ist der Punkt- der Papst will keine Meditation. Er interpretiert den Maltese Orden so wie er den Hl. Stuhl interpretiert, das heißt- primär als pastorale Aktivität. Die Päpstliche Diplomatie selbst ist während der Jahre von Papst Franziskus als nach der Pastoral zweitrangig betrachtet worden. In Dossiers wie denen zu China, Rußland und dem Süd-Sudan hat der Papst normalerweise die Frage der pastoralen Präsenz ( und somit seine) in den Vordergrund gestellt, vor diplomatische Überlegungen, die größere Vorsicht forderten.
In der Praxis besteht für Papst Franziskus der Hl. Stuhl , um humanitäre Arbeit zu leisten und so auch der Malteser Orden. Indem er den Malteser Orden als NGO behandelt, entsteht die Gefahr, daß auch der Hl. Stuhl als NGO behandelt wird, Das ist ein Thema, das in diesem historischen Moment nicht unterschätzt werden sollte. Es gibt einen Prozess im Vatican, der beleuchtet hat, wie der Papst in seinem Verlauf alle Möglichkeiten der absoluten Monarchie nutzt und die Regeln ändert, indem er die Belange des Vaticans deutlich über die des Hl. Stuhls stellt. Und der Druck, den Hl. Stuhl nicht als Staat sondern eine Organisation zu betrachten, steigt in den Fällen des sexuellen Mißbrauchs, um ihn dafür verantwortlich zu machen, nicht für die angemessene Überwachung zu sorgen. Der Papst würde am Ende wie der Leitende Angestellte eines Unternehmens behandelt, der dabei versagte, eine Angestellten zu überwachen. Wollen wir, daß die Förderung der pastoralen Aktivität so endet?
Deshalb ist die Frage des Malteser Ordens ein Spiegelbild vieler anderer Themen, die direkt den Hl. Stuhl betreffen. Die Souveränität die noch nie so bedroht und in Frage gestellt wurde, nicht einmal während der eklatanten Kampagnen gegen den Hl. Stuhl. Die Diplomatie, die nie so hinter die Patroal gezwungen wurde, durch die er immer gehandelt hat- die Diplomatie diente immer dazu, die Missionare zu schützen, für das vorrangige Recht der Religionsfreiheit zu wirken. Das von einem Papst, der nicht fürchtet wie ein Paps-König zu agieren und sogar den Eindruck erweckt, Staaten zu unterwerfen, ohne ein Gleichgewicht anzustreben d.h. daß die Vaticanisierung des Hl. Stuhls durch die Intervention des Papstes bei einem Prozess im Vatican weitergeht. Das ist das Prinzip der "guten Gewalt" die Papst Franziskus bereist definiert hat, als er sich mit der Vollversammlung des Kommunikations-Dicasteriums traf.
Schließlich hat der Papst ein Vorurteil gegen alle ritterlichen und adeligen Vereinigungen, die er immer ein wenig als Relikte der Vergangenheit und Orte großer Privilegien betrachtet. Mit dem Malteser Orden hatte der Papst vorherige Erfahrungen in Argentinien.
Das ist ein Vorurteil, das nicht hilft und das diese Situation angesichts vieler - taktischer, prozeduraler und juristischer Fehler, die die Ritter über die Jahre selber gemacht haben- noch verschärft hat. Warum mußte Boeselager wieder Großkanzler werden, anstatt zurückzutreten, nachdem der Papst die von Fra´ Festing getroffenen Entscheidungen widerrufen hatte? Und warum hat er, nach seiner Ankündigung, nicht am Treffen der Arbeitsgruppe teilzunehmen, nicht gegen Tomasis Entscheidung bzgl. der Arbeitsgruppe protestiert und stattdessen teilgenommen und dadurch die Entscheidung akzeptiert?
Diese Fragen bleiben offen, genau so wie die Diskussion über die Zukunft des Ordens offen bleibt, die sich als eine Diskussion über die Zukunft des Hl. Stuhls herausstellen kann. Bis jetzt hat der Hl. Stuhl den Orden als eine "besondere Kategorie" anerkannt und auch die doppelte Akkreditierung von Botschaftern beim Hl. Stuhl und dem Malteser Orden akzeptiert, auch wenn sie in Rom residieren (der Hl. Stuhl akzeptiert von Italien keine duale Akkreditierung). Und dieser besondere Status wird in der jüngsten Verfassungs-Charta anerkannt, die noch in Kraft ist und feststellt, daß "der Orden Subjekt des Internationalen Rechts ist und souveräne Funktionen ausübt" und daß "legislative, exekutive und juristische Funktionen den kompetenten maltekischen Organen vorbehalten sind. gemäß der Anordnungen der Verfassungs-Charta und des Kodex."
Die Charta definierte auch die einzigartigen Beziehungen zum Hl. Stuhl. Die Charta betont, daß der Orden "eine vom Hl. Stuhl anerkannte Rechtsperson ist" und daß die Ordensleute des Ordens nur ihren Ordensoberen unterstehen.
Jetzt hat der religiöse Aspekt die Oberhand gewonnen. Wenn die neue Charta betont, daß der Orden selbst "Subjekt des Hl. Stuhls" ist, würde das einen Bruch mit den vorherigen Verfassungen schaffen. Das ist vielleicht der Grund für die Änderung. Wenn der Hl. Stuhl jedoch anfängt (oder versucht) andere Institutionen wie NGOs zu behandeln, ist es wahrscheinlich, daß er auf die selbe Weise behandelt wird. "
Quelle: A. Gagliaerducci, Monday in the Vatican
Now, the religious aspect takes over. If the new Charter emphasized that the Order itself is “subject to the Holy See,” it would create a sort of break with its previous constitutional charters. This is perhaps the reason for the change. However, if the Holy See begins (or attempts) to treat other institutions like NGOs, it is likely that it will be treated in the same way.
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